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Stressfreie Vorschuljahre

Trotzköpfe, Schreihälse und Angsthasen kompetent erziehen. Kinder verstehen lernen

AutorDoris Heueck-Mauß
VerlagSchlütersche
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl168 Seiten
ISBN9783869107264
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Erfolgskonzept: Entwicklungsstufen verstehen und Erziehung darauf aufbauen: Machtkämpfe, Trotz, Schüchternheit - Konflikte zwischen Eltern und Kind sind in den Vorschuljahren an der Tagesordnung. Die gute Nachricht: Erziehen kann gelernt werden. Die erfahrene Psychologin und Bestseller-Autorin Doris Heueck-Mauß zeigt Ihnen die wichtigsten Entwicklungsstufen und Verhaltensmuster sowie die Wechselwirkung zwischen Eltern und Kinderverhalten auf. So ersparen Sie sich Stress und erziehen kompetent! Absolut praxisnah, Beispiele aus dem Leben!

Die Diplom-Psychologin Doris Heueck-Mauß ist Expertin für die Entwicklung des Kindes, menschliches Verhalten und Kommunikation. In ihrer Praxis hilft sie seit über drei Jahrzehnten Kindern und Eltern bei den täglichen Erziehungskonfl ikten. Für Aufsehen sorgte sie mit Vorträgen in Kindergärten und Grundschulen zu den Themen Entwicklung und Erziehung vom Vorschulalter bis zur Pubertät. Doris Heueck-Mauß ist Bestseller-Autorin der Ratgeber 'Das Trotzkopfalter' und 'So rede ich richtig mit meinem Kind'.

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Leseprobe

Vom Dreikäsehoch zum Schulkind


Sprechen und verstehen


Sprechen lernen beginnt schon mit der Geburt


Kaum ist das Kind auf der Welt, gibt es Geräusche von sich, und es dauert nicht lange, dann können Eltern die kindlichen Lautäußerungen unterscheiden. Sie hören, ob das Kind Hunger hat oder Langeweile, ob es müde ist oder ob es das Bedürfnis nach Hautkontakt hat und getragen werden möchte.

Auch das Baby ist „ganz Ohr“ und lauscht aufmerksam, wenn die Eltern mit ihm sprechen. Schon im Mutterleib kann es zwischen weiblichen und männlichen Stimmen unterscheiden, ja sogar unterschiedliche Sprachen kann es wahrnehmen. Alle Sinne, vor allem das Hören und der Hautsinn, sind schon voll im Einsatz. Deshalb sind dem Baby viele Stimmen, Töne und Melodien sowie Berührungen nach der Geburt bereits vertraut.

Im ersten Lebensjahr lernt das Kind Worte und Begriffe, kann diese aber noch nicht aussprechen, da sich die Zungenmotorik noch entwickeln muss. Eltern-Kind-Dialoge finden über Doppellaute statt, das Baby brabbelt aber auch alleine vor sich hin, wenn es zufrieden ist. Am Ende des ersten Lebensjahres hat es schon ungefähr fünfzig Wörter abgespeichert und mit sechzehn Monaten sprechen 90 Prozent der Kleinkinder Einwortsätze und können Begriffe zuordnen. Mit zwei Jahren verständigt sich das Kleinkind mit Zweiwortsätzen: „Mama eia!“, „Papa spielen!“, „Mimi haben!“ etc.

Bis das Sprechen als psychomotorischer Vorgang erlernt ist, vergehen drei Jahre, dann werden Drei- und Mehrwortsätze gesprochen. Dabei sind Kleinkinder häufig sehr kreativ bei der Wortwahl – zum Beispiel „Popi“ für den Opa, den Vater vom Papa. Diesen Namen verwenden dann alle in der Familie. Kinder sollten in diesem „Wortfindungsalter“ zwischen zwei und drei Jahren weder korrigiert noch ausgelacht werden. Als Eltern wiederholen Sie das Wort aber richtig: „Ach, mit Mimi meinst du deine Milch!“ Gerade Großeltern neigen zur Babysprache, wenn das Kind noch so klein und niedlich ist: „Gib der Oma das Patschehändchen“ oder „Magst du namnam?“ oder „Sollen wir heia machen?“. Das ist in Ordnung, doch auch hier sollten die Begriffe danach in der Erwachsenensprache benannt werden.

Sprachverständnis


Das Sprachverständnis als kognitiver Vorgang entwickelt sich schneller als das Sprechen und setzt bereits ab dem fünften Lebensmonat ein. Das Baby erkennt seinen Namen, Mama und Papa, Gegenstände und Begriffe wie heiß, kalt, aua, ja und nein. Es kann kleinere Aufforderungen verstehen, wie „Gib mir den Teddy!“, „Nimm den Ball!“, „Wo ist der Hund?“.

Wie das Kind ab dem dritten Lebensjahr spricht, in Babysprache, im Dialekt oder grammatikalisch richtig, lernt es durch Nachahmung der Erwachsenen. Sprechen ist zwar genetisch angelegt, das Kind braucht aber Anregung, Sie müssen sich mit ihm beschäftigen. Das Kind muss Sprache hören, um sich später ausdrücken zu können. Sprechen Sie mit Ihrem Kind, lesen Sie ihm Geschichten vor. Ermutigen und bestärken Sie Ihr Kind in seinem Sprechen, so kann es sich später frei und ohne Hemmungen oder Sprachlücken artikulieren. Die Eltern sind das Sprachmodell ihrer Kinder! Das kann man gut bei den kindlichen Rollenspielen erkennen, wenn das Kind in eine Elternrolle schlüpft und Papa oder Mama in Tonfall oder Wortwahl, aber auch Mimik und Gestik genau widerspiegelt. Manche Eltern erschrecken und erkennen sich kaum wieder: „Was, so laut und im Befehlston rede ich mit meinem Kind?“

Selbstbewusste Dreijährige sind kleine Plaudertaschen und übernehmen schon Formulierungen von den Großen. Gehemmte oder entwicklungsverzögerte Kinder sind eher still, man muss ihnen jedes Wort entlocken, oft drücken sie sich nur über Gestik und Mimik aus.

Kleine Kinder wollen sich zwar wie die Großen ausdrücken, verstehen vieles jedoch noch nicht und plappern einfach nach. Vermeiden Sie als Erwachsener Ironie und Doppeldeutigkeiten. Kinder in diesem Alter nehmen noch alles wortwörtlich, sie können noch nicht hinterfragen, sie müssen erst lernen, die Bedeutung der Wörter oder das, was manchmal noch dahinter steckt, zu begreifen. Bitte auch keine Fäkalsprache oder sexistischen Ausdrücke! Kinder sprechen auch diese Worte unbefangen aus, was in der Regel nicht gut ankommt: „Opa, du bist ein Arschloch, hat der Papa gesagt.“

Auch die Gefühlswelt der Erwachsenen können Kleinkinder noch nicht erkennen. Zum Beispiel sagt die Mutter zu ihrem Kind: „Es ist zum Verrücktwerden mit dir, du bist wieder unausstehlich.“ Wiederholt der Dreijährige dies gegenüber seiner Erzieherin, schimpft sie vielleicht mit ihm und er versteht gar nicht warum. Vorsicht: Kinder haben große Ohren und Freude am Nachahmen und Nachplappern, sie können aber noch nicht abstrahieren und nicht erkennen, dass manches, was man in der Familie so dahinsagt, nicht nach außen gehört.

Zweisprachigkeit


Haben die Eltern unterschiedliche Muttersprachen, erziehen sie ihre Kinder häufig bilingual. Das kindliche Gehirn ist unglaublich aufnahmefähig, ein Kleinkind ist damit nicht überfordert, wenn jeder Elternteil konsequent in seiner Muttersprache mit ihm spricht. Babys befinden sich schon vor der Geburt in einem „Sprachbad“ und hören täglich verschiedene Sprachen, sie sind daher fähig, von Geburt an zwei- oder mehrsprachig aufzuwachsen.

Ob der Vater Englisch spricht und die Mutter Spanisch, oder ob beide Eltern nur Arabisch sprechen – wird in der Familie eine andere als die Landessprache gesprochen, ist es sehr wichtig, dass das Kind diese auf anderem Weg frühzeitig lernt, von den Nachbarskindern, in der Spielgruppe, auf dem Spielplatz, in der Kita oder später im Kindergarten. Geschieht diese Integration erst in der Grundschule, tut sich das Kind viel schwerer, die Sprache zu lernen und die Grammatik richtig anzuwenden. In der Folge fühlt es sich schnell ausgegrenzt.

Kinder, die nur mit einem Dialekt aufwachsen und keine Standardsprache sprechen können, sind ebenfalls benachteiligt, wenn sie in die Schule kommen. Hier wäre es sinnvoll, wenn sie von klein auf die Möglichkeit hätten, mit jemandem Standardsprache zu sprechen.

Eltern sollten aber keinesfalls zwanghaft eine Fremdsprache sprechen, wenn es nicht ihre Muttersprache ist. Kinder reagieren darauf eher mit Kauderwelsch. Auch einmal die Woche eine Englischstunde im Kindergarten wird nicht zum Sprechen einer Fremdsprache reichen. Eine gute Alternative sind bilinguale Kindergärten und Schulen, die es mittlerweile in den Großstädten gibt. Hier sind die Pädagogen Muttersprachler und die Kinder werden täglich in beiden Sprachen gefördert und unterrichtet.

Das Sprachvermögen des Kindes

Die Fähigkeit zu sprechen ist angeboren, wie sich das Sprachvermögen des Kindes entwickelt, ist genetisch festgelegt. Sprechen ist ein psycho-motorischer Vorgang.

Das Sprachverständnis eines Kindes wird durch den sozial-emotionalen Umgang gefördert, also über Reden und vor allem über Vorlesen.

Mit drei Jahren sollte das Kind einfache, vollständige Sätze bilden können.

Sprache im Kindergartenalter


Zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr meistern gesunde und geförderte Kinder ihre Muttersprache sowohl in der Wortwahl als auch in grammatikalisch richtigen Sätzen. Dabei spielt die Bildung der Eltern eine große Rolle, aber auch die pädagogische Einrichtung und der Umgang mit den Medien. Leider verbringen schon viel zu viele Vierjährige täglich eine Stunde oder mehr vor dem Fernseher oder vor Spielkonsolen für kleine Kinder. Kinder sind davon fasziniert, und gestressten Eltern freuen sich, wenn die Kinder „beschäftigt“ sind. Doch dabei kommen das soziale Miteinander und der Austausch oft zu kurz. Ganz davon abgesehen sollten Kinder bis vier Jahre insgesamt maximal eine Stunde pro Woche fernsehen. Ausgesuchte Sendungen für Kleinkinder wie „Die Sendung mit der Maus“ oder „Sesamstraße“ sind in Ordnung, aber auch diese sollte ein Erwachsener mit dem Kind schauen, damit die kindlichen Fragen beantwortet werden können. Als Regel kann gelten, dass Vier- bis Sechsjährige nicht länger als 30 Minuten am Tag vor dem Bildschirm sitzen sollten.

Stammeln oder Stottern kommt bei Vorschulkindern öfter vor, da sie schneller denken, als sie sprechen können. Fällt Ihnen das bei Ihrem Kind auf, dann lachen Sie es nicht aus und korrigieren es bitte nicht ständig. Das würde es nur verunsichern. Besser ist der Satz: „Lass dir Zeit, sag es einfach noch mal.“ Sollte das Stammeln, Stottern oder Lispeln aber nach ein paar Wochen nicht aufhören, dann sprechen Sie mit dem Kinderarzt darüber, gehen zu einem Logopäden oder Kinderpsychologen. Hinter diesen Sprachauffälligkeiten können motorische, genetische, aber auch seelische Ursachen stecken. Sprache spiegelt die Beziehung – jedes vierte Kind um das sechste Lebensjahr, das sprachauffällig ist, hat psychische Probleme. Da hilft dann keine Logopädie mehr, sondern eine Kinder- und Familientherapie ist notwendig.

Sie machen es dem Kind vor
  • Sprechen Sie viel mit Ihrem Kind und hören Sie ihm zu!
  • Schauen Sie zusammen Bilderbücher an.
  • Während der Hausarbeit oder bei längeren Autofahrten können Sie singen und Wortspiele...
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