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E-Book

Was dem Leben dient

Texte zum Anhalten und Ausrichten auf Gott

AutorHanspeter Wolfsberger
VerlagSCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783417229141
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Dieses Buch will Menschen auf ihrem Weg ein freundlicher Begleiter sein. Eine Art Vademecum, ein Geh-mit-mir-Buch. Zwölf ausgewählte Bibeltexte blättern etwas auf von Gottes Wesen, von seiner Art der Menschenzugewandheit und dem, was aus seiner Sicht dem Leben dient: Warten, Vertrauen, Wagnisse eingehen ... Dem Bibeltext für die Woche folgen sieben kurze Einheiten für jeden Tag, die helfen sollen, biblische Fingerzeige zu verkosten und sich Gott selbst hinzuhalten. Texte für Menschen, die 'des Weges sind' und das Leben neu und anders erfahren möchten ...

Hanspeter Wolfsberger (*1948) ist evangelischer Theologe und war von 1992 bis 2003 Direktor der Liebenzeller Mission. Er ist Leiter des »Hauses der Besinnung« in Betberg (Markgräflerland). Mit seiner Frau hat er neun Kinder und sechzehn Enkel.

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Leseprobe

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Woche 2: GESUCHT UND GEFUNDEN WERDEN

Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth. Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen. Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken. Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

Lukas 5,1-11 (LUT)

HINFÜHRUNG UND EMPFEHLUNG


Dass sich ein Mensch verstehen kann als jemand, der von Gott gesucht und gefunden wird, ist etwas ganz Kostbares. Wird ihm diese Sicht zuteil, kann er bestehen, kann er stehen im Leben.

Wir lesen die Geschichte aus Lukas 5 an jedem Tag dieser Woche – also mindestens ein Mal täglich. Wer den stärkeren Weg des innerlichen Aufnehmens mag, der schreibe die Geschichte ab. Von Hand. In Schönschrift.

Oder – warum nicht? – ich kann jemanden bitten: »Lies mir diese Geschichte vor. Langsam. Damit ich die Bilder vor meinem inneren Auge sehen kann.« Ich kann mir auch beim Zuhören – oder Lesen – vorstellen, dass Jesus selbst – mir – diese Geschichte erzählt. Das erhöht meine Aufmerksamkeit.

Und ich versuche, beim Zuhören einen Platz in der Geschichte einzunehmen – in einem der anderen Boote zum Beispiel. Was dann beim inneren Miterleben in mir aufsteigt, das sage ich ihm, dem Gott meines Lebens. Ich erzähle mich ihm. Ich bete ein »Erzählgebet«.

Eine Geschichte wie diese nachdenkend und mitempfindend zu lesen, ist gut. Sie jeden Tag mehr zu einem Gebet zu machen, ist mehr als gut.

SONNTAG


… als sich die Menge zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes …

Lukas 5,1 (LUT)

Was war nur in die Menge gefahren? Dass sie aus dem Mund dieses Wanderpredigers Gottes Reden sucht? Wie kommt man auf so etwas?

Der deutsche Schriftsteller Rudolf Alexander Schröder (1878–1962) hatte alle Brücken zum Christentum abgebrochen. Bis auf: »Die Berichte der vier Evangelien von der Auferstehung Jesu Christi. Las ich sie, so wurde mir still ums Herz, und mitten in meiner Weltverlorenheit und Weltseligkeit musste ich mir sagen, dass es mir völlig unmöglich sei … diesen Erzählungen keinen Glauben zu schenken. Wahr dünkten mich diese Geschichten, wahr, freilich, in einem Sinn, der weniger den Verstand als das Herz traf … Wenn euch – und wem geschehe das nicht immer wieder? – angesichts des Rätsels ›Welt‹, angesichts des Kampfs aller Widersprüche gegen alle der Mut verlassen will, so … lasst eure ›kritische Vernunft‹ für eine Weile auf die Seite treten und gebt eurem Herzen den Raum, den es haben muss … Und dann versenkt euch in die vier Osterberichte und … das Zeugnis des 1. Korintherbriefs … und dann haltet still und lasset euch anhauchen mit dem Hauch seines Mundes und empfangt von ihm das Geschenk des Geistes und Trösters.«8

------------- EINLADUNG -------------


Ich nehme mir eine Zeit der Stille. Ich stelle mich in die Menge, die Jesus zuhört. Wo stehe ich? Er sagt etwas. Was? Worte von Gott eröffnen etwas, machen etwas lebendig. Was ist es, was er anrührt?

Ich bete und wiederhole heute den alten Satz der christlichen Kirche: »Herr Jesus Christus, sprich nur ein Wort, dann wird meine Seele gesund.«

MONTAG


Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren.

Lukas 5,2-3 (LUT)

Kurz vor Kriegsende 1944. Die letzten Männer im Volk mussten Kriegsdienst machen. Schützengräben ausheben. So auch ein Bauer nahe Hannover. Frau und Kinder sowie ein polnischer Kriegsgefangener versorgten den Hof. Eines Nachts, als der Bauer nach Hause kam, fehlten die Schafe. Der polnische Helfer sagte verlegen, er habe sie droben auf der Hochfläche gelassen, eingezäunt. Der Bauer: »Es hat heute geregnet. Da sammelt sich auf der Hochfläche Wasser. Wenn die Lämmer im Wasser stehen, gehen sie ein.« Ausgestattet mit Decken, Tüchern und Laternen stieg die ganze Familie die Anhöhe hinauf. Und tatsächlich: Die jungen Schafe standen schon bis zum Bauch im Wasser. Was dann kam, erlebte einer der Söhne so: »Wir holten jedes Schaf einzeln aus dem Gatter. Wir rieben es mit Tüchern trocken und setzten es auf trockenes Land. Und genau das wurde mir später zum Bild: So macht es Gott mit Menschen. Er weiß um ihre Lage. Er sucht sie auf. Er holt sie heraus, an jedem einzelnen persönlich, liebend und von Herzen interessiert. Diesem Antrieb seines Herzens verdanken wir alles.«

------------- EINLADUNG -------------


Ich stelle mich diesem suchenden Herzen … Ich sage ihm Worte meiner eigenen Suche, meiner Sehnsucht … Ich sage ihm meine Wege und Holzwege … Und ich lasse mich vergewissern: Er hört mir zu und versteht mich besser als ich mich selbst. Und ich höre zurück.

DIENSTAG


Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren.

Lukas 5,3 (LUT)

Das ist die Situation: anstrengende Nachtschicht. Nichts dabei rausgekommen. Das Leben kann zäh sein. Aber man muss ja weitermachen. Auch wenn man nichts ändern kann.

Manchmal fühlt sich auch das Christsein so an: Ich kenne alles, ich habe alles schon mal gehört. Ja, wenn Jesus bei mir einstiege, wenn er mich heute fragen würde: »Darf ich?«

Andererseits: War das nachvollziehbar, was Jesus von Simon wollte? War das nicht zu viel verlangt? Eine Zumutung? Die Geschichten sagen: Was er von Menschen erbittet, ist nicht wirklich unmöglich – aber es kann sein, es fühlt sich so an.9

------------- EINLADUNG -------------


Ich gönne mir ein paar Minuten der Stille. Ich stelle mir vor, Jesus würde mich um etwas bitten. Was könnte es sein? Was ahne ich? Was will ich ihm antworten?

Ich kann beten: »Herr Jesus, ich will versuchen, wie Petrus zu sein. Ich überschaue nicht alles, ich weiß nicht alles, ich kann dir auch nichts versprechen. Aber ich sage dir heute: Komm! Steig bei mir ein. Sei mir willkommen! Was immer daraus wird. Amen.«

MITTWOCH


Und als Jesus aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.

Lukas 5,4-5 (LUT)

Simon muss heute seine Arbeit mehrfach unterbrechen. Er muss das Netz zur Seite legen, muss ein Stück vom Ufer wegfahren, dann muss er still sitzen und zuhören … Irgendwann ist Jesus fertig mit seiner Rede. Und nun?

Man kann sich vorstellen: Danach bedankt er sich bei Simon, gibt ihm ein Trinkgeld und verabschiedet sich. Wenn die Geschichte so geendet hätte, was hätte Simon später seinen Enkeln erzählt?

Die Geschichte ging aber so weiter wie oben abgedruckt. Mit einer ziemlichen Zumutung. Mit einer Attacke auf die Berufserfahrung aller Fischer am See. »Die halten mich für verrückt, wenn die mich beobachten«, muss Simon Petrus annehmen. Das Netz auswerfen zur falschen Zeit! Am falschen Ort!

Nur die Praxis zeigt, was wir bei den Worten des Jesus wirklich denken. Glaube ist nicht nur das, was wir sagen, sondern das, was wir wagen.

------------- EINLADUNG -------------


Ich erzähle Jesus, was diese Geschichte in mir auslöst. Auch meine Einwände, mein Zögern, meine Hemmungen. Und sage ihm: »Herr Jesus, gib mir die Einfachheit eines Glaubens, der dich beim Wort nimmt. Damit ich sagen kann, wann immer es darauf ankommt: ›Auf dein Wort hin, Herr, will ich …‹«

UND SOBALD SIE AM UFER
ANGELEGT HATTEN,
LIESSEN SIE ALLES ZURÜCK
UND FOLGTEN JESUS NACH.

LUKAS 5,11

DONNERSTAG


Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken.

Lukas 5,6-7 (LUT)

Ich lese diese Geschichte mit der Absicht, sie gewissermaßen mitzuerleben und sie von innen her zu verstehen. Luther empfahl in seinen Wittenberger...

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