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Die Mission des Deutschen Ordens in Preußen

AutorDaniela Herbst
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl103 Seiten
ISBN9783638511711
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,0, University of Sheffield, 30 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Deutsche Orden zählt, neben den Johannitern und Templern, zu den drei großen geistlichen Ritterorden. Eingebettet in die damit einhergehende Dualität zwischen Religion und weltlichem Kampf sind sie alle ein Produkt ihrer Zeit und somit muss auch das eigentliche Thema 'die Mission in Preußen' unter diesem Aspekt betrachtet werden. Die Frage, der dabei im Besonderen nachgegangen werden soll lautet, ob und inwieweit dem Unternehmen eine festgelegte Strategie zugrunde lag oder ob sich die Deutschritter nur den gegebenen Umständen anpassten. Um eine Antwort darauf zu finden ist es unumgänglich, die für das 21.Jahrhundert typische Denkweise abzulegen, es würden konkrete Dokumente existieren, an denen sich der Orden bei derartigen Vorhaben hätte orientieren können. Vielmehr muss die Suche nach Erfahrungen und Vorbildern im Mittelpunkt stehen. Zu diesem Zweck scheint es zunächst notwendig das Wesen des Ordens selbst genauer zu analysieren, wie auch dessen vor Preußen gewonnenen Erkenntnissen Aufmerksamkeit zu schenken, besonders denjenigen aus dem Heiligen Land und Ungarn. Des weiteren dürfte es sinnvoll sein, die Preußenmission nicht nur als separates Geschehen, sondern gleichfalls als Glied in der schon wesentlich früher einsetzenden Ostexpansion zu sehen. Daneben sollen, unter anderem anhand der Darstellung vorhergehender Missionen im Preußenland, mögliche Vorbilder außerhalb des Deutschen Ordens herausgestellt werden. Von besonderer Prägnanz wird sich dabei die Rolle des Bischofs Christian als direkter Vorgänger erweisen. Aber auch Einflussgrößen wie das Volk der Prußen selbst, die geographische Situation des zu missionierenden Landes, das Papsttum und der Kaiser dürfen nicht unbeachtet bleiben. Gleiches gilt für mehr oder weniger verbreitete Vorstellungen vom Ablauf einer Mission, wie sie schon seit dem Frühmittelalter bestanden oder von Zeitgenossen vertreten wurden. Daneben müssen auch Faktoren genannt werden, die der Orden unmöglich einplanen konnte. Dazu zählen vor allem die Pest und der Verrat des Herzogs Swantopolk. Anschließend sollte es nicht nur möglich sein, die eingangs gestellte Frage nach einer möglichen Strategie zu beantworten, sondern auch die zweite Frage die sich im Laufe der Arbeit aufdrängen wird, nämlich ob es sich überhaupt um ein Missionsunternehmen oder nicht doch vielmehr um den Deckmantel für ein anderes Ziel des Ordens - die Schaffung eines eigenen Staates - handelte.

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Leseprobe

2. Ein kurzer Überblick über die preußische Mission

 

2.1. Die Zeit vor der Ankunft in Preußen (1191-1225)

 

Bevor einzelne Elemente der preußischen Mission und eine damit verbundene mögliche Strategie untersucht werden, soll wie bereits erwähnt zunächst ein grober Überblick über die Ereignisse und größeren Stationen des Unterfangens das Gesamtbild wiedergeben. Dazu gehören ebenfalls die Jahre des Ordens vor dieser Aufgabe, denn sie spielen eine nicht unerhebliche Rolle.

 

Die Geschichte des Deutschen Ritterordens begann in Palästina – einem bereits seit längerer Zeit geschichtsträchtigen Ort, denn im Jahre 1095 hatte Papst Urban II auf dem Konzil zu Clermont zu einem Kreuzzug in das Heilige Land aufgerufen. Als Unterstützung primär zur Versorgung der Verwundeten dienten bald zwei große Ritterorden. Zunächst nur auf den Hospitaldienst beschränkt, erweiterten die 1071 als erste zu diesem Zweck gegründeten Johanniter schnell ihr Aufgabengebiet auch auf die Verteidigung des eroberten Jerusalem, während die 1119 gestifteten Templer schon von Beginn an einen starken Schwerpunkt in diese Richtung besaßen. Im Zuge dieses durchaus als erfolgreich einzustufenden Kampfes gegen die Sarazenen konnten sich diese Ansehen und Besitz erwerben, denn sie erfüllten ihre Aufgabe äußerst effektiv.

 

Als aber nach dem zweiten, wenig ruhmreichen, Kreuzzug der islamische Herrscher Saladin beinahe das gesamte von Christen besetzte Gebiet zurückeroberte, gewann der Kampf in Palästina gewaltigere Dimensionen. Die Zahl an Verletzten, vor allem im sich anschließenden dritten Kreuzzug, stieg enorm und deshalb wurde ein weiterer, der letzte der drei großen geistlichen Ritterorden, der Deutsche Orden ins Leben gerufen. Der Grundstein dieser Bruderschaft allerdings war schon etwa 8 Jahrzehnte zuvor gelegt worden, denn „sein Ursprung ging zurück auf jene deutsche Hospitalgenossenschaft, die bei der Belagerung der Festung Akkon zur Pflege deutscher Kranker und Verwundeter gegründet worden war.“[19] Wie aber wurde aus einem Spital ein Ritterorden ?

 

„Nach dem Prolog zu den Statuten des Deutschen Ordens fand das Hospital zunächst in einem Zelt, das aus den Segeln einer Hanse-Kogge durch Bürger von Bremen und Lübeck gefertigt war, seine Stätte (…) „

 

 „(...) [bald darauf ] erhob eine Versammlung deutscher Fürsten, (...) vor der Rückkehr in die Heimat die Genossenschaft zum Range eines geistlichen Ritterordens, der die Tradition eines schon 1118 von Deutschen in Jerusalem gegründeten Marienhospitals übernahm. Hieraus ergab sich der offizielle Name des Ordens: „Fratres domus hospitalis Sanctae Mariae Theutonicorum Jerosolymitani“ (Brüder von Hause des St.-Marien-Hospitals der Deutschen in Jerusalem).“ [20] Nachdem der Orden 1191 von Papst Clemens III (1187-1191) bestätigt und 1198 abschließend von Innozenz III (1198-1216) als geistlicher Ritterorden anerkannt wurde, konnte sein Aufstieg beginnen. 

 

Namentlich nahm dieser seinen Anfang 1209, da in diesem Jahr das Hochmeisteramt des Deutschen Ordens Hermann von Salza (H:1209-1239) zufiel, der seine Geschichte – nicht nur im Bereich Preußens entscheidend prägte. Schon unter Kaiser Otto IV (R:1209-1218) und Papst Innozenz III wuchs der Einfluß des Ordens. Doch besonders Salzas späteres enges Verhältnis zu Staufer-Kaiser Friedrich II (R:1218-1250) und zum Heiligen Stuhl in Person Honorius III (1216-1227) durch welches er hohes Ansehen erwarb[21] garantierte den Deutschherren den Erwerb zahlreicher Privilegien und Gebiete[22]. Zudem erkannte der Hochmeister wohl früher als jeder andere, daß die Aktivitäten im Heiligen Land ihrem Ende entgegen gingen, denn schon längst hatte die anfängliche Euphorie der Kreuzzüge zu verschwinden begonnen und so benötigten die Ritter ein neues Betätigungsfeld.

 

Dieses fand sich bereits 1211 in Ungarn. Der Hilferuf des ungarischen Königs Andreas II, das siebenbürgische Burzenland von den feindlichen Kumanen zu befreien, muß in diesem Zusammenhang wie ein Wink Gottes gewirkt haben. Nicht nur, daß dieses Unternehmen ein ehrenvolles Dasein als Streiter Christi ermöglichte, es stellte zusätzlich die Chance in Aussicht ein, explizit durch Salza, verfolgtes Ziel zu verwirklichen: Die Errichtung eines autonomen Ordensstaates. „Die neuen Staatsideen auf der Grundlage der bisherigen verstreuten Besitzungen durchführen zu wollen, wäre für den Deutschen Orden unmöglich gewesen; er benötigte dafür ein zusammenhängendes größeres Gebiet und erhielt es im Burzenland von Ungarn zugewiesen.“ [23]

 

Nach der Zustimmung Papst Innozenz III zu diesem Vorhaben, zögerte man nicht lange und trat die neue Aufgabe an. Doch die Versprechungen die Andreas II gegeben hatte, hielt er nicht ein. Nach dem raschen Sieg über die Kumanen, wurden alle Zusagen, genauer gesagt die Überlassung des Burzenlandes als eine Art Lehen, 1225 wieder rückgängig gemacht und der Orden unter zahlreichen Vorwürfen vertrieben.

 

Allerdings waren die letzten 14 Jahre nicht völlig ergebnislos geblieben. Zwar hatte sich das ungarische Unternehmen als blamable Niederlage erwiesen, die Wahl Hermann von Salzas zum Hochmeister aber nicht. Er erwies sich als herausragender Diplomat und als äußert begabt, wenn es galt, aussichtsreiche Kontakte zu knüpfen. Er intensivierte sein hohes Ansehen bei der päpstlichen Kurie, auch sein Verhältnis zu Kaiser Friedrich II muß, seit ihrer ersten Begegnung 1215 zu den Krönungsfeierlichkeiten, nicht lediglich als eng, sondern als durchaus freundschaftlicher Natur bezeichnet werden. Wie groß das Vertrauen des Herrschers war zeigt sich schon darin, daß er während des Kreuzzuges ins Heilige Land dem Hochmeister die Leitung der deutschen und italienischen Truppen anvertraute.[24]

 

Somit waren die Voraussetzungen zu der Zeit als sich die Mission im Preußenland ankündigte ideal. Die geistliche und die weltliche Spitze standen auf Seiten des Deutschen Ordens.[25]

 

2.2. Die Zeit der Preußenmission (1226-1283)

 

Beinahe unmittelbar im Anschluß an die Ereignisse in Ungarn schloß sich das wohl größte Kapitel in der Geschichte des Deutschen Ordens und zugleich das eigentliche Thema dieser Arbeit an: Die Mission in Preußen.

 

Im Jahre 1226 bat Herzog Konrad von Masowien und Kujawien, nicht zuletzt auf Anraten des in Preußen bereits seit längerem tätigen Missionar Bischof Christian, den Deutschen Orden um Hilfe gegen die heidnischen Prußen. Als Gegenleistung für dessen Eingreifen versprach der Herzog dem Orden, das von Heiden heimgesuchte Kulmerland und weiteres Gebiet zu überlassen.

 

Von diesem Ruf, weiß der Chronist Peter von Dusburg zu berichten: „Der Herzog sandte also eine feierliche Gesandtschaft mit seinen Briefen an den Bruder Herrmann, den Meister; als die ihm und seine Brüdern den Grund ihrer Reise dargelegt hatten, entsprach der Meister nach vielen Beratungen und verschiedenen Verhandlungen mit seinen Brüdern über diese schwierige Angelegenheit schließlich auf Anraten des Herrn Papstes, des Kaisers Friedrich II und der Fürsten Deutschlands, die ihm in dieser Sache mit Rat und Hilfe beizustehen versprachen, den Bitten des Herzogs.“ [26]

 

Erst nach einigem Zögern der Brüder[27] also, das unbestreitbar aus dem Streben resultierte, zunächst alle Privilegien und Rechtsverhältnisse zu klären, willigte man ein. Es galt schließlich ein ähnliches Desaster wie man es in Ungar erlebt hatte, zu vermeiden. So ließ sich der Deutschorden zunächst alle in Aussicht gestellten Schenkungen des Herzogs, namentlich das Kulmerland und ein nicht näher benanntes Gebiet zwischen der herzoglichen Mark und dem Gebiet der Pruzzen,  sowie den Besitz allen später eroberten Landes in Preußen, durch den Kaiser in der Goldbulle von Rimini (1226)[28] bestätigen.   

 

Auch nach der Ausstellung dieses Dokumentes lag das größte Augenmerk weiterhin auf einem planvollen und nicht überstürzten Vorgehen. Demgemäß zog man zunächst Erkundigungen ein und traf Vorbereitungen. Gewissermaßen als Vorauskommando hielten sich deshalb Ritter Konrad von Landsberg und ein Mitbruder bereits seit 1226 in Masowien auf, zudem erbaute der Herzog die von Salza verlangte erste Befestigungs-anlage, die Burg Vogelsang, gegenüber dem späteren Thorn.[29]  

 

Im Jahre 1230 schließlich entsagte Herzog Konrad von Masowien im Vertrag von Kruschwitz, zur Zufriedenheit des Ordens, allen persönlichen Anrechten auf die zugesagten Ländereien[30] und Herrmann Balk wurde als Landmeister (1229-39) mit einer kleinen Schar Brüdern gen Osten entsandt.

 

Im Rahmen von feurigen Aufrufen Papst Gregorius IX (1227-1241), Nachfolger des 1227 verstorbenen Honorius III (1216-1227), denen im Laufe der Zeit noch viele weitere folgen sollten, trafen ab 1231 auch die ersten Kreuzfahrer ein und man überschritt gemeinsam die Weichsel hinein ins Preußenland, wo nun die Burg Thorn errichtet wurde. Von dort  entflammte die progressive Unterwerfung des umliegenden Gebietes.

 

„Aber der fanatische Widerstand der Preußen nötigt den Orden zur...

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