DIE VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN BÖRSENERFOLG
Jeder kennt das Auf und Ab an den Märkten und genauso dürfte jeder schon Verluste gemacht haben. Insgesamt sehen die Rahmenbedingungen jedoch sehr positiv aus, bei langfristiger Betrachtung steigen die Börsen sowohl in Deutschland als auch in den USA im Schnitt um 6 bis 8 Prozent pro Jahr. Doch nun wird es interessant: Viele Trader sehen nichts von dieser Performance und machen stattdessen Verluste. Diese bittere Erkenntnis wird immer wieder durch Studien untermauert und auch meine Erfahrung als Coach bestätigt sie. Oftmals bekennen sogar 90 Prozent meiner Seminar- und Coachingteilnehmer, dass sie entweder nicht profitabel oder lediglich plus/minus null handeln. Eine einfache Buy-and-Hold-Strategie würde hier also bereits zu einer spürbaren Verbesserung führen. Deshalb lohnt ein Blick auf die Ursachen, an denen die meisten Privatanleger scheitern. Denn nur wer die Gründe für Verluste kennt, kann sie vermeiden. Einer davon ist der »Gegner«: Die große Masse des Geldes an den Börsen wird nicht von Kleinanlegern verschoben, sondern von institutionellen Händlern. Das können Profitrader sein, aber selbstverständlich auch Fondsmanager oder Pensionskassen. Ihr Job ist, riesige Geldmengen möglichst profitabel zu handeln – jeden Tag und von morgens bis abends. Dabei können sie sich meist auf ein Heer von Analysten und Spezialisten stützen. Auch erhalten sie die relevanten Informationen sehr zeitnah. Deshalb wissen sie genau, was sie tun. Wer angesichts dieser Rahmenbedingungen nicht untergehen will, muss ebenfalls seine Hausaufgaben machen.
Gefährlich ist das Trading, weil diese Gegner nicht sichtbar sind. Kein Privatanleger kennt den millionenschweren Hedgefonds-Manager, der ihm gerade 100 Aktien verkauft. Diese Anonymität des Börsenhandels verführt zu Leichtsinn. So käme sicher niemand auf die Idee, mit einem Weltklasseboxer in den Ring zu steigen, doch der Klick auf den Kaufen-Button ist kinderleicht. Zu viele Menschen glauben gerne, dass Trading eine einfache Angelegenheit sei, und begeben sich auf sehr dünnes Eis. Dieser Glaube hält so lange an, bis Verluste auflaufen. Dann folgen der große Frust und oftmals sogar ein Rückzug von der Börse. Es geht jedoch auch anders und vor allem erfolgreicher! Zunächst sollte sich jeder Privatanleger bewusst machen, dass er niemals auf Augenhöhe mit Profis gelangen kann. Ein solches Expertenwissen ist jedoch gar nicht nötig, eine Grundausstattung an Know-how reicht aus, um signifikant mehr zu gewinnen als zu verlieren. Wer die Mechanismen der Märkte analysiert, kann ihre Bewegungen zum eigenen Vorteil ausnutzen. Dazu ist jedoch kontinuierliches Lernen erforderlich, es hilft dabei, ein kleines Konto tatsächlich groß zu traden. Mein Ziel ist, die nötigen Grundkenntnisse zu vermitteln und dafür zu sorgen, dass Sie nicht zum Spielball der großen Händler werden. So enthält dieses Buch etwa das theoretische Wissen zu Trendanalyse oder Marktscreening sowie zur Auswahl von Broker und Software.
Um ein erfolgreicher Trader zu werden, braucht es zudem Zeit und vor allem das Selbststudium. Viele Begriffe und Vorgehensweisen in diesem Buch werden Ihnen vielleicht kompliziert erscheinen, auch wenn ich mich bemüht habe, Fachvokabular auf das Nötigste zu begrenzen. Doch ganz ohne geht es leider nicht und auch ein Grundverständnis der Prinzipien hinter Börse und Finanzen ist erforderlich. Je besser Sie diesen Themenbereich verstehen, desto leichter wird es Ihnen fallen, die beschriebenen Strategien korrekt umzusetzen. Denn meiner Erfahrung nach nutzt es wenig, wenn Sie etwa eine Aktie um die Quartalszahlen herum nicht handeln, aber den Grund dafür nicht kennen. Mit dem theoretischen Wissen ist es jedoch immer noch nicht getan, einen ebenso wichtigen Stellenwert nimmt die praktische Umsetzung ein. So braucht es diverse mentale Voraussetzungen, um eine Strategie fehlerfrei anzuwenden, und die Psychologie nimmt einen wichtigen Teil in diesem Buch ein. Doch zeigt meine Erfahrung, dass viele Trader gerade in diesem Bereich mit Schwierigkeiten konfrontiert sind. Gefühle durchkreuzen ihre Strategien immer wieder, obwohl sie es eigentlich besser wissen. In solchen Fällen ist es sinnvoll, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Diese stärkt in der Regel nicht so sehr das theoretische Wissen, vielmehr dient sie der Praxis. Meine Coachings beispielsweise bestehen zu einem großen Teil darin, Sicherheit, Erfahrung und Praxis zu vermitteln. Gerade die Praxis lässt sich nur ansatzweise über Bücher oder Webinare vermitteln. Vor allem Seminare und Coachings wirken hier erfahrungsgemäß sehr viel stärker, weil sie die Gelegenheit zu Gegenfragen bieten. Man kann individuell auf eine Person eingehen und die Problemfelder gezielt ausräumen. In Seminaren vermittle ich zum Beispiel immer zunächst die theoretischen Grundlagen und danach erarbeiten die Teilnehmer die Inhalte in Kleingruppen. Dieses mehrstufige Vorgehen verankert neues Wissen in den Köpfen und es geht erst dann weiter, wenn die bisherigen Inhalte tatsächlich verinnerlicht wurden. Zudem hilft der persönliche Kontakt dabei, Fehler aufzudecken und den Teilnehmern zu vermitteln, wie sie diese in Zukunft vermeiden können. Theorie gehört also genauso dazu wie Praxis und das eigenständige Erarbeiten von Inhalten steht gleichberechtigt neben der Vermittlung durch Mentoren oder Coaches. Ich möchte Sie daher ermuntern, weitere Bücher, Webinare oder Seminare zu Rate zu ziehen.
Betonen möchte ich zudem, dass sich Trading durchaus als Beruf bezeichnen lässt. Hauptberufliches Trading ist sogar eine Form der Selbstständigkeit. Wer vom Traden leben will, ist Unternehmer und bekommt nicht mehr jeden Monat automatisch Geld von einem Arbeitgeber. Stattdessen tauscht er die Sicherheit der Lohn- oder Gehaltszahlung gegen den unsicheren Erfolg an den Märkten. Um diesen Weg in die Selbstständigkeit erfolgreich gehen zu können, braucht es eine gehörige Portion Risikobereitschaft und die mentale Stärke, um Durststrecken überwinden zu können. Denn die Rahmenbedingungen ändern sich grundlegend: Die meisten Firmen zahlen auch dann, wenn Sie nicht so gut gearbeitet haben, im Urlaub waren oder krank sind. All das tut die Börse nicht. Jeden Euro müssen Sie sich aktiv erarbeiten, und wer regelmäßig seinen Lebensunterhalt bestreiten muss, benötigt die Erträge seiner Transaktionen. Ist eine Familie zu ernähren, lastet eine enorme Verantwortung auf einem Trader und jeder Verlust beeinträchtigt die Haushaltskasse ganz unmittelbar. Sehr schnell entsteht neben der finanziellen auch eine psychische Belastung, und um diese zu bewältigen, braucht es das nötige Rüstzeug. Dieses besteht vor allem aus der richtigen Einstellung. Zum Glück lässt sich die eigene Psyche bis zu einem gewissen Teil schulen, einige mentale Voraussetzungen sind jedoch sicher von Vorteil. Vermutlich führt dieser Zusammenhang dazu, dass beispielsweise Beamte nur selten aktiv an der Börse unterwegs sind.
Ebenfalls in den Bereich Psychologie gehört das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Nur wenige würden ein Lokal eröffnen, wenn sie nicht kochen können oder die Grundlagen des Service nicht beherrschen. Auch dürfte es kaum zum Erfolg führen, mit einer Pizzeria anzufangen und dann Döner zu verkaufen, weil man nicht versteht, warum die Kunden ausbleiben. Solides Wissen über die Mechanismen der Märkte sorgt für die nötige Sicherheit in jedem Metier. Das gilt auch für das Trading. Wer weiß, was er tut, kann sein System danach ausrichten und bei Verlusten sehr schnell herausfinden, warum diese auftreten. Damit ist es möglich, das bestehende System zu perfektionieren und Fehler beim nächsten Mal zu vermeiden. Aus dieser Fähigkeit erwächst die Kraft, eine Strategie konsequent zu optimieren. Vielen Tradern fehlt leider dieses Selbstvertrauen und sie wechseln ihre Strategie immer wieder. Ich möchte deshalb betonen, dass Sie Ihrer Strategie treu bleiben und bei Rückschlägen zuallererst an die Analyse gehen sollten. Denn meine Erfahrung zeigt, dass der Misserfolg selten auf die jeweilige Strategie zurückzuführen ist. Vielmehr sorgen Fehler für das Minus, wichtige Regeln wurden schlicht nicht eingehalten. Oftmals kommt auch die Ungeduld in die Quere, weil Menschen sich die zeitliche Entwicklung nur schwer vorstellen können. So unterschätzen sie einerseits die positiven Folgen ihrer wachsenden Erfahrung, andererseits denken sie nicht an die Auswirkungen des Zinseszinseffekts. Doch auch wenn die Erträge am Anfang eher bescheiden ausfallen: Die Performance wird sich mit der Zeit verbessern.
Erfolg an der Börse braucht also diverse Voraussetzungen und diese haben zunächst einmal gar nichts mit Geld zu tun. Im Gegenteil, das Ziel dieses Buchs ist es ja gerade, Geld zu erwirtschaften oder genauer gesagt ein kleines Konto groß zu traden. Damit dies funktioniert, sollten Sie in ganz unterschiedlichen Bereichen ansetzen und sich sowohl theoretisches Wissen aneignen als auch die psychologischen Mechanismen hinter Ihrem Handeln analysieren. Die folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit – zumal sich die Menschen unterscheiden –, sie führt jedoch die aus meiner Sicht wichtigsten Voraussetzungen auf, die ich im späteren Verlauf des Buches noch genauer erläutern werde.
▶ Grundwissen und Marktverständnis
Versetzt Sie in die Lage, überhaupt an den Börsen sinnvoll zu agieren.
▶ Einfache und sichere Strategien
Was zu kompliziert ist, können Sie kaum umsetzen.
▶ Emotionen beherrschen
Sie müssen lernen, Ihre Gefühle zu beherrschen.
▶ Verlustbegrenzung
Weil sich Verluste niemals hundertprozentig vermeiden lassen, sollten Sie Grenzen einführen.
▶ Risiko- und...