Einleitung
"Wenn Du etwas wissen willst, lies darüber,
wenn Du etwas lernen willst, studiere es,
wenn Du etwas meistern willst, lehre es."
Yogi Bhajan
Bevor wir unsere Reise beginnen, möchte ich zu Anfang erzählen wie ich zum Yoga kam:
Yoga?!
Yoga? Fassungslos starrte ich den Telefonhörer an. Ja, Yoga!, schallte es bekräftigend daraus hervor. Was dachte sich meine beste Freundin wohl dabei? Yoga, das ist doch nichts für mich, erklärte ich ihr, während vor meinem geistigen Auge ein Szenario von Menschen in organgefarbenen Gewändern, umgeben von dem Dunst esoterischer Räucherstäbchen emporzog. “Warum probierst Du es nicht wenigstens einmal aus?” Fragte sie mich.
Ja, warum eigentlich nicht? Darauf blieb ich ihr die Antwort erst einmal schuldig. Im Geiste hatte ich bereits eine Schublade geöffnet, auf der "Yoga" stand und in der alle Vorurteile lagen, die ich im Laufe meines Lebens angesammelt hatte. Und das waren leider nicht wenige,...! In einem sehr christlich geprägten Haus aufgewachsen, hat meine Familie die in den 80er Jahren aufgekommene Bhagwan-Bewegung immer äußerst kritisch kommentiert. Aus diesem Grund wurde in mir damals leider ein sehr negatives Bild esoterischer Kreise eingebrannt.
Zum Zeitpunkt des Telefonates war ich gerade schwanger mit meinem zweiten Kind und nachdem die Geburt meines ersten Sohnes mit vielen Komplikationen verbunden war, hatte ich unglaubliche Angst, dies könnte dieses Mal noch schlimmer kommen. Je näher der Termin der Geburt heranrückte, desto größer wurden meine Ängste und Befürchtungen. Ich klammerte mich an jeden Strohhalm, beziehungsweise an jedes Hilfsmittel, welches sich mir bot. Warum sollte ich es also nicht mit Yoga versuchen? Schaden konnte es sicher nicht damit zu beginnen. Wenn das Baby erst einmal da sein wird, muss ich ja nicht weitermachen. Diese Gedanken rasten durch meinen Kopf. Plötzlich hörte ich mich sagen: “Wann geht es denn los? Ich schaue es mir einfach mal an, vielleicht hast du Recht!”
Nachdem ich aufgelegt hatte, beschlichen mich schon die ersten Zweifel. Ist das wirklich etwas für mich? Was soll mir das denn bringen, außer einem zusätzlichen Termin? Soll das die Lösung sein, um diesmal eine einfache “normale” Geburt zu erhalten? Was ist Yoga überhaupt?
Eifrig machte ich mich sogleich ans Werk um dieses Geheimnis zu lüften. Die Internetsuche ergab sagenhafte 337.000.000 Treffer! Das war fast zu viel. “Hatte Sabine nicht auch noch den Begriff “Hatha-Yoga” erwähnt?”, überlegte ich kurz. Hier kamen immerhin auch stolze 6.490.000 Ergebnisse. Mal sehen, ob dies weiterhalf. Folgendes war zu finden:
Hatha Yoga (Sanskrit, m., von hatha „Kraft, Hartnäckigkeit, Unterdrückung“) ist eine Form des Yoga, bei der das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist vor allem durch körperliche Übungen (Asanas), durch Atemübungen (Pranayama) und Meditation angestrebt wird. Hatha bedeutet Gewalt oder Kraft; damit soll die Anstrengung unterstrichen werden, die notwendig ist um das eigentliche Ziel zu erreichen. Weiter wird der Begriff als Ausdruck der Einheit einander entgegengesetzter Energien (heiß und kalt, männlich und weiblich, positiv und negativ, Sonne und Mond) gedeutet. Der Begriff Hatha Yoga wurde in der Hatha Yoga Pradipika verwendet, einer Yogaschrift aus dem 15. Jahrhundert. Dort grenzt er den spirituellen Yoga (wie etwa Raja Yoga) vom körperlichen Yoga (Hatha Yoga) ab. Hatha Yoga bezeichnet hier eine Stufe auf dem Weg zum Raja Yoga. Neben der Hatha Yoga Pradipika gibt es zwei weitere wichtige Grundlagenwerke des Hatha Yoga, die Gheranda Samhita sowie die Shiva Samhita. In ihnen wird klar, dass auch innerhalb des Hatha Yoga Meinungsverschiedenheiten über sowohl theoretische als auch praktische Belange existieren. Hatha Yoga war anfänglich zur Unterstützunganderer Yoga-Formen konzipiert, erfreute sich jedoch rasch großer Beliebtheit und wurde schon bald als eigenständige Yoga-Form betrachtet. Im westlichen Kulturkreis versteht man unter Yoga oft hauptsächlich Hatha Yoga. (Quelle. www.wikipedia.de)
Wirklich verstehen konnte ich dies damals noch nicht. So fehlte in diesem Text eine grundlegende Erklärung, was Yoga bewirken kann. Also recherchierte ich gleich weiter: Die Seite über Yoga selbst, war schon etwas aussagekräftiger:
Yoga oder eingedeutscht Joga ist eine indische philosophische Lehre, die eine Reihe geistiger und körperlicher Übungen wie Yama, Niyama, Asanas, Pranayama, Prathyahara, Kriyas, Meditation und Askese umfasst. Der Begriff Yoga (Sanskrit, m., yoga, von yuga „Joch“, yuj für: „anjochen, zusammenbinden, anspannen, anschirren“) kann sowohl „Vereinigung“ oder „Integration“ bedeuten, als auch im Sinne von „Anschirren“ und „Anspannen“ des Körpers an die Seele zur Sammlung und Konzentration bzw. zum Einswerden mit Gott verstanden werden. Da jeder Weg zur Gotteserkenntnis als Yoga bezeichnet werden kann, gibt es im Hinduismus zahlreiche Namen für die verschiedenen Yoga-Wege, die den jeweiligen Veranlagungen der nach Gotteserkenntnis Strebenden angepasst sind. Yoga ist eine der sechs klassischen Schulen (Darshanas) der indischen Philosophie. Es gibt viele verschiedene Formen des Yoga, oft mit einer eigenen Philosophie und Praxis. In Westeuropa und Nordamerika denkt man bei dem Begriff Yoga oft nur an körperliche Übungen, die Asanas oder Yogasanas. Einige meditative Formen von Yoga legen ihren Schwerpunkt auf die geistige Konzentration,andere mehr auf körperliche Übungen und Positionen sowie Atemübungen (Pranayama), andere Richtungen betonen die Askese. Die philosophischen Grundlagen des Yoga wurden vor allem von Patanjali im Yogasutra zusammengefasst, auch die Bhagavad Gita und die Upanishaden informieren über Yoga. (Quelle: www.wikipedia.de)
Meine Neugierde war geweckt! Aber niemals hätte ich mir träumen lassen, wie viel mir Yoga einmal bedeuten könnte und welche wunderbaren Möglichkeiten mir diese Philosophie geben konnte, um persönlich zu wachsen.
Keine zwei Wochen später befand ich mich dann tatsächlich in einem Yogakurs für Schwangere. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch war ich abends zu Hause losgefahren. Am Telefon hatte die Yogalehrerin sehr nett geklungen und mich zu einem „Schnuppertermin“ eingeladen. Einzige Voraussetzung war es bequeme Kleidung zu tragen. Der Kurs fand in der Klinik statt, in der ich auch mein Kind zur Welt bringen würde. Gute Voraussetzungen für den Start in das Abenteuer “Yoga”, dachte ich mir, um mir Mut zu machen. Mit zitternden Händen drückte ich dann die Türklinge des Kursraumes herunter. Und dann stand ich da, alle meine Vorurteile lösten sich in Luft auf. Keine Räucherstäbchen, keine bunten Gewänder, einfach nur schwangere Frauen wie ich. Die Kursleiterin begrüßte mich herzlich und nach wenigen Minuten ging es bereits los. Wir begannen mit einem Begrüßungsritual, einem Bewegungsablauf im Sitzen, durch den die Gedanken zur Ruhe kommen sollen. Wenn dies bei mir verständlicherweise noch nicht so gut funktionierte, so war ich dennoch fasziniert von der ersten Übung. Auch die folgenden “Asanas”, die Yogahaltungen begeisterten mich sehr und taten einfach gut. Trotz des dicken Bauches, der im Alltag überall im Weg war, spürte ich hierbei einen Grad an Leichtigkeit und Freude, wie selten zuvor. Ich fühlte mich zuhause im eigenen Körper und dies schon in der ersten Yogastunde. Die Atemübungen, Meditation und Schlussentspannung “sog” ich dann regelrecht in meinen Körper hinein und nach der Stunde meinte ich „hinaus zu schweben“. Welch ein Erlebnis! Die Tage nach dem Kurs vergingen viel zu langsam für mich. Ich fieberte nur noch dem Montag entgegen, an dem die nächste Kursstunde stattfand. Jedes Mal war ich aufs neue vom Yoga fasziniert. War mehr und mehr begeistert. Den eigenen Körper spüren zu können, war nur eine der Erfahrungen, die mir durch Yoga geschenkt wurden. Meine Grenzen anzunehmen, die gerade in der Schwangerschaft anders als sonst sind, war ebenfalls etwas, was ich lernen durfte und wie sich auch heute immer wieder herausstellt, noch lernen darf. Bei vielen Übungen dachte ich mir. “Eigentlich schade, dass Yoga nicht schon viel früher in mein Leben gefunden hat!” Als Teenager habe ich den Bezug zu mir selbst ganz und gar verloren. War fremd im eigenen Körper. Wie wäre es wohl gewesen, hätte ich damals schon diese wundervolle Methode gekannt? Die Begeisterung war geweckt und so begab ich mich ein Jahr nach der Geburt meines dritten Kindes langsam auf den Weg, selbst Yogalehrerin zu werden. Ich wollte meine bereichernden Erfahrungen gerne an andere weitergeben und entschied mich für eine Ausbildung bei der Yogaschule Salbert in Bühlertal. Dabei wurde ich in einer Tradition des Hatha Yoga unterrichtet, bei des es erlaubt ist, das zu leben, was für jeden einzelnen persönlich am wertvollsten aus den verschiedenen Traditionen ist. Oder, um die Worte von Anna...