Dauerhaftes Liebesglück
Liebe ist ein Geschenk des Himmels. Hüten Sie sie ein Paarleben lang wie einen kostbaren Schatz. Dazu braucht es keinen Riesenakt einmal im Jahr, sondern kleine Aufmerksamkeiten im Alltag – liebevolle Gesten, Unterstützung und Offenheit, eine konstruktive Gesprächskultur, echtes Engagement. Und immer wieder die Erkenntnis, dass Ihre Beziehung einzigartig ist. Paarbeziehungen sind hoch im Kurs
Paarbeziehungen sind hoch im Kurs
Der Traum vom anhaltenden Liebesglück ist ein Dauerbrenner. Zählen Sie dabei aber nicht auf die gute Fee oder das Schicksal. Sie selber haben es in der Hand, für eine stabile, befriedigende Beziehung zu sorgen.
Der Wunsch nach einer festen Partnerschaft ist bei der Mehrzahl der Männer und Frauen stark verwurzelt. Und nicht einfach irgendeine Beziehung soll es sein, sondern eine glückliche, starke Bindung, die ein Leben lang anhält. In einer Umfrage von Bodenmann unter Schweizer Jugendlichen im Jahr 2003 haben überwältigende 97 Prozent der Befragten angegeben, dass für sie eine feste Partnerschaft zu den wichtigsten Dingen im Leben gehöre. 80 Prozent gaben an, dass eine Ehe für sie ein lebenslanges Engagement bedeute – und nicht einfach ein Projekt auf Zeit.
Dass man sich für ein paar Jahre bindet und danach weitersieht, entspricht also nicht den Wunschvorstellungen, ist aber allzu häufig Realität. Die Kurzlebigkeit von Partnerschaften steht im Widerspruch zum Bedürfnis nach einer stabilen und engen Beziehung. Das tiefe Sehnen nach einer dauerhaften, glücklichen Beziehung ist im Menschen in allen Kulturen stark verwurzelt und gründet im Bindungsbedürfnis, welches bereits zwischen Mutter und Kind zentral ist. Man sucht in engen Beziehungen Sicherheit, Geborgenheit, emotionale Wärme und Nähe. Diese emotionalen Aspekte sind wichtiger als materielle oder statusbezogene Vorteile.
INFO Eine stabile, glückliche Beziehung gehört zu den wissenschaftlich belegten Grundbedürfnissen des Menschen.
Eine enge, lebenslange Partnerschaft ist somit ein persönliches Projekt von höchster Priorität und entsprechend mit hohen Erwartungen besetzt. Gemäss Studien schätzen viele Menschen zum Zeitpunkt der Eheschliessung die Wahrscheinlichkeit, dass die eigene Ehe wieder geschieden wird, auf lediglich 0 bis 8 Prozent – obwohl heute rund jede zweite Ehe auseinandergeht. Die Überzeugung sitzt tief, dass eine Scheidung nur die anderen betrifft. Für sich selbst schliessen die meisten Menschen dieses Szenario aus.
Wunsch und Realität
Auch wenn der Wunsch nach einer anhaltend engen und glücklichen Beziehung in den meisten Fällen da ist: Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Die Scheidungsrate liegt in den westlich industrialisierten Ländern zwischen 40 und 50 Prozent. Bei den übrigen festen Partnerschaften (Freundschaften, Konkubinatsbeziehungen), die rechtlich nicht erfasst und deshalb statistisch schlechter greifbar sind, liegt die Trennungsrate noch höher, da diese Beziehungen spontaner und schneller beendet werden können.
Für viele Paare wird also die Beziehung, in der sie Nähe, Geborgenheit und Zärtlichkeit gesucht haben, zur herben Enttäuschung. Die Erfahrung, verlassen oder gegen einen anderen Partner ausgewechselt zu werden, ist nicht nur frustrierend, sondern vielfach auch verletzend und schmerzhaft. Sie verhindert auch, dass man wieder mit dem gleichen Grundvertrauen in eine neue Beziehung startet. Stattdessen beginnt man diese verkrampfter und pessimistischer.
Im Übrigen hat auch die Erfahrung mit der Partnerschaft der Eltern einen Einfluss darauf, wie offen und positiv man sich in eine enge Beziehung einlässt. In der erwähnten Studie von Bodenmann (2003) zeigte sich, dass Jugendliche, welche die Scheidung ihrer Eltern erlebt hatten, eine deutlich negativere Sicht haben. Nur 10 Prozent der Jugendlichen aus Scheidungsfamilien glauben, dass eine Ehe lebenslang halten werde – gegenüber 73 Prozent der Jugendlichen, deren Eltern stabil zusammenleben.
HINWEIS Immer weniger Paare wollen ihre Beziehung einfach dem Schicksal überlassen. Sie wünschen sich Hilfestellungen, um die Beziehungsqualität hoch halten zu können. Dieses Buch liefert eine Fülle von Anregungen dafür.
Wenn wir doch wollen, warum klappt es dann nicht?
Liebe schwindet nicht von heute auf morgen. Sie löst sich nicht einfach in Schall und Rauch auf. In den meisten Fällen wird die Liebe allmählich verschüttet. Und zwar vom «Alltagsmüll», den beide Partner aus Sorglosigkeit und Unachtsamkeit auf ihr abladen.
Man kann mit noch so vielen Trümpfen – Liebe, Schönheit, Attraktivität, sexuelle Anziehung, Status, Intelligenz oder Reichtum – in eine Beziehung starten: Sie sind auf lange Sicht und ohne Investitionen der beiden Partner kein Garant dafür, dass eine Partnerschaft erfüllend und glücklich ist.
Liebe muss man pflegen
Wir putzen dreimal am Tag die Zähne, bringen unser Auto regelmässig in den Service und besuchen Weiterbildungskurse, damit wir im Job auf dem neusten Stand bleiben. Von der Liebe aber erwarten wir, dass sie ein Selbstläufer ist. Und genau das ist das Problem: Auch wenn sich fast alle Paare lebenslange Liebe wünschen, sind verhältnismässig wenige bereit, in diesen Traum auch Zeit und Energie zu investieren.
Aber Moment. Wir reden hier ganz selbstverständlich von Liebe. Vielleicht müssten wir zuerst die Frage beantworten, was Liebe überhaupt ist?
INFO Die Forschung zeigt: Längerfristig geht es nicht denjenigen Paaren am besten, die mit den meisten Trümpfen in die Beziehung starten. Sondern denen, die ihre Partnerschaft pflegen und ihr Sorge tragen.
Was ist Liebe?
Was ist Ihre Vorstellung von Liebe? Liebe als eine grosse Welle, auf der Sie mühelos reitend durch das Leben getragen werden? Oder Liebe als Kletterpartie in steinigem Gelände, als ein stetiges Ringen und Bemühen? Thema dieses Kapitels ist die Annäherung an ein grosses Gefühl.
Philosophie, Biologie, Literatur, Psychologie – es gibt kaum eine Wissenschaft, die nicht versucht hat, die Liebe zu ergründen und zu erklären. Dichter haben alle sprachlichen Register gezogen und versucht, die Liebe in Worte zu fassen. Verhaltensforscher haben Verliebte beobachtet und studiert und haben ihre Blicke, ihr Lächeln und die ausgetauschten Berührungen beschrieben. Mediziner haben Hormone und Neuropeptide gemessen. Alle haben einen Beitrag zur Ergründung dieses grossen Gefühls geliefert. Doch so ergreifend, faszinierend und detailreich die gewonnenen Erkenntnisse auch sein mögen: Die Liebe bleibt letztlich ein grosses Geheimnis.
Die Liebe ist ein metaphysischer Zustand – etwas, das jenseits von dem liegt, was wir wissenschaftlich erklären können. Sie ist mehr als eine Emotion wie Freude, Neugier oder Glück. Der Kipppunkt, an dem Sympathie oder Zuneigung zu Liebe wird, ist nicht klar fassbar. Wir können einen Menschen attraktiv, nett, sympathisch und begehrenswert finden – und ihn dennoch nicht lieben. Dafür lieben wir vielleicht einen Menschen, der gar nichts Besonderes darzustellen scheint. Oder wir empfinden plötzlich Liebe für einen Menschen, den wir zuvor kaum wahrgenommen haben. Oder aber wir lieben einen Menschen nicht mehr, den wir einmal intensiv geliebt haben.
Definitionsversuche – ein unfertiges Puzzle
Definitionsversuche der Liebe gibt es unzählige. Sie beschränken sich aber meist auf deskriptive (beschreibende) Definitionen oder auf den Versuch, die Formen und Typen von Liebe zu klassifizieren. Nichts von alledem macht greifbar, was Liebe denn nun wirklich ist.
Zum Beispiel biologische Erklärungsversuche: Zwar kann man heute mit bildgebenden Methoden aufzeigen, welche Hirnareale aktiviert sind, wenn jemand in Liebe an den Partner denkt. Oder welche Hormone und Neuropeptide ausgeschüttet werden, wenn man verliebt ist. Doch das ist es auch schon – ein tieferes Verständnis von Liebe erlauben diese Untersuchungen nicht.
Oder Klassifikationsversuche: Sie unterscheiden zwischen romantischer, leidenschaftlicher, pragmatischer, kameradschaftlicher, besitzergreifender oder selbstloser Liebe. Der Sache auf den Grund kommen wird man trotzdem nicht. Der Funken, welcher zwischen zwei Menschen springt und aus Sympathie oder Zuneigung Liebe macht, ist wissenschaftlich nicht greifbar. Es ist wie bei der Entstehung von Leben: Auch hier bietet die Verbindung zwischen Spermium und Ovulum keine ausreichende Erklärung für dieses Phänomen, denn schliesslich verbinden sich millionenfach Substanzen, ohne dass Leben entsteht. Mit der Liebe verhält es sich ähnlich.
HINWEIS Die Liebe ist ein Geschenk und ein Mysterium, wissenschaftlich schwer fassbar und damit besonders faszinierend.
Die Idee einer problemfreien Beziehung
Obwohl Liebe also letztlich nicht zu definieren ist, haben fast alle Menschen eine Vorstellung davon,...