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E-Book

Yummy Books!

In 50 Rezepten durch die Weltliteratur

AutorCara Nicoletti
VerlagSuhrkamp
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl335 Seiten
ISBN9783518751299
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR

Cara Nicoletti liebt zwei Dinge im Leben: Lesen und Kochen. Warum also nicht beides vereinen? Denn Nicoletti ist nicht nur Konditorin, Köchin und die mit Sicherheit charmanteste Metzgerin in ganz Brooklyn, sondern auch ein ausgesprochener Bücherwurm. Wer könnte also besser die beiden schönsten Dinge im Leben zusammenbringen als diese hungrige Leserin?
Angefangen hat alles in der Fleischerei des Großvaters in Boston, Massachusetts, in der Cara bereits als Mädchen stapelweise Bücher verschlang. Später zog es sie nach New York, wo sie zwischen dem Bücherwälzen fürs Literaturstudium und der Arbeit in Brooklyns bekanntester Metzgerei schließlich auf die Idee kam, aus ihrer Doppelleidenschaft eine einzige zu machen - indem sie die kulinarischen Passagen ihrer Lieblingsbücher nacherzählte und die besten Rezepte kurzerhand nachkochte. Von Pippi Langstrumpfs »Buttermilchpfannkuchen« über das »perfekt gekochte Ei« von Jane Austen bis hin zu Jonathan Franzens »Schokoladen-Cupcakes mit Pfefferminz-Buttercreme« - Nicoletti lässt uns nicht nur das Wasser im Munde zusammenlaufen, sondern verführt uns auch zum Nachlesen und Nachkochen. Ein perfektes Geschenk für Lesewütige und ein Buch, das rundum glücklich macht.



<p>Cara Nicoletti ist Metzgermeisterin, Köchin und Gründerin des literarischen Foodblogs <em>Yummy Books</em>. Sie kommt aus einer Metzgerdynastie aus Boston und lebt derzeit in Brooklyn, New York.</p>

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Leseprobe

In der Nachtküche
Milch-und-Malz-Kuchen


Im Februar 2010 ging einfach alles schief. Inmitten echter Notfälle und tausend anderer Unannehmlichkeiten verlor ich auch noch meine Stelle als Bäckerin in einem kleinen Restaurant und fand nirgendwo sonst Arbeit. Die Zeit zwischen November und Februar war in einem einzigen Taumel aus Bestellungen für Thanksgiving- und Weihnachtsfeiern vergangen, mitsamt den dazugehörigen Nachtschichten: Hunderte Kürbis-, Pekannuss- und Apfelkuchen, Geschenkkörbchen mit würzigen Honigkuchen, dazwischen die ein oder andere Bûche de Noël – und jetzt, mit einem Mal, nur noch Stille.

Einen Monat lang hatte ich mir meine Stelle trotz nachweihnachtlicher Flaute noch bewahrt, aber dann kam ich eines Morgens zur Arbeit und sah den Dienstplan, auf dem mein Name dick und rot durchgestrichen war, und die Blicke meiner Kollegen – voller Mitgefühl, aber auch voller Erleichterung, weil sie meinem Schicksal entronnen waren. Ich gab mir größte Mühe, es nicht persönlich zu nehmen. Schließlich war ich als Letzte eingestellt worden, da war es nur fair, dass ich auch als Erste eingespart wurde. Ich packte meine Backutensilien weg, faltete meine Schürze zusammen und trat aus dem gemütlich warmen Restaurant hinaus in die klirrende Februarkälte von Brooklyn.

Weil ich es nicht über mich brachte, nach Hause zu gehen und meinem Freund und meiner Schwester, die gerade beide verzweifelt Arbeit suchten, zu erzählen, dass ich entlassen worden war, lief ich einfach weiter. Ich war überzeugt, dass sich irgendwo in einem anderen Restaurant gerade eine Bäckerin mit mangelnder Arbeitsmoral die Schürze vom Leib gerissen hatte und davongestürmt war, begleitet von wilden Schwüren, nie wieder etwas zu sieben, zu kneten oder zu glasieren. Und ich wäre gerade rechtzeitig zur Stelle, um in die Bresche zu springen, und alles wäre so, als hätte ich niemals meinen Job verloren.

So kam es natürlich nicht. Nicht einmal annähernd. In jedem Restaurant, das ich betrat, bekam ich das Gleiche zu hören: Sie hätten schon zu viel Personal, befänden sich ebenfalls in der Nachweihnachtsflaute und bräuchten sowieso nur den Brotpudding mit Schokolade, den ihr Chefkoch zubereite. Gegen neun Uhr abends gab ich mich schließlich geschlagen und machte mich auf den Heimweg. Als ich ein paar Straßen von meiner Wohnung entfernt an einem Fabrikgebäude vorbeikam, fiel mir zum ersten Mal auf, dass durch das offene Tor der Lagerhalle ein Duft von Hefe und Zucker nach draußen drang. Ich schaute durchs Fenster und sah ein gutes Dutzend chassidischer Männer, die über riesige Rührmaschinen mit Fünfzig-Liter-Trögen gebeugt oder an Backblechwagen gelehnt standen, die weißen Hemden wölbten sich über den dicken Bäuchen, die gekräuselten Schläfenlocken streiften ihre Ohren. Sie redeten und lachten und schufteten vor sich hin, und die Fensterscheiben beschlugen von den dampfenden Brotlaiben.

Eine halbe Sekunde lang überlegte ich, ob ich vielleicht Halluzinationen hatte, weil ich den ganzen Tag mit leerem Magen durch die Stadt gelaufen war, ob ich schon so verzweifelt nach einer neuen Stelle suchte, dass ich diesen Ort durch reine Willenskraft heraufbeschworen hatte. Ich konnte es nicht fassen, dass dieses geschäftige Treiben fast jeden Abend direkt vor meiner Nase stattgefunden haben sollte, ohne dass ich davon gewusst hatte. Vor allem aber rieb ich mir so ungläubig die Augen, weil die geheimnisvolle Backstube eine fast schon unheimliche Ähnlichkeit mit der aus Maurice Sendaks In der Nachtküche hatte.

Als ich klein war, hatten meine Eltern mir das Buch oft vor dem Einschlafen vorgelesen, und ich war jedes Mal fasziniert davon gewesen, aber auch ein wenig verängstigt. Wenn sie mich dann zugedeckt hatten, schaute ich mir noch eine Zeitlang die Bilder an und versuchte, sie zu verstehen: ein etwas schmuddeliger, nackter kleiner Junge, der in eine drei Meter hohe Milchflasche fällt und von einem Grüppchen zwielichtiger Bäcker in den heißen Kuchenteig gerührt wird, bis er schließlich der Rührschüssel entsteigt, gekleidet in ein Gewand aus Kuchenteig, das an den Schlafanzug von Max aus Wo die wilden Kerle wohnen erinnert.

In der Nachtküche heißt der kleine Junge Micky, und er träumt, er falle aus seinem Bett mitten hinein in die Welt dieser nächtlichen Küche, einen mysteriösen Ort, an dem, während wir anderen schlafen, alle Backwaren der Welt hergestellt werden. Ein Ort wie der, den ich an jenem Abend passierte, und sicher auch wie die Orte, an denen Sendak selbst als Kind oft vorbeigegangen sein musste, in dem jüdischen Teil von Brooklyn, wo er aufgewachsen war. Bis heute gehört In der Nachtküche zu den umstrittensten Kinderbüchern, die jemals veröffentlicht wurden: Alle Jahre wieder wird es aus den unterschiedlichsten Gründen angegriffen und auf den Index gesetzt. Manche Kritiker stören sich an Mickys scheinbar grundloser Nacktheit, andere haben etwas an der »phallischen« Milchflasche auszusetzen und an der milchigen Flüssigkeit, die dem nackten kleinen Jungen alles Unschuldige raubt. Und einige lesen sogar unterschwellige Anspielungen auf den Zweiten Weltkrieg hinein, indem sie auf die angeblichen »Hitlerbärtchen« der Bäcker verweisen und auf ihren Versuch, Micky als Kuchen in den Ofen zu schieben.

2011 hörte ich in der Radiosendung Fresh Air ein Interview, das Terry Gross mit Maurice Sendak führte. Darin erzählt Sendak von einem besonders eindrucksvollen Briefwechsel mit einem Fan, den ich einfach nicht vergessen kann und der mir jedes Mal wieder durch den Kopf geht, wenn ich besonders große Lust habe, ein Rezept zu entwickeln. Der Fan, ein kleiner Junge namens Jim, hatte Sendak eine »reizende Postkarte mit einer kleinen Zeichnung« geschickt, und Sendak antwortete entsprechend und schickte dem kleinen Jim eine Karte, auf die er einen Wilden Kerl gezeichnet hatte. Darauf erhielt er von Jims Mutter folgende Antwort: »Die Karte hat Jim so gut gefallen, dass er sie aufgegessen hat.« In dem Interview sagt Sendak zu Gross: »Das war für mich das größte Kompliment, das mir je gemacht wurde. Es war ihm völlig egal, dass es eine Originalzeichnung von Maurice Sendak war. Er hat sie gesehen, er fand sie toll, und da hat er sie aufgegessen.«

Ein Buch oder ein Bild in einem Buch so sehr zu lieben, dass man es am liebsten aufessen würde – das ist ein Gefühl ganz nach meinem Herzen. Nichts anderes habe ich im Grunde mit diesem Buch hier im Sinn. Sendak selbst hat die Idee auch in Wo die wilden Kerle wohnen verarbeitet, wenn die Wilden Kerle Max drohen: »Geh bitte nicht fort – wir fressen dich auf – wir haben dich so gern!«

Maurice Sendak hatte keine leichte Kindheit. Er wuchs in Brooklyn auf, als kränkliches, ängstliches Kind armer jüdischer Einwanderer, und war sich schon früh klar darüber, dass er homosexuell war. Als kleiner Junge, Ende der Zwanziger-, Anfang der Dreißigerjahre, war sein Leben von Krieg, Tod, Wirtschaftskrisen und nicht enden wollender Gewalt gegen Kinder überschattet. Vor allem die Entführung des kleinen Sohnes von Charles Lindbergh verstörte den jungen Maurice und sollte sich später in etlichen seiner Bücher niederschlagen. Seine Geschichten stecken voller Albträume, seine Kinder sind stets verwundbar und Gefahren ausgesetzt. Die Erwachsenen erdrücken sie entweder mit ihrer Liebe, oder sie sind völlig abwesend. Sendaks Kinderfiguren sind dickköpfig und häufig richtige kleine Rotzlöffel; sie widersetzen sich den Vorschriften ihrer Eltern, stürzen sich kopfüber in Gefahr und Abenteuer, landen aber am Ende meist – zur allgemeinen Erleichterung – dann doch wieder zu Hause im eigenen Bett.

Als Kind liebte ich Sendaks Bücher genau aus diesem Grund. Eltern befürchten immer, ihre Kinder könnten durch etwas, das sie lesen, sehen oder hören, verstört werden, doch Geschichten, die das Gehirn in Gang bringen und das Herz bis zum Hals klopfen lassen, das sind Geschichten, die uns die Kraft des geschriebenen Wortes vor Augen führen, die dafür sorgen, dass wir uns ins Lesen verlieben. Es sind Geschichten, an die wir uns später besonders lebhaft erinnern, die uns auch noch trösten, wenn wir längst erwachsen sind und spätabends durch die Straßen des eigenen Viertels irren wie eines von Sendaks verlorenen Kindern, in fremde Fenster spähen und arbeitslos und niedergeschlagen und verängstigt sind, aus allen möglichen Erwachsenengründen.

In der Nachtküche
Milch-und-Malz-Kuchen


Für 8 Personen

200 g Butter (bei Raumtemperatur)

150 g Kristallzucker

45 g dunkler Rohrzucker

1 Vanilleschote, längs aufgeschnitten, das Mark ausgekratzt, die Schote aufbewahrt

120 ml Vollmilch

2 große Eier plus 1 großes Eigelb

210 g Weizenmehl (Type 405)

35 g Malzgetränk-Instantpulver (z. B. Ovomaltine)

2 TL Backpulver

1 kräftige Prise Salz

Glasur

150 g Puderzucker

3 EL Malzgetränk-Instantpulver (z. B. Ovomaltine)

1 TL Vanilleextrakt

1½ EL Vollmilch oder süße Sahne (nach Bedarf etwas mehr verwenden)

1 Msp. Salz

Den Backofen auf 190 °C vorheizen. Eine Gugelhupfform sorgfältig mit Backtrennspray einsprühen. (Wenn Sie eine Form mit ca. 1,5 l Inhalt verwenden, erhalten Sie einen höheren Kuchen, bei einer Form mit ca. 2 l Inhalt wird der Kuchen flacher.)

Die Butter mit den beiden...

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