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Kann man mit Marketingtätigkeiten einem Mitgliederschwund nordhessischer Tennisvereine entgegenwirken?

Eine empirische Untersuchung

AutorSebastian Lindemeyer
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl120 Seiten
ISBN9783638623834
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Gesundheit - Sport - Sportökonomie, Sportmanagement, Note: 1,7, Georg-August-Universität Göttingen, 76 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Sport treiben ist in.' Dieses Fazit zog das Institut Arbeit und Technik nach einer Untersuchung zur Entwicklung des Breitensports in Deutschland im Jahr 2003. Demnach ist der Anteil der aktiven Sportler in der erwachsenen Bevölkerung in den letzten 15 Jahren (bezogen auf Westdeutschland) von 40% auf über 54% gestiegen. Der Tennissport, durch Idole wie Boris Becker und Steffi Graf in der 80er und 90er Jahren der gesamten Nation bekannt gemacht, erfreute sich zu dieser Zeit eines geradezu aussergewöhnlichen Zuwachses an Vereinen und Mitgliedern. Doch dem vermeintlichen Sportboom der folgenden Jahre konnte sich der Tennissport nicht anschließen, die Mitgliederzahlen sind seit dem Jahr 1995 rückläufig. Diese Entwicklung ist insofern zu hinterfragen, als dass noch 2001 im Rahmen der von der Firma Veltins und dem DSB durchgeführten Untersuchung des Sportmarktes sich Tennis als die Wunschsportart schlechthin herauskristallisiert hatte. Woher kommt also der Rückgang von Vereinsmitgliedern? Die Gründe für diesen Rückgang sind vielschichtig und werden ebenso erörtert wie eventuelle Versäumnisse in der Vereinsführung, bei der Vereinsdarstellung und des Vereinsangebotes. Dargestellt werden sollen die Ausführungen an zwei qualitativ untersuchten Tennisvereinen aus Nordhessen, dem TC31 Kassel und dem TC RW Vellmar. Das Ziel dieser Arbeit ist es, ein Marketingmodell für hessische Tennisvereine zu entwickeln, das diesen einen Leitfaden zum Erhalt von Mitgliedern, vor allem aber zum Anwerben neuer Mitglieder an die Hand gibt. Hierbei soll auf die Hauptprobleme der Vereine eingegangen werden: Die Gesamtsituation des Tennissports in Deutschland, der Verlust von ehrenamtlich Tätigen, der Zugang zur Jugend unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Entwicklungen, der Wertewandel und die Individualisierungstendenzen in der Gesellschaft und beim Sporttreiben, sich verändernde soziale Strukturen. Auch die Abwanderung von Mitgliedern zu Golfclubs soll thematisiert werden. Der Tennisverein steht zwischen Tradition und Moderne und muss sich, beinahe zwangsläufig, vom sozial orientierten 'Selbstläufer' zum anpassungsfähigen, kundenorientierten und attraktiven Sportanbieter entwickeln. Welche Maßnahmen dabei in Frage kommen und wie diese in ein Gesamtkonzept zu integrieren sind, soll diese Arbeit aufklären.

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Leseprobe

Empirischer Teil


 

Der empirische Teil dieser Arbeit befasst sich mit den Tennisvereinen TC31 Kassel und TC RW Vellmar. Zielsetzung für den Verfasser war herauszufinden, ob erstens die Vereine einen Mitgliederschwund zu beklagen haben, zweitens die Vereine ein Marketingkonzept oder einzelne Marketingtätigkeiten zum Erhalt und Neuerwerb von Mitgliedern durchführen, drittens diese Maßnahmen im Sinne der im theoretischen Teil erörterten Grundlagen von Marketing getätigt werden, viertens die Vereine Verbesserungspotenzial in bestimmten Teilbereichen besitzen und ob fünftens Marketing im Tennis überhaupt sinnvoll ist und den Vereinen neue Mitglieder einbringen kann.

 

Die dazu erforderlichen Daten wurden vor allem aus den Interviews mit den 1. Vorsitzenden der beiden Vereine, Herrn Hans-Dieter Wolter vom TC31 Kassel und Herrn Kurt Lind vom TC RW Vellmar, gezogen. Zudem konnten Daten und Fakten von den Tenniskreisen 31 und 32 des Tennisbezirkes (TB) Kassels, die von Rainer Vaasen und Manfred Jungnitsch, von dem Leiter der Geschäftsstelle des TB Kassel Dietrich Kämmer und vom hessischen Tennisverband (Geschäftsführerin M. Vestweber) gesammelt wurden, verarbeitet werden. Auch Gespräche mit Vereinsangehörigen, eine Präsentation des Kassenwarts des TC31 Kassels Klaus Skiba und persönliche Beobachtungen flossen in die Analyse der Vereine mit ein.

 

11. Kasseler Tennisverein 1931 e.V.


 

11.1. Struktur, Situation, Daten


 

11.1.1. Mitglieder und Anlage

 

Der TC31 Kassel ist ein mittelgroßer Tennisverein, dessen Tennisanlage im Herzen Kassels nahe der Karlsaue, der Eissporthalle und des Auestadions, Heimat der sportlich erfolgreichsten Vereine Nordhessens Kassel Huskies und KSV Hessen Kassel, gelegen ist. Er wurde im Jahr 1931 gegründet und ist einer der ältesten und somit renommiertesten Clubs in Nordhessen.

 

Die Anlage in der Menzelstrasse umfasst neun Sandplätze, ein Clubhaus mit ca. 250m² Fläche und eine Tennishalle mit zwei Plätzen.

 

Die Mitgliederzahl betrug zu Beginn des Jahres 2006 ca. 330. Leider konnten von den Verantwortlichen aussagekräftige Mitgliederzahlen lediglich rückwirkend bis ins Jahr 2003 bekommen werden, da zu diesem Zeitpunkt die Aufzeichnungen überarbeitet und viele sogennante „Karteileichen“ aus der Statistik entfernt wurden (siehe Abbildung 16).

 

 

Abbildung 16: Entwicklung der Mitgliederzahlen des Tc31 Kassels 2003-2006

 

Betrachtet man die Altersstruktur der Mitglieder in der folgenden Grafik, erkennt man, dass im Gegensatz zum Jahr 2003 die Mitgliederzahlen vor allem bei den U30 bis U60-Jährigen zurückgegangen sind. Hier liegt ein Problembereich: Im Vergleich zu Zahlen aus Tennisvereinen in der Bundesrepublik[28] liegt der TC31 in dieser Altersklasse deutlich hinter dem Durchschnitt (ca. 20%), wohingegen der Seniorenanteil, der einen durchgehend hohen Anteil an der Gesamtmitgliederzahl hat, deutlich darüber liegt. Deutliche Zuwächse in den letzten Jahren erkennt man auch im Jugendbereich.

 

 

Abbildung. 17: Altersstruktur der Mitglieder des TC31 Kassel in den Jahren 2003-2006

 

Ebenfalls interessant ist die Betrachtung der Fluktuationsstatistik. Hier kommt der relativ starke Abgang im Jahr 2003 u.a. durch die angesprochene Korrektur der Zahlen zustande, in den darauf folgenden Jahren erkennt man einen etwa in gleichen Anteilen stattfindenden Abgang und Zugang von Mitgliedern.

 

 

Abbildung. 18: Mitgliederbewegungen im TC31 Kassel in den Jahren 2003-2005

 

11.1.2. Sportliche Situation

 

Der TC31 Kassel ist sportlich gesehen im letzten Jahrzehnt zum attraktivsten Tennisverein der Region geworden. Dieses ist zu allererst auf den Erfolg der ersten Herrenmannschaft zurückzuführen, die im Jahr 2006 in die höchste hessische Spielklasse (Hessenliga) aufgestiegen ist, was auch auf den Wechsel von drei Spielern (Marko Neunteibl, Sebastian Krauss, Martin Boulnois) zum Verein zurückzuführen ist. Damit werden sich die Spieler aus Kassel im folgenden Sommer mit hessischen und nationalen sowie internationalen Spitzenspielern, insbesondere von Mannschaften aus dem südhessischen Raum, messen können.

 

Auch die zweite Herrenmannschaft spielt hochklassig in der Gruppenliga, in der hessenweit gespielt wird. Die Herren 55 mussten sich in der vergangenen Saison aus der Hessenliga verabschieden und werden 2007 in der zweithöchsten hessischen Klasse antreten. Die Juniorenmannschaften spielen dagegen nur im Kreis, bzw. im Bezirk Kassel in der Bezirksoberliga.

 

Ebenso spielten die Damen 2006 in der Bezirksoberliga,[29] die Junioreninnen in der Bezirksliga A (U18) und Kreisliga A (U14). Die zweite Damenmannschaft spielt ebenfalls in der Kreisliga A.

 

Es wird deutlich, dass sich der sportliche Erfolg des TC31 sehr auf die beiden Herrenmannschaften und die Seniorenmannschaften stützt und der Erfolg vor allem bei den Junioren/innen zurückgegangen ist. Die Damenmannschaft erreichte mit dem Aufstieg wieder die Landesebene, ist also durchaus aus dem sportlichen Tal herausgekommen.

 

 

Abbildung 19: Spielklassenaufteilung im Tennis bezogen auf Nordhessen, eigene Darstellung.

 

11.1.3. Trainer, Angebote, Dienstleistungen

 

Die Jugendarbeit ist ein wichtiger Bestandteil des TC31. Um den Jugendlichen eine individuelle Betreuung und Anreize zu bieten, wurde 2005 ein Jugendgremium gebildet (vgl. Homepage www.tc31.de). Neben den sportlichen Aspekten wird versucht, mit der Jugend auch außerhalb des Tennisplatzes Aktionen und gemeinsame Erlebnisse zu realisieren (Kino, andere Sportarten, usw.), die Integration der Jugendlichen in den Verein sieht auch der Vorsitzende Wolter als das Besondere des Vereins an.

 

Das Jugend-Trainerteam besteht aus sechs nebenberuflich tätigen Trainern.

 

Neben der Möglichkeit des Spielens auf den Plätzen der Anlage bietet der Verein den Mitgliedern in familiärer Atmosphäre „Aprés-Tennis“ in der Vereinsgaststätte, Turniere für Groß und Klein, Grillfeste und Saisonabschlussfeiern. In diesem Jahr feierte der Verein bei mehreren Anlässen und auch zu Spielen der 1. Herrenmannschaft sein 75jähriges Vereinsjubiläum. Zu einer geplanten Kooperation mit einigen Schulen Kassels und bereits bestehenden mit der Universität Kassel und der Arbeitsgemeinschaft Südstadt nähere Ausführungen im Kapitel 11.1.1.6. . Weitere Sportangebote gibt es zunächst nicht, lediglich eine Nordic-Walking-Gruppe mit verschiedenen Mitgliedern hat sich zusammengefunden, die aber unabhängig vom Vereinssport sich zur regelmäßigen Sportausübung trifft.

 

11.1.4. Preise für die Mitgliedschaft

 

Der TC31 Kassel befindet sich im gehoben Preissegment, die Kosten für eine volle Mitgliedschaft sind im Vergleich zu anderen Tennisvereinen mit vergleichbarer Größe in Nordhessen höher, so z.B. im Vergleich zum TC RW Vellmar (siehe Kap. 11.2.1.5), dem SGT Baunatal oder dem TC BW Kassel. Näheres dazu im Kap. 11.1.2.2.Preispolitik.

 

Folgende Preise werden vom TC31 Kassel als jährliche Mitgliedsbeträge verlangt:

 

 

Die Aufteilung der Mitglieder in die Beitragsklassen ergibt folgendes Schaubild:

 

 

Abbildung. 20 : Beitragsklassen und ihre Mitgliederanzahl im TC31 Kassel

 

11.1.5. Kooperationen, Sponsoren, finanzielle Situation

 

Wie bereits angesprochen, bestehen Kooperationen des Vereins mit der Universität Kassel und der Arbeitsgemeinschaft Südstadt in Kassel. Der Universität Kassel stellt der Verein sowohl Außenplätze als auch Hallenplätze zu Sonderkonditionen zur Verfügung. Daraus verspricht sich der Club die Aufnahme neuer Mitglieder. Der Arbeitsgemeinschaft Südstadt wird das Gelände mit Vereinsheim für verschiedene Veranstaltungen zur Verfügung gestellt (Jazz, Versammlungen, usw.). Dies soll der Verbesserung des Bekanntheitsgrades des Clubs im direkten Umfeld und bei den anliegenden Bewohnern dienen.

 

Der Verein verfügt über jährliche Sponsoreneinnahmen im Wert von ca. 12000 Euro von verschiedensten Firmen in Nordhessen[30]. Dabei fehlt es jedoch an einem finanzkräftigen Hauptsponsor, der trotz der nun erfolgreichen sportlichen Situation noch nicht gefunden wurde.

 

Der Verein strebt zudem eine Zusammenarbeit mit Fitnessclubs und den Vereinen KSV Hessen Kassel und Kassel Huskies an. Eine Kooperation mit der Fitness Company, eine der führenden Fitnessstudioketten in Deutschland, war bei Beendigung dieser Arbeit noch nicht ganz abgeschlossen, aber die Verhandlungen weit fortgeschritten.

 

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