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What's for tea?

Englisch, wie es nicht im Schulbuch steht

AutorClaudia Hunt
VerlagHeyne
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783641032777
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,49 EUR
Sind Sie reif für die Insel?
Wir werden in unterschiedlichsten Situationen immer wieder mit Englisch konfrontiert, doch die gängigen Sprachwendungen sind uns nur selten geläufig. Claudia Hunt, die viele Jahre in England gelebt hat, erklärt Überraschendes und Kurioses anhand von lebensnahen Beispielen aus dem Alltag auf der Insel. Ein humorvoller Leitfaden zum britischen »way of life« und nützlicher Sprachkurs zugleich!

Claudia Hunt, geboren 1969 in München, ist gelernte Fremdsprachenkorrespondentin, Maskenbildnerin und Heilpraktikerin. Anfang der 90er-Jahre ging sie nach London und blieb - mit Unterbrechungen - 14 Jahre dort. Die Autorin lebt heute wieder in München. Im Heyne Verlag erschien bereits ihr erstes Buch What´s for Tea?

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Leseprobe
1
Five O’Clock Tea oder Was hat der Tee mit dem Abendessen zu tun?
It will warm you, if you are cold
It will cool you, if you are too heated
It will cheer you up, if you are depressed
It will calm you, if you are excited
Diese berühmten Worte stammen aus dem Munde des ehemaligen englischen Premierministers William Gladstone. Wovon sie handeln? – Von Tee! Der ist aus England nicht wegzudenken. Er wird nicht nur geliebt, er ist das Nationalgetränk schlechthin und somit Teil der englischen Identität. Was würde sich also besser eignen, um Ihnen England und die englische Sprache näherzubringen, als sich erst einmal mit Tee zu befassen?
Wem fällt da nicht sofort der »Five O’Clock Tea« ein? – Ein Ausdruck, der weltweite Berühmtheit genießt. Nur in England selbst, da ist er weitgehend unbekannt. Schließlich wird dort zu jeder beliebigen Tageszeit Tee getrunken, im Bett vor dem Aufstehen, zum Frühstück, am Vormittag, mittags, vor dem Essen, nach dem Essen, zum Essen, am frühen und am späten Nachmittag, am Abend und manchmal sogar in der Nacht als kleiner Schlummertrunk – as a night-cap.
Aber woher kommt dann dieser Begriff »Five O’Clock Tea«?
Lassen Sie mich dazu ein wenig ausholen. Teeimporte gab es ja bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Damals waren die Teeblätter noch so kostbar, dass sie sich nur die Königsfamilie und die Aristokratie leisten konnten. Und sogar in diesen Kreisen durfte einzig und allein die Herrin des Hauses, also beispielsweise die Königin, den Tee anfassen und zubereiten. Zu welcher Tageszeit das geschah, war rein vom Anlass abhängig.
Aufgrund politischer, geschäftlicher und technischer Veränderungen sanken aber mit der Zeit die Preise so tief, dass der tägliche Teegenuss bereits im 19. Jahrhundert auch für die Mittel- und Unterschicht erschwinglich wurde. Die Beliebtheit dieses Getränks war somit klassenlos geworden.
Man erzählt sich nun, dass an einem möglicherweise verregneten und furchtbar langweiligen Nachmittag im 19. Jahrhundert, und zwar zufälligerweise genau um 5 Uhr, Folgendes passierte: Eine gewisse Anna Maria, 7th Duchess of Bedford of Woburn Abbey in Bedfordshire, kam auf die geniale Idee, die lange Wartezeit zwischen dem Mittagessen um 12 Uhr und dem Abendessen gegen 8 Uhr mit einer Tasse Tee und ein paar Scheiben Butterbrot zu überbrücken. Das gefiel ihr so gut, dass sie bald regelmäßig ihre Freundinnen zu dieser schicken Teestunde, die stets um 5 Uhr stattfand, einlud und damit den Nachmittagstee als »Five O’Clock Tea« zum neuen gesellschaftlichen Ereignis machte.
Wenn aber die Engländer heutzutage ihren Tee irgendwann am Nachmittag trinken, dann nennen sie ihn logischerweise einfach »afternoon tea«.
Trauern Sie jetzt bitte dem »Five O’Clock Tea« nicht hinterher. Ich habe Ihnen nämlich etwas viel Interessanteres zu bieten. Haben Sie schon einmal von »low tea« und »high tea« gehört? Das sind zwei Begriffe, die ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammen. »Low tea« nannte man damals ganz offiziell die Tasse Tee am Nachmittag, weil sie auf einem niedrigen – low – Teetischchen serviert wurde. Im Gegensatz dazu wurde »high tea« auf einem hohen – high – Tisch serviert, und zwar zum Abendessen. Deshalb wurde der Einfachheit halber gleich die ganze Mahlzeit »high tea« genannt.
Und jetzt wird es höchst spannend, denn die Engländer haben im Lauf der Jahre »high tea« ganz einfach zu »tea« abgekürzt. Die Bedeutung ist dabei dieselbe geblieben: Abendessen. Ganz egal, ob es dazu Tee gibt oder nicht. »Tea? Abendessen??« Ja, Tea heißt tatsächlich Abendessen. Ehrlich. Honestly. Es handelt sich hier um eine Tatsache, die uns die meisten Lehrbücher stur vorenthalten. Wahrscheinlich, weil man uns nicht unnötig verwirren möchte. Was steht denn da beispielsweise in meinem alten Schulbuch unter »Abendessen«? Aha, genau wie ich es mir gedacht habe: »Abendessen: supper, dinner«. Nichts weiter. Schlagen Sie doch einmal Ihr Lexikon zu Hause unter »Abendessen« auf. Sind Sie fündig geworden? Nein, da steht auch nichts von Tea? Ich weiß, es ist verrückt. Damit Sie mir aber trotzdem glauben, möchte ich Ihnen die drei Begriffe »supper«, »dinner« und »tea« näher erklären.
Fangen wir mit dem Supper an: Hier handelt es sich ganz allgemein, genauso wie bei Tea, um ein kleines Abendessen, eine abendliche Brotzeit. Es gibt aber Leute, die würden nur einen kleinen Imbiss direkt vor dem Zubettgehen so nennen. Das sind in der Regel diejenigen, die zum früheren Abendessen Tea sagen. Allerdings auch nur, wenn es sich um eine kleine Mahlzeit handelt.
Wie nennt man dann aber ein richtiges, warm gekochtes Abendessen? Das ist nun unser Dinner. Denn dabei handelt es sich immer um die Hauptmahlzeit des Tages. Die kann am Abend stattfinden, aber natürlich auch am Mittag. In diesem Fall wird dann eben das Mittagessen zu einem Dinner. Wenn das Mittagessen aber klein ausfällt, nennt man es Lunch.
Puh, das war’s.
Was, Sie glauben mir immer noch nicht so recht, dass Tea tatsächlich Abendessen heißt? Sie denken, ich erlaube mir einen Scherz? You think I’m pulling your leg?
Überzeugen Sie sich doch einfach bei Ihrem nächsten Englandurlaub. Ach so, Sie möchten sofort Beweise haben?
Hmm, vielleicht erinnern Sie sich ja an die wunderbare Platte der Rockband The Who von 1967, »The Who Sell Out«, und die Ausrufe: »What’s for tea, Mum?«, »What’s for tea, darling?«, »Darling, I said, what’s for tea?« und »What’s for tea, daughter?«.
Auf gut deutsch: »Was gibt’s denn zum Abendessen?« Die Antwort: »Heinz Baked Beans!«
 
 
Nach dieser Anstrengung sollten wir uns nun bei einer Tasse Tee erholen. Let’s have a cup of tea! Lehnen Sie sich zurück und entspannen Sie sich, ich mache uns jetzt eine richtig gute, englische Tasse Tee.
Dazu nehme ich eine Teekanne – a tea pot – und zwar aus Porzellan – china – oder aus rostfreiem Stahl – stainless steel. Man schüttet zur Erwärmung der Kanne etwas kochendes Wasser hinein, schwenkt es ein wenig hin und her und gießt das Wasser dann gleich wieder aus. So, jetzt kommen die losen Teeblätter. Bei zwei Tassen Tee brauchen wir insgesamt drei Teelöffel voll, und zwar einen für Sie, einen für mich und – ganz wichtig – auch einen »für die Kanne«. Die gewünschte Menge kochendes Wasser (in unserem Fall zwei Tassen) darübergießen, Deckel zu und je nach Geschmack bis zu zehn Minuten ziehen lassen. Also, ich persönlich lasse ihn gerne fünf Minuten ziehen. Einverstanden? Jetzt fehlt bloß noch mein »tea cosy«. Wo ist er nur? Können Sie mir helfen? Ach so, Sie wissen nicht, was das ist? Ein »tea cosy« ist ein meist gehäkelter Überzug, den man über die Kanne streift, um den Tee warm zu halten, während er zieht. Ach, da ist er ja!
Leider muss ich an dieser Stelle zugeben, dass viele Engländer schon lange nicht mehr ihren Tee auf diese Art zubereiten. Sogar auf der Insel hat sich nämlich inzwischen mehr oder weniger der Teebeutel durchgesetzt. Ist ja auch praktisch: Kochendes Wasser in die Tasse gießen, Teebeutel rein, ein bis zwei Minuten ziehen lassen, Teebeutel ausdrücken, rausziehen, fertig. Eigentlich schade. A shame, really.
Egal, für welche Methode Sie sich entscheiden, Sie sollten sich auf alle Fälle merken, dass Tee in England nicht mit Zitrone, sondern mit Milch getrunken wird. For God’s sake – um Gottes willen -, jetzt bitte bloß keine deutsche Kaffeesahne! Die hat im Tee nichts zu suchen, schmeckt ja auch wirklich widerlich.
Benutzen Sie bitte nur echte, frische Milch, egal, ob Vollmilch – full fat milk -, fettarme Milch – semi-skimmed milk – oder, wenn es unbedingt sein muss, Magermilch – skimmed milk. Die Milchmenge ist dabei reine Geschmacksache – a matter of taste.
So, unser Tee ist inzwischen fertig. Und während Sie ihn genießen, erzähle ich Ihnen eine kleine Teegeschichte.
Eines Tages stand ich an einer Imbissbude im Londoner Clissold Park Schlange, I was standing in a queue. Als der Mann vor mir eine Tasse Tee bestellte, fragte ihn die Frau des Imbisswagens routiniert: »Do you want your tea strong?« Der Mann erwiderte: »Yes, strong and with a lot of milk.« Damit hatte er die Frau sichtlich verwirrt. »I see, you DON’T want your tea strong!?« »Yes, I DO. (Achtung, hier bedeutet yes nicht ja, sondern doch!), I just like it with a lot of milk.« »Well, that’s not what I call a strong cup of tea.«
Während die Schlange hinter uns immer länger wurde, versuchte der Mann vor mir geduldig zu erklären, dass die Stärke des Tees seiner Meinung nach nichts mit der Menge der Milch zu tun hätte, sondern davon abhängig wäre, wie lange der Tee ziehen und wie stark...
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