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Wenn das Herz nicht mehr Schritt hält

Herzinfarkt: Der Sturz aus dem Leben und mein Weg zurück

AutorHanno Schnoor, Karl-Heinz Föste, Reinhard J. Boerner
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783641123802
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Herzinfarkt! Karl-Heinz Föste hatte die Risikofaktoren ignoriert: Falsche Ernährung, zu wenig Bewegung, Übergewicht, Dauerstress rundum, alles schaffen wollen. Dann der unerkannte Krankheitsverlauf, Fehldiagnosen, vier Stents, eine Bypass-OP, die Reha, Rückkehr in den Alltag. Turbulenzen eines Ausnahmezustandes, in Episoden authentisch erzählt.- Extra: Mit Hinweisen des Psychiaters und Psychologen Univ. Doz. Dr. Dr. Reinhard J. Boerner über die Psychosomatik bei Herzkrankheit und medizinischen Infos des Kardiologen Dr. med. Hanno Schnoor.
  • Ganz plötzlich - das Herz macht nicht mehr mit
  • Was ein Herzpatient zwischen Angst, Hoffnung und Gesundwerden erlebte
  • Mit Experten-Infos aus Medizin und Psychosomatik


Karl-Heinz Föste, geb. 1958, ist Jurist, schreibt Glossen, Gedichte und Kurzgeschichten. Er lebt mit seiner Familie in Siek/Norddeutschland.

Univ. Doz. Dr. med. Dr. scient.pth. Dipl.-Psych. Reinhard J. Boerner leitet das Zentrum für Psychologische und Psychosoziale Medizin in Quakenbrück; ist Dozent an der Sigmund-Freud-Universität in Wien.

Dr. med. Hanno Schnoor ist Kardiologe mit Praxis in Ahrensburg/Norddeutschland.

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Leseprobe

1 VORGESCHICHTE

»Vielleicht hat es Wendepunkte gegeben …« 

Wenn ich heute in den Spiegel schaue, sehe ich einen Mann mittleren Alters, sehr schütteres, stark angegrautes Haar und untersetzt. Geboren wurde ich 1958 im Zuge der geburtenstarken Jahrgänge zwischen der »schlechten Zeit« und dem Wirtschaftswunder, als Taxen noch schwarz waren, das Essen gut, wenn der Teller voll war, und es nur zwei Programme gab. Frauen waren mit 40 Jahren alt, steckten die Haare zum Dutt zusammen und verbargen sich unter schwarz-gemusterten Kittelschürzen. Männer waren noch Kerle, tranken, rauchten und hatten das Sagen. Gegen solcherart Schwarz-Weiß setzten wir Rock ’n’ Roll und die aufkeimenden Ideale der »68er«. Wir hörten Joan Baez und Bob Dylan, tranken Lambrusco, lasen Hesse, stellten alles Uniforme in Frage und merkten nicht, dass Boots und Parkas auch eine Art Uniform waren. Nicht nur die Raumpatrouille brach in neue Welten auf. Das Leben wurde bunter. Die Liebe und das Leben schienen frei und unbeschwert. Das alles ist längst vorbei. Geblieben ist die fatale Neigung, in vielerlei Hinsicht ungesund zu leben.

Manchmal jedoch schauen die braunen Augen aus dem Spiegel noch immer verträumt auf die kärglichen Reste der vergangenen Welt, auf der Suche nach den alten Idealen. Falls sich aus dieser Zeit etwas bei mir erhalten hat, dann ein wenig Wehmut darüber, dass die Ideale aus der damaligen Aufbruchstimmung in der heutigen Welt nicht mehr zu finden sind. Geblieben aber ist auch der Mut, das Leben offensiv anzugehen – selbst die Krankheit, um die es hier geht. Dieser Mut hat mich manchmal verlassen wollen, aber er kam immer wieder. Und so hoffe ich, diesen Mut mit meiner Geschichte und den Erfahrungen mit der Herzkrankheit an andere weitergeben zu können.

Wann begannen die Gefahren dieser Erkrankung? Drastisch gesagt, fängt die Arteriosklerose, die Gefäßverkalkung, bei vielen schon mit Beginn des Erwachsenenalters an. Nur merkt man über Jahrzehnte hinweg, in denen man durch Rauchen, fettes Essen und mangelnde Bewegung seine Arterien mehr und mehr mit Plaques (Ablagerungen) verklebt, nicht, dass es für den Blutdurchfluss immer enger wird. Wenn man es dann merkt, ist es häufig bereits zu spät, dagegen anzusteuern.

Stress, hoher Blutdruck und ungesundes Essen, Übergewicht, Sorgen und Ängste: In der Erinnerung muss ich mehr als zehn Jahre vor den eigentlichen Ausbruch der Krankheit zurückgehen. Jahre, in denen ich spätestens hätte gesünder leben sollen, um der Gefäßverkalkung vorzubeugen bzw. deren Fortschreiten hinauszuzögern. Einen Zeitpunkt X, an dem man einen besonderen Auslöser oder einen Punkt ohne Wiederkehr festmachen könnte, gibt es nicht. Vielleicht hat es Wendepunkte gegeben, die Anlass hätten sein können, das bisherige Leben und die eigenen Gewohnheiten einmal auf den Prüfstand zu stellen. Aber wer macht das schon?

Möglicherweise fing es bei mir schon mit dem Start ins Berufsleben an, als die Bewegung zu Fuß und mit dem Fahrrad weniger und die Zeit am Schreibtisch dafür sehr viel mehr wurde. Vielleicht aber begann es mit den Sorgen, als wir Eltern wurden. Stress, Sorgen, Existenzängste. All das fängt für viele mit der Mehrbelastung und der Verantwortung für die eigene Familie an. Wenn ich so weit zurückgehe, muss ich mit dem Frühjahr 1994 beginnen, an dem frühmorgens der Traum von der Familie begann. Unser Sohn wollte geboren werden.

Unser alter Golf sprang nicht an. Ich drehte hektisch am Zündschlüssel herum, tippte nervös mit dem Fuß gegen das Gaspedal, aber nichts tat sich. Meine Frau saß gelassen auf dem Beifahrersitz, die Hände über dem runden Bauch verschränkt. »Lass uns ein Taxi rufen!« Sie war die Ruhe selbst. Unglaublich! Seit sie mich mit einem sanften »Ich glaube, es geht los« wachgerüttelt hat, war ich nur noch ein Bündel Hektik. »Bleib sitzen«, sagte ich zu ihr, als sie Anstalten machte, sich abzuschnallen. »Ich geh das Taxi rufen.«

Als ich aus der Wohnung zurückkam, stand meine Frau schon am Straßenrand. Sie sah hinreißend aus mit dem Bauch, der nicht mehr in den Mantel passte, mit ihren kurzen messingbraunen Haaren, die unter der Straßenlaterne leuchteten, und der zufriedenen Ruhe, die sie ausstrahlte. Der Morgen dämmerte schon. Es war noch sehr kalt an diesem Märztag. Noch nie hatte der Wagen uns im Stich gelassen. Ausgerechnet heute!

Als das Taxi kam, sah ich die Panik in den Augen des Fahrers. »Warten Sie! Warten Sie!«, rief der untersetzte, kleine Mann zur Begrüßung und lief um den Wagen herum zum Kofferraum. Schnell holte er eine Decke hervor und breitete sie auf der Rückbank aus. Meine Frau setzte sich brav darauf. »Zum Elim«, sagte ich. Erleichterung breitete sich auf seinem Gesicht aus, denn das Elim-Krankenhaus war nur wenige Straßen entfernt.

Die Geburt unseres Sohnes verlief reibungslos. Ich hatte seit der Öffnung des Brandenburger Tors nicht mehr so gerührt und glücklich geweint. Nun waren wir zu dritt. Ein neues Leben begann.

Nur wenige Tage später holte ich meine Frau und unser Kind ab. Unser Kind. Wie sich das noch merkwürdig anfühlte. Mutter und Sohn hatten das Wochenbett gut überstanden und wir waren bereit für das Abenteuer Familie. Als wir durch unseren Stadtteil fuhren, kam mir Hamburg im schmelzenden Schnee dreckig vor. Doch damit nicht genug. Die vielen Menschen wurden mir bewusst, der Verkehr, der Lärm. Das ganze Elend der Großstadt flog mich urplötzlich und dem Anlass überhaupt nicht angemessen an. Ich suchte den Blick meiner Frau. »Weißt du, ich bin auf dem Land groß geworden.«

»Ja, ich weiß.« Sie sah mich fragend an. »Und?«

»Was hältst du davon, wenn wir uns etwas außerhalb der Stadt suchen?«

Ich hielt es für einen guten Zeitpunkt, die Sache, die mich schon während der Schwangerschaft oft umgetrieben hatte, zur Sprache zu bringen.

»Lass uns erst einmal nach Hause fahren!«, sagte sie, und es klang irgendwie ziemlich abschließend.

Alles war vorbereitet: Aus der Double-Income-no-kids-Großstadtgenießer-Wohnung war ein Heim geworden. Im Wohnzimmer stand der Laufstall, mein Schreibtisch war zum Wickeltisch umfunktioniert worden, und die Lücken im Badezimmer waren mit Windelpaketen ausgefüllt. Beifall heischend sah ich meine Frau an. Sie strahlte, meinte dann jedoch: »Du hast recht. Uns wird bald ein Kinderzimmer fehlen.«

Zwei Wochen – so lange hatte ich Urlaub gehabt – genossen wir die Zeit als Familie. Soweit es die kleine Wohnung zuließ, haben wir uns gemütlich eingerichtet und uns an den Alltag mit Kind gewöhnt. Zu diesem Alltag gehörten leider auch die Nächte mit häufigem Aufstehen, Baby wickeln und einem Sohn, der sich als Schreikind erwies und endlos lange im Schlafzimmer hin und her getragen werden musste, bis er endlich schlief.

An einem der letzten Tage meines Urlaubs fuhren wir an die Ostsee. Das Wetter war für Anfang April ungewöhnlich warm und man konnte sich schon am Strand aufhalten. Unser Sohn war jedoch noch zu klein für Sonne, Sand und Meer. Als er schon am frühen Nachmittag quengelig wurde, entschlossen wir uns, die Segel zu streichen und über die Dörfer zurückzufahren. Kurz vor Hamburg erreichten wir einen ländlich idyllischen Ort namens Siek, keine zehn Kilometer von Hamburgs Stadtgrenze entfernt. Ich sah alte Höfe, die Backsteinkirche und knickgesäumte Felder. Wir packten unser Kind in den Kinderwagen und schlenderten durch den Ort.

Ja, so hatte ich es in Erinnerung, damals als Kind, als ich selbst auf dem Dorf groß geworden bin: Natur, Felder, Pferdekoppeln und ein Restaurant mit Kaffeegarten. Dort ließen wir uns auf eine Tasse Kaffee nieder.

Wir aßen unseren Kuchen, eine inzwischen lieb gewordene tägliche Gewohnheit, die anfing, meinen Gürtel unter einer leichten Wölbung verschwinden zu lassen, und genossen den Rest des schönen Nachmittags. Irgendwann fuhren wir wieder nach Hamburg in unsere kleine Wohnung. Doch mir geisterte das kleine Dorf durch den Kopf.

Am nächsten Tag hatte mich der Alltag wieder. Auf dem morgendlichen Weg zur Bahn lief ich wie so oft – müde von Nächten mit zu wenig Schlaf – Slalom um Müll und Hundehaufen herum, fand wie jeden Tag tätowierte Bierdosenmachos am Dammtorbahnhof und in der S-Bahn. Nichts hatte sich verändert. Aber die Arbeit machte mir Spaß. Die wenigen Zweige, die ich vom Bürofenster aus sah, öffneten langsam ihre Knospen und verhießen Frühling.

Und dann fand ich im Immobilienteil der Zeitung eine Anzeige: »Maisonette-Wohnung in Siek«. Eine größere Wohnung? Noch immer etwas klein vielleicht, aber eine eigene Wohnung! Die Zinsen waren auf fast fünf Prozent geschmolzen. Es passte irgendwie wunderbar zusammen. Und wieder lächelte ich. Das Leben schien langsam in die richtigen Bahnen zu kommen. Ein Fehlschluss, wie sich bald zeigen sollte.

Der Umzug war organisiert. Die Männer der Umzugsfirma arbeiteten routiniert. Einer der jungen Männer wurde nicht müde, den großen Raum unter den Dachschrägen begeistert zu loben. Das neue Heim nahm langsam Gestalt an. Es war schon Herbst, aber es herrschte noch immer fröhliche Aufbruchstimmung. Die Arbeit ging uns flott von der Hand, und schon am Abend waren Schränke und Betten aufgebaut. Trotz der Berge von Umzugskartons kam sogar schon ein wenig Heimeligkeit auf.

Am Abend rieb ich mir den Rücken und dachte daran, dass Spazierengehen meinem inzwischen 36 Jahre alten Rücken erheblich besser getan hätte, als die schweren Kisten zu schleppen. Wir hatten uns bei der Umzugsfirma für den Tarif mit Eigenbeteiligung...

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