Was den Körper prägt – die schulmedizinische Sicht
Der weibliche Zyklus wird von Hormonen bestimmt – genauso wie unser Schlafrhythmus, der Stoffwechsel, Stressreaktionen und alle andere Abläufe in unserem Körper. Der weibliche Hormonhaushalt ist also wiederum nur 1 von vielen. Alle hormonellen Abläufe sind Schwankungen unterworfen, denn es macht keinen Sinn, dass z.B. Ihr Melatonin-Spiegel immer gleich hoch ist, wenn er nur dem Schlafen dient. Kein Hormon befindet sich dauerhaft in derselben Konzentration im Blut! So ist es auch bei den Hormonen, die den weiblichen Organismus prägen.
Mit dem Einsetzen der Blutung in der Pubertät und bis zu deren Versiegen in den Wechseljahren entsteht ein monatlicher Rhythmus, innerhalb dessen die Hormone absinken und ansteigen. Dazu gehören zum Beispiel die Östrogene, die ein Zeichen für Fruchtbarkeit sind, denn es wird von den heranreifenden Eizellen gebildet. Durch Östrogene wird die Schleimhaut in der Gebärmutter aufgebaut und verdickt, so dass sich die Eizelle einnisten kann. Diese Östrogenwirkung zeigt sich im ganzen Körper durch Wassereinlagerungen und Fettansammlung, die natürlich auch zur Straffheit und Drallheit des Körpers beiträgt. Aus diesem Grund sind junge Frauen eben faltenlos und wirken auf Männer jeglichen Alters anziehend, denn sie tragen die Zeichen der Fruchtbarkeit – das hat die Natur schon sehr klug eingerichtet.
Das Ansteigen des Östrogenspiegels führt besonders nach dem Eisprung zu einer Zunahme an Körpergewicht, der so weit gehen kann, dass manche Frauen sich kurz vor ihrer Menstruation wie eine Qualle fühlen: der Körper ist angereichert mit Substanz, in der chinesischen Medizin „Yin“ genannt. Wenn sich eine befruchtete Eizelle in der Gebärmutter eingenistet hat, wird Progesteron gebildet, das diese Schleimhautverdickung erhält, so dass sich die Eizelle fest verankern und darin wachsen kann. Also auch die sogenannten Gestagene tragen zu einem Substanzwachstum bei.
Dieser Prozess verläuft über einen Zyklus von plusminus 28 Tagen, also grob gesagt einmal im Monat. Mit den entsprechenden Hormonveränderungen gehen körperliche und seelische Veränderungen einher, vor allem Stimmungsschwankungen sind ein Thema. Auch dies ist ein kluger Mechanismus, denn es ist doch sinnvoll, dass eine Frau zu der Zeit ihres Eisprungs Nähe bedürftig und auf „Kuscheln“ eingestellt ist. Wie sollte auch sonst ein Kind entstehen? Andererseits ist es auch wieder natürlich, dass die Frau kurz vor der Abstoßungsreaktion einer Eizelle, die nicht befruchtet wurde, mehr für sich sein möchte. In den meisten Kulturen zieht man sich für Ausscheidungsvorgänge zurück, warum sollte es bei der Menstruation anders sein als bei der Blasenentleerung oder der Verdauung?
Was an unserer Kultur unnatürlich ist, ist die Sichtweise, dass diese Schwankungen als Störung angesehen werden und wenig Berücksichtigung im Leben finden. Dabei ist genau diese seelisch-körperliche Fähigkeit zum Wandel eine große Stärke von uns Frauen! Während betrieblicher Veränderungsprozesse besteht das Team meistens aus einem hohen Frauenanteil, weil der Umgang mit Wandlungsphasen Frauen leichter fällt. Sie sind in solchen Situationen eher fähig, alle zusammen zu halten und unterschiedliche Fähigkeiten zu integrieren. Sie können das Auf- und Ab eines neuen Projektes oft besser aushalten, als viele und v.a. junge Männer, die ausschließlich Anstieg und Zuwachs erreichen wollen, die nur erobern wollen, ohne Rückversicherung oder Reflexionsphasen.
Eine fruchtbare Frau geht also mit ihrem Zyklus durch verschiedene hormonelle Stadien, die bestimmte Eigenschaften mit sich bringen. Eine Frau in den Wechseljahren verwandelt sich durch die Abnahme aller weiblichen Hormone zu einem Wesen höherer emotionaler Stabilität und Beständigkeit. Allerdings kann die Wandlungsphase äußerst turbulent sein. Meine Beobachtung ist, dass sie umso turbulenter wird, je weniger die Frau in Kontakt mit sich und ihrem Körper ist. Frauen, die ihrem Rhythmus mehr Aufmerksamkeit geschenkt haben, haben automatisch viel Erfahrung in der Hingabe an Abläufe, die sie nicht kontrollieren können. Der Wechsel aus Rückzug und Tatkraft wird angenommen. Während der Wechseljahre treten diese Veränderungen nur in kürzeren, teilweise sehr kurzen Abständen auf, aber das Prinzip der Unkontrollierbarkeit bleibt dasselbe. Frauen, die ein großes Bedürfnis nach Kontrolle und Gewohnheit haben, tun sich sehr viel schwerer mit dieser Phase und sie sind verführbar für jegliche Form der Einflussnahme.
Eine Hormon(ersatz)therapie wird häufig bei den ersten Anzeichen der Wechseljahre empfohlen, weil sie vor Krankheiten schützen soll. Sie wird verschrieben, um Stimmungsschwankungen und Depression wieder in den „Griff“ zu bekommen. Verschwiegen wird, dass die Symptome oft bleiben und Nebenwirkungen dazu kommen. Sie wird als einziger Ausweg bei Problemen mit Trockenheit betrachtet, dabei könnten die Schüßlersalze es nebenwirkungsfrei lösen!
Oft werden die Hormone auch deshalb präventiv empfohlen, um Herzerkrankungen oder Schlaganfällen vorzubeugen. In Studien wurde beobachtet, dass eine späte Östrogenbehandlung die Gefahr eines Schlaganfalles erhöht, da gerade durch sie arteriosklerotische Plaques in den Blutgefäßen gelöst werden. Aus diesem Grund sollen Frauen bereits vor den ersten Anzeichen des Klimakteriums Östrogene zuführen. Ein direkter Umstieg von der „Pille“ auf die „HET“ (Hormonersatztherapie) wäre für manche Schulmedizinerin ideal, um immer auf der sicheren Seite zu sein. Hier findet Kontrollbedürfnis zu Kontrollbedürfnis und viele Frauen lassen sich in ihrer großen Verunsicherung gern darauf ein!
Mit dem Begriff der Osteoporose und deren Verhinderung durch die „HET“ wird mit einem Schreckgespenst gearbeitet, dessen wirkliche Ursachen noch gar nicht bekannt sind. Es wird eine Angst aufgebaut, gegen die sich die meisten Frauen nur schwer erwehren können. Wer möchte schon zerbrechliche Knochen haben? Eine ängstliche Patientin wird den Aussagen der Therapeutin vertrauen und stellt die eigene Meinung hinter der angenommenen Kompetenz zurück. Dabei werden nebenwirkungsfreie Alternativen, wie z.B. die Schüßlersalze oder auch homöopathische Unterstützung, meist verschwiegen. Unkenntnis ist dabei nur einer von vielen Gründen, denn die Ärztinnen wissen, dass eine solche Beratung zeitaufwändiger wäre, doch diese Zeit wird nicht bezahlt.
Aus den im ersten Kapitel beschriebenen Faktoren entwickelt sich bei vielen Frauen ein starker Wunsch, immer und ewig jung und leistungsfähig zu bleiben, vor allem wenn sie sich mit anderen Frauen vergleichen. Außerdem haben die meisten Frauen ein extrem hohes Bedürfnis nach Autonomie und Selbständigkeit, die natürlich leichter zu erhalten ist, wenn der Körper gesund und stark ist. Die Illusion, dass Hormoneinnahmen dazu beitragen, ist weit verbreitet.
In der Presse liest man allenthalben von den „silver agers“, deren Leben wie gewohnt läuft, die immer fit sind und aktiv sein können, wann immer sie wollen. Maximal „best ager“ darf man sein, denn Schwächen, Einbrüche oder Unvermögen ist genauso eine Makel wie Inkontinenz. Hier findet eine unglaubliche Normierung statt. Es gibt geradezu einen Zwang, frisch und jugendlich zu bleiben, straffe Haut zu haben, volles Haar und dralle Brüste. Wer das nicht vorweisen kann, macht etwas falsch im Markt der Möglichkeiten. Nicht selten führt das Risiko oder das Auftreten eines Brusttumors zum schlagartigen Absetzen der Hormon(ersatz)therapie. Diese jähe Veränderung entspricht überhaupt nicht den Bedürfnissen des weiblichen Körpers nach Rhythmus und ruhigen Verläufen. Frauen, die bisher viel Vertrauen in ihre Behandlerin hatten, werden plötzlich mit ihren klimakterischen Beschwerden im Regen stehen gelassen. Kaum eine klärt darüber auf, dass die Hormoneinnahme nur eine Verschiebung der Problematik bringt und nicht wirklich eine Lösung ist. Da viele aber schon in der „Behandlung“ von Menstruationsbeschwerden gute Erfahrungen mit Hormoneinnahmen gemacht haben, ist die Neigung, dies auch im Klimakterium zu versuchen, natürlich sehr hoch. Die Enttäuschung, wenn dieses einfache Rezept im Chaos mündet, ist unausweichlich.
Um das Brustkrebsrisiko zu senken, hat die Schulmedizin natürlich auch schon wieder eine Lösung gefunden: Östrogene werden nun mit Gestagenen kombiniert. Dies reduziert das Risiko enorm, das wurde in Studien nachgewiesen. Gestagene in geringer Dosis halten Frauen in einer Art „Dauerschwangerschaft“. Es lebe die freie Gestaltung des Lebens mittels beständiger Künstlichkeit! Was Freiheit wirklich ist, wissen jedoch die wenigsten.
Es ist sicher ein Problem, dass die meisten Frauen ihre Menstruation und das Frauwerden als beschwerlich erlebt haben. Nicht umsonst sind viele zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr bereit, durch Pilleneinnahme die Dinge ins Lot zu bringen. Außerdem gewährleistet die...