Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,7, Universität Bielefeld (Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie), Veranstaltung: Sozialgeschichte des Adels in der Vormoderne, 19 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Am zweiten Juni 1605 predigte der Detmolder Superintendent Dreckmeier vor seinem Landesherren Graf Simon VI. zur Lippe und dessen gesamtem Hofstaat. Beim anschließenden Abendmahl reichte Dreckmeier dem Grafen statt der Oblate ein Stück Brot. Diese Detmolder Abendmahlsfeier wird als die entscheidende Zäsur beim Übergang der Grafschaft Lippe vom lutherischen zum reformierten Bekenntnis gesehen. Obgleich auch schon vorher Veränderungen der kirchlichen Praxis in der Grafschaft durchgeführt worden waren, war dieses öffentliche Bekenntnis des Grafen zur reformierten Richtung ein deutliches Signal für seine Entschlossenheit die Erneuerungen weiter voranzutreiben. Über die Grafschaft Lippe, seit 1529 Reichsgrafschaft, existiert eine große Anzahl Arbeiten, die sich direkt mit dem Territorium beschäftigen. Besonders über die Einführung der Reformation in den 1530er Jahren und den Übergang zum reformierten Bekenntnis zu Beginn des 17. Jahrhunderts ist eine sehr breite Debatte geführt worden. Maßgeblich sind die Untersuchungen von Heinz Schilling, in denen er die reformierte Konfessionalisierung für Lippe als entscheidendes Element der Territorialstaatsbildung nachweist. Einen sehr umfangreichen Überblick über die Regierungszeit Simons VI. liefert August Falkmann mit seiner Zusammenfassung der wichtigsten archivalischen Quellen. Obwohl Falkmann eine gewisse Tendenz zur lutherischen, bzw. Lemgoer Perspektive anzumerken ist, gibt er durch seine ausführliche Recherche viele Informationen über die Biographie Simons VI. Dieser ist bei der Betrachtung dieses Konfliktes, je nach Blickwinkel des Autors, als entschiedener Calvinist oder als kontrollierender Landesherr dargestellt worden, der die Entschlossenheit seiner Untertanen unterschätzte. Thema dieser Arbeit soll dagegen die konfessionelle Außendarstellung des lippischen Grafen sein. Interessant ist, inwieweit ein reformiert-protestantischer Adeliger im frühen 17. Jahrhundert seine Überzeugung öffentlich präsentieren konnte, da das reformierte Bekenntnis von den Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens relativ ausgeschlossen blieb. Um nicht unter das 'Sektenverbot' zu fallen, musste zumindest nach außen das Luthertum gewahrt bleiben. Schilling beurteilt deswegen die kirchlichen Veränderungen in der Grafschaft Lippe als zunächst 'bewusst im Verborgenen gehalten'. [...]
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