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E-Book

Elisabeth

Kaiserin aus dem Hause Wittelsbach

AutorSigrid-Maria Größing
VerlagAmalthea Signum Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783902862679
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Zwischen Habsburgern und Wittelsbachern gab es überaus enge familiäre Verbindungen. Ehen wurden geschlossen aus dynastischen ebenso wie politischen Gründen, selten aus Liebe. Sigrid-Maria Größing erzählt in ihrem neuen Buch die jahrhundertealte Geschichte von Sisis Ahnen aus dem Herrscherhaus der Wittelsbacher, beginnend beim ersten Kaiser aus dem Hause Wittelsbach, Ludwig IV. dem Bayer, und seinem Kontrahenten, Friedrich dem Schönen von Habsburg, die Cousins waren, über den Märchenkönig Ludwig II., Sisis »falschen Cousin«, bis zum vielfältigen Schicksal ihrer Schwestern, Cousinen und Tanten an den europäischen Adelshöfen.

Dr. phil. Sigrid-Maria Größing, geboren am 5.6.1939 in Sulzbach-Rosenberg in Bayern, studierte Germanistik und Geschichte in Wien und Salzburg. Danach unterrichtete sie an verschiedenen höheren Schulen in Deutschland und Österreich. Seit 1990 ist sie sehr erfolgreich als freie Schriftstellerin tätig. Sie veröffentlichte bislang 21 Bücher, die sich hauptsächlich mit der Geschichte der Habsburger beschäftigt, und die in insgesamt acht Sprachen übersetzt wurden. Im In- und Ausland hält sie Vorträge an zahlreichen Universitäten. Sigrid-Maria Größing ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Großgmain bei Salzburg. Bei Amalthea erschienen unter anderem die Bestseller 'AEIOU. Glück und Unglück im österreichischen Kaiserhaus', 'Um Krone und Liebe. Macht der Geschichte', 'Maximilian I.', 'Um Macht und Glück. Schicksale der Geschichte', 'Der goldene Apfel', 'Tu felix Austria' und zuletzt 'Die Genies im Hause Habsburg'.

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Leseprobe

Einleitung


Von den Anfängen der Wittelsbacher
bis zu Kaiserin Elisabeth und ihrer Familie


Es ist eine Ironie des Schicksals, dass das uralte Geschlecht der Wittelsbacher, das im bayerischen und im pfälzischen Raum über Jahrhunderte die Geschicke der Menschen bestimmt hatte, erst im 19. Jahrhundert durch eine ungewöhnlich schöne Frau und deren Familie weltberühmt wurde. Dabei machte nicht die große Politik die Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn in aller Herren Ländern bekannt, sondern es war einzig und allein ihre Persönlichkeit, die eine faszinierende Wirkung ausübte.

Elisabeth ließ sich und lässt sich nicht mit normalen Maßstäben messen, sie war in allem außergewöhnlich, sie war eine Frau, die eigentlich nicht in ihre Zeit passte. Modern, wie sie war, hätte sie ihren Platz im 20., ja vielleicht sogar im 21. Jahrhundert gefunden. Gerade dadurch, dass sie sich nicht den Vorstellungen ihrer Zeit anpasste, ging sie nicht nur in die Geschichte ein, sondern wurde unsterblich.

Sisi war eine Wittelsbacherin wie aus dem Bilderbuch, in vielen Dingen exzentrisch, körperbetont, weltoffen und in religiösen Dingen tolerant. Sie liebte schöne Menschen wie ihr Onkel König Ludwig I.; sie dichtete wie ihr Vater Herzog Max in Bayern; sie spintisierte wie König Ludwig II., mit dem sie über ihre Mutter verwandt war. Ihre überschlanke, blendende Erscheinung, die so ganz und gar nicht dem weiblichen Schönheitsideal des 19. Jahrhunderts entsprach, erregte überall, wohin sie kam, Aufsehen, ihr geheimnisvolles Wesen ließ sie manchmal esoterisch erscheinen, ihre Reitkünste waren legendär und brachten ihr nicht nur in England Ruhm und Bewunderung ein, ja ihr ausgefallener Lebensstil wurde vielfach kopiert. Elisabeth war das, was man heute als emanzipierte Frau bezeichnen könnte, die sich nicht in das starre Korsett des mit Traditionen belasteten habsburgischen Kaiserhofes zwängen ließ, sondern nach ihren eigenen Vorstellungen lebte. Auf diese Weise wurde sie zur Legende. Für ihre weltweite Verehrerschar liegt sie nicht wie alle übrigen Habsburger und Wittelsbacher in einer kühlen Gruft – sie lebt in den Herzen weiter, jenseits von Zeit und Raum.

Die Wittelsbacher Vorfahren der Kaiserin lebten und liebten, kämpften und starben schon vor vielen Hundert Jahren im süddeutschen Raum. Dabei war nicht immer alles Gold, was glänzte, denn im Kampf um Macht und Einfluss pflegte man keineswegs nur behutsamen Umgang. Blättert man in den Annalen, so findet man neben Zank und Hader selbst einen Mord aus Eifersucht in der Familiengeschichte. Wollte man Städte und Länder an sich bringen, war man in den Wirren des frühen Mittelalters gezwungen, zu drastischen Mitteln zu greifen. Auch die Wittelsbacher besaßen zunächst keine nennenswerten Gebiete – bis sie sich auf die richtige Seite schlugen. Als sie erkannten, dass der römisch-deutsche Kaiser Friedrich Barbarossa großen Ärger mit dem revoltierenden Heinrich dem Löwen hatte, erkannte Otto I. von Wittelsbach seine Chance und stellte sich hinter den Kaiser. Diese Hilfe sollte nicht sein Schaden sein, denn am 16. September 1180 zeigte sich Friedrich I. Barbarossa erkenntlich und schenkte Otto nicht nur Bayern, sondern auch den Herzogtitel.

Und Herzöge sollten die Wittelsbacher im bayerischen Raum für die nächsten Jahrhunderte bleiben, so sehr sie sich vielfach über die anderen Adelsgeschlechter erhaben fühlten. Nur einmal war ihnen das Schicksal gewogen, als man bei der Königswahl 1314 zu dem Schluss kam, dass der Wittelsbacher Ludwig IV. der Bayer der richtige Mann auf dem Königs- und späteren Kaiserthron wäre.

Es wurde nur ein Zwischenspiel, denn Ludwigs Sohn wurde nicht mehr gewählt, ihm blieb, wie zuvor, nur der Herzogstitel. Der neue Kaiser Karl IV. übersah den Wittelsbacher geflissentlich, als er in der Goldenen Bulle den Status der Adeligen im Reich bestimmte und sieben aus ihren Reihen zu Kurfürsten ernannte.

Es mussten noch Jahrhunderte ins Land ziehen, ehe der kaisertreue Wittelsbacher Herzog Maximilian I. von Bayern in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges endlich als Dank für seine Hilfe von seinem Cousin Kaiser Ferdinand II. 1623 die Kurfürstenwürde erhielt.

Bis dahin waren die Wittelsbacher als Herzöge die Herren von Ober- und Niederbayern; lediglich ein Nebenzweig der Familie, der die Position eines Pfalzgrafen bei Rhein innehatte, besaß schon länger die Kurwürde. Da der hilfreiche Maximilian auch noch die Oberpfalz geschenkt bekam, war nun das spätere Gebiet von Altbayern beisammen.

Es grenzt an ein Wunder, dass die Wittelsbacher Gebiete durch die vielen Teilungen, die aufgrund der Erbgesetze ständig erfolgten, nicht so aufgesplittert wurden, dass nur noch kleine Gebietsteile übrig geblieben wären. Erstaunlicherweise fanden die einzelnen Teilländer doch immer wieder zusammen, wobei Gevatter Tod eine nicht unbedeutende Rolle spielte.

Wie in jedem Herrscherhaus gab es auch bei den Wittelsbachern viel Licht, aber auch viel Schatten. Viele der Wittelsbacher Herrscher regierten zum Wohle des Volkes und führten heute noch modern anmutende Neuerungen durch, andere gebärdeten sich als Tyrannen.

Ein Wermutstropfen blieb in der Familie für Jahrhunderte: Als dritte bedeutende Kraft im Reich wäre es für die Wittelsbacher angebracht gewesen, endlich die Königswürde zu bekommen. Aber vielleicht waren die Kurfürsten den Habsburger Kaisern zu einfluss- und zu erfolgreich, wie Kurfürst Maximilian II. Emanuel, der sich sicherlich als Dank für seine Hilfe im Kampf gegen die Türken eine Königskrone erhofft hatte. Kaiser Leopold I., der sogar der Schwiegervater des »blauen Kurfürsten« war, konnte sich nicht entschließen, dem ungeliebten Schwiegersohn diesen Wunsch zu erfüllen.

So blieben die Wittelsbacher weiterhin nur Kurfürsten.

Mit dem Aussterben der altbayerischen Linie 1799 stellte sich für Kaiser Joseph II. die Frage, was mit dem Wittelsbacher Gebiet geschehen sollte. Er hatte die Absicht, Bayern als »erledigtes Reichslehen« einzuziehen. Dabei hatte er allerdings die Rechnung ohne die pfälzische Verwandtschaft der bayerischen Wittelsbacher gemacht, die sofort auf den Plan rückte und Bayern für sich requirierte. Ausgerechnet dem Preußenkönig Friedrich II., der sich – wie hätte es anders sein können – gegen die Habsburger stellte, war es zu verdanken, dass Bayern, wennglich ohne das Innviertel, wittelsbacherisch blieb.

Es sollte noch bis zum Jahr 1806 dauern, bis endlich ein Wittelsbacher König in Bayern Einzug halten konnte. Maximilian I. Joseph war zwar nicht in Bayern geboren, da aber Kurfürst Karl Theodor kinderlos gestorben war, fiel sein Erbe an den Herzog aus der pfälzischen Linie Zweibrücken-Birkenfeld, dem Napoleon aus Dankbarkeit die Krone aufs Haupt drückte. Endlich war es geschafft, endlich waren die Wittelsbacher Könige!

Sisis unmittelbare Vorfahren waren begabte, interessante Leute, die zwar in ihrer Tradition lebten, die aber offen für viele Neuerungen waren. Natürlich fanden sich in der weit verzweigten Familie da und dort bunte Vögel, wie der Großvater der Kaiserin, Herzog Pius, der nicht in das Schema eines Adeligen seiner Zeit passte. In vielem ähnlich war ihm sein Sohn Herzog Maximilian in Bayern, der die Freiheit liebte und sich gegen jegliche Konvention stellte. Er wurde seiner Tochter Elisabeth zum Vorbild. Wie ihr Vater lehnte auch sie Traditionen, die ihr sinnlos erschienen, vehement ab. Auch Elisabeths einziger Sohn Rudolf trat in diese Fußstapfen: Der Kronprinz war in seiner liberalen Denkweise eher ein Wittelsbacher als ein Habsburger.

Aber Sisi war mit ihrer anders gearteten Haltung in ihrer Zeit nicht allein. Auch der bayerische Märchenkönig Ludwig II., Sisis »falscher Cousin«, teilte in vielem die Anschauungen der Kaiserin. Er ließ sich auch nicht in ein festes Schema pressen, sondern revoltierte auf seine Weise, wobei sein absonderliches Verhalten Sisi in tiefe Depressionen stürzte und sie fürchten ließ, ebenfalls den Verstand zu verlieren. Hätte Sisi sich näher mit der Familiengeschichte auseinandergesetzt, so hätte sie zwar erfahren, dass der väterliche Großvater Herzog Pius wohl absonderlich war, aber keineswegs irrsinnig. Und sie hätte von Experten vernehmen können, dass die Geisteskrankheit sowohl Ludwigs als auch die seines Bruders Otto aus der mütterlichen Linie kam, sodass innerhalb der Wittelsbacher Familie keine direkte Beziehung zu den krankhaften Erscheinungen gegeben war.

Denn auch der Nachfolger von König Ludwig II. zwar nicht auf dem Königsthron, sondern als Regent, Prinzregent Luitpold, ein Cousin von Kaiserin Elisabeth, war ein durchaus normaler Mann, der nach den chaotischen Zeiten Ludwigs II. die Staatsgeschäfte in Bayern wieder in Ordnung brachte, während der eigentliche König Otto I., Ludwigs Bruder, in geistiger Umnachtung dahindämmerte.

Es war ein Kuriosum in der Geschichte, dass das...

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