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E-Book

Wie ruiniere ich meine Karriere - und zwar systematisch

AutorAnnelen Collatz, Rainer Sachse
VerlagKlett-Cotta
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl139 Seiten
ISBN9783608102963
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Hier die Top 3 der K.O.­Kriterien für Ihre rasante Karriere: 1. Spielen Sie den Dramatiker! Ob Heulsuse oder Choleriker, lassen Sie Ihren Gefühlen einfach freien Lauf. Seien Sie sicher, ein Auftritt dieser Art wird bei Kollegen und Vorgesetzten einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. 2. Werden Sie zum Soziallegastheniker! Einfühlsamkeit wird völlig überbewertet, setzen Sie ruhig auch mal den Holzhammer ein, Sie sind ja schließlich nicht zum Kuscheln da. 3. Konflikte lösen sich von allein - also halten Sie sich zurück! So kann der Konflikt in Ruhe weiterschwelen und der Großbrand ist nicht mehr weit.

Rainer Sachse, Prof. Dr., Dipl.-Psych., ist Verhaltens- und Gesprächspsychotherapeut, Leiter des Instituts für Psychologische Psychotherapie in Bochum und lehrt Klinische Psychologie an der dortigen Ruhr-Universität.

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Leseprobe
Ein satirischer Ratgeber Das Leben ist ernst genug, daher müssen Ratschläge nicht auch noch bierernst sein; und wir finden es gut, wenn man mal über sich selbst lachen und Abstand zu seinen Pro blemen gewinnen kann. Wir möchten Ihnen, liebe Leser, in diesem Ratgeber in scherzhafter, übertriebener Weise zu etwas raten, was Sie gar nicht wollen werden. Und wir meinen diese Ratschläge natürlich nicht ernst. Wir geben also paradoxe Ratschläge, denn man kann das Buch natürlich so lesen, dass man erfährt, wie man einen Ruin seiner Karriere wirkungsvoll verhindern kann. Wir wählen den satirischen Weg, um Sie nicht mit »Besserwisserei« zu langweilen und nicht einfach trocken zu informieren, sondern um Sie gut zu unterhalten ! Eine wichtige Botschaft ist: Pro bleme sind normal, sie zu haben ist keineswegs ehrenrührig, nein, sie zu benennen ist vielmehr schlau und mutig, und sie anzugehen ist lebensklug: Wir wollen sie benennen, um sie lösbarer zu machen und zwar so, dass man sich der Aufgabe entspannt und humorvoll widmen kann. Der Ratgeber soll Sie erheitern, anregen und zum Nachdenken bringen. Ruinieren Sie los ! Rainer Sachse und Annelen Collatz Bochum, im Januar 2012 1. Die K.O.-Kriterien für den Karrierestart Überlegen Sie es sich gut: Wenn Sie der berufliche Erfolg verwöhnt, stehen Sie oben auf der Karriereleiter ganz allein. Wollen Sie das wirklich ? Damit es erst gar nicht soweit kommt, helfen wir Ihnen gerne beim sicheren und vor allem schnellen Abstieg. Sie werden sehen, Ihre Karriere geschickt und nachhaltig in den Sand zu setzen geht ganz einfach. Denn die gute Nachricht lautet: Die Karriereleiter klettert sich hinunter viel schneller als hin auf ! Schon kleine Schritte mit wenig Aufwand führen zu beachtlichen Ergebnissen, versprochen ! Es ist nicht wirklich schwierig, sich das Leben schwer zu machen, nein: Im Grunde ist es sogar ganz einfach. Man kann es mit relativ schlichten Mitteln schaffen und braucht eigentlich nicht mehr als Versuch und Irrtum. Wie man seine eigene Karriere geschickt und nachhaltig ruinieren kann, ist also nur eine Frage der richtigen Strategie. Es ist hierbei meist sehr hilfreich zu wissen, wie man etwas richtig machen würde, wenn man es effektiv falsch machen will: Denn je zentraler die Fehler sind, desto verheerender die Auswirkungen ! Machen Sie daher keine halben Sachen: Setzen Sie an zentralen Stellen an und machen Sie es richtig falsch! Karriere zu machen bedeutet in aller Regel, in einer Hierarchie aufzusteigen; Positionen zu erreichen, die mit mehr Verantwortung, mit höheren Anforderungen und komplexeren Aufgaben, aber auch mit höherem sozialen Status, mehr Macht und mehr Einkommen verbun den sind. Und diese Positionen sind hier archisch angeordnet, man »klettert« in der Hier archie nach oben. Um aber eine höhere Position einnehmen zu können und zu dürfen, muss man sich erst »als würdig erweisen«; muss zeigen, dass man über die erforderlichen fachlichen Fähigkeiten und Kompetenzen verfügt, aber auch über die notwendigen sozialen Fertigkeiten, um die angestrebte Position ausfüllen zu können. In aller Regel muss man andere davon überzeugen: Vorgesetzte, die Empfehlungen geben, Beurteilungen schreiben und / oder Entscheidungen treffen. Man muss also auf relevante Personen einen guten Eindruck machen. Und den macht man vor allem dann, wenn man Erwartungen erfüllt oder sogar übertrifft. Diejenigen, die über die Karriere mitentscheiden, haben Erwartungen, also Standards, die sie erfüllt haben wollen. Und derjenige, der Karriere machen will, ist dann am erfolgreichsten, wenn er diese Standards erschließen kann und wenn er sich weitgehend danach richtet: Zumindest so lange, bis er die Standards selbst bestimmen kann. Wenn man Karriere machen will, muss einem klar sein, dass die wichtigen Personen immer zwei Arten von Standards und damit von Erwartungen haben: Erwartungen im Hinblick auf fachliche Fähigkeiten: Erwartungen an Intelligenz, Wissen, Expertise u. a., also an mögliches Leistungshandeln. Und: Erwartungen im Hinblick auf soziale Kompetenzen: Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Umgangsformen u. a., also im Hinblick auf soziales Handeln. Die fachlichen Erwartungen gelten oft als selbstverständlich: Dass man diese erfüllen muss, ist den meisten klar. Die sozialen Fähigkeiten werden dagegen oft unterschätzt: Man hält sie oft für »weniger wichtig« oder »sekundär«, womit man schon den ersten effektiven Schritt zur Ruinierung der eigenen Karriere macht. Dafür, dass er wenig Aufwand erfordert, führt er schon zu beachtlichen Ergebnissen. Aber: Man kann noch effektiver ruinieren, Sie werden sehen! Auf der fachlichen Seite wird von einem poten tiellen »Aufsteiger« erwartet, dass er über ausreichende Intelligenz verfügt, relevantes Wissen aufweist, Pro bleme analysieren und Entscheidungen treffen kann, d. h., dass er von seiner Expertise her »der Stelle gewachsen ist«. Das ist aber noch nicht die ganze Story. Erwartet wird auch, dass man mit Mitarbeitern und Kunden angemessen umgehen, sich in Gesprächspartner hin einversetzen und sich auf Interaktionspartner einstellen sowie Konflikte konstruktiv bewältigen kann. Daher reicht es für eine Karriere meist nicht aus, »fachlich klug« zu sein. Wer nicht gleichzeitig über die relevanten sozialen Fähigkeiten verfügt, wird kaum Karriere machen. Dar aus kann man schon die ersten, allgemeinen Ratschläge ableiten, wie man seine Karriere komplett ruinieren kann. Und dabei wollen wir gar nicht auf Faktoren wie Intelligenz eingehen (die man sowieso nur begrenzt beeinflussen kann) und nicht auf relevantes Fachwissen (das man entweder hat oder nicht hat). Sondern wir wollen uns hier hauptsächlich mit psychologischen Faktoren beschäftigen, die man in nennenswertem Ausmaß beeinflussen und bei denen man entscheiden kann, ob man sie in konstruktiver Weise berücksichtigt (und sich eventuell durch Coaching oder Therapie noch weiter entwickelt) oder ob man sie dafür nutzen will, sich (systematisch) falsch zu verhalten und damit seine Karriere ordentlich in den Sand zu setzen (logischerweise kann man das ja nur im Hinblick auf Faktoren, die man unter persönlicher Kontrolle hat). Die Psychologie kann man einsetzen, um soziales Handeln so zu gestalten, dass es möglichst destruktiv wirkt und Vorgesetzte zu der Meinung veranlasst, ein Elefant in einem Porzellanladen sei geradezu achtsam, verglichen mit dem Verhalten, das Sie an den Tag legen. Auch Ihr Leistungshandeln können Sie so beeinträchtigen, sodass man eine Aufgabe trotz hoher Intelligenz und trotz großem Fachwissen versemmelt. Sie glauben das nicht? Lesen Sie dieses Buch und Sie werden aufregende Strategien kennenlernen! Im Hinblick auf soziales Handeln kann man z. B. empfindlich auf Kritik reagieren, Konflikte vermeiden, sich nicht in andere hin ein ver setzen, nicht zuhören usw. Damit machen Sie sich einerseits unbeliebt, andererseits beeinträchtigen Sie trotz Intelligenz und Fachkompetenz Ihre realen Ergebnisse schon allein dadurch, dass Sie z. B. Teamarbeit sabotieren oder Kollegen gegen sich aufbringen. Leistungshandeln kann z. B. durch fehlende Lageorientierung, Entscheidungsschwäche, schlechten Zugang zu den eigenen Motiven und Bedürfnissen sowie große Ängstlichkeit beeinträchtigt werden. Dann sind Sie unentschlossen, wissen nicht, was Sie wollen, suchen zu lange und zu viele Informationen, sind unsicher, machen Fehler und wieder hilft Ihnen hier weder Intelligenz noch Fachkompetenz weiter. Karriere machen, das wird allen, die es versucht haben, sehr schnell klar, ist ein hoch komplexes Geschehen und man ist in aller Regel nur dann erfolgreich, wenn man viele Dinge richtig macht. Das Schöne ist, und das werden wir hier zeigen, dass es vergleichsweise einfach ist, seine Karriere zu ruinieren, denn oft reicht dazu schon ein einziger Fehler. Und man merkt schnell: Ohne intellektuelle Fähigkeiten und relevantes Fachwissen macht keiner (Ausnahmen bestätigen die Regel!) Karriere. Diese Fähigkeiten allein reichen aber noch nicht aus: Richtig erfolgreich kann nur werden, wer außerdem über gute psycho logische Strategien und über gute soziale Kompetenzen verfügt. In vielen Fällen ist es sogar möglich, Mängel in Fähigkeiten und Wissen durch soziale Fähigkeiten zu kompensieren. Genau hier lohnt es sich anzusetzen! Umgekehrt bedeutet das nämlich, dass man durch Fehler im Sozialverhalten eine Karriere besonders effektiv ruinieren kann. Daher wollen wir unser Hauptaugenmerk auf genau diese Faktoren richten. Nur Mut: Sie werden mit unserer Hilfe das Ziel, Ihre Karriere zu ruinieren, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erreichen ! Die Methoden, die wir Ihnen vorschlagen werden, sind totsicher. Wenn die eine (wider Erwarten) nicht funktionieren sollte, dann wird Sie dafür die andere zielsicher ins Karriereaus manövrieren! Haben Sie Vertrauen! 2. Werden Sie zum Soziallegastheniker Empathie (= Einfühlungsvermögen) ist eine sehr grundlegende soziale Fertigkeit: Man braucht sie in Partnerschaften, in Freundschaften, bei Arbeitskollegen, bei Vorgesetzten und sogar im Umgang mit Finanzbeamten ist sie hilfreich. Merken Sie was? Richtig! Empathie hat in Ihrem Anti-Karriere-Plan keinen Platz. Diesen unnützen Ballast können Sie getrost über Bord werfen. Löschen Sie einfach alle erlernten sozialen Fähigkeiten von Ihrer Festplatte, Sie wer den den Platz für Wichtigeres brauchen. War um Sie als Soziallegastheniker außerordentlich gute Chancen haben, beruflich von einem Fettnäpfchen ins nächste zu torkeln, können Sie sich ganz einfach klarmachen. Betrachten wir hierzu die Fähigkeit der Empathie genauer: Empathie ist die Fähigkeit zu verstehen, was ein Interaktionspartner meint, wenn er etwas sagt. Mit ihr kann man erfassen, wor um es ihm geht, was er möchte und was er mitteilen will. Bei sehr ausgeprägter Empathie-Fähigkeit ist man sogar in der Lage zu erfassen, was der ande re erwartet, was ihm wichtig ist, welche Ziele er hat, was er will oder nicht will. Oder zu registrieren, wie er behandelt und wie er nicht behandelt werden möchte, was er verabscheut usw. Man erhält vom Interaktionspartner verbale und nonverbale Informationen. Aber die geben immer nur einen Bruchteil von dem wieder, was alles im Interaktionspartner vorgeht. Dieser denkt immer sehr viel mehr, als er nach außen hin zeigt: Er hat Wünsche, Erwartungen, Hoffnungen, Befürchtungen; er denkt viel über seinen Gesprächspartner nach, bewertet, beurteilt usw. Aber von all dem gibt er nur einen sehr kleinen Teil preis. Empathie ist nun die Fähigkeit, aus den verfügbaren »Daten« Schlüsse über das zu ziehen, was im Interaktionspartner vorgeht, und zwar valide, zutreffende Schlüsse. Damit ist Empathie auch die Fähigkeit, mehr zu verstehen, als explizit gesagt wird, die Fähigkeit, »zwischen den Zeilen zu lesen«, die Fähigkeit, sich gewissermaßen »in jemanden hineinzu versetzen« und zu erkennen, was dieser meint, denkt und möchte. Diese Fähigkeit ist nicht mystisch oder esoterisch, sie ist vielmehr höchst psycho logisch. Man kann sie sy ste matisch trainieren, viele Menschen haben sie aber größtenteils schon in ihrer Biographie erworben - manche aber auch nicht. Durch Empathie bildet man ein zutreffendes Modell über den Interaktionspartner (IP). Man erfasst z. B., was der IP mit dem meint, was er sagt; was der IP möchte, von einem selbst will, was er erwartet; was der IP für Ansichten und Überzeugungen hat; was der IP für Motive, Ziele und Werte hat; wie der IP behandelt werden möchte und wie er auf keinen Fall behandelt werden will. Empathie ist eine Basisfertigkeit, die viele schon als Kind oder Jugendlicher erlernen - manche aber auch nicht. Als Erwachsener kann man Empathie sy stematisch trainieren und die eigene Empathie-Fähigkeit damit deutlich steigern. Man kann Empathie aber auch »abschalten«, also bewusst ignorieren, was ein IP meint: Hier können Sie ganz gezielt ansetzen! Wenn Sie Ihre Karriere so richtig in den Sand setzen wollen, dann sollten Sie sich in Sachen Empathie unbedingt zurücknehmen, denken Sie dar an: Weniger ist mehr! Die Fähigkeit zur Empathie ist schon in ganz normalen Gesprächen wichtig, da Interaktionspartner nicht alles von dem sagen, was sie meinen: Entweder können sie das, was sie meinen, nicht gut ausdrücken, oder aber sie wollen gar nicht, dass der andere erkennt, was sie denken und glauben oder dass er ihre Absichten erkennt. Personen mit ausgeprägter Empathiefähigkeit können in aller Regel aber sehr viel mehr erkennen, als der andere offen (»explizit«) sagt. Sie können einiges von den nicht offen geäußerten (»impliziten«) Annahmen und Absichten rekonstruieren und verstehen damit deutlich mehr vom Interaktionspartner, als dieser mitteilen wollte.
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