1 | Sonntag, 30.3.2008
»Ich will nicht mehr«
Es ist Sonntag, der 30. März 2008. In St. Johann, einem malerischen Ort am Rande der Schwäbischen Alb, ist der Abend angebrochen. Die Gehsteige sind bereits hochgeklappt. Der ›Tatort‹ flimmert in vielen Haushalten über die Bildschirme. Hund und Katze sagen sich gute Nacht. Ein typischer Sonntagabend, und es scheint, dass die Welt eigentlich noch in Ordnung ist. Sein sollte.
Nichts ist heute in Ordnung bei Familie Nau, bei mir zu Hause, wo ich auf dem Sofa sitze und auf ein leeres Blatt starre, das an einem ebenso leeren Block klebt. Der Fokus fehlt, die Ideen fehlen. Blockade im Kopf. Nichts mehr ist easy, lediglich noch der Name meiner Firma, Easysoft, hört sich leicht an.
Als Unternehmer stehe ich an diesem Abend kurz vor dem Aus. Klar ist mir jetzt eigentlich nur ein einziger Gedanke: So kann, so wird es nicht weitergehen.
Für den nächsten Tag steht ein Treffen mit den beiden Geschäftsführer-Kollegen meines Software-Unternehmens im Terminkalender, um letzte Auswege aus einer grundlegenden Krise auszuloten. Und ich sitze jetzt hier, um die rettende Idee zu entwickeln. Es muss eine Entscheidung her.
Seit mehr als einem halben Jahr häufen sich die Probleme, wachsen die Schwierigkeiten und Hürden in Dimensionen, die unser zunächst erfolgreiches, kleines, aber feines Software-Unternehmen schleichend an den finanziellen Abgrund geführt haben. Und die uns als seine Geschäftsführer – auch mich selbst als einen der so motivierten Firmengründer – an den Rand gebracht haben. Das Licht, das im Tunnel zu sehen sein sollte, gehört zum Zug, der aus der Gegenrichtung heranbraust.
Die letzten Wochen waren hart, sehr hart. Erst recht, seit mir klar geworden ist, dass die Krise nicht mit etwas Geduld ausgesessen werden kann und einfach von selbst vorüberziehen wird.
Die Leidenschaft ist weg.
Es fühlt sich an wie ein Krieg, und das ständige Kämpfen um die Zukunft hat Spuren hinterlassen: Ich fühle mich ausgebrannt, sehe keinen Ausweg mehr.
Ich will raus aus dem Hamsterrad, das längst nicht mehr rund läuft.
Das Blatt, auf dem sich heute Abend die ultimativen Lösungen wiederfinden sollten, ist so weiß wie die Wand des Wohnzimmers.
Gedankenversunken nippe ich an einem Glas Rotwein – und plötzlich überkommt es mich.
Ich verliere die Kontrolle und schleudere das Glas gegen diese weiße Wohnzimmerwand. Kapitulation und Zusammenbruch. Das Glas zerschellt in tausend Scherben, während die rote Flüssigkeit am weißen Putz herunterläuft.
Als die letzten Schlieren noch von der Mauer rinnen, erschrecke ich zutiefst vor mir selbst: Nicht nur deshalb, weil ich jetzt schon so weit bin, einfach nur noch das Glas an die Wand zu werfen, sondern vor allem, weil ich in diesem Moment erkenne, dass ich nicht mehr derjenige bin, der ich immer sein wollte. Aber noch so lange gedacht hatte, dass ich es sei.
Das war wohl der entscheidende Moment für mich, weiß ich heute, acht Jahre später.
»Das bin nicht ich. So wollte ich nie sein. Nie!«
Das wird mir an diesem Abend im März 2008 schlagartig bewusst: So, wie der Rotwein die Wand befleckt hat, so meine ich mit einem Mal zu erkennen, wie mein Selbstbild hässliche Störungen aufweist, die ich bisher übersehen habe.
Der Unternehmer Andreas Nau ist am Ende. Und reißt mich, den Menschen Andreas Nau, gleich mit, als er auf den Abgrund zustolpert.
Als meine Frau Susanne an diesem Abend in den Raum eilt, nachdem sie vom Klirren der Scherben aufgeschreckt worden ist, sitze ich in Tränen aufgelöst da.
»Ich höre auf«, sage ich zu ihr. »Ich will nicht mehr.«
Die ›Wertvoll in die Zukunft‹-Revolution
Was sich an diesem Abend anfühlte wie der Anfang vom Ende, war in Wirklichkeit der Anfang einer Revolution, von der Ihnen dieses Buch berichtet. Warum wir dabei von einer wirklichen Revolution sprechen, das zeigen die folgenden Seiten.
Soviel vorweg: Wer seinen Werten und Motiven nachspürt und den Mut hat, sein ganzes Leben konsequent danach auszurichten, wird sich in vielen Bereichen nachhaltig positiv verändern – und nicht nur den beruflichen Alltag richtiggehend revolutionieren. Wer ›wertvoll in die Zukunft‹ geht, erlebt eine nachhaltige Veränderung.
Wer Workshops mag, könnte unser ›Programm‹ als Wertvoll-Workshop oder Wertvoll-Seminar bezeichnen.
Bestimmte Methoden, die dabei hilfreich sind, beziehen wir als Wertvoll-Methoden ein, obwohl sie keineswegs von uns erfunden wurden.
Aber letztlich ist es doch viel einfacher: Das Leben schreibt seine eigenen Geschichten, und meiner Geschichte könnte man den Titel geben: »Meine ganz persönliche Revolution hin zu wertvollen Werten«.
Wir hoffen, wir können Sie im positivsten Sinne als Revolutionäre damit anstecken.
Diese Revolution ist ein Weg, eine Vision und Perspektive. Für mich ist sie deshalb immer noch nicht zu Ende – und doch motivierten uns die Etappenziele, nun darüber zu schreiben:
MehrWerte wagen, das ist unser Thema – und zwar aus zwei Perspektiven. Einerseits geben wir Ihnen einen tiefen, persönlichen Einblick in meine Entwicklung und die meines Unternehmens, die Ihnen ehrlich und aus dem Nähkästchen geplaudert zeigen soll, wie (m)eine wertvolle Neuausrichtung über die Jahre konkret wurde.
Andererseits enthält dieses Buch – auch als Essenz aus diesen Erfahrungen und den grundsätzlichen Überzeugungen, die sich dabei gefestigt haben – Ratschläge, wie Sie selbst durch diese Revolution profitieren: zunächst als Mensch, der mehr erreichen möchte, wo auch immer Sie gerade im Alltag stehen, und natürlich auch als verantwortungsvoller Leiter in Ihrer Organisation oder Ihrem Unternehmen.
Unsere Tipps sollen sich nicht als trockene Theorie verstehen, sondern als Handreichung für eine Praxis, die von Ihnen mit Leben gefüllt werden soll. Sie sollen zeigen, wie Sie als unsere wertgeschätzten Leserinnen und Leser mit einem wertvollen Mindset tatsächlich erfolgreich sind, ja sogar erfolgreicher werden!
Wir sind davon überzeugt, dass eine wertvolle Neuausrichtung auch Sie nachhaltig verändern kann – für ein erfüllteres Leben. Und dass es sich für Sie lohnt, ein wenig Zeit in das Experiment zu investieren, zu dem Sie dieses Buch einlädt.
Und ja: Wir stapeln dabei nicht gerade tief, wenn wir von einer ›Revolution‹ sprechen. Schaut man in Lexika, so ist eine Revolution ein grundlegender und nachhaltiger Wandel, der meist abrupt oder in relativ kurzer Zeit erfolgt. Deshalb passt für uns dieser Begriff richtig gut – geht es uns doch um eine nachhaltige Veränderung mit schneller Durchschlagskraft!
Ich bin tatsächlich überzeugt, dass es vielen Menschen, nicht zuletzt vielen Unternehmern – mal im Ansatz, mal vielleicht sogar schlimmer, aber doch in vergleichbarer Weise – einmal so geht wie mir an diesem Tag im März 2008: Eine Veränderung muss her, und zwar bald!
Wir sind sicher, Sie können sich gut in eine solche Lage hineinversetzen oder finden sogar, dass Sie sich auch in einer ähnlichen Situation befinden. Wenn es so ist, muss man sich dafür nicht schämen!
Gerade deshalb wollen wir auch ganz offen damit umgehen. Wenn wir ehrlich zu uns sind, sollten wir uns dann selbst und unsere Situation hinterfragen – und entscheiden, wie es weitergehen soll.
Im schlimmsten Fall im bisherigen Trott in den Abgrund? Oder doch auf einen neuen, positiven Weg?
Echte Veränderung beginnt mit einer Einstellung
Eine Revolution beginnt nicht erst dann, wenn Steine geworfen werden. Sie beginnt dann, wenn die Steine im eigenen Kopf fallen.
Eine echte Veränderung ist eine Revolution.
Und unsere Revolution beginnt im Kopf – auch ohne Weinglas-Notstand. Sie beginnt, wenn wir erkennen: »Hier passt etwas nicht. Überhaupt nicht!«
Geben Sie zu: Dieser Gedanke ist uns eigentlich nicht so fremd, wenn wir ehrlich sind. Vielleicht gerade im Business sind wir oft nicht derselbe geblieben, als der wir einmal an der Startlinie losgelaufen sind. Und ja, manchmal haben wir noch nicht einmal gemerkt, wie wir uns schleichend verändert haben. Wie uns die Umstände vielleicht in eine Situation gebracht haben, die unser eigentliches Selbst fast erdrücken.
Sind Sie in Ihrem Beruf erfolgreich, wenn Sie als Mensch unglücklich sind und immer unglücklicher werden? Sind Sie glücklich, wenn Ihre Erfolge nur auf den Beruf beschränkt sind? Oder andersherum?
Unser Buch möchte Ihnen Mut machen, ganzheitlich zu denken – und das Glück (wieder) zu entdecken, als Privat- und Businessperson ein erfülltes Leben zu genießen, gestärkt durch ein wertvolles Mindset. Denn Ihre Revolution beginnt mit der Einstellung, anders zu denken, um besser zu handeln.
Nach dem Weinglas-Vorfall
»So will ich nicht mehr«, das beteuerte ich im März 2008 meiner Frau Susanne.
»Dann hör damit auf«, sagte meine Sanne spontan zu mir, »wir kommen auch so irgendwie durch. Ich möchte dich einfach wieder glücklich sehen.«
Sechs Wochen später.
Nur sechs Wochen später.
Zu diesem Zeitpunkt hatte mein Leben sich tatsächlich radikal verändert. Doch anstelle eines Abschieds gab es einen neuen Anfang.
Ich war...