Nationale Stereotype in der italienischen Sportberichterstattung
Eine quantitative und qualitative Untersuchung des Deutschlandbildes in der Fußball-Berichterstattung des ‚Corriere della Sera‘ zur WM 2006, EM 2008 und WM 2010
Inhaltsangabe:Einleitung: Woher beziehen wir unser Wissen über fremde Länder, ihre Eigenheiten und ihre Gepflogenheiten? Ein ausdifferenziertes Bild ist dann möglich, wenn man einige Zeit im anderen Land verbringt und sich mit der dortigen Kultur vertraut macht. Diese Primärerfahrungen sind heutzutage viel eher möglich als noch vor wenigen Jahrzehnten. Doch während deutsche Touristen jeden Sommer über italienische Strände herfallen und so ihren Beitrag zu einem eher einseitigen Nationenbild leisten, gilt Deutschland für die Italiener als ein eher unattraktives Reiseziel und ist deswegen für die überwiegende Mehrheit ein wenig bekanntes Land – sie kennen es viel schlechter als im umgekehrten Fall. Aus diesem Grund sind es hauptsächlich die Massenmedien, durch die in Italien Informationen über Deutschland bezogen werden. Allerdings konstatiert Roberto Giardina auch hier ein eklatantes Desinteresse aus italienischer Sicht. Denn was ‘man über Deutschland schreibt, interessiert in Italien niemanden, auch die Kollegen und den Chefredakteur nicht’. Eine Ausnahme stellt der Fußball-Sport dar. Dieser ist sowohl in Italien als auch in Deutschland von enormer Relevanz: ‘Il gioco del calcio ha avuto fin dall’inizio ampia diffusione e grande rilevanza sociale sia in Germania sia in Italia’. Dabei haben beide Länder auf internationaler Ebene große Erfolge zu verbuchen: Sia l’Italia sia la Germania, due paesi nel Pallone, hanno un cospicuo bottino di vittorie, seconde solo al Brasile, con alti e bassi però che hanno costellato di grande entusiasmo e di cocenti delusioni la loro storia, tra campionati europei e mondiali, alternantisi ogni due anni. Die Brisanz von internationalen Fußball-Turnieren führt dabei zu einem besonderen medialen Interesse. Fußballartikel erscheinen dann auf der Titelseite, es werden Sonderseiten gedruckt und neben dem eigentlichen Spielgeschehen wird ausführlich über Land und Leute berichtet: Nicht das Sportspiel (kursiv im Original) Fußball selbst produziert schon kulturelle Bedeutung(en), sondern erst diejenigen Geschichten, die rund um das Spielgeschehen erzählt werden. Dauert das eigentliche Sportspiel die bekannten 90 Minuten, so nimmt das dazugehörige Gesellschaftsspiel (kursiv im Original) mit seinen mal antizipatorischen, mal nachgetragenen Narrativierungen und Diskursivierungen den zigfachen Umfang ein und bietet zudem die bevorzugten Orte der meist wenig reflektierten Reproduktion von Nationalstereotypen. Kurzum – der [...]
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