LERNBLOCKADEN ERKENNEN
Im Alltag unserer Kinder lauern viele negative Einflüsse und Probleme, die Lernblockaden auslösen können. Die Pädagogische Kinesiologie zeigt Ihnen, wie Sie solche Blockierungen erkennen.
Wie zeigen sich Lernblockaden?
Leistungsdruck in der Schule, negative Umwelteinflüsse, Reizüberflutung, emotionale Probleme – all das gehört leider oft zum Alltag unserer Kinder und geht nicht spurlos an ihnen vorüber. Die Pädagogische Kinesiologie sieht in stressbedingten Lernblockaden die wesentliche Ursache vieler Schulprobleme. Blockaden können sich nicht nur in Schreib- und Rechenschwächen oder Lernschwierigkeiten äußern, sondern auch in Form von Bewegungs- und Verhaltensmustern sowie in der Körperhaltung.
Im Fall einer Lernblockade sollten Sie sich Ihr Kind genau ansehen: Herabsetzende Kategorien wie »unkonzentriert, bequem, nicht ausdauernd« verlieren an Bedeutung, wenn Sie erkannt haben, dass ein »blockiertes« Gehirn hinter diesen Schwierigkeiten steckt und Ihrem Kind keine Wahl lässt. Ihr Blick wird frei für das tatsächliche Problem – eben nicht: »Mein Kind schreibt schlecht«, sondern: »Es tut sich schwer, beim Schreiben von Buchstaben die Richtung zu wechseln.« Diese veränderte Wahrnehmung ist die Grundlage für eine positive Veränderung bei Ihrem Kind.
Sichtbare Hinweise auf Lernblockaden
Lernblockaden können sich ganz eindeutig als Lese-, Schreib- oder Rechenstörung zeigen: Eva liest, ohne den Sinn zu erfassen. Michael erfindet beim Lesen Wörter. Weil er ungenau liest, versteht er auch nie, was in einer Textaufgabe verlangt wird. Markus schreibt unleserlich, Tobias findet sich im Zahlenraum nicht zurecht: Er begreift nicht, was abziehen oder dazuzählen bedeutet. Florian kann sich Zahlen nicht vorstellen und hat Probleme beim Kopfrechnen. Anna kann sich Wörter im Kopf nicht vorstellen, macht viele Rechtschreibfehler. Hat auch Ihr Kind solche Schwierigkeiten? Beobachten Sie genau, wie es schreibt, liest oder rechnet. Vielleicht ist eine Lernblockade die Ursache seiner Probleme.
Versteckte Hinweise auf Lernblockaden
Lernblockaden können sich auch weniger konkret äußern. Ist Ihr Kind im Unterricht, bei den Hausaufgaben unaufmerksam und träumt? Oder wird es vom Lehrer als vorlaut und aggressiv beschrieben? Auch hinter bestimmten Verhaltensweisen können sich Lernblockaden verstecken. Haben Kinder große Angst vor Klassenarbeiten, antwortet ihr Körper mit Unwohlsein. Manche reagieren auf eine Schulsituation, die sie überfordert, mit Schwerfälligkeit, andere sind zappelig, schnell, ungenau. Wichtig ist die Feststellung der Eltern, dass ihr Kind zu Hause diese Auffälligkeiten nicht zeigt. Das kann darauf hinweisen, dass bestimmte Situationen, etwa ein Unterrichtsfach, ein Stressor ist, der das Kind beim Lernen behindert und die Blockade immer wieder neu auslöst.
HINWEIS AUF EINE BLOCKADE
Ein »lernblockiertes« Kind können Sie auch daran erkennen, dass es bei der Lösung von schulischen Aufgaben entweder sehr langsam und verkrampft oder zu hastig und ungenau ans Werk geht.
Die Sprache der Bewegungen
Beobachten Sie, wie Ihr Kind bestimmte Dinge tut und sich bewegt: Kann es zum Beispiel rückwärts eine Treppe hochgehen oder einen Ball fangen? Stellt es sich dabei sehr ungeschickt an, oder geht es diesen Herausforderungen gleich ganz aus dem Weg? Das kann eventuell ein Hinweis darauf sein, dass in bestimmten Situationen Blockaden ausgelöst werden.
Hilfe vom Lernberater
Sind Sie nach den Tests aus der Lernberatungspraxis (siehe ab >) noch unsicher, ob eine Blockade an der Lernstörung Ihres Kindes schuld ist, sollten Sie die Hilfe eines kinesiologisch ausgebildeten Lernberaters in Anspruch nehmen (siehe >). Zeigt sich die Blockade durch körperliches Unwohlsein oder organische Störungen, lassen Sie Ihr Kind vom Arzt untersuchen. Alle im Buch gezeigten Übungen können Sie natürlich auch ergänzend zur ärztlichen Therapie einsetzen.
Zum Umgang mit Lernblockaden
Echte, durch Stress ausgelöste Lernblockaden lassen sich durch Training nicht auflösen. Im Gegenteil: Je mehr Sie Ihr Kind anspornen, endlich schön zu schreiben, desto mehr Druck verspürt es, und umso schwerer findet es aus der Blockierung heraus.
Eine Lernblockade bedeutet, dass das Kind nicht optimal auf die Gehirnvernetzungen zwischen den verschiedenen Nervenzellen zugreifen kann, die es zur Lösung einer bestimmten Aufgabe braucht. Ursache für eine Blockade kann aber auch sein, dass diese Vernetzungen noch gar nicht ausgebildet sind. Meist ist dies eine Folge bestimmter Bewegungsdefizite (siehe > und >). Was nicht vorhanden ist, kann aber auch nicht eingesetzt werden. Um Lernblockaden zu erkennen, ist es wichtig, zu beobachten, wie Ihr Kind etwas tut. Dabei sollten Sie aber darauf verzichten, sein Verhalten zu bewerten, denn dadurch lässt sich noch keine Veränderung bewirken. Das Ziel der Pädagogischen Kinesiologie ist es vielmehr, die neurologischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ein Kind entspannt und stressfrei lernen kann.
ECHTE BLOCKADE ODER NICHT?
Eine Blockade können Sie daran erkennen, dass sich das Lernproblem Ihres Kindes langfristig nicht lösen lässt beziehungsweise nicht deutlich besser wird, obwohl Sie mit ihm den Stoff wiederholen, zusammen Schreiben, Lesen oder Rechnen üben.
Die drei Dimensionen des Denkens
Die Pädagogische Kinesiologie arbeitet mit der Vorstellung, dass sich das Denken in den drei Dimensionen des Raumes bewegt. So wie die Bewegungsabläufe des Körpers in den drei Dimensionen stattfinden, läuft auch das Denken im Gehirn ab. Eine Blockade hat zur Folge, dass Ihr Kind mit den Gedanken nicht frei beweglich ist. So wie ein verstauchter Knöchel seine Beweglichkeit einschränkt, wirkt eine Lernblockade auf seine Denkfähigkeit: Sein geistiges Potenzial steht ihm nicht komplett zur Verfügung.
Damit Ihr Kind optimal lernen kann, muss es sich in allen drei Dimensionen frei bewegen können. Das heißt, die Verbindungen von einer Ebene zur anderen müssen funktionieren. Denkblockaden sind innerhalb einer Ebene möglich, aber auch zwischen den Ebenen kann die Zusammenarbeit blockiert sein. Egal, welche Blockierung vorliegt, die Lernfähigkeit ist in jedem Fall stark beeinträchtigt. Je nachdem, welche Dimension oder geistige Bewegungsebene blockiert ist, sprechen wir von einer »Rechts-links«-, »Oben-unten«- oder »Vorne-hinten-Blockade«. Jede dieser Blockaden äußert sich in unterschiedlichen Lern- und Verhaltensweisen, an denen Sie sie auch als Laie leicht erkennen können.
Die Rechts-links-Blockade
Unsere Gehirnhälften sind auf bestimmte Aufgaben spezialisiert. Das Rechts-links-Schema des Gehirns ist grundlegend für die Organisation unseres Organismus. Wir haben zwei Augen, zwei Ohren, zwei Arme und Beine, die jeweils von der gegenüberliegenden Gehirnhälfte gesteuert werden. Die Denkvorgänge in unserem Kopf entsprechen den Bewegungsabläufen unseres Körpers.
Wie wir beim Gehen die rechte und linke Körperhälfte im Gleichgewicht halten, so müssen beim Lernen, der Verarbeitung von Informationen, rechte und linke Gehirnhälfte zusammenarbeiten.
Wie wirkt sich diese Blockade aus?
Ein Kind setzt zum Beispiel beim Lesen vorwiegend die rechte Gehirnhälfte ein. Da die analytischen Fähigkeiten der linken Gehirnhemisphäre nicht voll zum Einsatz kommen, liest es ungenau, statt »auf« vielleicht »aus« und so weiter. Das liegt daran, dass die rechte Gehirnhälfte die Information mehr optisch als Ganzes aufnimmt. Sie vermittelt das Bild, aber nicht die Bedeutung des Wortes. Dafür ist normalerweise die linke Gehirnhälfte zuständig (siehe auch >). Beim Lesen kommt es aber darauf an, dass das Kind sowohl die Buchstaben erkennt als auch das Wort als Ganzes aussprechen kann und seine Bedeutung kennt. Dazu braucht es beide Gehirnhälften. Ist deren Zusammenarbeit blockiert, kann das Kind die Aufgaben nur mit der Hälfte seines Potenzials lösen.
ZUSAMMENARBEIT DER GEHIRNHÄLFTEN
So wie wir mit einem Bein zwar hüpfen, aber nicht gehen können, können wir mit einer Gehirnhälfte zwar denken, aber niemals unser geistiges Potenzial voll ausschöpfen. Was über Augen und Ohren im Kopf ankommt, wird erst durch die Zusammenarbeit der beiden Gehirnhälften sinnvoll und verständlich.
Die Blockade erkennen
Etwa die Hälfte aller Lernstörungen geht auf eine Rechts-links-Blockade zurück. Bei Schulkindern äußert sich diese in Lese-, Schreib- und Rechenproblemen. Beim Lesen und Schreiben müssen sie im Kopf und auf dem Papier in der Lage sein, sich von links nach rechts oder umgekehrt zu bewegen. Auch das Bewegen im Zahlenraum funktioniert nach diesem Prinzip: Nach rechts gehen heißt dazuzählen, sich nach links bewegen heißt abziehen.
Blockiertes Hören
Rechts-links-Blockaden beeinträchtigen Sinneswahrnehmungen. Ein Beispiel für eine solche Blockade ist das blockierte Hören. Dieser Ausdruck aus der Pädagogischen...