PFINGSTEN A
DER HEILIGE GEIST GIBT KRAFT UND MUT
Apg 2,1–24; Joh 20,19–23
Einführung
Vor wie vielen Tagen haben wir Ostern gefeiert? Hat jemand mitgezählt? – Vor 50 Tagen. Da haben wir gefeiert, dass Jesus auferstanden ist von den Toten. Dann ist er seinen Freunden erschienen. Und dann ist er in den Himmel aufgefahren. Seine Freunde haben ihn nicht mehr gesehen, Jesus war „weg“. Das wäre eigentlich sehr, sehr traurig – wenn es nicht das Fest von heute, 50 Tage nach Ostern, geben würde – und das Versprechen, dass Jesus seine Jünger, seine Freunde und uns alle nicht allein lässt. Der 50. Tag heißt griechisch Pentekoste, und daraus ist unser „Pfingsten“ geworden. An diesem Tag ist jemand gekommen – wer? – Der „Heilige Geist“. Wie das war und wie das ist, davon hören wir heute.
Kyrie-Rufe
Herr Jesus Christus, du lässt uns Menschen nicht allein.
Dein Heiliger Geist kommt in unser Leben mit seiner Kraft.
Du sendest uns als Zeugen in die Welt.
Gebet
Großer Gott, am heutigen Pfingsttag denken wir daran, dass wir nicht allein sind. Dein Heiliger Geist hat den Aposteln Kraft und Mut gegeben, von deiner Liebe allen Menschen zu erzählen. Wir bitten dich, sende deinen Geist auch in unser Herz, damit wir froh und mutig uns zu dir bekennen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Hinführung zur Lesung
An den Tagen, als Jesus gestorben und auferstanden war, feierten die Juden ihr wichtigstes Fest: das Pascha- oder Pessachfest, die Befreiung aus Ägypten. Auch wir Christen feiern eine Befreiung: Jesus ist von den Toten auferstanden, und daher ist mit dem Tod nicht alles aus. Auch wir werden auferstehen. Das feiern wir an Ostern. Nun hatten die Juden genau 50 Tage nach dem Pascha- oder Pessachfest wieder ein Fest: Das Wochenfest („sieben Wochen“). Da kamen viele Leute in Jerusalem zusammen, von überall her, und die hatten viele verschiedene Sprachen. Und genau da, am 50. Tag nach Pessach und Ostern, nach der Himmelfahrt des auferstandenen Jesus, merken die Jünger, dass sie nicht mehr allein sind. Sie werden von einer Kraft und einem Mut erfüllt, und so reißen sie die Türen auf und erzählen allen von Jesus und dass er auferstanden ist und den Tod besiegt hat. Diese Geschichte hören wir jetzt, wie sie uns Lukas in der Apostelgeschichte aufgeschrieben hat.
Lesung
Apg 2,1–24
V 1–14abc: Lektor 1 (L); V 14d–16: Lektor 2 (Petrus – P);
V 17–21: Lektor 3 (Joël – J); V 22–24: wieder P
L
Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort.
2 Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren.
3 Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.
4 Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
5 In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.
6 Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.
7 Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden?
8 Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören:
9 Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien,
10 von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten,
11 Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.
12 Alle gerieten außer sich und waren ratlos. Die einen sagten zueinander: Was hat das zu bedeuten?
13 Andere aber spotteten: Sie sind vom süßen Wein betrunken.
14 Da trat Petrus auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden:
P
Ihr Juden und alle Bewohner von Jerusalem! Dies sollt ihr wissen, achtet auf meine Worte!
15 Diese Männer sind nicht betrunken, wie ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde am Morgen;
16 sondern jetzt geschieht, was durch den Propheten Joël gesagt worden ist:
J
17 In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott: Ich werde von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch. Eure Söhne und eure Töchter werden Propheten sein, eure jungen Männer werden Visionen haben, und eure Alten werden Träume haben.
18 Auch über meine Knechte und Mägde werde ich von meinem Geist ausgießen in jenen Tagen und sie werden Propheten sein.
19 Ich werde Wunder erscheinen lassen droben am Himmel und Zeichen unten auf der Erde …
21 Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet.
P
22 Israeliten, hört diese Worte: Jesus von Nazaret, den Gott vor euch beglaubigt hat durch machtvolle Taten, Wunder und Zeichen, die er durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst –
23 ihn, der nach Gottes beschlossenem Willen und Vorauswissen hingegeben wurde, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und umgebracht.
24 Gott aber hat ihn von den Wehen des Todes befreit und auferweckt; denn es war unmöglich, dass er vom Tod festgehalten wurde.
Auslegung
Soweit erst mal. Petrus hat noch viel mehr gesagt – er hat den vielen Leuten in Jerusalem eine lange Predigt gehalten und erklärt, wie das mit Jesus ist. Das Problem war nur: Petrus war ein armer Fischer vom See Gennesaret in Galiläa, der einen fürchterlichen Dialekt sprach. In Jerusalem aber waren Leute von überall her, vom einen Ende der bekannten Welt bis zum anderen, Ausländer mit vielen verschiedenen Sprachen. Und alle verstehen sie den armen Fischer Petrus. Die Leute merken: Der hat etwas Wichtiges zu sagen! Dem hören wir zu! Nein, betrunken sind die nicht. Und die Leute erinnern sich an das, was vor vielen hundert Jahren der Prophet Joël verkündet hat: Alle werden den Geist Gottes erhalten, alle, ob arm oder reich, alt oder jung, Männer oder Frauen, Jungen oder Mädchen, alle werden Propheten sein und Gottes Wort verkünden. Normalerweise war es Sache der Experten, von Gott zu sprechen. Propheten und Priester haben das gemacht. Und jetzt auf einmal spricht der Fischer aus Galiläa, dieser Petrus, von Gott und von Jesus und dass Jesus auferstanden ist! Petrus hat doch erst Jesus verleugnet und ist davongelaufen, als es ernst wurde! Dass er sich das jetzt traut, ist ein Wunder. Es ist das Wunder des Heiligen Geistes. Petrus und seine Freunde wissen jetzt: Sie sind nicht mehr allein, Jesus ist bei ihnen im Heiligen Geist, den sie bekommen haben. Sie, die armen Fischer vom See in Galiläa. Und jetzt können sie allen Menschen verkünden: Jesus ist auferstanden, der Tod kann ihn nicht festhalten.
Joël, der Prophet, hatte mal wieder recht: Gott schickt seinen Geist, so dass alle, wirklich alle, von Gott sprechen können – und selbst wenn es in der Welt noch so schlimm zugehen wird, wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. Wer auf Gott vertraut, zu Gott hält, geht nicht unter. Das spürten die ersten Christen ganz besonders. So konnten sie in aller Welt mit großem Mut von Jesus erzählen und allen sagen, dass wir durch Jesus gerettet sind.
Haben wir auch den Heiligen Geist? Ja. Jesus lässt auch uns heute nicht allein. Schon in der Taufe haben wir den Heiligen Geist bekommen, die Firmung bekräftigt das, und an Pfingsten denken wir besonders daran: Wann immer wir von Jesus und Gott sprechen, ist der Heilige Geist da; wann immer wir beten, ist der Heilige Geist da. Wann immer wir besonders mutig sind und für das Gute eintreten, ist der Geist in uns: Wenn du siehst, dass jemand verspottet wird und gemein und ungerecht behandelt wird – und du schaust nicht weg, sondern gehst mutig dazwischen und hilfst dem, der unterlegen ist, dann ist der Heilige Geist bei dir. Wann immer wir aufatmen können, wann immer es gerechter zugeht, wann immer Menschen, die sich gestritten haben, sich wieder versöhnen, wann immer wir die Liebe spüren – ist der Heilige Geist da.
Vorschlag
Man könnte hier die Pfingst-Sequenz vortragen, eventuell immer je eine lateinische und eine deutsche Strophe abwechselnd.
Alternative
Das Lied „Komm herab, Heiliger Geist“ mit Einführung:
Wie der Heilige Geist wirkt, hat der Erzbischof von Canterbury, Stephan Langton, vor vielen hundert Jahren in einem schönen lateinischen Gedicht beschrieben. Es beginnt mit: Veni, Sancte Spiritus, „Komm herab, Heiliger Geist“ – wir singen nun dieses Lied.
Im Evangelium erzählt uns der Evangelist Johannes, dass die Jünger den Heiligen Geist von Jesus schon bekommen haben, als er ihnen nach der Auferstehung erschienen ist. Aber es hat wohl etwas gedauert, bis die Jünger wirklich merkten, was der Heilige Geist ist und wie er wirkt. Das geht uns auch oft so. Komm, Heiliger Geist, gib uns Kraft und Hoffnung!
Evangelium
Joh 20,19–23
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen.
21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22 Nachdem...