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E-Book

Strategien für Herausforderer

Mit Caesar, Napoleon & Co. die Branchenführer herausfordern und den Wettbewerb gewinnen

AutorRober Edward Neurohr
VerlagGabal Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl232 Seiten
ISBN9783862007448
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis25,99 EUR
Wie fordert man Branchenführer heraus? Alexander der Große forderte am 1. Oktober 331 v. Chr. eine bedeutend stärkere, persische Streitmacht heraus - und siegte dank seiner über - legenen Strategie. Mehr als 2000 Jahre später folgt Ryanair der gleichen Strategie, um sich im Wettbewerb mit weit größeren Airlines wie Lufthansa und British Airways durchzusetzen. In seinem mitreißenden Managementbuch führt Robert Edward Neurohr die Leser in die Welt der großen Feldherren und zeigt, mit welchen Strategien Caesar, Hannibal oder Napoleon ihre überlegenen Wettbewerber bezwingen konnten. Gleichzeitig demonstriert er anhand zahlreicher Fallbeispiele, wie heutige Herausforderer diese Strategien auf den Weltmärkten nutzen, um sich gegen etablierte Branchenführer durchzusetzen. Der Leser erfährt beispielsweise, wie Apple den Branchenriesen Nokia bezwingen konnte, wie die ING-DiBa den deutschen Bankenmarkt eroberte und wie der Hongkonger Elektroanbieter Techtronic Industries in die Weltspitze aufstieg. Das Buch verbindet spannende historische Analogien mit inspirierenden Fallstudien aus dem heutigen Management und entwickelt konkrete Handlungsempfehlungen. Ein faszinierendes Lesevergnügen für alle, die den Wettbewerb mit ihren überlegenen Konkurrenten gewinnen wollen.

Robert Edward Neurohr (Düsseldorf) ist renommierter Strategieexperte und formte sein Managementverständnis in Deutschland, den USA und China. Der Wirtschaftsingenieur leitete in den letzten zehn Jahren die Strategieentwicklung für große Konzerne, unter anderem als Strategiechef der E-Plus Gruppe. Er berät hochkarätige Führungskräfte und Investoren bei der Konzeption und Umsetzung innovativer Unternehmensstrategien.

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Leseprobe

Strategie Nr. 1:
Das Kerngeschäft umfassen


Die Vorlage: Hannibal und die Schlacht von Cannae


Im Sommer 216 v. Chr. rechneten Roms Bürger mit dem Schlimmsten. Die Existenz der stolzen Stadt am Tiber stand auf dem Spiel. Auslöser dieser Befürchtungen war eine dramatische Niederlage der römischen Legionen. In der Schlacht von Cannae waren die Römer vom kleinen Heer des Erzrivalen Karthago vernichtend geschlagen worden. Diese Niederlage sollte für viele Jahre ein dunkler Fleck der römischen Geschichte bleiben. Der Bezwinger Roms hingegen hat sich mit seiner Leistung ins Gedächtnis der Menschheit eingeschrieben. Noch 2000 Jahre später war selbst Napoleon Bonaparte von seinem strategischen Können beeindruckt. Der Name dieses außergewöhnlichen Feldherrn ist Hannibal.

Hannibal plant einen Überraschungscoup

In der Schlacht von Cannae gipfelte ein Konflikt, der schon Jahrzehnte zwischen Rom und Karthago schwelte. Rom war zu dieser Zeit noch kein Weltreich, sondern die aufstrebende Regionalmacht Italiens. Karthago war ein ähnlich mächtiger Staat an der Mittelmeerküste Nordafrikas, im heutigen Tunesien. Die Interessensphären der beiden Rivalen überschnitten sich mehrfach und hatten bereits zu einem Seekrieg geführt, der mit Karthagos Niederlage endete. Karthago lief nun Gefahr, von den expansiven Römern verdrängt zu werden und in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. In dieser Situation entschloss sich Karthagos Heerführer Hannibal zu einem Überraschungscoup. Er plante, die Römer dort anzugreifen, wo sie es am wenigsten erwarteten: vor deren eigener Haustür. Seine Truppen sollten den Gegner auf den Ebenen Italiens bezwingen. Um den Überraschungseffekt zu maximieren, entschied sich Hannibal für eine riskante Anmarschroute. Er ließ seine Armee nicht von der Flotte nach Italien übersetzen, sondern wählte den langen und beschwerlichen Landweg durch Spanien und über die Alpen.

Die Alpenüberquerung stellte damals ein großes Wagnis dar. Dass Hannibal diese Leistung im stürmischen Herbst 218 v. Chr. gelang, hat ebenso stark zu seinem Nachruhm beigetragen wie sein späterer Schlachterfolg. Es wurde ein Marsch auf Messers Schneide. Widrigste Bedingungen begleiteten den Aufstieg der Karthager ins Hochgebirge. Tag für Tag kämpfte sich Hannibals Armee durch Schneewehen und folgte den engen Bergpfaden hinauf zu den eisigen Höhen des Col de la Traversette auf 2950 Meter. Die unbarmherzige Kälte legte sich wie eine Bleidecke über die Soldaten. Jeder Schritt erforderte Willenskraft, jeder Atemzug schmerzte wie ein Dolchstoß in die Lunge. Doch diese Umstände durften Hannibal nicht aufhalten. Unbeirrt musste er seine Soldaten weiterführen, sonst drohte der ganzen Armee in der alpinen Schneewüste der Hungertod. Als die Karthager bereits die höchsten Gipfel überwunden hatten und auf dem Abstieg ins Tal waren, brach eine Lawine los und riss einen Teil der Truppe mit in die Tiefe. Doch schließlich war es geschafft: Hannibals Armee erblickte die rettenden Ebenen Norditaliens. Das Überraschungsmanöver war geglückt. Die Römer waren völlig überrumpelt.25

Die römische Reaktion

Wie erhofft konnten Hannibals Truppen das Überraschungsmoment nutzen. Sofort verwickelten sie die römischen Verteidiger in mehrere Gefechte. Diese Bedrohung im eigenen Vorhof konnte Rom sich nicht bieten lassen. Der Senat stellte das größte Heer auf, das Rom jemals gesehen hatte. Unter dem Kommando des Konsuls Gaius Terentius Varro zogen die Legionen aus, um Hannibal zu stoppen. Varro brannte vor Ehrgeiz. Er konnte es kaum erwarten, die Karthager zu stellen und zu vernichten.26 Am Ufer des apulischen Flusses Aufidus trafen die gegnerischen Heere beim Dörfchen Cannae aufeinander.

Hannibal verfügte über 40 000 Soldaten. Die Römer hingegen zählten über 80 000 Legionäre. Während die Karthager nach der Alpenüberquerung ausgedünnt waren, strotzten die frisch ausgehobenen und gut ausgerüsteten Römer vor Kraft und Zuversicht. Varro schien allen Grund zu haben, der Auseinandersetzung siegessicher entgegenzublicken. Die beiden Armeen schlugen in Sichtweite zueinander ihre Lager auf. Am Morgen des 2. August 216 v. Chr. war es so weit. Hannibal und Varro ließen ihre Truppen antreten. Die Soldaten reihten sich zur Schlacht auf.27

Der Plan des Varro

Varro setzt auf die römische Kernkompetenz

Für Gaius Terentius Varro war die Ausgangslage offensichtlich. Er kannte die Stärken seiner Truppen und gedachte diese zu nutzen. Die römischen Legionen waren schwerer bewaffnet als ihre Gegner und besaßen eine höhere Durchschlagskraft. Auf dieser Kernkompetenz des römischen Heeres baute Varro seinen Schlachtplan auf. Ein Frontalangriff auf das Zentrum des Gegners würde diese Stärke voll ausspielen und die gegnerische Schlachtreihe zertrümmern. Je kompakter, je konzentrierter der römische Block stand, desto gewaltiger würde dieser Schlag ausfallen.

Darum stellte Varro seine Legionen in einer kurzen und tief gestaffelten Schlachtreihe auf (vgl. Abb. 5). Die römische Formation war fast quadratisch angeordnet. Ein dichter Infanterieblock stand in der Mitte. Die wenigen Reiter wurden an die Seiten gesetzt. Varro war überzeugt, die gegnerische Schlachtreihe mit einem einzigen Sturmangriff seiner kompakten Infanterie in der Mitte sprengen zu können. Danach würde er sich in Ruhe den zersplitterten Einheiten des Gegners widmen. Wie eine riesige Faust ballte er seine Truppen zusammen, um sie dem Gegner direkt gegen die Brust zu rammen und Hannibals Armee mit einem einzigen Schlag zu besiegen. Dem Schwung seiner überdimensionalen Abrissbirne aus 80 000 Legionären würde die karthagische Schlachtreihe nichts entgegensetzen können.

Abb. 5: Ausgangslage

Die Achillesferse

Diesem Plan seines Gegners konnte Hannibal die Beweglichkeit, Schnelligkeit und Flexibilität seiner Truppen entgegenstellen. Im Vergleich zu den schwer bewaffneten und kompakten römischen Legionen konnten die locker gegliederten und leichter ausgerüsteten Karthager flexibler und wendiger agieren. Diese Vorteile gedachte Hannibal zu nutzen. Eine entsprechende Achillesferse hatte er in Varros Aufstellung bereits erkannt: Die äußerst dichte, auf das Zentrum konzentrierte Aufstellung der Römer bot ihm eine entscheidende Chance, um die eigenen Stärken zu entfalten. Hannibal entwarf einen Schlachtplan, der auf Geduld und Disziplin setzte.

Vor allen Dingen benötigte Hannibal jedoch eine Aufstellung, die seine Pläne nicht verriet, sondern wirksam verschleierte. Darum stellte er seine Truppe in einem halbkreisförmigen Bogen auf. Das Zentrum dieses Halbmondes wölbte sich den Römern entgegen, während die Flanken schräg nach hinten ragten (vgl. Abb. 5). An den Seiten dieses Halbmondes stellte Hannibal seine Reiterei auf. Der Großteil der Reiter formierte sich an der linken Seite, während der Rest die rechte Flanke deckte. Auf die Römer wirkte die karthagische Aufstellung äußerst defensiv. Hannibal schien seine Truppen bereits zu einer Wagenburg zusammenzuziehen und sich auf eine Abwehrschlacht einzurichten. Varro konnte in der Aufstellung seines Gegners keinen Anlass finden, um seine Pläne zu ändern. Der Untergang der kleinen, karthagischen Armee war für ihn besiegelt.

Die römischen Legionäre nahmen nun ihre Schilde auf. Die Trompeten bliesen zum Angriff. Roms Abrissbirne setzte sich in Bewegung. Im Laufschritt rannten 80 000 Legionäre über das Schlachtfeld – und prallten mit voller Wucht gegen die dünne Abwehrlinie der Karthager. Hannibals Soldaten konnten den konzentrierten Schlag der Römer nicht aufhalten. Das Zentrum der karthagischen Schlachtreihe wich vor der Krafteinwirkung ihres Gegners sofort zurück. Allein die Masse des römischen Ansturms drängte die Karthager in die Defensive. Immer tiefer bohrte sich der römische Block in die nachgebende Schlachtlinie des Gegners hinein. Immer weiter wichen Hannibals Soldaten zurück. Die Römer stürmten nach vorne. Die Karthager taumelten zurück. Gleich würde Hannibals Schlachtreihe reißen. Gleich würde Varro der Durchbruch gelingen. Die Schlacht schien entschieden zu sein, bevor sie richtig begonnen hatte.

Hannibals Vorstoß an den Flanken

Aufmerksam verfolgte Hannibal das Zurückweichen seiner Truppen. Der Schlachtverlauf beunruhigte ihn nicht, denn sein Plan schien aufzugehen. Gespannt blickte er über das wogende Zentrum der Schlacht hinweg – und richtete seinen Blick dorthin, wo Roms Aufmerksamkeit nicht war: an die Flanken.

Das Neutralisierungsmanöver

Während das karthagische Zentrum in der Schlachtfeldmitte zurückwich, konnte Hannibals Reiterei auf den Außenbahnen einen...

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