Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 1,0, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Geschichte), Veranstaltung: Das 20. Jahrhundert aus deutscher und polnischer Sicht, 27 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Morgen des 7. Dezember 1970 ist ein kalter und regnerischer in Warschau. Um etwa 10.30 Uhr trifft der damalige Bundeskanzler Willy Brandt auf dem Platz vor dem Denkmal des Warschauer Ghettos ein. Begleitet wird er von einer Delegation an Politikern, Diplomaten und Journalisten aus Deutschland und dem Gastgeberland Polen. Zuerst hält sich der Kanzler ans vorgegebene Protokoll, ordnet die Schleife des niedergelegten Kranzes, verneigt sich und tritt dann zurück. Plötzlich jedoch fällt er auf die Knie, verharrt etwa eine halbe Minute demütig, steht dann ruckartig auf und wendet sich zum Gehen.
'So wird das alles nicht in den Geschichtsbücher stehen, in die es aber doch gehört: dieses wilde, füßescharrende Geschubse der Photographen plötzlich; die Sekunde der Atemlosigkeit; das Erschrecken. Wo ist er? Was ist denn passiert? Ist er gestürzt? Ohnmächtig geworden? Willy Brandt kniet.' , schrieb der Reporter Hermann Schreiber, der den damaligen Bundeskanzler nach Warschau begleitete, einige Tage später im Spiegel.
Das Bild dieses Kniefalls ging um die Welt. Heute findet es sich in den meisten deutschen Schulbüchern und Lexika. Nahezu jeder von uns hat es schon einmal irgendwo gesehen. Doch die wenigsten wissen um die Geschichte und Hintergründe. Es scheint sich verselbständigt zu haben, dieses Bild von einer bewegenden Geste.
Eine Geste, die 30 Jahre später, am 6. Dezember 2000, durch eine Gedenktafel genau gegenüber des Warschauer Ghetto-Denkmals geehrt wird, eingeweiht durch den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und den polnischen Ministerpräsidenten Jerez Buzek.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Hintergründen, den Reaktionen und der heutigen Sicht des Kniefalls von Willy Brandt. Wie war sie gemeint? An wen gerichtet? War sie spontan oder doch geplant? Was trug zur Ikonisierung dieser Geste bei?
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