Magisterarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Musikwissenschaft, Note: sehr gut, Humboldt-Universität zu Berlin (Musikwissenschaftliches Seminar am Kultur- und Kunstwissenschaftlichen Institut), 130 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der ungewöhnliche Titel dieser Magisterarbeit beinhaltet alle fünf grundlegenden Sinne menschlicher Wahrnehmung, wenn man bereit ist, das Schmecken dem Riechen zu subsumieren. Will der geneigte Leser das Gustatorische als eigenständigen Sinn betrachtet wissen, dann sei darauf verwiesen, daß nach dem zweiten Bild des zweiten Aktes der Oper La Traviata von Giuseppe Verdi, also genau in dem Moment als die Existenz von Alfredos Eklat auf dem Fest von Flora eingefroren wird, ein Gang an das Büffet zu Stärkung und zu Genuß anempfohlen wird. Allerdings reichen cirka 20 Minuten Pause selten um das erhoffte Glas Champagner zu ergattern, zumal wenn man nur die billigen Karten des vierten Rangs sein eigen nennen kann. Dafür kann die Hoffnung auf ein distinguiertes Abendessen nach der Vorstellung, also nach der Rückkehr der Personen und der Handlung in das Kontinuum der Geschichtlichkeit, oder einfacher: nachdem der rote Vorhang, natürlich nach Stürmen des Applauses, gefallen ist, aufkeimen. Nicht selten kommt es dann vor, daß nach kulturellem Genuß, oder Konsum - je nachdem - der Streß des Arbeitstages dem Gefühl der Erholung Platz machen muß. Dann noch ein gutes Gespräch über die stimmlichen Qualitäten der Violetta und des Alfredos, natürlich auch über die Inszenierung, das Bühnenbild, die Beleuchtung und man ist sich einig: ein Opernbesuch kann viel mehr Kunstgenuß bieten als der perfekte Pavarotti aus der Retorte. Gerade die kleinen Unsauberkeiten in der Höhe sind ja geradezu die Expertise für das Erleben des Originals. Hat man leider keine Begleitung für den Opernbesuch und das nachfolgende Abendessen, schließlich gelangen Opern nicht morgens um Viertel Zehn zur Aufführung, gefunden, dann schreibt man seine Erlebnisse in einem Brief nieder oder flüchtet sich nach Hause vor den heimischen Fernseher. Dann bleibt aber wenigstens die Erinnerung an eine Opernaufführung und die Erinnerung an die Atmosphäre, die in der Garderobe herrschte, als alle Operngäste, meist zu zweit, sich eilig auf den Weg machten. Vielleicht war es die Atmosphäre der Einsamkeit, schließlich hüllten sich die meisten Paare in ihr feinstes Tuch. Oder aber es war eine Atmosphäre der Erhabenheit - der Stuck an den Wänden wurde so feinsinnig ausgeleuchtet und man atmete ja pure Geschichte: denn die Skulpturen an der Wand sind aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert.
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