Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nachkriegszeit, Kalter Krieg, Note: 1,0, Universität Hamburg (Historisches Seminar, Arbeitsbereich Europäische Geschichte), Veranstaltung: Hauptseminar: Die Sowjetunion als Weltmacht 1945-1989, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit den Umbruchjahren 1989-1991 stürzte das von der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg installierte System sozialistischer Staaten wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich in sich zusammen. Die Gesellschaften dieser abgewirtschafteten Staaten drängten nicht nur wegen der kurzfristigen Erfahrungen der Wendezeit, freiheitlich-marktwirtschaftliche Systeme westlichen Vorbildes zu verwirklichen. Von Anbeginn des Ostblockes zog sich eine Kette von Unruhen durch die Länder, so dass eine grundlegende Aversion gegen die Zugehörigkeit zum sozialistischen Lager deutlich wird. Mindestens ist dazu bemerkenswert, dass es einer vom Selbstverständnis nach im Range einer Weltmacht stehenden Hegemonialmacht Europas nicht gelang, über die Zeit von 1945 bis 1989 eine Konsolidierung des eigenen Blockes herbeizuführen.
Gebetsmühlenartig wird auf die Schwächen der Planökonomie mit Folgen wie der Unterversorgung durch Konsumgüter hingewiesen, um diese Reserviertheit gegenüber Moskau zu erklären. Dennoch könnte es sich dabei nur um ein Symptom eines insgesamt krankhaften Zustandes handeln, dessen Wurzeln in der Bündnispolitik Moskaus zu suchen sind. Drei große Säulen sowjetischer Bündnispolitik in Osteuropa sind erkennbar: 1956 war allerdings die politische Dachorganisation (KomInform) als Preis für die Wiederannäherung von Jugoslawien an die Sowjetunion gescheitert. Das Element des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe wurde ebenfalls früh fragwürdig, nahm man doch bereitwillig Länder zur Befestigung des politischen Einflusses auf, jedoch mit mangelhaftem wirtschaftlichen Nutzen.
Exemplarisch soll daher der Warschauer Pakt, als dritter, militärischer Bestandteil, darauf untersucht werden, ob die Organisation des Bündnisses sowie Art und Weise des sowjetischen Umgangs mit Bündnis, Partnern und Reformen das falsche Werkzeug für die Sicherung des Moskauer Einflusses in Europa bildeten.
Zunächst wird das historischen Umfeldes bei der Gründung des Warschauer Paktes 1955 erkundet, um auf die Stärke der sowjetischen Ausgangsituation in der Nachkriegsordnung rückzuschließen. Im nächsten Teil erfolgt eine umfassende Diskussion der Strukturen und Inhalte des Paktes in verschiedenen Phasen seines Bestehens. Zentral ist jedoch für eine Bewertung die Zäsur des Prager Aufstands von 1968. Die These dieser Arbeit ist, dass die Unaufhaltsamkeit am Niedergang des Ostblockes spätestens mit dieser Krise festgelegt war und konsequent in den Zusammenbruch der Jahre 1989/91 mündete.
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