2. Richtig belichten
Viele Kameramodelle sind neben den halb automatischen Belichtungsprogrammen mit bestimmten Motivprogrammen ausgestattet. Bei einem Motivprogramm regelt die Kamera alles automatisch. Unter anderem stellt sie in diesen Automatikmodi auch den ISO-Wert generell auf höhere Werte ein als nötig. Beispielsweise gibt das Motivprogramm ISO 400 vor, auch wenn Sie an einem sonnigen Tag ein sehr helles Motiv unter freiem Himmel fotografieren möchten. Dieser zu hohe ISO-Wert wäre absolut unnötig und würde die Bildqualität, je nach Kameramodell, negativ beeinflussen. Fotografieren Sie daher vorzugsweise mit manuellen Belichtungseinstellungen, wenn Sie ambitioniert und kreativ fotografieren möchten. Was dabei zu beachten ist, erfahren Sie in diesem Kapitel.
175 MM :: F/2.8 :: 1/2500 S :: ISO 100
Licht und Schatten - solche Lichtstimmungen fangen Sie am besten in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden ein.
Richtig belichten ist nicht schwer
Bilder richtig zu belichten, ist eigentlich einfacher, als es zu erklären. Die Belichtung ist zuerst einmal die Basis für jedes Foto, deshalb beginne ich mit den drei Parametern, ohne die nichts geht:
1. Blende: Steuert die Lichtmenge, die durch das Objektiv einfällt. Je kleiner der Blendenwert, desto größer die Blendenöffnung und desto mehr Licht fällt ein.
2. Belichtungszeit: Festgelegtes Zeitintervall, in dem Licht durch das Objektiv auf den Sensor fallen kann.
3. ISO-Wert: Gibt die Lichtempfindlichkeit des Aufnahmesensors an. Je höher der ISO-Wert, umso weniger Licht ist erforderlich, um eine richtig belichtete Aufnahme zu bekommen.
Beispiel: Eine Anpassung des ISO-Werts von 100 auf 200 bedeutet, dass die gleiche Helligkeit bei der halben Belichtungszeit erreicht wird, ohne die Blende zu verändern.
Blende 4 ist eigentlich nicht »4«, sondern »1/4«. Blende 8 ist 1/8 und somit kleiner als 1/4. Mit Blende 11 lässt das Objektiv nur noch die Hälfte des Lichts auf den Sensor als mit Blende 8 zum Beispiel.
Die Blende steuert aber nicht nur in Verbindung mit der Belichtungszeit die Lichtmenge, sondern ist auch ein wichtiges Gestaltungsmerkmal.
Je kleiner der Blendenwert, desto größer ist die Blendenöffnung, desto mehr Licht fällt also ein. Je größer der Blendenwert, desto kleiner die Blendenöffnung, und desto weniger Licht fällt ein.
Die Blendenwerte werden als sogenannte Blendenreihe (siehe Tabelle) angegeben. Die in der Tabelle aufgeführten Blendenwerte finden sich auch bei den meisten Kameras in der Blendeneinstellung. Damit die Stufen jedoch feiner sein können, werden die Abstände zwischen den Hauptblendenstufen noch mal in zwei oder drei Zwischenstufen geteilt.
BLENDENREIHE
1 • 1,4 • 2 • 2,8 • 4 • 5,6 • 8 • 11 • 16 • 32 • 45 • 64 • 90 • 128
MERKE
Bei Zoomobjektivbeschreibungen sieht man häufig die Bezeichnung »f/3.5-5.6«. Klar ist, dass die Werte 3.5 bis 5.6 die kleinstmögliche Blendenzahl, sprich größte Blendenöffnung, angeben. Hierbei steht der Wert 3.5 für den Blendenwert in der Weitwinkeleinstellung und der Wert 5.6 für die Teleeinstellung. Das Kürzel »f« steht eigentlich für »focal length«, den englischen Begriff für Brennweite.
Bei Objektiven ist der kleinstmögliche Blendenwert ein Kriterium für gute Qualität. Dieser Wert (die Ausgangsblende) gibt an, wie viel Licht maximal durch das Objektiv zum Sensor gelangen kann. Ein Objektiv mit einer Ausgangsblende von 1.8 ist also besser als ein Objektiv mit einer Ausgangsblende von 3.5. Je geringer der Wert der Ausgangsblende, umso gezielter kann mit der Schärfentiefe gespielt werden.
Die Belichtungszeit beschreibt, wie lange der Verschluss der Kamera offen ist und damit Licht auf den Aufnahmesensor lässt. Die Belichtungszeit regelt aber nicht nur die Menge des einfallenden Lichts, mit kurzen Belichtungszeiten kann man auch schnelle Bewegungen einfrieren und knackscharf abbilden.
FAUSTREGEL
Als Faustregel gilt, dass die Belichtungszeit immer über dem Wert der Brennweite liegen sollte. Das bedeutet: Wenn Sie mit 200 mm Brennweite fotografieren, stellen Sie mindestens 1/250 Sekunde, besser noch 1/320 Sekunde Belichtungszeit ein. Auch ein wichtiger Punkt für perfekt scharfe Fotos.
Der ISO-Wert beschreibt die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Zur Zeit der analogen Fotografie mit Film musste der Fotograf im Vorfeld entscheiden, welchen Film er für ein bestimmtes Fotoprojekt benötigte. Das heißt, er musste wissen, wie lichtempfindlich (ASA-Wert) der Film sein musste. Ein gutes Beispiel dafür war die Konzertfotografie. Um Lichtstimmungen nicht durch wildes Blitzen kaputt zu machen, wurde mit sehr lichtempfindlichen Filmen gearbeitet, um das wenige vorhandene Licht zu meistern.
In der digitalen Fotografie ersetzt der Sensor den Film. Hier kann der ISO-Wert von Bild zu Bild, je nach Aufnahmesituation, komfortabel angepasst werden. Man muss allerdings beachten, dass bei vielen Kameramodellen ein hoher ISO-Wert zu einem Qualitätsverlust führen kann.
Grundsätzlich gilt, dass der ISO-Wert erst einmal so niedrig wie möglich eingestellt werden sollte. Bei den meisten Kameras liegt der niedrigste Wert bei ISO 100 oder ISO 200. Bei teureren Modellen können teilweise auch Werte unter ISO 100 eingestellt werden. Ein Wert von ISO 100 oder ISO 200 ist aber absolut ausreichend und verursacht noch keine Qualitätsverluste im Bild, die durch Rauschen bei hoher ISO-Empfindlichkeit (meist größer als ISO 800) entstehen.
Haben Sie also Ihre Wunschblende und die dazu passende Belichtungszeit eingestellt und sehen anhand der Belichtungsmessung Ihrer Kamera, dass das Bild viel zu dunkel ist, sollten Sie den ISO-Wert in kleinen Schritten erhöhen, bis die Belichtung ausgewogen ist.
Es ist je nach Kameramodell sehr unterschiedlich, in welchen Schritten der ISO-Wert erhöht werden kann. Bei hochpreisigen Kameras können auch kleinere Zwischenwerte (ISO 125, 169, 250, 320 etc.) eingestellt werden. Hier sehen Sie beispielhaft eine ISO-Reihe:
ISO-REIHE
100 • 200 • 400 • 800 • 1600 • 3200 • 6400 • 12800 • 25600
Methoden der Belichtungsmessung
Systemkameras und Spiegelreflexkameras arbeiten mit einer AE-Belichtungsautomatik (AE ist die Abkürzung für Automatic Exposure), die auf unterschiedliche Messmethoden hin eingestellt werden kann, damit der Fotograf, ausgehend von der Motivsituation, das für seinen Zweck optimale Messverfahren auswählen kann. Die Auswahl an der Kamera geschieht in der Regel über eine AE-Taste, mit der Sie die verschiedenen Messverfahren zur Auswahl auf dem Kameradisplay aufrufen.
- Mittenbetonte Integralmessung – Die mittenbetonte Integralmessung ist immer dann die richtige Wahl, wenn sich das Hauptgeschehen tatsächlich in der Mitte des Suchers abspielt, die Lichtverhältnisse dort aber nicht gleichmäßig sind. Bei dieser Messmethode legt die Kamera bei ihrer Messung den Schwerpunkt in einen relativ großen Bereich in der Mitte, bezieht die Umgebung dabei aber auch noch mit ein.
- Spotmessung – Soll in einer schwierigen Lichtsituation mit hohen Kontrasten ein ganz bestimmtes Detail korrekt belichtet werden, können Sie es mit der Spotmessung anmessen. Bei der Spotmessung verwendet die Kamera nur einen kleinen Sucherbereich, um die Werte für Blende und Belichtungszeit zu ermitteln.
- Selektivmessung – Die Selektivmessung, bei der lediglich ein kleiner Bereich in der Mitte des Suchers vermessen wird, ist in Gegenlichtsituationen die bessere Wahl. Sitzt z. B. der Hund in einem Zimmer vor einem hellen Fenster, würde die Mehrfeldmessung auch den viel zu hellen Hintergrund einbeziehen und das Motiv insgesamt zu dunkel belichten. Die Selektivmessung orientiert sich dagegen nur an dem Hund vor dem Fenster.
- Mehrfeldmessung – Die Mehrfeldmessung ist in der Regel als Standard eingestellt. Hierbei vermisst die Kamera den gesamten Sucherbereich und bildet aus den ermittelten Einzelwerten einen Mittelwert. Die Mehrfeldmessung eignet sich besonders für Schnappschüsse, aber auch für viele andere Motivsituationen.
Die Belichtungsmessmethoden sind je nach Kamerahersteller unterschiedlich benannt. Infos dazu finden Sie im Handbuch Ihrer Kamera.
TIPP
Ich nutze in der Tierfotografie überwiegend die Selektivmessung, ab und zu die Mehrfeld- und selten die Spotmessung.
Wenn Sie Ihre Kamera auf den manuellen Modus einstellen und durch den Sucher schauen, sehen Sie eine Skala, das ist die Belichtungsskala. Bei einigen Kameramodellen befindet sie sich seitlich oder im unteren Bereich des Suchers. Das Minuszeichen weist auf die dunklen Bereiche hin, die Plusrichtung auf die hellen Bildbereiche. Wenn Sie nicht sicher sind, welche Belichtungszeit zu Ihrer ausgewählten Blende passt, orientieren Sie sich in der Mitte am Wert 0.
Richtung minus (dunkler) liegen die dunklen, Richtung plus (heller) die hellen Bildbereiche. Wenn Sie nicht sicher sind, welche Belichtungszeit zur ausgewählten Blende passt, orientieren Sie sich am Wert 0 in der Mitte der Skala.
Eine korrekte Belichtung erstreckt sich über den gesamten Tonwertbereich und zeigt Details in Lichtern und Tiefen des Bilds. Wenn Sie ein Foto perfekt belichten, muss es nicht...