Vorwort
Yoga ist quicklebendig als ein umfassendes Übungssystem zur Förderung von Gesundheit und allgemeinem Wohlbefinden. Inzwischen praktizieren weltweit mehrere Millionen Menschen Yoga, und der Berufsstand der Yogaunterrichtenden hat endlich begonnen, klarere und verbindlichere Vorgaben für die Befähigung von Yogalehrern festzulegen. Während Programme zur Ausbildung von Yogalehrern wie Pilze aus dem Boden schießen, wächst gleichzeitig der Bedarf an Schulungsmaterial, das diesen Vorgaben entspricht. Mein letztes Buch Teaching Yoga: Essential Foundations and Techniques (2010) ist ein umfassendes Werk für Yogalehrer und behandelt alle wichtigen Themen, in denen zumindest Grundkenntnisse vorhanden sein sollten. Der riesige Markt der Yogaliteratur wird dominiert von zahlreichen Büchern, die sich eingehender mit Themen wie Yogaphilosophie, Anatomie sowie Übungstechniken für bestimmte Asanas beschäftigen. Detaillierte Anleitungen zur Planung und Gestaltung von Übungsfolgen für den Unterricht sind dagegen Mangelware.
Unzählige Yogalehrer sowie ihre Ausbilder haben den Wunsch nach einem umfassenden Leitfaden für die Gestaltung des Yogaunterrichts geäußert und mich zu diesem Buch inspiriert. Wie gerade gesagt: Während sich mühelos Veröffentlichungen von Übungsfolgen verschiedener Stile oder für die Beschäftigung mit bestimmten Asanas finden lassen, fehlt ein wesentliches Element: ein umfassendes Grundlagenwerk mit den Prinzipien und Methoden zur Gestaltung von Übungsfolgen für die verschiedensten Schwierigkeitsstufen, Umstände und Rahmenbedingungen. Dieses Buch ist der Versuch, der Yogagemeinschaft ein solches Werk zur Verfügung zu stellen.
Nach Abschluss meiner Yogalehrerausbildung im Jahr 1995 begann ich, öffentliche Kurse bei Malibu Yoga und bald darauf im YogaWorks Studio im kalifornischen Santa Monica zu geben. Nach ein paar Jahren als Lehrer gründete ich mit einigen Freunden die Yoga Inside Foundation, um in ganz Nordamerika auch unter ungewöhnlichen Rahmenbedingungen fortlaufende Yogaprogramme einzurichten. Bald unterrichteten wir in Gefängnissen, Jugendstraf- und Erziehungsanstalten, Drogenrehabilitationszentren, psychiatrischen Einrichtungen und Schulen. Die gemeinsame Erfahrung zeigte, dass die Konzepte zur Gestaltung von Übungsfolgen, die wir in der Lehrerausbildung gelernt und in regulären öffentlichen Kursen verfeinert hatten, dabei an ihre Grenzen stießen. Oft waren wir schlecht für die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern gerüstet, die wir über Yoga Inside kennenlernten und deren Bedürfnisse und Interessen breiter gefächert waren. Dies führte zu tiefergehenden Überlegungen, wie wir unsere Vorbereitung darauf arrangieren konnten, woraus wiederum ein noch intensiveres Studium von asana, pranayama und Meditation folgte. Die so gewonnenen Erkenntnisse beeinflussten uns bald nicht nur bei der sozialen Arbeit unter Ausnahmebedingungen, sondern auch bei der Gestaltung von Übungsfolgen in allen Bereichen, einschließlich der regelmäßigen öffentlichen Yogastunden, die wir in Yogastudios und Fitnesscentern sowie an Yogainstituten und bei Konferenzen gaben. Die Prinzipien und Techniken zur Planung und Gestaltung von Übungsfolgen für den Yogaunterricht wurden in vielen Jahren des Übens, des intensiven Studiums und des Experimentierens weiter verfeinert. Das vorliegende Buch stellt den Höhepunkt dieser Entwicklung dar.
Ich selbst habe die Yogapraxis vor etwas mehr als zwanzig Jahren zu einem regelmäßigen Bestandteil meines Alltags gemacht, nachdem ich Erich Schiffmann kennengelernt und er mir beigebracht hatte, mich »von innen leiten« zu lassen, wie er es von Joel Kramer gelernt hatte. Im Laufe der Zeit habe ich mich tief ins Ashtanga Vinyasa Yoga versenkt, unzählige Seminare mit Iyengar-Yoga-Lehrern von brillanter Einsicht besucht und mich der Überschwänglichkeit von Vinyasa Flow und dem transformativen Potenzial des Tantra geöffnet. Ich lernte die tiefen Einsichten derjenigen zu schätzen, die im Bereich der Yogatherapie tätig sind, und auch derjenigen, die aus ihrem tiefen Wissen in funktioneller Anatomie, Biomechanik und Kinesiologie schöpfen, um Yoga für alle Menschen zugänglich und nachhaltig zu machen, die sich dafür entscheiden. Darüber hinaus hallt auch das intuitive Yogaverständnis Erich Schiffmanns und Joel Kramers in mir nach, während ich den Unterricht für ganze Klassen von Yogaschülern plane und halte.
Der scheinbare Widerspruch zwischen Stundenplanung und intuitiver Praxis löst sich auf, wenn man versteht, dass es Schülern hilft, die Prinzipien und Techniken der Praxis zu erlernen, um leichter und natürlicher Zugang zu dem besten Lehrer zu finden, den sie je haben werden – der in ihrem Körper und in ihrem Geist im Rhythmus ihres Atems und zu den Schlägen ihres Herzens tanzt. Das hier von mir angebotene Material steht im Geiste einer Art zu lehren, die Schüler letztlich in die Lage versetzt, ihr eigener Lehrer zu sein und sich intelligent von innen leiten zu lassen.
Das gesamte Buch profitiert von dem lebendigen Austausch, der sich über die Jahre zwischen den Teilnehmern meiner Seminare »Die Kunst und die Wissenschaft der Gestaltung von Yogaübungsfolgen« entsponnen hat, die sie im Zuge der von mir angebotenen Ausbildung zum zertifizierten Yogalehrer absolvieren müssen. In diesen Intensivkursen beschäftigen sich Hunderte von künftigen und erfahrenen Yogalehrern mit der Gestaltung von Yogaübungsfolgen, sprechen und diskutieren darüber und teilen ihr Wissen. Ich habe mich nach Kräften bemüht, zuzuhören und von allen zu lernen. Ihr Beitrag findet sich in jedem einzelnen Wort auf diesen Seiten, für die ich natürlich die alleinige Verantwortung übernehme, während ich gleichzeitig das Geschenk ihrer vielfältigen Einsichten würdigen möchte.
Der Yogaunterricht gehört zu den Aspekten meines Lebens, die mir am meisten Freude bereiten und mich am stärksten bereichern. Diese Freude erwächst zu einem großen Teil aus dem Gefühl der Verbundenheit mit Schülern unterschiedlichster Herkunft, die aus den verschiedensten Gründen zum Yoga kommen. Meine Schüler sind meine Lehrer, und jeder von ihnen vermittelt mir einzigartige Einsichten in die Praxis. Mein besonderer Dank gilt den Schülern und Lehrerkollegen von Santa Cruz Yoga, die mich an ihrem Wissen teilhaben ließen und mich in den Phasen der Schreibklausur unterstützten. Anne Tharpe, Alison Mitchell, Sean Lang und die anderen Lehrer von Santa Cruz Yoga sorgten dafür, dass unser Yogastudio auch in der Zeit florierte, als meine ganze Aufmerksamkeit dem Schreiben galt.
Wenn man ein Buch schreibt, kann das leicht von der Disziplin und dem gesundheitlichen Nutzen einer täglichen Yogapraxis ablenken. Alles eine Frage des Gleichgewichts. Ich stehe in der Schuld von Ganga White, Sally Kempton, Joel Kramer, Diana Alstad, Erich Schiffmann, James Wvinner, James G. Bailey und Shiva Rea, die mir nicht nur freundschaftlich unter die Arme greifen, sondern mir auch vorleben, dass ein Mensch dank jahrzehntelanger Praxis auch im Trubel des Lebens im Gleichgewicht bleiben kann. Jeder von ihnen hat mich auf seine Weise ermuntert, an diesem Projekt festzuhalten, und mir wertvolle Anregungen gegeben.
Meine Recherchehelfer – die Yogalehrer Tony Agostinelli, Anne Tharpe und Cindy Cheung – waren maßgeblich an der Sammlung und Gliederung eines großen Teils der hier von mir bereitgestellten Informationen beteiligt. Karen Bassi, Anne Tharpe und Melinda Stephens-Bukey haben das Manuskript gelesen, sich kritisch damit auseinandergesetzt und hilfreiche Anregungen beigetragen. DiAnna Van Eycke und ich haben alle Übungsfolgen fotografiert. James Wvinner stellte alle anderen Bilder zur Verfügung, die auf den Seiten dieses Buchs zu sehen sind.
Bailey Johnson, Brenna Mackin, Erika Abrahamian, Emily Perry, Greta Mitchell, Jeanette Lehouillier, Jennifer Stanley, Malia Rawlings, Marcia Charland, Mary Maleta, Naomi Hegenbart, Ray Charland, Rowan Rawlings, Seana Messina und Tony Agostinelli waren so liebenswürdig, für die Aufnahmen der Übungsfolgen geduldig und spielerisch Modell zu stehen.
Es ist stets eine Freude, mit North Atlantic Books zu arbeiten. Meine Lektorin Jessica Sevey geleitete mich meisterhaft durch den gesamten Prozess, in dem aus einem Manuskript ein Buch entsteht, und sorgte für mehr Stimmigkeit und Klarheit im ganzen Text. Mein Redakteur Christopher Church nahm sich gekonnt des Manuskripts an und machte es dadurch einfacher, klarer und lesefreundlicher. Das bestechende Design von Suzanne Albertson spricht für sich.
Für die liebevolle Unterstützung meiner Familie und meiner engen Freunde, allen voran DiAnna Van Eycke, Jennifer Stanley, Mike Rotkin, Michael Stephens, Melinda Stephens-Bukey, John Bukey, Reatha White, Ralph Quinn, James Wvinner und Siddha bin ich zutiefst dankbar.
Ein sprachlicher Hinweis
Yoga hat seinen Ursprung in Indien, und seine Entwicklung wurde größtenteils in der altindischen Sprache Sanskrit festgehalten. Noch immer lässt sich die Bedeutung vieler Konzepte aus dem Yoga am besten in Sanskrit wiedergeben, und jede Übersetzung ist verbunden mit der Sorge um die Genauigkeit der Wiedergabe. Lehrer, deren Ansatz ganz auf den Bezug zu den weit...