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Weibliche Grenzgänge

Geschlechtsspezifisches Trinkverhalten im Urteil der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Erziehungsliteratur

AutorRoman Weber
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl26 Seiten
ISBN9783656658368
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 5.5, Universität Zürich (Philosophische Fakultät Historisches Seminar), Veranstaltung: Forschungsseminar Geschichte des Mittelalters: Kulturgeschichte der Ernährung im Mittelalter, Sprache: Deutsch, Abstract: Trinken und Trunkenheit sind kulturelle Merkmale, die Einblicke in gesellschaftliche Wertvorstellungen ermöglichen. In der Beurteilung des Trinkens und der Bewertung von Trunkenheit widerspiegeln sich allgemeine gesellschaftliche Normen, die Handlungsformen in zeitgenössischen Geschlechterrollen definieren. Infolgedessen werden im Umgang mit Alkohol asymmetrische Geschlechterverhältnisse und traditionelle Rollenzuschreibungen sichtbar. Wie Zeitgenossen weibliches und männliches Trinkverhalten bewerten und wahrnehmen, hängt von den tradierten geschlechtstypischen Verhaltensmustern ab. Insofern offenbaren Akzeptanz oder Ablehnung einem bestimmten Verhalten gegenüber unterschiedliche Bewertungskonzepte, die auf geschlechtsspezifischen Kategorisierungen beruhen. D.h., dass die Geschlechterrolle als Summe von Verhaltenserwartungen verstanden werden kann, die kulturell geprägt sind. Weil sich in den Beurteilungen von Trinken und Trunkenheit allgemeingültige gesellschaftliche und soziale Wertmassstäbe reflektieren, können wir, um die Worte Martins zu bemühen, durch das Prisma eines Weinglases eine Menge über gesellschaftliche Wertordnungen und Verhaltensnormen erfahren. Zeitgenössische Vorstellungen des Zusammenlebens und des sozialen Gefüges wirken demnach auf das Trinkverhalten ein, auch wenn man, wie Simmel treffend sinnierte, nur als Einzelner trinken und essen könne. In Simmels Betrachtung trennen Essen und Trinken eher, als dass sie soziale Elemente darstellten. Dennoch sind Tischsitten und Trinkrituale, Vorlieben und Schamschwellen sowie Formen des geselligen Trinkens Ausdruck sozialer Übereinkommen. Sie zeigen zudem die Angewiesenheit des Menschen auf soziale Steuerung und Anerkennung an. In der Ordnung des Trinkens spiegeln sich demnach komplexe soziale Bindungen. So gesehen handelt es sich bei der Ungleichheit beim Essen und Trinken um eine ganz spezifische Form paternalistischer Herrschaftsordnung, wie sie sich im zeitgenössischen System der Stände- und Feudalgesellschaft des Mittelalters und der Frühen Neuzeit ausbilden konnte. Blieb beispielsweise einer Ehefrau der Besuch einer Gaststätte verwehrt, hatte dies alleine mit den zeitgenössischen Moral- und Sittenauffassungen zu tun, die jedem Individuum der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaft einen bestimmten Platz und einen bestimmten Rang in der Ständepyramide zuwies. Diesbezüglich wurden die Handlungen der Frau stets mit Misstrauen verfolgt.

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