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E-Book

Wege aus dem Mama-Burnout

Abstand gewinnen und neue Kraft tanken

AutorHans Hartmann
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783641196066
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Mütter brauchen andere Methoden als Manager, um Kraft zu tanken und ihre eigenen Bedürfnisse zu beachten. Mit gezielten Fragen und fundiertem Hintergrundwissen verhilft Hans Hartmann, Leiter einer Mutter-Kind-Klinik, gestressten Müttern zu einem neuen Blick auf sich selbst, einer besseren Widerstandskraft und wirkungsvollen Stressbewältigung. Er erklärt auch, wie sie ihre persönlichen Ziele formulieren, ihre Beziehungsmuster verändern und mit Krisen souverän umgehen können. Dieses Buch bietet einen Ausweg aus der Erschöpfung und sorgt für neue Energie und Lebensfreude.

Dr. Hans Hartmann ist Neurologe, Psychiater und Psychotherapeut. Nach fast 20-jähriger Tätigkeit in eigener Praxis in Stuttgart und Fortbildungen in beziehungsanalytischer Paar- und Familientherapie übernahm er 2013 die Stelle des leitenden Arztes im Elly-Heuss-Knapp-Haus, der Mutter-Kind-Kurklinik in Plön.

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Leseprobe

Stress und Verhalten

Die Stressbelastung zeigt sich neben körperlichen und seelischen Symptomen auch in unserem veränderten Verhalten. Dieses bringen wir oft erst sehr spät oder gar nicht mit unseren stressbedingten Konflikten oder mit unserer Erschöpfung in Zusammenhang. Dies soll Ihnen mit den folgenden Fragen klarer werden.

Kenne ich mein festgefügtes Lebensmuster?

Sie zu entdecken, ermöglicht unsere Befreiung, denn um Verhalten zu ändern, müssen wir unser Lebensmuster kennen. Das Lebensmuster wird geprägt von Leitsätzen, mit denen wir von frühester Kindheit an aufwachsen. Es ist mehr oder weniger bewusst wirksam.

Wir alle kennen Sätze wie: »Fall bloß nicht auf, sei nicht vorlaut, streng dich an, sei nicht dumm, pass auf, das kannst du nicht, ich habe mich ein Leben lang aufgeopfert für dich …«. Unser Leben wird geprägt von diesen frühen Glaubenssätzen. Sie bestimmen auch zu einem Großteil die Farbe unseres Lebens. Sie beeinflussen uns, bis sie uns bewusst werden und wir sie infrage stellen können.

•Welche dieser Glaubenssätze treffen auf mich zu?

•Welche festgefügten Lebensmuster und Überlebensregeln haben sich daraus für mich entwickelt?

•Wie sinnvoll sind diese?

•Wo hindern mich diese Glaubenssätze an der eigenen Entfaltung?

•Wo und wie machen sie noch heute Druck?

Überlebensregeln können zu Stressfallen werden: »Ich kann nur schwer Nein sagen. Ich darf nicht wütend werden. Erst die anderen, dann ich. Ich bin nicht so wichtig. Ich will alles perfekt machen. Ich schaffe alles alleine. Ich möchte es allen recht machen. Ich muss besser sein als die anderen. Ich muss immer nett und freundlich sein. Ich muss … Ich darf nicht … Ich kann nicht …«.

Solche Lebensmuster, unter denen wir leiden, können nur dann verändert werden, wenn sie uns bewusst werden, wir sie klar als hinderlich, einengend oder bedrückend erleben und damit übernommene Überlebensregeln infrage stellen können. Oft sind wir hier geneigt, wenig differenziert auf uns zu schauen und zu sagen: »Ich bin halt so«. Dies ist jedoch kein Zeichen von Selbstakzeptanz! Festgefügte Lebens- und Beziehungsmuster sollten nicht unbewusst bleiben, dürfen nicht im Alltag vergraben werden.

Ein zentrales Beziehungsmuster erschöpfter Frauen und Mütter ist das Sich-Hintenanstellen. Dieses Beziehungsmuster wurde oft von den eigenen Müttern vorgelebt: »Erst die Kinder, dann der Mann, dann der Hund und dann ich«. Hat sie das verinnerlicht, gibt eine Mutter sich auf. Wofür? Für die Liebe, für das Rollenmodell, für die Anerkennung? Dieses Opfer ist umsonst. Nur wenn Mütter bei sich sind und bleiben, können sie ihren Platz im Leben einnehmen.

Nur wenn es der Mutter gut geht, geht es den Kindern gut! Das können Sie sich nicht oft genug sagen. Oftmals können Sie an äußeren Lebensbedingungen kurzfristig nicht viel ändern. Aber jederzeit können Sie an Ihren inneren Einstellungen arbeiten und sie so verändern, dass es Ihnen besser geht. Hier wieder einige Fragen, um sich selbst besser zu erkennen:

•Habe ich ein Muster für Veränderung, habe ich den Mut zur Veränderung?

•Bin ich mir selbst wert, kann ich zu mir stehen?

•Kann ich mich durchsetzen? Die Macht der Veränderung habe ich nur, wenn ich Erkanntes auch umsetze.

•Oder ist für mich die Macht nur männlich? Setzt sich nur der Mann durch?

•Setze ich mich nur durch, wenn ich nicht mehr kann? Bei Überforderung, Ohnmacht oder Angst?

•Setze ich mich durch, oder habe ich die Tendenz, Unangenehmes aufzuschieben?

Das Aufschieben unangenehmer Tätigkeiten ist eine beliebte Gewohnheit, die auch als Prokrastination bezeichnet wird. Neigt man dazu, gibt man sich dem Irrglauben hin, dass die Gefahr gebannt werden kann, indem man die Augen vor der Aufgabe verschließt. Dieses ständige Aufschieben, das zum Muster wird, ist oft mit Ängstlichkeit verbunden und wird in Stresssituationen deutlich verstärkt. Unser Lebensmuster schrittweise vom passiven Ertragen und Aufschieben zum aktiven Verändern und Gestalten zu wandeln, ist ein Ziel in der Burnout-Therapie.

Unsere Lebensmuster entstehen durch Sozialisation und Erfahrung. Bereits früh – nämlich zwischen dem ersten und dem neunten Lebensjahr – entstehen grundlegende Muster für Beziehung und Kommunikation. Wir sind zum Beispiel zurückhaltend, schüchtern und introvertiert, gehemmt, aktiv und offen, extrovertiert und mitteilsam, gesellig oder zurückhaltend, um nur einiges zu benennen. Die Muster zu erkennen, ist wichtig, um zu spüren, wo diese eine Selbstbeschränkung verursachen, wo das alte Muster »zum alten Trott« führt. Dann kann es hilfreich sein, wenn man gerade mit Menschen in Kontakt tritt, die ein entgegengesetztes Lebensmuster haben. Der introvertierte, scheue, gehemmte Mensch sollte sich also mit offenen, extrovertierten, mitteilsamen Menschen zusammentun, um hier Unterstützung in einem gänzlich neuen Umfeld zu erfahren.

Ferner kann es sehr hilfreich sein zu reflektieren, welche Muster immer noch durch die Erziehung und die Ursprungsfamilie festgelegt sind. Wo herrscht immer noch die Vorbildrolle der Eltern, die »innere Mutter« und der »innere Vater«, der oder dem ich es noch immer recht machen möchte oder recht machen muss? Wann kann ich die verinnerlichten Muster der Eltern loslassen? Das neue Muster sollte vorrangig das ureigene werden. Eigene Wünsche, eigene Ziele, eigene Veränderungen, eigene Handlungen, eigene Vorstellungen sind möglicherweise viel zu kurz gekommen, haben sich nicht hinreichend entwickelt. So werden Entscheidungen immer noch unter den »alten Mustern« getroffen. Wer das alte Muster nicht verlassen und das eigene Muster noch nicht gefunden hat, kann keine Entscheidungen fällen, fühlt sich auf der einen Seite blockiert und andererseits unruhig, angespannt und gestresst.

Elementar wichtig ist es, auch unser Kommunikationsmuster zu erkennen. Wie gut kann ich sagen, was ich brauche, was ich will oder was ich nicht will? Um meine Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, muss ich mir meiner eigenen Wünsche und Bedürfnisse bewusst werden.

Wir kommunizieren immer, wir können nicht »nichtkommunizieren«. Wenn wir nicht sprachlich kommunizieren, kommunizieren wir mit unserem Körper, unserer Gestalt, mit dem Ausdruck, mit Gesten und Blicken und nonverbalem Verhalten. Ziel unserer Kommunikation ist die Herstellung von Kontakt, Beziehung und Bindung. Dabei sollen Sagen und Gesagtes, Gefühle und Worte möglichst übereinstimmen. Direkte Kommunikation führt zu offenen Fragen und offenen Antworten. Ebenso wie wir nicht nichtkommunizieren können, können wir nicht »nichtantworten«, nach dem Muster »keine Antwort ist auch eine Antwort«. Täglich müssen wir Blicke erwidern, auf Ansprache reagieren, und häufig können wir uns nicht aussuchen, ob wir antworten wollen, wir können aber durchaus die Antwort gestalten mit der Art, wie wir antworten. Auch im übertragenen Sinne erfordert das Leben von uns Antworten auf die Dinge, die uns widerfahren, die wir uns nicht aussuchen können.

Sprache ist nicht immer das einzige Medium. Wichtig ist zu erkennen:

•Wie agiere ich? Wie interagiere ich?

•Wie nehme ich Kontakt auf mit dem Kind, dem Partner, der Familie, der Welt?

•Bin ich im Kontakt immer harmoniebedürftig oder ertrage ich Spannungen?

•Gilt immer die Regel »Ich lasse dich in Ruhe, du lässt mich in Ruhe« oder bin ich willens und in der Lage, anstrengende Kompromisse einzugehen?

•Halte ich Spannungen durch, bis der Kompromiss errungen ist?

•Kann ich zuhören, kann ich erzählen oder muss ich immer überzeugend recht haben, mich absichern?

•Gestalte ich meine Beziehung direkt oder indirekt? Wenn etwa der Partner zu spät nach Hause kommt, kann ich dann offen und direkt sagen: »Es tut mir weh, ich bin traurig und enttäuscht und wütend, dass du wieder zu spät kommst«, oder verstecke ich mich in einem indirekten Ausweichen, mit einem »Nun können wir den Besuch, der geplant war, wieder nicht machen und enttäuschen die Großmutter«?

•Bin ich im Kontakt immer die Starke, die alles alleine kann und keine Hilfe annehmen kann, ständig zurechtkommt und sagt »Es geht schon«?

Neben dem Reflektieren unseres Kommunikationsmusters ist entscheidend wichtig, auch unseren Erziehungsstil zu hinterfragen.

•Erziehe ich, wie ich erzogen wurde?

•Wo habe ich eigene, neue Erziehungsmethoden?

Kann ich mich entspannen?

Entspannung ist das Gegenteil von Anspannung. Jede Form von Druck (Leistungsdruck, Zeitdruck, Entscheidungsdruck, finanzieller Druck) führt zu Anspannung und in der Folge zu Stresssymptomen. Ebenso können Spannungen aus nichtgetroffenen Entscheidungen, ungelösten Konflikten, aufgeschobenen Pflichten Stress verursachen. Nicht wenige Spannungen entstehen aus Problemen in der Partnerschaft und der Familie – darunter fallen auch die Spannungen in der Beziehung zum Kind.

Man unterscheidet aktive und passive Entspannungsformen. Jeder von uns muss in Erfahrung bringen, ob er sich nach einer Yogaübung, einer Meditation entspannter fühlt oder nach einer halben Stunde joggen oder walken. Auch Pilgern kann eine Entspannungsmethode sein (Jakobsweg), ebenso können therapeutisches Tanzen oder Musizieren, kreatives Gestalten oder eine Massage einen Entspannungseffekt bewirken. Eine weitere Technik ist MBSR...

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