Kapitel 2
Wissenswertes, nicht nur
für die Theorieprüfung!
Kapitel 2 - Wissenswertes, nicht nur für die Theorieprüfung!
Vor dem Hundekauf
Kaum etwas ist aufregender, als Hunde-„Nachwuchs“ zu bekommen.
Jeder erinnert sich gerne daran zurück. Damit aber auch alles schön bleibt, gibt es ein paar Punkte, die ein (angehender) Hundehalter wissen sollte.
Rassehund oder Mischling?
Sich vorher mit der gewünschten Rasse auseinandersetzen, erspart später den Frust.
Oft haben angehende Hundehalter ganz spezielle Vorstellungen zum Aussehen des Hundes oder welche Charaktereigenschaften er haben sollte. Danach richtet sich meistens die Auswahl – oder aber auch das entsprechende Ausschlussverfahren. Interessiert ihr euch für gewisse Rassen, solltet ihr auch deren Eigenschaften und Eigenarten kennen. Diese bestimmen nämlich anschließend eure Hund-Mensch-Beziehung! Jagdhunde benötigen aufgrund ihres stärker ausgeprägten Jagdverhaltens eine andere Art der Auslastung als beispielsweise ein Schweizer Sennenhund. Somit sollten Jagdhunde entweder tatsächlich „jagdlich“ geführt werden oder eine adäquate Alternative bekommen (zum Beispiel durch Mantrailing oder Schnüffelkurse). Kann man diese dem Hund nicht bieten, wird ein Jagdhund sich sein eigenes Hobby suchen und meistens nicht nach einer Erlaubnis fragen. Von beschädigten Wohnungen bis zu unkontrolliertem Verhalten an der Leine ist alles möglich.
Wer sich unsicher ist, welche Rasse am ehesten zum eigenen Lebensalltag passt, holt sich idealerweise Unterstützung bei einem guten Hundetrainer. Der kennt häufig auch vertrauenswürdige Züchter oder Anlaufstellen in der Region.
Bei einem Bernhardiner sollte man sich darauf einstellen, dass er Wert auf sein Zuhause legt und sein Territorium auch verteidigt – stärker als dies eventuell ein Pudel tun würde.
Mischlinge werden gerne als „Wundertüten“ bezeichnet, denn man weiß nie, welche Rasseeigenschaften der Elterntiere sich durchsetzen werden. Alle Hunde können sich untereinander verpaaren, so dass es zu spannenden Mischungen kommen kann. Von Mischlingen spricht man, wenn sich sowohl Rassehunde verschiedener Rassen als auch Mischlinge mit Rassehunden verpaaren. Verboten ist dies nicht und Papiere sind dazu auch nicht nötig. Schließlich gehören Hunde untereinander der gleichen Art an. Alle Hunde stammen vom Wolf ab - auch wenn zwischen der kleinsten und der größten Hunderasse knapp 1m Größenunterschied liegt.
Welche Rasse passt zu mir?
Ob Rassehund oder Mischling sollte keine Rolle bei der Auswahl spielen. Der Hund sollte aufgrund seines Wesens zur Person, zur Familie und zum Umfeld passen. Die unterschiedlichen Charakterzüge aller Hunde sind Selektionen aus der Zuchtauswahl. Der Mensch hat die Stärken verschiedener Rassen durch Zucht und Selektion gefördert. Daher sehen alle Hunde unterschiedlich aus und haben verschiedene Charaktere. Der Urahn ist dennoch bei allen gleich: der Wolf!
Ein Hundekauf bedeutet „emotional einkaufen gehen“!
Die richtige Rasse für sich finden und nicht zu emotional handeln – gar nicht so einfach!
Oft entscheidet beim Hundekauf der Bauch oder das Herz und nicht der Verstand – das ist der Grund, warum es noch viel zu viele Massenzüchtungen gibt. Um diese nicht zu unterstützen, ist es zwingend notwendig, sich gedanklich damit auseinanderzusetzen, dass bei Massenzüchtungen sowohl die Sozialisation als auch Habituation der Welpen in nicht ausreichendem Umfang erfolgen. Zu diesen beiden wichtigen Lebensphasen bekommt ihr etwas später die nötigen Infos. Die wichtigste Voraussetzung ist, damit es dem Hund auch sein Leben lang bei euch gut geht, dass er in euer Leben hineinpasst und nicht umgekehrt!
Papiere sind für den Erwerb des Hundes nicht zwingend nötig, es sei denn, man möchte unter Vereinsbedingungen züchten. Die Papiere des Hundes dokumentieren lediglich seine Abstammung, sprich seine Ahnen. Papiere sind jedoch kein Gesundheitszeugnis!
Eine Absprache mit der ganzen Familie ist unumgänglich. Ihr solltet euch besprechen, wer wirklich einen Hund haben möchte und wer sich mit in die Arbeit integrieren möchte. Zu verteilende Aufgaben sind:
Tägliche Fütterung
Tägliche Versorgung mit frischem Wasser
Tägliche Spaziergänge, die dem Auslastungsverhalten des jeweiligen Hundes gerecht werden
Tägliche Fellpflege
Tägliche, zusätzliche Auslastung in geistiger und körperlicher Form
Besprochen werden sollte auch, wer im Falle von Krankheit oder „Ich-habe-keine-Lust-Phasen“ einspringt, denn darunter darf der Hund keinesfalls leiden.
Das klingt jetzt vielleicht für den einen oder anderen etwas hart. Gerade wenn man schon einen süßen Hund im Visier hat, aber eigentlich insgeheim schon weiß, dass der jetzige Zeitpunkt nicht der optimalste ist und es sich nur mit Kompromissen umsetzen lassen würde.
Dennoch bedeutet Hundehalter zu sein:
Die Verantwortung für seinen Hund sein Leben lang zu übernehmen.
Ihn artgerecht zu halten und auszulasten.
Finanziell für ihn aufzukommen.
Damit ihr die richtige Wahl eures Hundes, ob Mischling oder Rassehund, treffen könnt, solltet Ihr euch nun mit eurem eigenen Lebensrhythmus beschäftigen. Wie viel eurer Zeit könnt ihr im Alltag für euren Hund freimachen – und reicht das wirklich für einen Hund? Könnt ihr den Hund mit ins Büro nehmen? Könnt ihr euch in den ersten Jahren so auf euren neuen Begleiter einstellen, dass ihr ihn dadurch fit für den Alltag und die Öffentlichkeit bekommt?
In Bezug auf die Rasse solltet ihr euch zur Unterstützung zuvor einige Fragen ehrlich beantworten:
Wollt ihr einen sportlichen Hund, der täglich mehrere Stunden Power braucht?
Wollt ihr einen stillen Begleiter, der euch auch den einen oder anderen Tag verzeiht, an dem er zurückstecken muss?
Wollt ihr mehr Zeit für die Fellpflege eines langhaarigen Hundes aufbringen oder lieber weniger Zeit in ein kurzes Fell investieren?
Die Bedürfnisse einer Rasse erkennen
Ihr müsst sowohl den körperlichen als auch den geistigen (kognitiven) Bedürfnissen des Hundes gerecht werden! Das bedeutet im Klartext: Jeder Hund hat ein unterschiedliches Anforderungsprofil und das muss kompatibel zu eurem Lebensstil sein. Hier kann euch ein guter Hundetrainer wertvolle Tipps mit auf den Weg geben.
Wollt ihr einen Welpen, einen Junghund, einen Erwachsenen oder einen Senior?
Auf der einen Seite lassen sich Welpen natürlich von Grund auf erziehen, auf der anderen Seite können sich bei der Erziehung auch viele Fehler einschleichen, wenn man es nicht von vorneherein richtig angeht. Der eigene Welpe lässt sich letztendlich immer noch am besten „selbst versauen“!
Was darf es sein? Junior oder Senior?
Bei Hunden, die man erst im Erwachsenenalter bekommt, lässt sich wirklich schwer einschätzen, welche guten oder aber auch schlechten Erfahrungen diese bereits mit anderen Artgenossen oder Kindern gesammelt haben. Was wiederum als Argument für einen Welpen spricht, da man hier während der sozial sensiblen Phase weitestgehend auf die Erfahrungen einwirken und diese gezielt lenken kann. Dazu im Folgenden mehr.
Bis ein Hund endlich erwachsen ist, vergehen gut drei Jahre! Unser Lieblingskommentar dazu ist: „Im ersten Jahr wachsen sie in die Höhe, im zweiten Jahr in die Breite und im dritten Jahr in den Kopf“ – Ungefähr im dritten Jahr erreichen Hunde ihre soziale Reife. Aber auch das kann, je nach Gemüt, unterschiedlich verlaufen. Ein Neufundländer braucht zum Beispiel in seiner Entwicklung länger als ein Jack Russell-Terrier. Im Kapitelabschnitt „Welpen“ erzählen wir euch mehr davon und es wird auch schnell klar, dass die ersten Jahre nicht auf die leichte Schulter genommen werden dürfen – diese aber dennoch viel Spaß machen. Entscheidet ihr euch für einen Welpen, sollte...