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Lebendige Hoffnung – Wunsch oder Wirklichkeit?
Wir Menschen hoffen eigentlich immer etwas: dass die Gehaltserhöhung bald kommt oder dass wir gesund bleiben. Doch gibt es Hoffnung, die über diesen alltäglichen Horizont hinausreicht?
Vor Jahren war ich mit einer Gruppe von Studierenden auf einer Berghütte. Ich gab dort einen biblischen Impuls. Nach dem Vortrag kam ein Mitarbeiter der Hütte auf mich zu und sagte: »Ich finde es sehr nett von dir, dass du diesen Leuten ein bisschen Hoffnung geben möchtest.« Ich erwiderte: »Weißt du, ich gebe ihnen nicht ein bisschen Hoffnung. Ich gebe ihnen Gewissheit.« Der Mann war wie vor den Kopf geschlagen. Er konnte meine Bemerkung einfach nicht einordnen und empfand sie als arrogant. Hoffnung könne doch nichts Sicheres sein, meinte er; Hoffnung sei doch etwas Vages und Unbestimmtes. Natürlich: Jeder Mensch hat gewisse Hoffnungen, das gehört schließlich zu unserem Wesen. Hoffnung tröstet uns, Hoffnung gibt uns die Kraft weiterzumachen. Aber reicht unsere Hoffnung auch über das Grab hinaus? Die entscheidende Frage ist doch, ob wir eine zeitlich begrenzte Hoffnung haben oder eine lebendige, bleibende Hoffnung.
Was ist Hoffnung? Würde man eine Straßenumfrage starten, kämen in etwa folgende Antworten: »Ich hoffe halt auf ein etwas besseres Leben.« – »Ich hoffe auf ein höheres Einkommen.« – »Ich hoffe auf ein Abenteuer in meinem Leben.« Aber was passiert, wenn alle Erwartungen enttäuscht werden? Was, wenn das Ende kommt und nichts von dem sich im Leben erfüllt hat? Wo bleibt da die Hoffnung?
Viele Sprichwörter zählen hoffende Menschen zu einer aussterbenden Spezies. Ein russisches Sprichwort proklamiert: »Auf der Wiese der Hoffnung wandern viele Narren.« Ein deutsches Sprichwort meint: »Hoffen und harren macht viele zu Narren.« Der Schriftsteller Alexander Pope hat einmal gesagt: »Gesegnet ist der Mann, der nicht hofft, denn er kann nie enttäuscht werden.« Das ist klassischer Buddhismus. Buddha begann ja seine Suche nach den Antworten des Lebens, indem er das Leben beobachtete. Er sah, wie Leute alt und krank wurden – und schließlich starben. Um eine Antwort auf seine Fragen zu finden, verließ er Familie, Heimat und auch allen materiellen Komfort. Und er fand seine Antwort: Der Grund allen menschlichen Leides seien die menschlichen Wünsche. Weil sich der Mensch immer etwas wünsche, immer etwas erhoffe und dann enttäuscht werde, darum gebe es Leid. Die Antwort Buddhas lautet: Man muss alles Wünschen auslöschen. Dann sind wir im Nirwana, im größtmöglichen Heil. Klassischer Buddhismus ist atheistisch und lehrt, dass die Antwort auf alles Leid in der Auslöschung der Wünsche liegt. Durch Meditation, durch Wandlung der Seele usw. kommt man in diesen erleuchteten Zustand. Die alten Griechen sagten: »Hoffnung ist ein gefährliches und lächerliches Gespenst, das Menschen dazu treibt, nach dem Unerreichbaren zu jagen.« Bei ihnen gab es im religiösen Bereich das Wort Hoffnung überhaupt nicht.
Welt ohne Hoffnung
Nun, und was sagt die Bibel dazu? Um ehrlich zu sein: Die Bibel bestätigt eigentlich die Griechen! Die Bibel sagt nämlich auch, dass es in dieser Welt keine Hoffnung gibt. Im Alten Testament lesen wir: »Doch dann dachte ich nach über alle meine Taten, die meine Hände vollbracht hatten, und über den Besitz, für den ich mich bei diesem Tun angestrengt hatte. Das Ergebnis: Das ist alles Windhauch und Luftgespinst« (Prediger 2,11; EIN). Der Apostel Paulus schrieb an die Gemeinde in Ephesus: »Ihr hattet keine Hoffnung und lebtet ohne Gott in der Welt« (Epheser 2,12; EIN). Und an anderer Stelle meinte Paulus: »Wenn wir unsere Hoffnung nur in diesem Leben auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen« (1. Korinther 15,19; EIN).
Unter dieser Sonne und in dieser Welt gibt es keine lebendige Hoffnung. Warum? Aus einem ganz einfachen Grund: Mit 20 Jahren hatten wir noch Hoffnungen und Träume. Wir glaubten dieses oder jenes zu erreichen. Und jetzt sind wir 30, 40, 50 oder älter und merken: »Wir werden das Gewünschte nie erreichen – es ist vorbei.« Noch schlimmer ist freilich der dran, der mit 20 seine menschlichen Träume und Hoffnungen lebte und sie mit 40 Jahren alle erfüllt hat. Den hat es wirklich bitter erwischt. Denn er ist 40 Jahre alt, und es hat sich alles erfüllt, was er sich vordergründig erhoffte. Aber nun muss er erkennen: »Da ist nichts!« Woody Allen, der erfolgreiche Filmemacher, wurde einmal gefragt: »Was hättest du gerne als 18-Jähriger gewusst, was dir damals noch nicht bekannt war?« Er antwortete: »Ich hätte gerne gewusst, dass man am Ende der Erfolgsleiter, ganz oben, feststellt: Da ist nichts.«
Warum ist das Leben so? Warum bietet es keine Erfüllung, selbst wenn die Menschen ganz offensichtlich Erfolg haben? In der Bibel finden wir die Antwort: »Gott hat die Ewigkeit in ihr Herz gelegt« (Prediger 3,11; ELB). Das ist der Schlüssel. Unser Herz schreit nach Ewigkeit, wir sind so gemacht. Und darum können wir in diesem Leben so erfolglos oder erfolgreich sein wie wir wünschen – es wird uns nie ganz erfüllen. Wahren Frieden werden wir nur finden, wenn der ewige Gott unser Herz erfüllt.
Lebendige Hoffnung
Was ist nun lebendige Hoffnung? Ich bin so dankbar, dass ich den Rest meines Lebens nicht damit verbringen muss, alle Wünsche auszulöschen. Ich bin so dankbar, dass ich eine andere Option habe. Und ich bin auch dankbar dafür, dass christliche Hoffnung nicht ein billiger Optimismus ist. Es geht nicht um ein paar gute Hoffnungen, es geht um die eine Hoffnung, die lebendige Hoffnung. Es geht um die tiefe Überzeugung, dass trotz allen Scheiterns oder allen Erfolgs jemand da ist, der mein Herz füllen kann. Manche antworten mir dann: »Ja, aber das ist ja genauso eine billige Hoffnung – an einen Himmel zu glauben, an einen lebendigen Gott zu glauben. Das ist ein sehr vages Unternehmen.« Nun, ob unser Vertrauen eine ungewisse Sache oder einfach Gewissheit ist, hängt davon ab, auf wen wir unsere Hoffnung setzen.
Ich habe in den letzten 15 Jahren viel gebaut und erhielt so einen gewissen Einblick in verschiedene Branchen. Da arbeiten Dachdecker, Maurer, Installateure und Elektriker. Und es gibt Firmen, die antworten freundlich auf eine Anfrage: »Okay, am Montag kommen wir und fangen an.« Ich habe inzwischen festgestellt: Wenn sie Freitagmittag kommen, ist das super. Ausgemacht war Montag, aber die Firma kommt am Freitag. Dann gibt es andere, denen sage ich: »Montag beginnen wir um 8 Uhr.« Dann weiß ich: Um 5 Minuten vor 8 sind sie da. Nun liegt es bei mir: Telefoniere ich mit der Firma, die sagt, sie komme am Montag und die dann doch erst am Freitag vor der Tür steht? Ich kann ja trotzdem hoffen, dass sie tatsächlich am Montag kommen. Natürlich waren sie auch schon einmal pünktlich, aber diese Hoffnung ist ziemlich vage, weil ich weiß, in wen ich meine Hoffnung setze. Wenn ich die andere Firma anrufe und sage: »Montag 8 Uhr«, dann ist meine Hoffnung keine vage Hoffnung, sondern dann weiß ich: Es wird so sein – es sei denn, es geschieht eine Katastrophe. Der Unterschied zwischen den beiden Optionen ist also das Objekt, das Gegenüber, dem ich mein Vertrauen schenke.
Weshalb ist nun christliche Hoffnung eine lebendige und begründete Hoffnung? Weil ich den kenne, in den ich mein Vertrauen setze! In 2. Timotheus 1,12 sagte der Apostel Paulus: »… ich schäme mich nicht, denn ich weiß, wem ich geglaubt habe« (ELB) – d. h. »ich weiß, wem ich Glauben geschenkt habe« (EIN). Übrigens sagte der Apostel nicht: »welcher Theologie ich geglaubt habe« oder »was ich geglaubt habe«, sondern: »ich weiß, wem ich geglaubt habe«. In Hebräer 10,23 werden wir aufgefordert, an dieser Hoffnung, zu der wir uns bekennen, festzuhalten und uns durch nichts davon abbringen zu lassen. Warum? – Du kannst dich felsenfest auf die von Gott zugesagte Hoffnung verlassen, »denn er ist treu, der sie verheißen hat« (Hebräer 10,23; LUT). Gottes Treue zu seinem Wort und zu seinen Verheißungen finden wir sehr oft in der Bibel bezeugt (z. B. 1. Korinther 1,9; 1. Thessalonicher 5,24; Hebräer 4,14). Er, der es gesagt hat, ist treu. Und wir wissen, in wen wir die Hoffnung setzen. Weil wir den kennen, auf den wir hoffen: einen Gott, der nicht lügen kann. Übrigens: Gott kann nicht alles. Gott ist beschränkt, denn es gibt eine Sache, die er nicht kann: Er kann nicht lügen! Die Bibel sagt nicht nur: »Er wird nicht lügen, er lügt nicht.« Nein, er kann es nicht. So wie umgekehrt Satan niemals die Wahrheit sagen kann. Satan kann nur lügen. Gott kann nur die Wahrheit sagen. Das Objekt meines Glaubens ist verlässlich!
Hoffnung durch Jesu Auferstehung
Gleichzeitig hängen mein ganzer Glaube und meine Hoffnung von einer ganz bestimmten Sache ab – nämlich ob Jesus Christus von den Toten auferstanden ist oder nicht. Das ist der Schlüssel. Der Apostel Paulus sagte deshalb: »Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden. Also sind auch die, welche in Christus entschlafen sind, verloren gegangen. Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen« (1. Korinther 15,17-19; ELB).
Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist dieser Artikel ein völliger Unsinn und ich bin ein Verführer. Wenn Christus nicht von den Toten auferstanden ist, dann bin ich als Christ tatsächlich bedauernswerter als alle anderen Menschen. Aber wenn er...