1 Essen am Familientisch
Gerade erst haben Eltern und Kind den Übergang zu fester Kost gemeistert, heißt es ab dem ersten Geburtstag schon wieder Abschied nehmen von Brei und Babykost!
Auf der einen Seite wird es für Familien jetzt entspannter, denn das Pürieren und Extrakochen haben nun ein Ende. Aber trotzdem sind viele Eltern erst einmal noch unsicher, ob ihre Kleinen jetzt wirklich alles mitessen dürfen, denn manches ist eben doch noch nicht ganz unbedenklich: Welche Menge Salz schadet kleinen Kindern nicht und ab wann vertragen sie schärfere Gewürze? Wie lange brauchen Kinder noch Rapsöl und für wen ist es besonders wichtig? Außerdem ab dem Kleinkindalter ein Thema: Welche Tischregeln sind sinnvoll für entspannte gemeinsame Mahlzeiten?
Dürfen Kleinkinder wirklich schon alles essen? Auch wenn es immer wieder heißt, ab dem ersten Geburtstag können Kinder genauso wie ihre Eltern essen, gibt es Lebensmittel, die man besser vom kindlichen Speiseplan streicht. Rohes und nicht komplett durchgegartes Fleisch sollten Kinder unter fünf Jahren nicht bekommen. Es kann krank machende Keime enthalten, die bei kleinen Kindern schwerste Infektionen auslösen können. Das Gleiche gilt für rohe und nicht durchgegarte Eier (z.B. in Saucen, Aufläufen und Nachspeisen), Rohmilch, Käse aus Rohmilch und rohen Fisch (z.B. Sushi), wozu auch Räucherfisch zählt, Rohschinken und rohe Wurstsorten wie Teewurst.
Chili, Ingwer, Curry – wie viel Schärfe vertragen Kleinkinder? Kleinkinder haben noch einen sehr ausgeprägten Geschmackssinn und nehmen Gewürze deshalb intensiver wahr. Ab dem ersten Geburtstag kann man sich aber beim Kochen für die Familie Schritt für Schritt an Gewürztes herantasten: Curry- und Paprikapulver sind mild und schmecken vielen Kindern gut. Selbst schärfere Curry- oder Paprikamischungen sind hierzulande noch recht sanft im Geschmack, sodass Kinder kleine (!) Mengen problemlos vertragen. Bei Chili und Pfeffer erst einmal sparsam sein und die Erwachsenenportion lieber am Tisch nachwürzen. Keine Angst, eine Prise Chili oder Pfeffer vertragen Kinder gut, nur zu viel sollte es eben nicht sein. Das Gleiche gilt für scharf-zitronigen Ingwer: Eine Messerspitze genügt für den Anfang. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Kinder das Maß an Schärfe, das sie mögen, auch vertragen. Und ob Kinder intensive Gewürze mögen, ist auch Gewohnheitssache. In Indien und Asien wird traditionell mit mehr Gewürzen gekocht und schon sehr junge Kleinkinder essen mit.
Wie lange sollte ich besser noch sparsam salzen? Das kommt darauf an: Ein, zwei Prisen Salz schaden Kleinkindern sicher nicht. Wer jedoch weiß, dass er es gerne kräftig gewürzt mag, sollte für sich lieber später am Tisch noch einmal nachsalzen. Erstens schmeckt es Kindern auch mit wenig Salz und zweitens entwickeln sie sonst mit der Zeit eine Vorliebe für immer stärker gesalzene Speisen. Wird dauerhaft viel Salz gegessen, begünstigt das im Erwachsenenalter bestimmte Krankheiten. Komplett salzlos zu kochen braucht man aber auch nicht, denn Kinder vertragen kleine Mengen gut.
Wie schlimm ist es, wenn unser Kind täglich Süßes isst? Die meisten Kinder naschen gern. Das ist nicht schlimm und schadet auch der Entwicklung nicht. Ungünstig ist jedoch, wenn's zu viel wird, denn dann neigen Kinder dazu, bei den Hauptmahlzeiten weniger zu essen – und Kartoffeln, Nudeln, Gemüse & Co. liefern schließlich wichtige Nährstoffe fürs Wachstum. Etwa ein Zehntel der täglichen Kalorienmenge sollten maximal von Süßigkeiten stammen, empfiehlt das Forschungsinstitut für Kinderernährung (www.fke-do.de). Für Dreijährige sind das etwa 110 kcal, also eine Kinderhand voll Gummibärchen oder ein Riegel Schokolade. Nicht vergessen: Auch Nuss-Nougat-Creme, süße Limonade oder süße Kinder-Cornflakes bestehen zu einem Großteil aus Zucker und zählen dazu.
Brauchen Kinder Milch? Milch ist ein erstklassiger Kalziumlieferant! Denn zwar liefern bestimmte Gemüsearten (Brokkoli, Grünkohl, Fenchel, Porree) und einige Mineralwässer auch Kalzium, aber der Körper kann es nicht so gut verwerten. Und gerade Kinder brauchen besonders viel von dem Mineralstoff, damit sie im Wachstum eine kräftige Knochensubstanz aufbauen. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung empfiehlt etwa ein Glas Milch am Tag für Kleinkinder. Darin steckt schon fast die Hälfte dessen, was Kinder täglich aufnehmen sollten. Auch andere Milchprodukte wie Käse, Joghurt und Buttermilch liefern Kalzium und kleine Milchmuffel können ihren Bedarf auch darüber decken. Zwickt es nach Kuhmilch im Bauch, ist Sojamilch mit zugesetztem Kalzium ein guter Ersatz.
Nachtisch nur, wenn der Teller leer gegessen wird – eine gute Idee? Nein, denn letztlich führt es nur dazu, dass Kinder sich daran gewöhnen, ständig zu große Portionen zu essen. Mit der Zeit verlernen sie so, auf ihr natürliches Hungergefühl zu achten – eine der Ursachen für Übergewicht. Außerdem verlieren Kinder so auch den Appetit auf manche gesunden Speisen, wenn sie immer wieder gezwungen werden, diese aufzuessen. Trotzdem ist das natürlich kein Freibrief für maßlosen Dessert-Genuss, ohne auch nur den Teller angerührt zu haben. Am praktikabelsten ist dieser Weg: Nachtisch gibt es dann, wenn das Kind „gut" gegessen hat. Und das kann jede Mutter am besten selbst beurteilen. Während von Leibspeisen meist kaum etwas übrig bleibt, ist bei weniger Beliebtem vielleicht schon nach ein paar Löffeln Schluss. Wenn es jedoch deswegen ständig schlechte Stimmung am Esstisch gibt, ist auch eine Lösung, den Nachtisch vielleicht nur zu besonderen Anlässen oder am Wochenende anzubieten.
Ständig snacken – ist das okay, solange die Snacks gesund sind? Ideal ist es nicht. Denn schon bei Säuglingen geht man schließlich schon bald dazu über, nicht mehr im Stundenrhythmus zu füttern. Zwei bis maximal drei Snacks am Tag sind genug, auch bei gesunden Zwischenmahlzeiten mit Obst oder Joghurt. Über den Tag verteilt bedeutet dies, dass Kinder in der Regel, nachdem sie etwas gegessen haben, erst nach frühestens zwei, drei oder auch mal vier Stunden wieder etwas zu essen brauchen. Diese Zeitspanne reicht gerade aus, damit echter Hunger überhaupt entstehen kann und bei den Hauptmahlzeiten ordentlich zugelangt wird. Wenn Kinder ständig snacken wollen, liegt das häufig daran, dass ihnen schlichtweg langweilig ist, z.B. auf längeren Fahrten im Buggy oder im Auto. Ab und zu mal häufiger zu essen ist nicht schlimm, aber es sollte nicht zur Regel werden.
Ist tiefgekühltes Gemüse schlechter als frisches? Was den Nährstoffgehalt betrifft, hat Tiefgekühltes oft sogar mehr zu bieten als Frisches, da es direkt nach der Ernte eingefroren wird. Nach einigen Tagen im Kühlschrank haben Spinat & Co. bereits zwei Drittel ihrer Vitamine verloren, während tiefgekühltes Gemüse selbst nach Monaten in der Truhe nur einen Bruchteil einbüßt. Außerdem ist es nach einem langen Arbeitstag natürlich praktisch und zeitsparend, wenn Bohnen und Erbsen ohne Putzen und Kleinschneiden direkt aus dem Kälteschlaf in den Topf kommen. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist Tiefgekühltes also im Gegensatz zu Dosenware eine sehr gute Wahl! Trotzdem bietet Frisches natürlich eine größere Geschmacksvielfalt und die Kleinen haben auch einfach Spaß, wenn sie beim Zubereiten helfen können. Und wer mit frisch Gekochtem groß wird, wird auch später häufiger selber kochen. Deshalb: Sooft es geht nach frischem, knackigem Saison-Gemüse Ausschau halten, ansonsten ohne schlechtes Gewissen Tiefgekühltes kochen.
Bekommt unser Kind genügend Jod? Jod ist wichtig für die Bildung von Schilddrüsenhormonen, die Wachstum, Knochenbildung und Gehirnentwicklung steuern. Mittlerweile verwenden viele Hersteller für ihre Lebensmittel Jodsalz. Auch Brot, Brötchen und Wurstwaren tragen deshalb zur Versorgung bei. Und auch Nutztiere bekommen jodiertes Futter, sodass der Jodgehalt von Milch und Milchprodukten gestiegen ist. Natürlicherweise ist Jod auch in Seefisch (Seelachs, Kabeljau, Schellfisch, Makrele) enthalten. Wissenschaftler haben errechnet, dass bei einer durchschnittlichen Ernährung ohne jodiertes Salz nur gut die Hälfte des Tagesbedarfs an Jod gedeckt ist. Deshalb empfehlen sie, beim Kochen...