MÄNNER UND FRAUEN – LIEBELEIEN UND BRATKARTOFFELVERHÄLTNISSE
Sie gibt jemandem einen Korb.
Eine Frau weist eine Liebeserklärung oder gar einen Heiratsantrag ab.
Im 17./18. Jh. gab es die Sitte, dass eine Frau, die einen unliebsamen Bewerber abweisen wollte, ihm einen Korb ohne Boden übergab. Dieser Brauch ging seinerseits auf das hohe Mittelalter zurück, als sich ein Liebhaber in einem Korb mit Seil in die Kemenate der von ihm verehrten Frau hochziehen ließ, was übrigens gar nicht so leicht für diese war. Wollte sie den Bewerber loswerden, lockerte sie vorher den Boden des Korbes oder entfernte ihn gar komplett, sodass der Verehrer hindurchfiel. Oder sie ließ – wenig charmant – den Korb samt Liebhaber oben angekommen wieder fallen.
Die Redensart hat verschiedene Varianten: „durch den Korb fallen lassen“, „sich einen Korb holen“ und „einen Korb bekommen“.
Wer macht wem den Hof?
In aller Regel macht ein Mann einer Frau den Hof – und dies bedeutet, dass er sie nach allen Regeln der Kunst umwirbt.
Der Begriff Hof bezeichnete im Mittelalter nicht nur den Wohn- oder Aufenthaltsort, sondern auch alle dazugehörigen Personen im Haushalt eines Adligen. Die Redensart „den Hof machen“ bedeutete also zunächst, dass man seinen Dienst am Hof verrichtete, also seine Pflichten gegenüber seinem adligen Herrn wahrnahm. Dies wurde dann auf die Dame des Herzens übertragen, woraus sich „einer Frau den Hof machen“ entwickelte. Vorbild war das französische Sprichwort „faire de la cour“. Übrigens: Feste Residenzen, von denen aus geherrscht wurde, gab es im Mittelalter im Prinzip nicht. Denn damals galt es vor allem, durch persönliche Präsenz die lokalen Machthaber und Gefolgsleute zu kontrollieren. Von daher spricht man von der „Herrschaft im Sattel“. Und das galt auch für den Hof: Der ging wie die „Hofkapelle“ mit dem König oder Fürsten auf Reisen.
Was ist eigentlich ein Bratkartoffelverhältnis?
Eine eher loses Liebesverhältnis, das ein Mann vor allem wegen Annehmlichkeiten wir der täglichen Beköstigung eingeht.
Die Wendung entstand vermutlich während des Ersten Weltkriegs, als heimgekehrte Soldaten mit Kriegswitwen reine Zweckliebesverhältnisse eingingen. Besondere Verbreitung fand der Begriff in den Kriegsjahren des Zweiten Weltkriegs nach 1940.
Sie setzt ihrem Mann Hörner auf.
Entsprechend gehörnt ist der Gatte – was bedeutet, dass er von seiner Frau betrogen wurde.
Sowohl der gehörnte Mann als auch die ihm Hörner aufsetzende Partnerin finden sich in Redewendungen im gesamten europäischen Sprachraum. Im Englischen etwa heißt es „to horn“ oder „to conute“ – „Hörner aufsetzen“, im Spanischen findet sich die Wendung „encornudar“, die dasselbe ausdrückt.
Der Ursprung der Redewendung ist ebenso alt wie geheimnisvoll: Sie wurde, wie sich aus bildlichen Darstellungen ableiten lässt, bereits in der Antike verwendet. Meist wird die Redensart auf den „Hahnrei“ zurückgeführt. Dieser etwas in die Jahre gekommene Ausdruck bezeichnet ebenfalls einen betrogenen Mann. Ursprünglich meinte er aber vermutlich wohl einen kastrierten Hahn. Diesen Hähnen pflegte man früher, um sie von den anderen unterscheiden zu können, die Sporen abzuschneiden und auf dem Kopf zu befestigen – wo sie wie Hörner festwuchsen.
Eine andere Erklärung für die Redewendung ist, dass es sich bei den symbolischen Hörnern um die Hörner von Ziegenböcken handelte, einer Tierart, bei der es die weiblichen Vertreter mit der Treue nicht immer so genau nehmen.
Wie macht man schöne Augen?
Indem man mit einem Menschen flirtet, ihn umwirbt.
Gerade beim Flirten sind die Augen ein wichtiges Kommunikationsmittel. Und wenn man eine besonders attraktive Person beschreibt, wird man nicht zuletzt auch auf die Augen im wahrsten Sinne des Wortes sein Augenmerk richten.
In Österreich gibt es übrigens die verkürzte Variante: „jemandem Äugerln machen“. Und wer dann gar nicht mehr weiß, wohin mit seinen Blicken, kegelt sich dort sogar die Augen aus.
Jemandem wird die Welt zu Füßen gelegt.
Ein Verliebter tut alles in seiner Macht Stehende, um dem geliebten Menschen zu gefallen – wobei die Wendung sich meist, aber nicht immer auf einen Mann bezieht, der eine Frau verehrt.
Zugegeben: Allzu wörtlich darf man dieses Sprichwort nicht nehmen. Aber manch ein Verliebter hat sich bis zum Äußersten verausgabt, um die Gunst seiner Angebeteten zu erringen, sei es durch materielle Geschenke oder andere Aufmerksamkeiten bis hin zur Selbstaufgabe. Nicht selten hat er ihr sogar die Sterne vom Himmel geholt oder für sie Himmel und Erde in Bewegung gesetzt.
Was ist eigentlich eine Zimtzicke?
Eine Zimtzicke ist eine Steigerung der Zicke. Gemeint ist die besonders zickige – also starrsinnige, launische und überspannte Frau.
Doch was hat die Zicke – die weibliche Ziege also – mit dem Zimt zu schaffen? Gemeint ist nicht das Gewürz. Der Ausdruck leitet sich ab vom jiddischen „Simon“, was ursprünglich „Ziffer Null“ bedeutete. Der abgeleitete Begriff wurde im Rotwelschen – der alten Gaunersprache – verwendet, erfuhr aber eine Bedeutungsverschiebung: „Zimt“ bezeichnete jetzt „Gold“. Der Begriff wurde im 19. Jh. in die deutsche Umgangssprache übernommen und dabei in sein Gegenteil verkehrt. Seither meint der Begriff „Plunder, unnützes Zeug“. „Mach keinen Zimt“ meint noch heute in manchen Regionen „Mach keinen Unsinn“. Eine Zimtzicke ist also eine Frau, die wegen jeder unwichtigen Kleinigkeit an die Decke geht, herummeckert.
Wer kommt unter die Haube?
Eine Frau, die heiratet – oder besser gesagt: verheiratet wird.
Schon in römischer Zeit sollen verheiratete Frauen ihr Haar mit einem Schleier oder einer Kopfbedeckung verdeckt haben. Diese Sitte war dann nicht nur im Mittelalter, sondern auch noch in der frühen Neuzeit gebräuchlich. Daraus leitete sich die Redensart „unter die Haube kommen“ bzw. „unter die Haube bringen“ ab, denn die Ehen wurden selten aus Liebe geschlossen, sondern meist von den Eltern der Brautleute gestiftet. Letztere hatten dabei nicht unbedingt mitzureden. Eine Ehe diente eher der wirtschaftlichen Absicherung, dem sozialen Ansehen oder erfüllte gar politische Zwecke, wie es bei der Heiratspolitik des Hochadels üblich war.
Warum ist im Dunkeln gut munkeln?
Im Schutz der Dunkelheit sind allerlei Heimlichkeiten – vor allem Liebeleien – möglich.
Diese Redensart ist aus dem 17. Jh. überliefert und wird dem Staatsmann und Satiriker Johann Michael Moscherosch (1601 – 1669) zugeschrieben. „Munkeln“ bedeutet, etwas heimlich oder versteckt zu tun bzw. undeutlich zu murmeln, hinter vorgehaltener Hand zu reden oder zu tuscheln. Dies lässt sich bekanntlich am besten dann tun, wenn die Gefahr der Entdeckung gering ist, also z. B. im Dunkeln.
Wenn man jemanden abblitzen lässt – bekommt der dann einen Schlag?
Vielleicht, allerdings keinen Blitzschlag. Der Schlag ist eher mentaler Natur, denn der Betroffene wird heftig zurückgewiesen.
Die Entstehung dieser Redensart hat eigentlich – anders als man vermuten könnte – nichts mit Unwettern zu tun und lässt sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht vom Gewitterblitz ableiten. Vielmehr liegt ihre Herkunft in alten Feuersteingewehren, auch als Steinschlossgewehre bekannt. Sie wurden noch mit einem Feuerstein gezündet, den man auch „Flint“ nannte – daher stammt die Bezeichnung „Flinte“, die heute vor allem für Schusswaffen mit Schrotmunition verwendet wird.
Die Steinschlossgewehre entstanden im 16./17. Jh. und ihre Funktion ließ zunächst schwer zu wünschen übrig. Man konnte also Pech haben und der Schuss ging gar nicht erst los: Das Pulver brannte bereits auf der Pfanne blitzartig ab.
Wenn man also „jemanden abblitzen lässt“, so kommt dieser gar nicht erst zum Zuge, sondern wird vorher ausgebremst. Man sagt auch: „Er ist bei ihr abgeblitzt.“ In den meisten Situationen handelt es sich dabei um einen Verehrer und seine Angebetete, und es kann ebenso...