Zu Unrecht wird Spanien oftmals eine periphere Stellung in der Geschichte des modernen Europa zugeschrieben. Welche Rolle das Land für die Entwicklung wichtiger Prozesse des 19. Jahrhunderts tatsächlich spielte, lässt sich ausgehend von Werk und Vita Francisco de Goyas beschreiben. Der spanische Maler kann insofern als »politischer Maler« bezeichnet werden, als er in seinem Werk zu den entscheidenden politischen Ereignissen seiner Zeit Stellung nahm. Dabei faszinieren seine Bilder deshalb, weil sie zum einen von den historischen Prozessen berichten, die Spanien in die Geschichte des europäischen Fortschritts einreihen. Zum anderen aber zeugen sie wie keine andere Quelle der Zeit von den dunklen Seiten der aufziehenden Moderne, von neuen Dimensionen der Zerstörung und deren emotionalen Begleiterscheinungen, wie dem Heraufziehen der modernen Angst. So lädt gerade Goya ein, über die Ambivalenzen der Moderne neu nachzudenken.
Birgit Aschmann, geb. 1967, hat die Fächer Geschichte, Spanisch und Deutsch studiert. 1998 wurde sie mit einer Studie zu den deutsch-spanischen Beziehungen 1945-1963 an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel promoviert. Dort habilitierte sie sich 2006 mit der Arbeit »Preußens Ruhm und Deutschlands Ehre. Zum nationalen Ehrdiskurs im Vorfeld der preußisch-französischen Kriege des 19. Jahrhunderts«. 2010 wurde sie an die Humboldt-Universität zu Berlin auf den Lehrstuhl für Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts berufen.
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