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Wirtschaft und Gesellschaft

Vollständige Ausgabe

AutorMax Weber
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl1200 Seiten
ISBN9783849612252
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Wirtschaft und Gesellschaft (abgekürzt oft WuG) ist ein soziologisches Werk Max Webers und wurde 1921 und 1922 in vier Lieferungen postum von seiner Frau Marianne als 3. Abteilung des Grundrisses der Sozialökonomik veröffentlicht. Seit der vierten Auflage aus dem Jahr 1956 trägt es den Titel Wirtschaft und Gesellschaft - Grundriß der verstehenden Soziologie. Wirtschaft und Gesellschaft zählt neben Webers Die protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus von 1904 zu den wichtigsten Texten der Soziologie. Seine Bedeutung erstreckt sich auf die Wirtschafts-, Religions-, Rechts-, politische, Herrschafts-, Verwaltungs- und Stadtsoziologie. (aus wikipedia.de)

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Leseprobe

Vorwort zur fünften Auflage.


 


Im Vorwort zur Neuausgabe von »Wirtschaft und Gesellschaft« (4. Auflage 1956) war eine Anzahl von Gesichtspunkten aufgeführt worden, die den inhärenten Aufbau des Werkes offenlegen sollten. Dabei war auf einen erläuternden Aufsatz des Herausgebers Bezug genommen worden, der die Einzelheiten hierzu des näheren auseinandersetzt1. Dieser Hinweis auf die spezielleren Darlegungen ist weitgehend Fußnote und der Inhalt ungelesen geblieben. Da die innere Logik des Werkes und die zwingende Notwendigkeit der in der Neuausgabe vorgenommenen Stoffanordnung kraft der früheren Ausführungen nicht hinreichend deutlich hervorgetreten war, soll das Vorwort zur revidierten Neuausgabe (5. Auflage) mit ihrer für längere Zeit abschließenden Fassung dazu benutzt werden, das unabweisliche Gefüge der systematischen (genauer: typologischen) Gliederung nochmals, und zwar – bei aller gebotenen Straffung – geschlossen zu entfalten. Dabei wird sich erweisen, daß auch die unausgeführt gebliebenen Schlußteile sowohl des Ersten wie des Zweiten Teiles von »Wirtschaft und Gesellschaft« einleuchtend aus dem Gliederungsgedanken: der einheitlichen Kompositionsidee in Umrissen rekonstruierbar sind.

 

Das neue Vorwort soll daher neben den mehr ›technischen‹ Erwägungen (I) in Kürze den dem Fortgang der Gedankenführung zu entnehmenden immanenten Kompositionsgedanken der wiederhergestellten Stoffanordnung Max Webers explizieren (II) sowie die Auswirkung des prinzipiellen Ansatzes seiner Soziologie jedenfalls andeutungsweise darlegen, nämlich die methodische Bedeutung des »subjektiv gemeinten Sinnes« und den systematischen Gehalt der von ihm entfalteten Theorie des sozialen Handelns und dessen Aufstufung zu immer umfassenderen Sozialgebilden (III).

 

Die vom Herausgeber in enger Anschmiegung an die Textfassung erarbeitete Stoffeinteilung der Neuausgabe begegnete deutscherseits gelegentlich Widerspruch, ist jedoch allen neueren ausländischen Übersetzungen zugrundegelegt worden, so von der zweiten spanischen Auflage (1964), der ersten und zweiten italienischen Auflage (1961, 1968), der dreibändigen amerikanischen Übersetzung (1968) sowie der französischen Ausgabe, deren Erster Band 1971 erschien, jedoch mit der Maßgabe, daß die amerikanische Übertragung weitere Unterteilungen der Kapitel aufweist und beide letztgenannten Ausgaben den vom deutschen Herausgeber aus anderweitigen Arbeiten der letzten Lebenszeit Max Webers kompilierten Schlußabschnitt mit dem Titel »Staatssoziologie« nicht übernommen haben. In der Zwischenzeit hatten erneute Textprüfungen sowie eingehendes Studium der dem Werk zugrundeliegenden Literatur nicht nur eine Fülle weiterer Korrigenda erbracht, sondern auch zu der Einsicht geführt, daß die in die Neuausgabe 1956 aufgenommene Kurzdarstellung über »Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft« nicht in den Kontext des Manuskripts, vielmehr in den gedanklichen Umkreis des Kategorienaufsatzes von 1913 gehört und daher bei der Neuauflage hier wieder zu eliminieren sei2. Durch den Fortfall des 2. Abschnitts im Kapitel IX des Zweiten Teils der 4. Auflage vermindert sich nunmehr die Seitenzählung ab Seite 551 um 8 Seiten. Im 1. Halbband wurden die erforderlichen Textberichtigungen durch Tekturen ausgeführt. Der 2. Halbband wurde vollständig neu gesetzt; dadurch sowie infolge der Umstellung der §§2 und 3 der »Rechtssoziologie« sind gewisse Seiten- und Zeilenverschiebungen eingetreten, doch konnte die Seitenkonkordanz weitgehend gewahrt werden.

 

 

I.

 

Als im Jahre 1952 die Aufforderung des Herrn Verlegers an den Unterzeichneten erging, die von diesem vorgeschlagene Neuausgabe von Max Webers soziologischem Hauptwerk in Angriff zu nehmen, lagen als Ausgangspunkte hierfür mehrere eigene Äußerungen Max Webers vor: das von ihm als Redaktor des Sammelwerkes »Grundriß der Sozialökonomik« (GdS) verfaßte Gesamtprogramm, das erstmals 1915 – in dem Jahresbericht des Verlages J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) über das Verlagsjahr 1914 im Anschluß an das Erscheinen der ersten, von Max Weber seit 1914 herausgegebenen Bände (Abteilungen I, II, VI, VII 1) – veröffentlicht wurde, die den von Max Weber noch selbst herausgegebenen Einzelbänden des »Grundriß der Sozialökonomik« jeweils beigegebene systematische Inhaltsübersicht über die »Einteilung des Gesamtwerkes« sowie eine gleiche vollständige Inhaltsübersicht als Verlagsanzeige in der ersten Auflage der 1915 im gleichen Verlage erschienenen »Bankpolitik« von Felix Somary. Sowohl der Verlagsbericht (1915) wie die Verlagsanzeige (aus dem gleichen Jahre) führten – bis auf wenige Ausnahmen – zu jedem einzelnen Beitrag des Gesamtwerkes die vorgesehenen Verfassernamen auf. Der letzte unter Max Webers Redaktion herausgebrachte Band (Abteilung V 1) des GdS erschien 1918, und noch die endgültige, vollständige Ausgabe der Abteilung VII erschien mit dem kompletten Plan der »Einteilung des Gesamtwerkes« im Jahre 1922. Jede dieser systematischen Gliederungen des GdS umfaßte zugleich die von Max Weber entwickelte Disposition seines eigenen Beitrages zu diesem systematischen Handbuch, wie sie im Vorwort zur vierten Auflage des vorliegenden Bandes (s.u. S. XXVI) wiedergegeben ist.

 

Die auf die Abteilung V, 1. Teil (1918) nächstfolgende Veröffentlichung zur Fortsetzung des GdS war die erste Lieferung von Max Webers eigenem Beitrag, die er noch selbst zum Druck vorbereitet hatte und die nach seinem Tode im Jahre 1921 erschien. Sie trug das folgende Titelblatt:

 

 

Grundriss der Sozialökonomik

 

 

III. Abteilung Wirtschaft und Gesellschaft.

 

 

I

 

 

Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte.

 

 

Bearbeitet von Max Weber.

 

 

Erster Teil.

 

 

Sorgsamer Analyse ergibt sich daraus die Gewißheit, daß Max Weber an der Stoffgliederung der ganzen Abteilung III und insbesondere auch seines eigenen Beitrages dazu, der nur den einen (ersten) Hauptteil derselben darstellen sollte, im Prinzip nichts geändert hatte. Der gesamte GdS war in fünf Bücher und darunter in neun Abteilungen eingeteilt. Innerhalb des Ersten Buches: Grundlagen der Wirtschaft, führten die ersten Abteilungen Bezeichnungen wie Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft (I), Wirtschaft und Natur (II 1), Wirtschaft und Technik (II 2), und so lautete dementsprechend der Titel der Abteilung III: Wirtschaft und Gesellschaft, und war unterteilt in die beiden Hauptteile

 

 

Abteilung III

 

 

Wirtschaft und Gesellschaft

 

 

I. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Max Weber.

 

 

II. Entwicklungsgang der wirtschafts- und sozialpolitischen Systeme und Ideale. E. von 

 

Philippovich.

 

 

Vergleicht man nun damit das von Max Weber selbst bestimmte Titelblatt der ersten Lieferung seiner Darstellung (s.o.), so erkennt man eindeutig: der Bandtitel seines Beitrages stand für ihn von Anfang an fest und war von ihm beibehalten worden. Er lautete: »Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte«. Die oberhalb dieses Sachtitels und unter der Angabe »III. Abteilung« usw. auf seinem Titelblatt gesetzte »I« ergab sich daraus, daß dieser Beitrag eben nur den I. Hauptteil der III. Abteilung ausmachen sollte, deren II. Hauptteil Eugen v. Philippovich als Verfasser zugedacht worden war. Dieser hatte im Jahre 1910 im gleichen Verlag eine Vortragssammlung erscheinen lassen unter dem Titel »Die Entwicklung der wirtschaftspolitischen Ideen im 19. Jahrhundert«, war indessen im Jahre 1917 verstorben, und Max Weber ging ersichtlich von der Annahme aus, daß sich ein anderer Bearbeiter finden werde, der das von Philippovich hinterlassene Manuskript auf den neuesten Stand fortführen würde. Das ist dann in der Tat durch Eduard Heimann geschehen, nur daß der ganze Abschnitt im Druck später der I. Abteilung bei deren 2. Auflage (1924) zugeteilt worden ist. Jedenfalls wurde er nach Max Webers Tod für die Aufnahme in die Abteilung III fallengelassen und damit Max Webers kompositorischer Grundgedanke für die Abteilung »Wirtschaft und Gesellschaft« aufgegeben. Denn ihm gemäß sollte der I. Hauptteil die empirische, d.h. hier die vom empirisch handelnden Menschen und seiner Seinswelt ausgehende Untersuchung und Darstellung des Vergesellschaftungsprozesses bringen, dagegen dem II. Hauptteil die ideengeschichtliche, d.h. die Abhandlung der Ideen (Systeme und Ideale) von der (scheinbar) reinen Bewegung der Gedanken her entwickelnde Betrachtungsweise...

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