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Die Auswirkungen der EU Zuckermarktreform auf die wirtschaftliche Lage von Zuckerrüben anbauenden landwirtschaftlichen Betrieben in der Köln-Aachener Bucht

AutorSebastian Schauff
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl117 Seiten
ISBN9783638901062
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis49,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Politik - Sonstige Themen, Universität Potsdam, 24 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Eine der schwerwiegendsten und aktuellsten Veränderungen im Bereich landwirtschaftlicher Subventionen stellt die Zuckermarktreform vom Nov. 2005 dar. Der Zuckerpreis in der EU entsprach bis zum Jahr 2006 fast dem 7,5 fachen Wert des Weltmarktpreises für 1999. Im Zuge dieser Veränderungen wird die Subvention des Zuckers, die hauptsächlich durch hohe Verbraucherpreise getragen wurde, schrittweise abgebaut. 'Durch die Reform werden die Wettbewerbsfähigkeit und die Marktorientierung des Zuckersektors in der Europäischen Union erhöht, seine langfristigen Zukunftsperspektiven gesichert und die Verhandlungsposition der EU bei der derzeitigen Runde der Welthandelsgespräche gestärkt. Damit wird ein seit nahezu 40 Jahren weitgehend unverändertes System dem restlichen Teil der reformierten Gemeinsamen Agrarpolitik angeglichen.' In dieser Untersuchung geht es um die Interdependenz zwischen der wirtschaftlichen Situation der Landwirte und der EU Agrarpolitik am Beispiel dieser Reform. Ich werde, am Beispiel der EU-Zuckermarktreform vom Nov. 2005, die Auswirkungen der EU Agrarsubventionspolitik auf die wirtschaftliche Lage landwirtschaftlicher Betriebe untersuchen. Die Zuckermarktreform vom Nov. 2005 wirkt sich nicht nur auf die Zuckererzeuger aus, sondern auch auf alle anhängigen Wirtschaftszweige.

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Leseprobe

II. Historie der Zuckerherstellung


 

Die Geschichte der Zuckerherstellung und des Zuckerrohranbaus beginnt ca. 8000 Jahre vor Christi Geburt. Einige Quellen datieren erste Funde von angebautem Zuckerrohr sogar bis auf 15000 v. Chr. zurück. In Polynesien wurden die ältesten Funde von angebautem Zuckerrohr gemacht. Sie stellen damit den ältesten belegten Anbau von Zuckerrohr dar.[2] Von der nördlich von Australien gelegenen Inselgruppe Melanesien breitete sich das Zuckerrohr über Ostasien bis nach Indien und Persien aus, wohin es ca. 6000 v.Chr. gelangte. Dort wurde aus dem Zuckerrohr jedoch noch kein Zucker gewonnen, sondern es diente in unverarbeiteter Form als Nahrungsmittel.

 

Auch das Wort Zucker entwickelte sich im Indischen Raum; auf Sanskrit eine frühe Sprache der Inder, ähnlich dem Lateinischen, hieß Zucker „sarkura“ bzw. verkürzt „sakura“. Daraus entwickelte sich im Arabischen das Wort „sakkara“ und später „sukkar“. In der Spätantike war Zucker als „saccharum“ bekannt.[3]

 

Erst 600 v. Chr. wurde die Gewinnung von Zucker aus Zuckerrohr durch die Perser entdeckt. Zur Gewinnung von Zucker wurde Zuckerrohrsaft in Holz- oder Tonkegel gefüllt, die unten ein Loch hatten. Nach dem Auskristallisieren des Zuckers, wurde der restliche Zuckerrohrsaft durch ein Loch in der Spitze abgelassen. Wenn man den Kegel umdrehte fiel ein Zuckerhut heraus. Dieses Verfahren wurde in Indien erst seit 300 n. Chr. angewandt. In der Spätantike wurde Zucker, der aus Persien und Indien importiert wurde, als luxuriöses Gut von Patriziern geschätzt.

 

Erste Verfahren zur Herstellung von weißem Zucker wurden von den Persern 600 n. Chr. entwickelt; die Raffination fand durch das Reinigen des Zuckerrohrsaftes mit Milch statt. Nach seiner Auskristallisierung blieb dann weißer Zucker übrig.

 

Schriftliche Belege über den Zuckerrohranbau gibt es aus der Zeit Alexanders des Großen aus einem Schiffsjournal von einem seiner Eroberungszüge.

 

Ab dem 8. Jahrhundert n. Chr. wurde, im Zuge der Verbreitung des Islam, Zuckerrohr in Spanien sowie auf Sizilien und Malta angebaut. Zu den West- und Nordeuropäern kam der Zucker erst sehr viel später; erst im 11. Jahrhundert nach Christus wurde der Zucker während der Kreuzzüge durch rückkehrende Kreuzfahrer bekannt, die eine Karawane mit Zucker überfallen hatten. Die geraubte Ladung wurde nach Venedig verschifft, was Venedig über Jahrhunderte zum Haupthandelsplatz für Zucker machte. [4]

 

Im Jahr 1493 nahm Christopher Columbus auf seiner zweiten Amerika-Reise Zuckerrohrpflanzen von den Kanaren mit und brachte sie nach Haiti und in die Dominikanische Republik nach Santo Domingo, wo sie angebaut wurden. Von dort aus verbreitete sich das Zuckerrohr bis nach Mittelamerika und schon kurze Zeit später, anno 1503, wurden die ersten Sklaven auf Zuckerrohrplantagen verschifft um die Europäische Nachfrage befriedigen zu können.

 

Die Sklavenarbeit machte es möglich den Zucker zu sehr geringen Kosten herzustellen. Diese Kostenersparnis ging jedoch zu Lasten der 9,5 bis 12 Millionen Sklaven. Die grausame „Haltung“ der Sklaven führte zur Entstehung der „Anti-Sakkaristen“, die ihren Unmut über die Art der Herstellung von Kolonialwaren zum Ausdruck brachten. Diese Bewegung förderte auch das Verbot der Sklaverei, welches unter anderem auch der Zuckerrübe zu ihrem Aufschwung verhalf. Doch dazu später mehr.[5],[6]

 

Zucker galt bis zur industriellen Herstellung in Europa sogar als Heilmittel und wurde in Apotheken in kleinen Mengen verkauft. Sonst war er vornehmlich reicheren Haushalten vorbehalten. Mit dem Sinken des Preises verdrängte der Zucker immer mehr den Honig als Süßungsmittel in der Küche. Außerdem wurde Zucker zur Süßung anderer Kolonialwaren wie Schokolade, Tee und Kaffee verwendet. Zu dieser Zeit wurde also nur der Rohzucker importiert und erst in Europa raffiniert. Die größten Produktionsstätten lagen in Antwerpen, Berlin, Breslau, Hamburg, Liverpool und London.[7]

 

Um den Nachschub des begehrten Rohstoffs zu sichern wurde sehr viel Aufwand betrieben und es kam zu erheblichen Auseinandersetzungen zwischen den Kolonialmächten. Nach dem Siebenjährigen Krieg musste König Ludwig XV von Frankreich, auf Grund seiner Niederlage, Kanada und große Gebiete Amerikas abtreten, bekam jedoch Guadeloupe und Martinique zurück, die von den Engländern besetzt worden waren. Dieser „Tausch“ macht deutlich, wie wichtig die Zuckerinseln für die Europäischen Großmächte waren.

 

Die hohe Bedeutung des Zuckers zeigt sich auch im Kampf Amerikas um die Unabhängigkeit: Zum Schutz der Westindischen Inseln zog König George III von England 5000 Soldaten aus dem 1777 besetzten Philadelphia ab, um die Zuckerinseln gegen die Franzosen zu schützen, obwohl infolge der Schlacht von Saratoga, die die Briten verloren hatten, schon eine Wende im Unabhängigkeits-krieges sichtbar wurde. Diese Maßnahme sah George III für unerläßlich an, um die Finanzierung des Krieges sicher zu stellen.[8]

 

Im Jahr 1749 schrieb Andreas Sigismund Markgraf (1709-1782), später Leiter des chemischen Laboratoriums der „Académie Royale des Sciences et Belles-Lettres“ und einer der bedeutendesten Chemiker seiner Zeit, eine Abhandlung über den von ihm 1747 durchgeführten Versuch, der bewies, dass die Zuckerrübe den gleichen Zucker enthält wie das Zuckerrohr. Als Apotheker und Chemiker nutzte er dazu erstmals das Mikroskop. Die Entdeckung des Rübenzuckers blieb jedoch lange Zeit ungenutzt, bis im Jahr 1784 Franz Karl Archard, der Nachfolger Markgrafs und Leiter der physikalischen Klasse, die Versuchsergebnisse wieder aufnahm und 1799 an König Friedrich den Großen von Preußen schrieb, daß er Mittel gefunden habe, die Rübe für die Zuckerproduktion nutzbar zu machen. In diversen Versuchen gelang es Archard den Zuckergehalt der von Markgraf gezüchteten Rübe von 1,6% auf 5% zu steigern.

 

Unterstützt wurde er dabei finanziell durch Friedrich den Großen, der ihn mit der Schaffung von Ersatzwaren für die teuren Kolonialwaren beauftragt hatte. Notwendig geworden war diese Suche nach Ersatzprodukten wegen der äußerst angespannten Haushaltslage Preußens nach der Niederlage in den Schlesischen Kriegen ab 1763.

 

Archard gelang es jedoch trotz dieser finanziellen Hilfen nicht eine funktionierende Zuckerfabrik zu bauen.

 

Die Abbildung 1 zeigt eine Zuckerfabrik und die damals gebräuchlichen Maschinen, die zweite Abbildung zeigt den „Kampf“ Rohr vs. Rübe.[9]

 

 

Abb. 1 Zuckerfabrik [10]

 

 

Abb. 2 Kampf Zuckerrübe gegen Zuckerrohr [11]

 

Im Jahre 1806 erhebt sich Preußen gegen Frankreich und wird von Napoleon schon im selben Jahr besiegt. Napoleon erlässt am 21.11.1806 das „Berliner Dekret“, welches eine Kontinentalsperre gegen England vorsieht. Die Zuckerrübe erhält durch diese Kontinentalsperre abermals erhebliche politische Bedeutung, da der Zucker aus den Kolonien nicht mehr zur Verfügung steht. Napoleon verfügt den Bau von Zuckerfabriken in seinem gesamten Einflussbereich. Bis zum Ende der Kontinentalsperre im Jahre 1813 gelang es Napoleon jedoch nicht die Effizienz der Zuckerproduktion aus Zuckerrüben auf das Niveau der Effizienz der Zucker-Produktion aus Zuckerrohr anzuheben. Da jedoch in Frankreich ab 1811 die Einfuhr von Zucker aus Zuckerrohr verboten wurde, wanderte die „Zuckerrübenindustrie“ nach Frankreich aus. Der Unternehmer Louis Crespel-Delisse schaffte den Durchbruch und errichtete eine Fabrik, die eine erhebliche Steigerung der Ausbeute vollbrachte.

 

Dies ist einer der Gründe für den Siegeszug der Zuckerrübe in Frankreich. Der zweite ist die unsichere Lage in den Kolonien selbst, hervorgerufen durch die Sklavenaufstände nach der Französischen Revolution.

 

Nach dem Ende der Kontinentalsperre und der Herrschaft Napoleons wurde das europäische Festland wieder mit Zucker aus den Kolonien überschwemmt und viele der Rübenzuckerfabrikanten gaben auf. Nur Frankreich schützte seine Zuckerproduktion mit Zöllen und Einfuhrquoten: Dort entwickelten sich über 500 Zuckerfabriken.[12]

 

Erst 1834 kam es in Deutschland, mit der Gründung des deutschen Zollvereins, zu einem erneuten Aufschwung der Zuckerrübenverarbeitung. Nun wurde der eingeführte Rohrzucker hoch verzollt. In der Folge entstanden in Deutschland Rübenzuckerfabriken, die entweder Fabrikanten oder den Landwirten selbst gehörten. Schon damals gab es zwischen Fabriken und Landwirten verpflichtende Verträge über die Liefermenge und den Preis. Dieses System ist in Grundzügen bis heute erhalten geblieben und prägt die heimische Zuckerindustrie.

 

Schon im Jahr 1902 entstand ein weiteres System, welches bis heute Bestand hat: Durch die Industrialisierung und den Ausbau...

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