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Die Erstellung eines Universitätslehrganges 'Master of Public Health - Prävention und Gesundheitsvorsorge''. Bedarfsanalyse, inhaltliche Gestaltung und Lehrgangsimplementierung

AutorHans-Christian Miko
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2005
Seitenanzahl110 Seiten
ISBN9783638443326
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Gesundheit - Sport - Sportmedizin, Therapie, Prävention, Ernährung, Note: Sehr Gut, Universität Wien (Institut für Sportwissenschaft - Wien), 43 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In den letzten Jahrzehnten stehen eine Vielzahl von epidemiologischen Studien und Metaanalysen zur Verfügung, welche signifikante Zusammenhänge zwischen einzelnen Merkmalen der physischen, psychischen und sozialen Gesundheit und speziellen Lebensstilbedingungen sichergestellt haben. So haben regelmäßige körperliche Aktivität und Sport, eine dem jeweiligen Berufs- und Freizeitverhalten angepasste Ernährung sowie Strategien zur Stressvermeidung beziehungsweise Stressbewältigung eine vorbeugende Wirkung auf verschiedenen Zivilisationserkrankungen unserer Zeit. Aus gesellschafts- und gesundheitspolitischer Sicht sind in Österreich wie in den meisten anderen so genannten 'Developed Countries' Männer und Frauen aller Altersgruppen beziehungsweise Kinder und Jugendliche betroffen. Dabei spielen bei gleicher Wertigkeit sowohl subjektive Faktoren wie Lebensqualität und Lebenszufriedenheit wie auch objektive Faktoren, also erhöhte und stetig steigende Krankheitskosten eine entscheidende Rolle. Der Bogen reicht von Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht und Haltungsschäden (Bewegungsmangel, falscher Ernährung) über Erwachsene, bei denen ein besorgniserregender Bewegungsmangel und Fehlernährung mit einer steigenden Inzidenz und Prävalenz chronischer Erkrankungen einhergehen, bis zu Senioren, bei denen Lebensqualität und Mobilität aufgrund frühzeitig entstandener Erkrankungen beziehungsweise Multimorbiditäten dramatisch eingeschränkt sind. Die stetig steigenden Kosten im Gesundheits-Krankheitssystem machen es notwendig, qualifizierte 'Professionals für Prävention und Gesundheitsförderung' auszubilden, welche im Sinne der erwähnten Gesamtproblematik adäquate wissenschaftlich gesicherte Konzepte entwickeln oder übernehmen, umsetzen und evaluieren können. Die Aufgabe von Public Health besteht darin, sich für die Schaffung von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, Umweltbedingungen, und Bedingungen der gesundheitlichen Versorgung einzusetzen, unter welchen Menschen gesund leben können. Public Health befasst sich entsprechend mit der Gesundheitsförderung und Prävention, aber auch mit dem kurativen und rehabilitativen Bereich. Im zunehmend komplexer werdenden Gesundheitswesen sind heute professionell tätige Fachleute gefragt, welche sich auf wissenschaftlicher Basis und unter optimaler Verwendung vorhandener Ressourcen für die Gesundheit der Bevölkerung, beziehungsweise größerer Bevölkerungsgruppen, einsetzen.

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Leseprobe

4. Bedarfsanalyse


 

Die Aufgabe von Public Health besteht darin, sich für die Schaffung von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, Umweltbedingungen, und Bedingungen der gesundheitlichen Versorgung einzusetzen, unter welchen Menschen gesund leben können. Public Health befasst sich entsprechend mit der Gesundheitsförderung und Prävention, aber auch mit dem kurativen und rehabilitativen Bereich. Im zunehmend komplexer werdenden Gesundheitswesen sind heute professionell tätige Fachleute gefragt, welche sich auf wissenschaftlicher Basis und unter optimaler Verwendung vorhandener Ressourcen für die Gesundheit der Bevölkerung, beziehungsweise größerer Bevölkerungsgruppen, einsetzen.

 

4.1. Definition ausgewählter Zivilisationskrankheiten


 

Da sich Lebensstil und Umwelteinflüsse in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt haben, treten zunehmend Krankheitsbilder auf, die bei Naturvölkern selten sind oder ganz fehlen. Zu den umweltbedingten Krankheitsursachen gehören nur schwer beeinflussbare äußere Bedingungen wie Lärm und der Schadstoffgehalt von Luft und Lebensmitteln. Aber auch der Lebensstil des Einzelnen, Nahrung und Genussmittel können zur Entstehung von Krankheiten beitragen.

 

In der Literatur findet man auf der Suche nach Zivilisationskrankheiten wenig einheitliche Definitionen. Die mir am ehesten geeignete fand ich im renommierten online Nachschlagewerk WISSEN.DE:

 

Unter Zivilisationskrankheiten versteht man zusammenfassende Bezeichnung für funktionelle und organische Gesundheitsstörungen und Krankheitszustände, bei denen materielle wie ideelle Einflüsse der Zivilisation auf den Menschen von auslösender, begünstigender oder auch ursächlicher Bedeutung sind; die Skala dieser Einflüsse ist außerordentlich weit und reicht von den einfachsten Lebensbedingungen der Wohnung, Kleidung, Ernährung, Hygiene, Beleuchtung über die Arbeits- und Lebensgewohnheiten bis zu den Gegebenheiten des Zusammenlebens der Menschen und den nachteiligen Seiten der Technisierung wie unphysiologisch einseitige Belastung, ungenügende Abhärtung, Lärmeinfluss, Luftverunreinigung, Genussmittelmissbrauch, abnorme Betriebsamkeit des modernen Erwerbslebens, Unsicherheit, Existenzangst.

 

Zu den Zivilisationskrankheiten gehören u. a. Verdauungs- und Stoffwechselstörungen, Verfall des Gebisses (Karies), zahlreiche Erkältungskrankheiten, Neurosen und Kreislaufstörungen.

 

(Quelle: www.wissen.de)

 

Dazu gehört Adipositas als Folge der Überernährung und deren Folgeerkrankungen wie Diabetes und Hypertonie. Andere Zivilisationskrankheiten sind Allergien durch die oft übertriebene Hygiene und Fußerkrankungen durch untaugliches Schuhwerk. Manche Autoren rechnen auch Alterserkrankungen wie Krebs, Herzinfarkt und Alzheimer zu den Zivilisationskrankheiten. Sie folgen dabei der Auffassung, dass ihre Ursache im (stressigen) zivilisierten Lebenswandel liegt oder diese unter Umständen durch die Schulmedizin (z.B. Antibiotika) erst ausgelöst werden.

 

4.1.1. Adipositas


 

Adipositas ist ein Zustand, der durch eine übermäßige Ansammlung von Fettgewebe im Körper gekennzeichnet ist. Die Adipositas wird heute als eine chronische Gesundheitsstörung verstanden. Sie beruht auf einer polygenetischen Veranlagung, geht mit einer hohen Begleit- und Folgemorbididtät einher und erfordert ein langfristiges Behandlungs- und Betreuungskonzept. Übergewicht und Adipositas sind in der Bevölkerung epidemisch verbreitet. Etwa jeder dritte erwachsene Österreicher[2] ist deutlich übergewichtig und sollte aus medizinischen Gründen Gewicht abnehmen. Längst ist unbestritten, dass Übergewicht und Adipositas hohe Kosten für das Gesundheitssystem verursachen.

 

Die Entwicklung der Adipositas hängt stark von genetischen Faktoren ab. In der Bevölkerung ist eine erbliche Prädisposition für Fettsucht weit verbreitet. Bei genetisch veranlagten Menschen entscheiden die Lebensweise (z. B. Ernährung und körperliche Betätigung) und zwischenmenschliche, verhaltensbezogene, kulturelle und gesellschaftliche Faktoren darüber, ob es zur Adipositas kommt oder nicht. Mit der Fettsucht steigt das Risiko einer ernsten Erkrankung z. B. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gelenkerkrankungen. Zwischen einigen Krebsformen und Fettsucht besteht ein starker Zusammenhang. Adipositas wirkt sich auch sehr negativ auf die Lebensqualität aus.

 

Die gesellschaftlichen Kosten der Adipositas und der mit ihr verbundenen Erkrankungen sind hoch. Das Wissen über die Kostenwirksamkeit verschiedener Maßnahmen gegen Fettsucht ist jedoch beschränkt. Die Kostenwirksamkeit präventiver Maßnahmen lässt sich nicht berechnen, da über ihren Erfolg zu große Unsicherheit herrscht. Unter den verschiedenen Methoden zur Gewichtsreduzierung verursachen Ernährungsberatung, Verhaltenstherapie, Umstellung auf fettarme Lebensmittel mit geringerem Energiegehalt und chirurgische Eingriffe im Gegensatz zu Arzneimitteln relativ die geringeren Kosten.[3]

 

Die Vernetzung der Untersuchung, Behandlung und Prävention von Übergewichtsproblemen mit den so genannten Essstörungen ist hoch relevant. Viele unkoordiniert laufende Maßnahmen zur Prävention von Essstörungen und Adipositas stellen ein eminentes Problem dar: Maßnahmen zur Prophylaxe oder Bekämpfung einer Störung können die anderen Störungen auslösen. Obwohl die Behandlung von Adipositas nur interdisziplinär zum Erfolg führen kann, werden zahlreiche Einzelangebote gemacht. Vor allem Ernährungsberatung durch Nichtfachleute, Kurzdiäten ohne Nachbetreuung, für Adipöse mit Bluthochdruck oder orthopädischen Problemen gefährliche Sportangebote und bisweilen völlig wirkungslose Naturheilstoffe erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie hinterlassen bei Wirkungslosigkeit nicht nur finanziellen Schaden sondern auch den, dass sich adipöse Menschen den weiteren gescheiterten Versuch selbst zuschreiben. Sie werden misserfolgsorientiert, leiden unter Diätenburnout und werden depressiv.

 

Definition

 

Als Übergewicht wird eine über das normale Maß hinausgehende Vermehrung des Körperfettes verstanden. Als Berechnungsgrundlage dient der Body-Mass-Index (BMI), der das Körpergewicht (Masse in Kilogramm) in Relation zur Körpergröße (Quadrat der Körperlänge in Metern) setzt.

 

Als Kenngrößen dienen laut WHO folgende Bezeichnungen:

 

Untergewicht: Ein BMI unter 18,5

 

Normalgewicht: Ein BMI zwischen 18,5 und 24,9

 

Prä-Adipositas (Übergewicht): ein BMI von 25 bis 29,9

 

Adipositas Grad 1: ein BMI von 30 bis 34,5

 

Adipositas Grad 2: BMI von 35 bis 39,9

 

Adipositas Grad 3: Ein BMI von 40 und höher

 

Eine etwas von dieser Klassifizierung abweichende Definition wird von Eurostat bei der Datenerhebung und Datenauswertung herangezogen. Nach den Definitionen von Eurostat gilt ein Body-Mass-Index (BMI) von 21 bis unter 26 kg/m2 als „normal“. Bei einem BMI von 18 bis unter 21 gilt die betreffende Person als untergewichtig und bei einem BMI unter 18 als stark untergewichtig. Eine Person mit einem BMI zwischen 26 und 30 ist laut Eurostat als übergewichtig einzustufen, ab einem BMI von 30 als stark übergewichtig (vgl. Eurostat 2000, S. 3).

 

Diese Einteilungen erfolgen, um jene Personen zu identifizieren, die einer besonderen Gefährdung ausgesetzt sind, die bereits oben erwähnten Erkrankungen zu entwickeln. Es ist allerdings zu beachten, dass der BMI nicht uneingeschränkt für alle Personen verwendet werden kann: Da Muskeln schwerer sind als Fett, haben sehr aktive Sportler häufig ein hohes Körpergewicht und damit einen BMI, der Übergewicht oder mehr angibt. Um solche Fehlinterpretationen zu verhindern, muss evtl. zusätzlich das Muskelmasse/Fett-Verhältnis berücksichtigt werden. Auch bei Kindern und Jugendlichen wird der BMI zur Diagnosestellung herangezogen, allerdings unter Zuhilfenahme geschlechts- und altersabhängiger Bewertungskurven  modifiziert.

 

Folgen

 

Ein hoher Body-Mass-Index gilt als unabhängiger Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen, wie z. B. Diabetes mellitus Typ II, Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen, koronare Herzkrankheiten, Arteriosklerose und deren Folgeerkrankungen, Gallensteinleiden, Malignome, Gicht und kann das Obstruktive Schlafapnoesyndrom[4] verursachen. Weiters bestehen ein erhöhtes Operationsrisiko und eine reduzierte Beweglichkeit sowie eine Beeinträchtigung der Lebensqualität. Es wird geschätzt, dass in einer fiktiven Population von 1 Million Personen im Alter von 35 bis 84 Jahren 45 Prozent aller Fälle von Hypertonie, 85 Prozent aller Fälle von Typ-II-Diabetes, 18 Prozent aller Fälle von Hypercholesterinämie und 35 Prozent aller Fälle von koronarer Herz-Krankheit auf Adipositas zurückzuführen sind.[5]

 

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