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Die Folgen der demografischen Entwicklung für Unternehmen

AutorAchim Widmann
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl117 Seiten
ISBN9783638046305
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich BWL - Allgemeines, Note: 1,0, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen; Standort Nürtingen, 83 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeitswelt wandelt sich: Globalisierung, immer kürzere Halbwertszeit von Wissen, Vergreisung sowie auch eine deutlich bemerkbare Schrumpfung unserer Bevölkerung. Weltweit werden Unternehmen von dieser Entwicklung betroffen sein, insbesondere Betriebe in der Bundesrepublik Deutschland. Die Bevölkerung Deutschlands wird von gegenwärtig rund 82 Millionen bis zum Jahr 2050 auf knapp unter 69 bis 74 Millionen Einwohner abnehmen (nach Angaben der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des StBA). Eine so deutliche Abnahme der Einwohnerzahl bedeutet zwangsläufig natürlich auch einen schwerwiegenden Rückgang der Erwerbspersonen in Deutschland. Für Unternehmen besagt die zukünftige Abnahme der Einwohnerzahl, dass sie mit einer Schrumpfung und zusätzlich mit einer Veränderung des Erwerbspotenzials in Deutschland umgehen müssen. Das Resultat dieser Entwicklung ist, dass in Zukunft zu wenig nachrückende Arbeitskräfte geboren werden und die Anzahl älterer Arbeitskräfte immer weiter zunehmen wird. Diese Entwicklung stellt in den kommenden Jahren eine sehr große Herausforderung, wenn nicht sogar 'die größte Herausforderung' für die Personalverantwortlichen deutscher Unternehmen dar. Ein Anlass für Katastrophenszenarien ist heute aber noch nicht gegeben. Die demografische Entwicklung stellt für Unternehmen lösbare Probleme dar. Allerdings ist es wichtig, dass schon heute die personalpolitischen Weichen für die kommenden schwierigen Zeiten gestellt werden. Die Art und Weise wie Betriebe in Zukunft die demografische Veränderung am Arbeitsmarkt erfolgreich bewältigen, kann sogar mittel- bis langfristig einen nachhaltigen Effekt auf den Unternehmenserfolg haben.

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Leseprobe

2 Demografischer Wandel in Deutschland


 

2.1 Begriffsbestimmung: Demographie und Bevölkerungs­wissenschaft


 

Die Begriffe Demographie und Bevölkerungswissenschaft werden in unterschied­licher Weise gebraucht.

 

„Das Wort Demographie – als der engere Begriff – entstammt dem Griechischen und bedeutet „Volk beschreiben“. Demographie beschreibt also mit Zahlen und Kenn­ziffern, wie sich die Bevölkerungszahl und ihre Strukturen (Alter, Geschlecht, Familien­stand, Lebensform, Nationalität, Kinderzahl, Region, Gesundheitszustand u.ä.) durch demographische Verhaltensmuster / Ereignisse (Kinder haben, heiraten, sich scheiden lassen, umziehen, sich gesund erhalten oder sterben) verändern.“[2]

 

Bevölkerungswissenschaft ist dagegen der weitläufigere Begriff. Bevölkerung wird hier in den Zusammenhang der gesellschaftlichen Verhältnisse gestellt. Untersucht werden die vielfachen Wechselwirkungen zwischen der Bevölkerung und anderen gesellschaftlichen Bereichen wie soziale Sicherungssysteme, Wirtschaft, Politik, Technik oder Umwelt.[3]

 

2.2 Die Geburtenentwicklung


 

Die Geburtenentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland ist rückläufig. Seit An­fang der 70er-Jahre („Pillenknick“) sank der Anteil der Geburten fortwährend.

 

In der folgenden Grafik (siehe Abb.1/ S.6), ist die Geburtenentwicklung in den letzten Jahren sehr genau zu erkennen. Gegenläufig zu den Geburten im Jahr 1950, bei dem Ost- und West-Deutschland zusammen ca. 1,12 Millionen Geburten zu ver­zeichnen hatten, waren es 2006 nur noch etwa 670.000, was eine Reduzierung um ca. 40 Prozent darstellt. Seit Beginn der Siebziger liegt die Geburtenziffer[4] dauerhaft unter dem Wert von 2,1 Kindern pro Frau. Nur eine Geburtenziffer über 2,1 würde jedoch eine gleich bleibende bzw. steigende Bevölkerungszahl garantieren. Von 100 Frauen werden derzeit nur noch 134 Kinder, also pro Frau nur noch ca. 1,34 Kinder geboren. Das ist zu wenig, um Lebens­qualität, soziale Sicherheit und Wachstum zu erhalten.[5]

 

 

Abbildung 1: Geburtenentwicklung in Deutschland von 1950 bis 2006

 

Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf Daten des StBA[6].

 

Interessant ist auch die Entwicklung der Geburtenziffern weltweit. Anhand der Ge­burtenzahlen im internationalen Vergleich (siehe Abb.2/ S.7) ist erkennbar, wie Deutschland im Vergleich zu europäischen bzw. außereuropäischen Ländern eine der schlechtesten Geburtenziffern aufweist. Deutschland gehört mit einer zusammen­gefassten Geburtenanzahl von deutlich unter 1,5 Kindern pro Frau bereits seit Jahren zu den Staaten mit der niedrigsten Geburtenhäufigkeit. Europa ist der einzige Kontinent, auf dem es 2050 weniger Menschen geben wird als heute. Die Geburten­raten sind in Europa momentan am niedrigsten, daher wird die europäische Be­völkerung laut der mittleren Vorausberechnung der Vereinten Nationen um 67 Millionen Menschen abnehmen. Das fortwährende Wachstum der Weltbevölkerung, wird nur noch von den Entwicklungsländern gestützt. Allein dort wird die Zahl der Menschen von heute 5,4 Milliarden auf 7,9 Milliarden im Jahr 2050 zunehmen. In den 50 ärmsten Ländern der Welt, wird sich die Bevölkerung sogar mehr als verdoppeln.[7]

 

 

Abbildung 2: Geburtenrate im internationalen Vergleich (2006)

 

Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Daten der Eurostat[8] und des Omnia-Verlag[9] (außereuropäische Länder enthalten für das Jahr 2006 vorausberechnete Werte).

 

Ursache für die niedrige Geburtenrate in Europa und vor allem in der Bundes­republik, ist der Übergang von weitgehend agrarischen zu industriellen Ge­sell­schaften, der zu mehr Wohlstand, einem insgesamt höheren Lebensstandard und – auch bei den Frauen - den Wunsch nach Selbstverwirklichung geführt hat. Die steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen, sowie ein höherer Stellenwert von Freizeit wirken sich negativ auf das generative Verhalten aus. Entscheidungen werden zu­nehmend für Freizeit und Beruf gefällt, nicht aber zugunsten der Familienplanung.[10] Die Gründe der Präferenzverschiebungen sind dabei u.a. in den veränderten sozialen Rahmenbedingungen zu suchen, da sich durch Übertragung sozialer Pflichten von der Familie auf den Staat der Nutzen eigener Kinder als Absicherung für Not, Krankheit und Alter verringert hat.[11] Zudem kann man den Geburten­rückgang auch auf ein besseres Wissen über Empfängnisverhütung zurückführen. Diese Tatsachen wirken sich als ganzes auf die Geburtenentwicklung in der Bundes­republik aus. Es ist schwer zu sagen, ob es sinnvolle Maßnahmen zur Steigerung der Geburtenrate gibt bzw. noch geben wird. Nur durch eine eventuell noch größere Unter­stützung seitens des Staates über finanzielle Mittel (z.B. das 2007 eingeführte Kindergeld/ durch Angebotserhöhung von Kindergrippenplätzen) oder durch Maß­nahmen von Unter­nehmen, mit der Möglichkeit für Mütter, Kinder und Karriere zu vereinen („work-life-balance[12]“), könnte eine Zunahme der Geburtenrate erreicht werden. Über grund­legende Verhaltensänderungen seitens Staat, Unternehmen und der Bevölkerung wäre eine Umkehr der Entwicklung vorstellbar. Diese für die Ge­burtenrate positive Entwicklung würde jedoch erst mit erheblichem Vorlauf wirksam werden.

 

Grundsätzlich ist zu erkennen, dass in Deutschland nicht nur die Geburtenhäufigkeit seit 1970 rapide zurückgeht, sondern dass Deutschland auch eine der niedrigsten Geburtenraten weltweit aufweist. Die rückläufige Geburtenzahl ist jedoch nicht der alleinige Verursacher des Bevölkerungsrückgangs. Werden Geburtenhäufigkeit und Sterbefälle gegenübergestellt, wird das ganze Ausmaß von zu wenig geborenen Kindern erst sichtbar: Im Jahr 2006 beispielsweise, starben 149.000 Menschen mehr als geboren wurden[13].

 

2.3 Die demographische Alterung


 

Wie im Kapitel 2.2 bereits dargestellt, werden immer weniger Kinder geboren, was zwangsläufig zu einer drastischen Überalterung unserer Bevölkerung führen wird. Unter Überalterung wird die Veränderung der so genannten Alterspyramide hin, zu einem höheren mittleren Bevölkerungsalter und die damit verbundenen Aus­wirkungen auf die Gesellschaft, verstanden. Die Veränderung der Alterspyramide lässt sich am Besten an einer Darstellung aufzeigen (siehe Abb.3/ S.9).

 

 

Abbildung 3: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland 1950

 

Quelle: Altersaufbau der Bevölkerung Deutschlands, 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung.[14]

 

Wie in der Abbildung 3 aus dem Jahr 1950 zu erkennen ist, stellt sich die Ge­samtstruktur der Grafik sehr ausgewogen dar. Sie stellt noch, wie der Namen schon besagt, die Form einer Pyramide dar. Der größte Anteil in der Be­völkerung wird von den 20-64-Jährigen eingenommen. Der Anteil an der Gesamt­bevölkerung liegt hier bei ca. 60 Prozent, über 65 Jahre waren zu dieser Zeit gerade einmal 10 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die restlichen 30 Prozent werden von den 0-19-Jährigen eingenommen.[15]

 

Betrachtet man hingegen die Bevölkerungspyramide von 2005 (siehe Abb.4/ S.10), kann man die Veränderungen hinsichtlich der Altersstruktur in Deutschland er­kennen: Aus der damaligen Pyramide wurde eine „dickbäuchige Weinflasche“. Im Altersaufbau von 2005 ist es möglich, zwei deutliche Einschnitte in der Darstellung zu erkennen. Der erste Einschnitt ist das Resultat der niedrigen Geburtenrate während des Zweiten Weltkriegs. Die zweite Einkerbung ist bei den unter 30-Jährigen zu erkennen und lässt sich auf eine in den siebziger Jahren stark zurück­gegangene Geburtenrate („Pillenknick“ – Einführung der Antibabypille 1961 in Deutschland) zurückführen. Da­zwischen befinden sich die so genannten „Baby-Boomer“ bei denen in den fünfziger und sechziger Jahren die Geburtenziffer je Frau noch über 2,1 Kinder lag.[16]

 

 

Abbildung 4: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland 2005

 

Quelle: Altersaufbau der Bevölkerung Deutschlands, 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung.[17]

 

Die deutsche Bevölkerung ist in den letzten 55 Jahren zwar um 13,1 Millionen Menschen angestiegen, doch die Altersstruktur wurde durch zurückgehende Geburten drastisch verändert. Durch die fortschreitende Alterung der „Baby-Boomer“ steigt die Be­völkerungsschicht der über 65-Jährigen von 10 Prozent um fast das doppelte auf 19 Prozent im Jahr 2005 an. Ähnlich wie die Zunahme der über 65-Jährigen, ist bei den 0-19-Jährigen eine Schrumpfung um 10 Prozent zu erkennen, da die Geburten­rate seit 1970 stetig abgenommen hat und zu wenige Kinder nach­gekommen...

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