Einführung in die Zeitrafferfotografie
Die Zeitrafferfotografie erlaubt es Ihnen wie kein anderes Genre, Fotografie und Film zu kombinieren. Erleben Sie, wie Ihre Fotos zum Leben erwachen und Bewegungen sichtbar machen, die dem Auge normalerweise verborgen bleiben. Um zu verstehen, wie genau dies funktioniert, beschäftigen wir uns in diesem Kapitel mit den Grundlagen der Zeitrafferfotografie.
Für einen Zeitraffer (englisch: Timelapse) wird eine Szene nicht einfach mit einer Filmkamera abgefilmt, sondern er entsteht aus einer Aneinanderreihung einzelner Fotos, die dann anschließend zu einem Film zusammengesetzt werden. Durch die schnelle Bildfolge im späteren Film mit mindestens 24 Bildern pro Sekunde, entsteht der Eindruck eines wesentlich schnelleren Zeitablaufs. Zeitraffer sind aus meiner Sicht deshalb die perfekte Symbiose aus Fotografie und Videografie, weil sie eine Abfolge einzelner Fotos nutzen, um daraus einen flüssigen Film entstehen zu lassen.
Da das Ausgangsmaterial für einen Zeitrafferfilm aber immer einzelne Fotos sind, wird von der ZEITRAFFERFOTOGRAFIE gesprochen. Und um diese Spielart der Fotografie soll es in diesem Buch gehen.
Zeitrafferfilme oder kurz Zeitraffer faszinieren uns, da sie die Wirklichkeit auf eine Weise darstellen, die uns mit bloßem Auge verborgen ist.
Die beschleunigte Darstellung von sehr langsamen Prozessen erlaubt es uns, Muster und Formen zu sehen, die bei normaler Geschwindigkeit unsichtbar sind. Ein Zeitraffer kann uns das Vergehen der Zeit beeindruckend visualisieren und es ist gar nicht schwierig ihn selbst aufzunehmen.
Sie werden mit diesem Buch lernen, wie Sie mit einfachsten Mitteln beeindruckende Zeitrafferaufnahmen erstellen können. Ein aktuelles Smartphone oder eine normale Kompaktkamera mit Zeitrafferfunktion sind schon ausreichend. Natürlich werden auch die erweiterten Möglichkeiten, die so ein Zeitrafferprojekt bietet, in diesem Buch ausführlich vorgestellt. Hierzu gehören z. B. Schwenks, Kamerafahrten oder Beschleunigungen mit entsprechendem Equipment, das ein Zeitraffervideo zusätzlich interessant und abwechslungsreich macht. Damit ist dieses Buch Ihr treuer Begleiter: Nicht nur, wenn Sie noch ein Einsteiger in die Zeitrafferfotografie sind, sondern auch, wenn Sie sich bereits an fortgeschrittene Techniken heranwagen möchten. Damit können Sie Ihre Zeitrafferfilme auf das nächste Level heben.
Zeitrafferfotografie ist die perfekte Symbiose aus Fotografie und Film.
Und weil es sich am Ende immer um Filme handelt, wird dem Thema Videoschnitt und Nachbearbeitung der Bilder und Videos ebenfalls entsprechend breiter Raum in diesem Buch eingeräumt.
1.1Dafür werden Zeitraffer eingesetzt
Wie schon eingangs erwähnt, handelt es sich bei einem Zeitraffer um einen Film, der das Vergehen der Zeit beschleunigt darstellt. Damit eignen sich Zeitraffer besonders zur Darstellung von Abläufen, die sich in der Natur nur sehr langsam oder nicht wahrnehmbar abspielen. Einige Beispiele dafür sind das Vorbeiziehen von Wolken, das Wachsen von Pflanzen oder auch der Sonnenaufgang bzw. -untergang. Solche Vorgänge lassen sich mit der Zeitraffertechnik visuell beschleunigen und in ein paar Sekunden oder Minuten erfahrbar machen.
Aufziehende Stürme bringen besonders eindrucksvolle Wolkenformationen mit sich, die ein ideales Zeitraffermotiv abgeben.
Wolken, Wasser und Dampf oder Rauch geben ihre ansonsten sehr langsamen Bewegungen in einem Zeitraffer eindrucksvoll preis.
Der Schneefall eines ganzen Tages lässt sich in einem 30-sekündigen Video zusammenfassen. Auf diese Weise steigt der Schnee gut sichtbar immer weiter an und macht ein Phänomen erfassbar, das wir mit bloßem Auge kaum wahrnehmen könnten.
Zeitraffer können in bestimmten Situationen auch zur weiteren Beschleunigung von ohnehin schon schnellen Abläufen eingesetzt werden. Beliebt ist beispielsweise die Darstellung von Großstadtverkehr an einer Ampel, Kreuzung oder von Fußgängern in einer Einkaufsstraße. Durch die Beschleunigung solcher Geschehnisse wird ein fast surrealer Effekt erzeugt, der ebenfalls nicht mit unseren Alltagserfahrungen übereinstimmt. Die Hektik und Geschwindigkeit unseres modernen Lebens wird plakativ beleuchtet. Je nach Motiv und Geschwindigkeit kann der Effekt auch humorvoll wirken, ähnlich einer Slapstick-Aufführung. Das macht einen Zeitraffer so interessant und sehenswert. Zuletzt ist ein Zeitraffer immer eine Erweiterung der Fotografie, um besondere Ereignisse für den Betrachter noch beeindruckender zu machen. Der faszinierende Sonnenuntergang mit dem letzten Aufblitzen der Sonne, kurz bevor diese vollends hinter dem Horizont verschwindet, lässt sich in einem Zeitraffervideo häufig noch beeindruckender darstellen, als es ein einzelnes Foto könnte.
1.2Grundlagen der Filmtechnik
Um die Technik hinter Zeitraffern besser verstehen zu können, sollten Sie auch wissen, wie ein Film im Allgemeinen funktioniert. Eine Bewegung, die in einem Film dargestellt wird, wirkt flüssig und fließend. Dieser Eindruck entsteht, weil die Bewegung mit vielen einzelnen Aufnahmen abgebildet wurde, die schnell hintereinander abgespielt werden. Jede Aufnahme ist dabei ein kleiner Teilaspekt der Bewegung.
Den Effekt kennen Sie womöglich von einem Daumenkino. Jedes Einzelbild bildet dabei nur eine Momentaufnahme der Bewegung ab. Ab etwa 16 Bildern pro Sekunde ist das menschliche Auge nicht mehr in der Lage, die einzelnen Bilder voneinander zu unterscheiden. Die einzelnen statischen Bilder fließen ineinander und es entsteht die Illusion einer mehr oder weniger flüssigen Bewegung.
Wird die Wiedergabe der Einzelbilder weiter beschleunigt und noch mehr Bilder pro Sekunde gezeigt, wirkt die Bewegung immer flüssiger, weil das Auge die Unterschiede zwischen den Einzelbildern immer weniger wahrnehmen kann.
Aus diesem Grund haben sich für den Kinofilm 24 Bilder pro Sekunde und für das Fernsehen 25 Bilder pro Sekunde als gebräuchlichste Werte für die Aufnahme herauskristallisiert. Aber auch deutlich höhere Werte werden immer häufiger benutzt, um Bewegungen noch flüssiger darzustellen. Es entsteht ein hyperrealistischer Eindruck.
Zeitraffer beschleunigen die Zeit
Ein Film wird typischerweise mit der gleichen Geschwindigkeit (Bilder pro Sekunde) aufgenommen, mit der er später abgespielt werden soll (für einen Kinofilm etwa 24 echte Einzelbilder pro Sekunde). Der wesentliche Unterschied zum Zeitraffer ist nicht die Anzahl der Bilder pro Sekunde. Sie könnte im Kinofilm z. B. auch bei 30, 50 oder 60 Bildern pro Sekunde liegen. Der Unterschied liegt vielmehr in der Darstellung in „Echtzeit“. Das bedeutet, der Film wird mit der gleichen Anzahl Bilder pro Sekunde aufgenommen, mit der er später auch abgespielt wird. Bewegungen und Abläufe laufen dann im Film mit der gleichen Geschwindigkeit, wie sie auch in der Realität vorhanden waren.
Beim Zeitraffer ist der Abstand zwischen den Einzelbildern bei der Aufnahme viel größer als bei der Wiedergabe, es werden also viel weniger Aufnahmen pro Zeiteinheit gemacht. So kann beispielsweise ein Bild alle fünf Sekunden aufgezeichnet werden, oder auch nur ein Bild alle zehn Minuten.
Der Abstand, der für einen Zeitraffer zwischen den Einzelbildern gewählt wird, variiert stark. Durch diese Verlängerung der Aufnahmedauer wird bei der späteren Wiedergabe des Zeitraffervideos in normaler Geschwindigkeit die Aufnahme als stark beschleunigte Bewegung dargestellt. Wenn statt 24 Bildern pro Sekunde nur ein Bild pro Sekunde aufgezeichnet wird, ist die spätere Darstellung im Video 24x schneller.
Nimmt die Filmkamera hingegen beispielsweise 50 Bilder in nur einer Sekunde auf und werden diese später mit nur 25 Bildern pro Sekunde abgespielt, benötigt die Wiedergabe des Films zwei Sekunden für Abläufe, die die Kamera in nur einer Sekunde aufgenommen hat - die Zeit vergeht also scheinbar nur halb so schnell. Es entsteht eine Zeitlupe.
Sturmwolken und vorbeifahrende Fahrzeuge sind gute Motive für eine Zeitrafferaufnahme.
Besondere Filmeffekte
Natürlich können durch die Veränderung der Aufnahmeoder Wiedergabegeschwindigkeit im Film ebenfalls Zeitraffer- oder Zeitlupeneffekte realisiert werden. Wir wollen an dieser Stelle die Darstellung aber nicht durch alle machbaren Möglichkeiten unnötig verkomplizieren.
Eine Filmaufnahme nimmt pro Sekunde typischerweise 25 oder 30 Bilder auf. Ein Zeitraffer kann z. B. ein Bild pro Sekunde aufnehmen. Die Aufnahmezeit verlängert sich dadurch deutlich, obwohl das fertige Video in beiden Fällen nur eine Sekunde lang ist. Die während der...