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Märchen als Träger und Transporteure von Werten

AutorLena Cullmann
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl120 Seiten
ISBN9783656721451
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Didaktik - Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, Note: 1,5, Pädagogische Hochschule Karlsruhe, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Buch 'Märchen als Träger und Transporteure von Werten' gibt einen Überblick über die Umsetzung von verschiedenen Märchen der Gebrüder Grimm im Unterricht und zeigt die Untersuchung und Zielsetzung von Märchen in einer zweiten Klasse. Die Frage, ob und inwiefern Märchen das Wertesystem der Kinder erweitern, wird mit Hilfe des FEESS-Test untersucht.

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Leseprobe

Teil 2


 

V Unterrichtsentwurf zur praktischen Untersuchung


 

V.1 Ausgangslage des Unterrichts:


 

institutionelle, anthropologische und soziale Bedingungen

 

Die Durchführungsschule ist eine Grundschule, die sich im Westen des Bundeslandes Saarland befindet. Die Gemeinde der Schule gehört zu dem Landkreis Saarlouis. Die Schule liegt im ländlichen Bereich, außerhalb einer größeren Stadt. Das Dorf, in dem die Schule liegt, hat knapp 7000 Einwohner und weist ländliche Merkmale auf, die sich auf Schule und SuS auswirken. Die Klassen sind nicht durch eine auffällig hohe Schüleranzahl gekennzeichnet und die Anzahl der Kinder mit Migrationshintergrund ist gering.

 

Bei den untersuchten Klassen handelt es sich um zwei, der insgesamt drei zweiten Schuljahre der Grundschule. Beide Klassen haben eine Klassenstärke von 20 SuS. Die Klasse 2.2 teilt sich in dreizehn Jungen und sieben Mädchen, die Klasse 2.3 in sechs Jungen und vierzehn Mädchen. Sie weisen insgesamt in etwa die gleiche Anzahl männlicher und weiblicher SuS auf, was die Repräsentativität der Untersuchung unterstützt. Das Durchschnittsalter der Kinder beträgt acht Jahre und muss bei der Wahl der Märchen und ihrer Umsetzung berücksichtigt werden. Bei der Auswertung der Tests werden jeweils 19 SuS jeder Klasse betrachtet, da zwei SuS krankheitsbedingt nur einen Teil der Untersuchung mitmachen können. Die Heterogenität der Lerngruppe wird eine Herausforderung für die Unterrichtseinheit (vgl. XI.7). Es gibt viele lernstarke und ebenso viele lernschwache SuS. Diese ungleichen Lernvoraussetzungen müssen bei der Planung und Durchführung beachtet werden. Es ist möglich, dass Kinder aufgrund ihrer Kultur, Religion oder den Umständen innerhalb der Familie keinen Kontakt mit Märchen hatten.

 

V.2 Sachanalyse zu den Märchen: Schneewittchen, Die Sterntaler, Der Froschkönig, König Drosselbart, Hans im Glück und Die Bienenkönigin


 

Schneewittchen

 

„Schneewittchen ist eines der bekanntesten Märchen. Schon jahrhundertelang wird es in verschiedener Form in allen europäischen Ländern und Sprachen erzählt, und von hier aus hat es sich auch auf anderen Kontinenten ausgebreitet. Meist besteht der Titel einfach aus dem Namen Sneewittchen (bei den Brüdern Grimm), doch gibt es auch diesbezüglich Abweichungen." (Bettelmann, 2012, S.230) Heute ist das Märchen unter dem Titel „Schneewittchen und die sieben Zwerge" weit verbreitet. Das Grimmsche Märchen „Sneewittchen" beginnt mit den folgenden Worten:

 

„Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab. Da saß eine Königin am Fenster, das einen Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und nähte. Und so wie sie nähte und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel in die Finger, und es vielen drei Tropfen Blut in den Schnee." (Brüder Grimm, 1980, S.269) So wünscht sich die Königin eine Tochter so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz im Rahmen. Bald darauf bekommt sie eine Tochter, die war so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie Ebenholz war. Deshalb nennt sie das Kind Sneewittchen (Schneeweißchen). Als das Kind geboren ist, stirbt die Königin und ein Jahr später nimmt sich der König eine andere Gemahlin (vgl. Brüder Grimm, 1980, S.269). Die drei Farben deuten dabei auf wesentlichen Eigenschaften hin. „Schwarz ist die Farbe jener geheimnisvollen Erdtiefe, aus der das Leben immer wieder neu aufsprießt. Rot ist die Farbe des Bluts, des Gesunden, der alten Rechts- und Liebesordnung, die Farbe der kraftvollen, schönen Liebesführung. Weiß ist die Vereinigung alles Gesetzlichen, das Heilige und Wahre an sich, Weisheit." (Schliephacke, 1983, S.122)

 

Trotz des Todes der Mutter bei der Geburt Schneewittchens, geschieht in den ersten Lebensjahren nichts Böses, obgleich eine Stiefmutter die Stelle von Schneewittchens Mutter einnimmt. Die Stiefmutter wird erst zur „typischen" Märchen-Stiefmutter, als Schneewittchen langsam das Alter der Pubertät erreicht und zu reifen beginnt. Dann erst fühlt sich die Stiefmutter bedroht und wird auf Schneewittchen eifersüchtig. Dadurch, dass sich die Stiefmutter schon vor der Offensichtlichkeit der Schönheit Schneewittchens von dem Zauberspiegel ihre eigene Schönheit bestätigen lässt, wird der Nazismus der Stiefmutter demonstriert (vgl. Bettelheim, 2012, S.234). Die Stiefmutter wird als eine schöne Frau beschrieben, die es nicht leiden kann, wenn jemand sie in ihrer Schönheit übertrifft. Wenn sie vor ihren Zauberspiegel tritt, spricht sie: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste im ganzen Land?" (Brüder Grimm, 1980, S.269) Wenn der Spiegel antwortet, dass sie die Schönste im ganzen Land sei, so ist sie zufrieden. Doch sobald er antwortet, dass sie die Schönste sei, Schneewittchen jedoch tausendmal schöner sein, wird die Königin gelb vor Neid (vgl. Brüder Grimm, 1980, S.269f).

 

Die Königin befiehlt dem Jäger Schneewittchen in den Wald zu bringen und sie zu töten. So gehorcht der Jäger und bringt Schneewittchen in den Wald. Doch statt sie zu töten, lässt er sie, unter dem Versprechen nie zurück zukehren, frei. Als Beweis für den Tod Schneewittchens schießt der Jäger ein Wild und bringt dessen Herz und Leber mit ins Schloss der Königin (vgl. ebd., 1980, S.270). So läuft Schneewittchen in den gefährlichen Wald und als es Abend wird, kommt sie an ein kleines Haus. In diesem kleinen Haus ist ein Tisch gedeckt mit sieben Tellerchen, sieben Löffelchen und sieben Becherchen. An der Wand sind sieben Bettchen aufgestellt und weil Schneewittchen so hungrig und durstig ist, isst und trinkt sie und legt sich anschließend in ein Bettchen. Am Abend kommen die Herren des Häusleins nach Hause. Es sind die sieben Zwerge, die nach Erz hacken. Doch als sie das Häuslein betreten, ist alles nicht mehr wie vorher. Der erste fragt sich, wer auf seinem Stühlchen gesessen hat, der zweite, wer von seinem Tellerchen gegessen hat und der dritte, wer von einem Brötchen gegessen hat. Und auch alle anderen Zwerge bemerken, dass irgendetwas von ihnen benutzt wurde. So schauen sie sich um und finden Schneewittchen. Als es morgen ist, erwacht Schneewittchen und wie es die sieben Zwerge um sich sieht, erschrickt sie. Schneewittchen erzählt den sieben Zwergen, wie sie zu ihnen gekommen ist und was um sie geschehen ist. So nehmen die Zwerge Schneewittchen auf, und Schneewittchen kümmert sich um den Haushalt (vgl. ebd., 1980,S.271f).

 

Doch als die Königin den Spiegel befragt, wer die Schönste im ganzen Land ist, antwortet der Spiegel, dass sie die Schönste sei, aber Schneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen noch tausendmal schöner sei. Da weiß die Königin, dass Schneewittchen noch am Leben ist und ihr Neid lässt ihr keine Ruhe. Die Königin verkleidet sich als alte Krämerin, geht zu Schneewittchen und bietet ihr Schnürriemen an. Sie schnürt Schneewittchen aber so schnell und fest, dass ihr der Atem vergeht und Schneewittchen zu Boden fällt. Nicht lange darauf, kommen die Zwerge von der Arbeit nachhause, sehen Schneewittchen auf dem Boden liegen, schneiden ihr den Schürriemen entzwei und retten Schneewittchen das Leben. Die Zwerge warnen Schneewittchen vor der Königin. Denn diese hört von dem Spiegel, dass sie immer noch nicht die Schönste sein. Also verkleidet sie sich als alte Hexe und geht wieder zu Schneewittchen. Sie bietet Schneewittchen einen Kamm an. Jedoch ist Schneewittchen vorsichtiger und macht die Tür erst nicht auf. Doch dann gefällt ihr der Kamm der Hexe so gut, dass sie die Türe öffnet. Sobald sie den Kamm ins Haar steckt, verbreitet sich das Gift und Schneewittchen fällt zu Boden. Noch einmal können die Zwerge Schneewittchen retten, indem sie ihr den Kamm aus den Haaren ziehen. Als die Königin den Spiegel fragt, wer die Schönste im Land sei und er antwortet, dass Schneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen tausend mal schöner sei als sie, wird die Stiefmutter wütend. Sie ruft, dass Schneewittchen sterben soll und wenn es sie ihr eigenes Leben kostet. Die Stiefmutter verkleidet sich als Bauersfrau und geht mit einem giftigen Apfel zu Schneewittchen. Schneewittchen sagt der Bauersfrau, dass sie die Tür nicht öffnen darf. Da schenkt die Bauersfrau Schneewittchen einen Apfel. Schneewittchen aber antwortet, dass sie nichts annehmen darf. Daraufhin fragt die Bauersfrau Schneewittchen, ob sie sich vor Gift fürchtet, schneidet den Apfel in zwei Teile und gibt Schneewittchen die rote, vergiftete Apfelhälfte. Sie selbst isst die weiße, unvergiftete Seite. Als Schneewittchen sieht, dass die alte Frau in den Apfel beißt, kann sie sich nicht zurückhalten und beißt zu. Schneewittchen fällt tot zu Boden. Die Königin fragt den Spiegel, wer die Schönste im ganzen Land sei. Da antwortet der Spiegel ihr, dass sie die Schönste im ganzen Land sei. Die Königin ist erleichtert und ihr neidisches Herz hat Ruhe (vgl. ebd., 1980, S.272- 276).

 

Die Zwerge sind nicht imstande, Schneewittchen zu beschützen. Schneewittchen lässt sich trotz Warnung der Zwerge von den falschen Künsten der Königin einnehmen (vgl. Bettelheim, 2012, S.240). Dieses Mal können die Zwerge Schneewittchen also nicht retten und so lassen sie Schneewittchen in einen Sarg aus Glas legen. Die Zwerge weinen und auch die Tieren kommen vorbei, erste eine Eule, dann ein...

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