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Gesünder, Fitter, Roh!

In einem Jahr erfolgreich zu veganer Rohkost

AutorKriss Micus
VerlagEden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Erscheinungsjahr2014
Reihenoselection 
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783944296753
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Gesünder, Fitter, Roh! - hol' mit Rohkost das Beste aus dir raus! Obwohl sie sich bewusst ernährt, fühlt sich Kriss Micus oft schlapp. Sie forscht nach - und entdeckt die Rohkost für sich. In einem kulinarischen Selbstversuch ernährt sie sich ein Jahr lang roh und dokumentiert, welche Auswirkungen die Essensumstellung auf ihr Leben und ihre Gesundheit hat. Gesünder, Fitter, Roh! ist eine spannende Einführung in das Trendthema Rohkost und eine informative Mischung aus Ratgeber und Erfahrungsbericht. Unterhaltsam und ehrlich erzählt Kriss Micus von der gewagten Ernährungsumstellung, erläutert medizinische Fakten und teilt ihre Lieblingsrezepte und Ernährungstipps. Ihr Fazit: »Es gibt nichts Besseres als Rohkost!«

Kriss Micus wurde 1987 geboren und studierte in Bayreuth und Wuppertal. Heute arbeitet sie als Consultant in Frankfurt. Bevor sie sich der rohköstlichen Ernährung zuwandte, lebte sie bereits mehrere Jahre vegan.

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Leseprobe

Aller Anfang ist schwer


Hier, nimm mal was Süßes. Dein Magen knurrt die ganze Zeit!« Meine Kollegin Jessica hält mir eine Tüte mit Sahnekaramellen hin. Ich schüttele den Kopf. »Nein, danke. Ist schon gut«, murmele ich und trinke ein ganzes Glas Mineralwasser in einem Zug leer. »So schlimm?«, will Jessica wissen.

Ich nicke. »Ja, schon. Ich habe einfach immer Hunger. Aber komm', lass uns nicht darüber reden. In zehn Minuten geht unser Meeting los.«

Vor mir liegt einer der spannendsten Termine, die ich in letzter Zeit hatte. Ich kann vor zwei Großkunden ein neues Konzept präsentieren. Eine Riesenchance! Ich sehe auf die Uhr. Sechzig Minuten sind angesetzt. Ich hoffe, dass das Wasser meinen Magen wenigstens eine Zeit lang ruhigstellt, damit das Knurren die Zuhörer nicht aufschreckt. Gegen das quälende Hungergefühl stecke ich mir schnell noch ein paar Walnüsse in den Mund. Ich kann mich sonst nicht konzentrieren. Seitdem ich mich roh ernähre, gehe ich planvoll vor und habe immer eine Tüte Nüsse zum ständigen Wegknabbern in der Tasche. Mit den üblichen drei Mahlzeiten am Tag komme ich nicht mehr zurecht.

Wenn ich zum Frühstück meinen Obstsalat esse, habe ich schon während der ersten Stunde am Schreibtisch wieder Appetit, ab zehn Uhr sogar bohrenden Hunger. Genauso geht es mir nach der Mittagspause. Ein leckerer Salat füllt den Magen nur kurz. Ab fünfzehn Uhr meldet er: Hunger! Zum Glück hält mich der Stress im Büro davon ab, ihm lange zuzuhören. Es sei denn, meine Kollegen machen mich, wie gerade Jessica, auf das laute Geräusch aufmerksam. Mit Nüssen und jeder Menge Trockenobst und Fruchtriegeln rette ich mich bis zum Abendessen: einem großen Berg leckeren Salats mit Avocado-Tomaten-Dressing. Doch wenn ich um elf ins Bett gehe, kann ich nicht einschlafen, weil mein Magen längst wieder knurrt, oder besser: brüllt. Und dann geht’s an den Kühlschrank, zu Rettich, Möhren, Salat & Co. Ich esse also Unmengen!

Gesund und teuer


Dementsprechend hat mich mein erster Rohkostmonat auch finanziell in den Abgrund gerissen. Dabei hatte ich anfangs gedacht, ich würde mich nicht nur gesund ernähren, sondern auch preiswert. Gemüse und Obst sind doch erschwinglich! Aber wenn man zehn Bananen täglich isst, und die verputze ich eigentlich immer, summiert sich das auch. Dazu kommen noch Nüsse, Trockenfrüchte, Nuss-Trockenfrucht-Mischungen, Nuss-Frucht-Schnitten und alles in bester Bioqualität. Das hat seinen Preis. Die Rechnung für meine erste Bestellung beim Rohkostversand Keimling belief sich auf satte 250 Euro. Ich dachte, damit hätte ich die Vorräte für ein halbes Jahr im Haus. Aber getrieben von einem ständig anhaltenden Hungergefühl habe ich mir jeden Tag die Taschen mit den leckeren Gesund-Snacks vollgepackt und diese ständig weggeknabbert. Und auch Nüsse haben ihren Preis, besonders, weil ich darauf achte, dass sie aus biologischem Anbau kommen. Von herkömmlich angebauten lasse ich die Finger. Sie sind in den Herkunftsländern oft mit Pestiziden behandelt und dann reichlich mit Schadstoffen belastet. Übrigens ist bei mir das berühmte Studentenfutter wieder richtig »in«. Ich gönne mir abends ganze Packungen. Richtig gelesen: Packungen! Nur so verstummt irgendwann einmal das Knurren in meinem Magen und ich kann einschlafen.

»Kriss, was möchtest du gleich trinken?« Mein Chef reißt mich mit der Frage aus meinen Gedanken. »Ich? Ach so, ich bleibe beim Wasser«, sage ich höflich und nehme wieder einen kräftigen Schluck, während er sich ein großes Glas Cola eingießt. »Er muss denken, ich bin eine Bergziege«, schießt es mir durch den Kopf. Es geht los! Ich bin hellwach, hochkonzentriert. Wie war das noch mit den Rohköstlern? Sie sind energiegeladen und ihr Hirn sprintet. Ich werde es beweisen!

Fressattacken statt satt und zufrieden


»Danke für deine überzeugenden Ausführungen.« Mein Chef lässt die rechte Hand in die Höhe schnellen und möchte auf ein »High Five« einklatschen. Er ist zufrieden. Ich auch! Was war das? Mein Magen knurrt. Ich lächele verlegen. Mein Chef zwinkert mir zu. »Du hast dir einen freien Abend verdient – und ein gutes Essen. Verwöhn dich mal!« Was meint er damit?

Auf dem Weg nach Hause rattert es nicht nur in meinem Magen, sondern auch in meinem Kopf. So kann es nicht weitergehen. Mehr als vier Wochen wahllose Rohkost-Fresssucht müssen genug sein. Ich habe bisher dreihundert Prozent mehr Geld für Nahrungsmittel ausgegeben als sonst und fühle mich zu einhundert Prozent ungesättigt. Daran ändert auch mein Salat am Abend nur kurz etwas.

»Muss diese herrlich natürliche Ernährungsform so qualvoll sein?«

Ist das die Rohkost, von der ich all die Wunderdinge gehört habe? Muss diese herrlich natürliche Ernährungsform, von der ich mir Gesundheit, Energie und Wohlbefinden verspreche, so qualvoll sein? Und geht es meinem Körper wirklich gut mit dieser Ernährung? Oder mache ich etwas falsch? Fragen über Fragen drehen sich beim Einschlafen in meinem Kopf.

Die Antwort bekomme ich am nächsten Tag, einem Samstag im eisig kalten Februar. Vor meinem Fenster tanzen jede Menge Schneeflocken. Es scheint sich gerade richtig einzuschneien. Ich liege zusammengekauert in meinem Bett und habe Bauchkrämpfe. Es muss an den sechs Orangen, zwei Grapefruits und der Packung Studentenfutter »Klassik« liegen, die ich kurz nach Mitternacht in einem Zeitraum von höchstens zehn Minuten in mich hinein­gestopft habe.

Mit einer Wärmflasche auf dem Bauch und einem Glas lauwarm, also unter 42 Grad aufgegossenen Kamillentee auf dem Nachtschränkchen beschließe ich, mal wieder eine Vorlesungseinheit einzulegen. Ich möchte wissen, warum sich mein Körper so vehement gegen die angeblich beste denkbare Ernährungsform wehrt.

Schnell stoße ich auf einen Artikel, der die genetischen Unterschiede zwischen pflanzenfressenden Affen und fleischfressenden Tigern thematisiert und daraus Rückschlüsse auf den Menschen zieht. Warum ich so grundsätzlich werde? Ich bin ein genauer Mensch und liebe es, allen Fakten auf den Grund zu gehen. Und so lese ich, dass unsere genetische Ausstattung der von Schimpansen am ähnlichsten ist. Geschätzt liegt sie bei 99,4 Prozent.

Genetisch sind wir Pflanzenfresser


Ich sehe mir meine Hände an, die gerade das Buch halten, und vergleiche sie mit den im Text abgebildeten Händen eines Schimpansenweibchens. Meine Hände haben zwar weniger Haare und sind etwas fragiler, ähneln jenen des Affens aber trotzdem sehr. Derselbe bewegliche Daumen, dieselben flexiblen Fingergelenke. Auch unser Gebiss ist jenem eines Affens sehr ähnlich. Ich hole mir meinen Kosmetikspiegel und fletsche spielerisch die Zähne. Tatsächlich! Ich habe wie die Affen flache Zähne zum Kauen und nur noch die vorderen Eckzähne lassen erkennen, dass es bei uns Menschen und Affen früher einmal so etwas wie Reißzähne gegeben hat. Interessant, aber was hat das mit Rohkost zu tun?

Es geht weiter mit Tigern. Bei ihnen sieht es in puncto Zähne ganz anders aus. Diese imposanten Tiere haben noch sehr ausgeprägte Reißzähne. Statt flachen Fingernägeln, wie Affen und Menschen sie haben, verfügen Tiger über Pfoten mit scharfen Krallen. Warum das so ist, leuchtet mir ein: Tiger sind darauf ausgerichtet, sich tief in ihre Beute zu beißen und frisches Fleisch zu reißen. Die Anatomie der Affenhände hingegen ist auf das Sammeln, Zerteilen und Begutachten hin angelegt. Ich verstehe! Sie ernähren sich ja auch von Pflanzen.

Hinsichtlich unserer menschlichen Organe sind wir den pflanzenfressenden Affen ebenfalls sehr ähnlich:

Leber


In der Leber eines Tigers und anderer Fleischfresser kommt das Enzym Uricase vor. Es führt dazu, dass eine Tigerleber 15-mal schneller Harnsäure aus tierischem Protein abbauen kann als eine menschliche Leber. Bei Menschen, Affen und Vögeln kommt das Enzym Uricase hingegen gar nicht vor. Der Rückschluss der Wissenschaftler: Die menschliche Leber ist nicht für den Verzehr von tierischer Nahrung geschaffen.

Magen


Die Magensäfte eines Tigers weisen eine sehr hohe Säurekonzentration auf. Diese hilft bei der schnellen und effektiven Verdauung großer Mengen von tierischen Proteinen. Unsere Magensäure hingegen ist nur ein Zehntel so hoch konzentriert.

Darm


Der fleischfressende Tiger hat einen sehr kurzen Darm. Er ist nur dreimal so lang wie sein Torso. Der Tigerdarm ist so konstruiert, dass das tierische Protein den Körper so schnell wie möglich wieder verlässt und keine sauren Abfallprodukte im Magen-Darm-Trakt zurückbleiben, die den Organismus unnötig belasten.

Der menschliche Darm ist dagegen sehr lang, zwölfmal länger als unser Torso. Durch diesen Aufbau verbleibt Fleisch viel zu lange im Körper. Das kostet nicht nur Energie, sondern belastet auch den Stoffwechsel. Die Verdauung von tierischem Protein führt zu allerhand Nebenprodukten wie Harnsäure und Ammoniak. Diese Giftstoffe gelangen durch den Darm in unseren Blutkreislauf und verteilen sich im ganzen Körper. Da Obst und Gemüse leicht verdaulich sind, das heißt schnell durch unseren Körper transportiert werden, stehen uns auch die daraus gewonnenen Mineralien und Nährstoffe schnell zur Verfügung und der Körper spart Energie.

Für mich ist klar: Die Natur hat uns nicht als Fleischfresser vorgesehen, sondern als Pflanzenfresser – genau wie die Affen. Und dass dies eine kluge Idee war, ist belegbar: Der Gorilla zum Beispiel ernährt sich zu fast 86 Prozent von grünen Blättern, Trieben und Pflanzenstielen. Die anderen 14 Prozent seiner Nahrung bestehen aus Rinde,...

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