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Welchen Beitrag leisten Mikrokredite zur Armutsbekämpfung? Eine Literaturübersicht

AutorDustin Lochead
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl59 Seiten
ISBN9783955499976
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Muhammad Yunus' Vision einer armutsfreien Welt veranlasste ihn zur Vergabe kleiner Darlehen, die sogenannten Mikrokredite, an mittellose Individuen, welche per Defintion keine sicherheitsfähigen Vermögenswerte besaßen und deshalb keinen Zugang zu den Dienstleistungen des formalen Finanzsektors erhielten. Über Jahrzehnte erachteten Banken sowie formale Finanzdienstleister die arme Bevölkerungsschicht in den Entwicklungsländern wegen ihrer mangelnden Kreditwürdigkeit und hoher Kosten als 'unbankable'. Im Jahre 2006 wurde Muhammad Yunus der Friedensnobelpreis verliehen, aufgrund eines signifikanten Armutsrückgangs bei Grameens, die von Yunus im Jahre 1983 gegründete Bank, Kreditnehmern und der erstaunlich hohen Rückzahlungsquoten von 98%. Dies geschah kurze Zeit, nachdem die United Nations (UN) das Jahr 2005 zum Internationalen Jahr des Mikrokredits erklärten, da sie den Kredit als geeignetes Instrument zur Erreichung seiner Millenium Development Goals (MDG) erachtete. Dem Mikrokredit wurde somit weltweit die Fähigkeit zugeschrieben, die Beschäftigungssituation, das Einkommen, Gesundheit sowie die Bildung der Menschen und die gesellschaftliche Stellung der Frau zu verbessern - kurzum: der Kredit galt gewissermaßen als 'Allzweckwaffe' im Kampf gegen sämtlichen Erscheinungsformen von Armut. Die vorliegende Arbeit setzt sich diesbezüglich mit der Frage auseinander, welchen Beitrag Mikrokredite zur Armutsbekämpfung leisten. Hierzu verhilft eine Übersicht über die theoretische sowie empirische Literatur zur armutsreduzierenden Wirksamkeit des Mikrokredits zum besseren Verständnis, welche sich in einen konzeptionellen und einen empirischen Teil gliedert.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3, Der Mikrokredit als Instrument der Armutsbekämpfung: Empirische Evidenz 3.1, Einführung: Die ernüchternden Resultate der weltweiten Entwicklungspolitik haben das Bedürfnis nach einer unabhängigen Evaluation der gängigen Entwicklungshilfeinstrumente gestärkt. Diesbezüglich fordern Experten, dass die Mikrofinanzierung auf ihre armutsreduzierende Wirksamkeit untersucht werden muss, da die bisherige Vergabe knapper Ressourcen sowie rechtlicher Privilegien an MFIs mit der Annahme ihrer Wirksamkeit gerechtfertigt wurde. Zudem befürchten Kritiker die Verdrängung effektiverer Hilfsmaßnahmen zugunsten der Mikrofinanzprodukte. Denn oftmals beruhen die Lobeshymnen der Mikrokredit-Befürworter lediglich auf Anekdoten über Einzelschicksale von Kreditnehmern, die keineswegs die Aussagekraft sorgfältiger statistischer Evaluation besitzen. Ferner helfen die Erkenntnisse solcher Evaluationen den Mikrofinanziers '[...] mehr über die Zielgruppe und deren Bedürfnisse [zu erfahren]. Angebotene Dienstleistungen können weiter verbessert und angepasst werden [...].' Außerdem können die zusätzlichen Informationen sowohl die Glaubwürdigkeit, als auch die Refinanzierungsaussichten der Mikrofinanzinstitute stärken. Denn die Wirkungsanalysen ermöglichen die Bestimmung der 'social performance'. Diese Kennzahl spiegelt den Erfüllungsgrad der sozialen Ziele eines Institutes wider, welcher für die Investitionsentscheidungen vieler Geldgeber eine entscheidende Rolle spielt, da sie mit ihren finanziellen Mitteln zur Bekämpfung der Armut beitragen möchten. Daher können sich Institute mit entsprechender 'performance' zu günstigeren Konditionen refinanzieren. Obwohl Wirkungsanalysen die Leistungsfähigkeit eines MFIs fördern können, existieren '[...] kaum aussagekräftige Belege zur Wirkung der Mikrofinanzierung [...]Für das Fehlen dieser Studien sind mitunter methodische Gründe verantwortlich' Fernando (2006) und Bateman (2010) befürchten, dass etwaige Kritik im Keim erstickt werden soll, um das attraktive Geschäft mit den Mikrokrediten zu schützen. Solche Vorwürfe sollen jedoch nicht näher beleuchtet werden. Stattdessen widmet sich der folgende Abschnitt den methodologischen Schwierigkeiten einer Wirkungsstudie, um ein Verständnis für deren Aussagekraft zu entwickeln. Dieses Verständnis ermöglicht die anschließende Beurteilung der bekannten Evaluationsmethoden und -ergebnisse. 3.2, Methodologische Herausforderungen: In dem vorangehenden Abschnitt wurde erwähnt, dass Wirkungsstudien Aufschluss über die armutsreduzierende Wirksamkeit des Mikrokredits geben können. Bedauerlicherweise ist die Anzahl aussagekräftiger Studien sehr begrenzt, da diese Untersuchungen Wissenschaftler vor große Herausforderungen stellen. Sie müssen eine kausale Beziehung zwischen den ermittelten Resultaten (z. B. Einkommen, Konsum, Bildung, Gesundheit) und dem jeweiligen Mikrofinanzprodukt belegen, um eine stichhaltige Aussage über die Effektivität des Produkts zu liefern. Die Beweisführung wird jedoch durch die sog. 'Abwesenheit des Kontrafaktischen' erschwert. Mit diesem Terminus beschreibt Kathleen Odell (2010) die Tatsache, dass lediglich faktische Ereignisse beobachtbar sind. Demnach können die Forscher eines Experimentes zwar beliebige Ergebnisse untersuchen, jedoch nicht beobachten, wie sich die gesammelten Daten in Abwesenheit des Versuches (das kontrafaktische Ereignis) entwickelt hätten. Niemand kann in die Vergangenheit reisen, um zu erfahren, wie sich die gesammelten Daten ohne eines experimentellen Eingriffs entwickelt hätten. Infolgedessen bleiben die exakten Auswirkungen des Versuchs unbekannt, da die festgestellten Ergebnisse möglicherweise aus nicht berücksichtigten Ursachen resultieren. Dennoch kann eine bestmögliche Schätzung der experimentellen Folgen erreicht werden, indem man sich dem kontrafaktischen Sachverhalt mit Hilfe geeigneter Forschungsmethoden annähert.
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