Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Kunst - Fotografie und Film, Note: 1,3, Georg-August-Universität Göttingen, Sprache: Deutsch, Abstract: Ebenso wie das bürgerliche Familienmodell des 19. Jahrhunderts für die Historie der Familie prägend war, so beeinflussten Darstellungsbedürfnisse und Normvorstellungen des Bürgertums gleichermaßen die Historie der Porträtfotografie. Kurz nach der Veröffentlichung erster fotografischer Methoden 1839 stellte das westeuropäische Bürgertum die Mehrzahl der Rezipienten von Familienporträts dar. Jedoch dominierte das Bürgertum nicht nur in quantitativer Hinsicht das Genre der Familienfotografien - mit zunehmender Etablierung der Fotografie entwickelte sich eine bürgerlich geprägte Bildsprache, die durch einen Kanon an Motiven, Symbolen und Attributen das bürgerliche Selbstverständnis und die Idealvorstellung von Familie zu inszenieren versuchte. Das normative und zum gesellschaftlichen Vorbild avancierende Familienbild des Bürgertums begründete sich in bedeutendem Maße durch spezielle Auffassungen der Geschlechterrollen und damit verbundene geschlechterspezifische Charakterzuschreibungen. Aufgrund dieser tiefgreifenden Bedeutung der Geschlechtsökonomien für das bürgerliche Selbstverständnis drängt sich unmittelbar die Frage nach ihrer konkreten visuellen Umsetzung auf. Ziel dieser Arbeit ist es demnach, anhand ausgewählter, im deutschen Kaiserreich um 1900 entstandenen Porträtfotografien, die visuelle Inszenierung der idealisierten Vorstellungen über die bürgerlichen Geschlechterverhältnisse aber auch Abweichungen und Varianzen aufzuzeigen. Im Kontext dieses zentralen Untersuchungsgegenstandes geht es auch darum, die enge Verzahnung von Fotografie und bürgerliche Selbstversicherung darzulegen.
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