Vitalität und Kraft durch eine optimale Balance der Schilddrüsenhormone
Mehr als die Hälfte der untersuchten 10.270 Unternehmer, Führungskräfte und leitenden Angestellten und 11.150 Leistungs- und Spitzensportler weist eine latente Unterfunktion der Schilddrüse auf, die nach klinischem Verständnis zu keinen Therapieanweisungen führt, aber zahlreiche Befindlichkeitsstörungen auslösen kann.
Jod und Selen steuern die Funktion der Schilddrüse und somit des gesamten Energiehaushalts. Ein Jod- und auch ein Selenmangel kann eine drastische Schilddrüsenproblematik (Schlafstörungen, innere Unruhe, Konzentrationsschwankungen usw.) hervorrufen. Deutschland ist bekanntlich ein Jodmangelgebiet. Die empfohlene Zufuhr von 200 µg Jod über Lebensmittel einschließlich jodiertem Speisesalz liegt im Durchschnitt bei 100 µg pro Tag. Das Spurenelement Jod ist lebensnotwendiger Bestandteil der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3) und ist damit für den gesamten Stoffwechsel von überragender Bedeutung. Das jodhaltige Vorläuferhormon Triiodthyronin der Schilddrüse wird selenabhängig zum aktiven Schilddrüsenhormon (T3) umgewandelt.
Die außergewöhnliche Bedeutung der Schilddrüsenhormone liegt in der Teilung und im Wachstum aller Zellen, dem Kohlenhydrat-, Eiweiß- und Fettstoffwechsel, der Regulation der Körpertemperatur und dem Energiestoffwechsel. Jegliche Störung in der Produktion der Schilddrüsenhormone wirkt sich auf den Organismus aus. Eine unzureichende Jodversorgung führt zu einem Abfall des Schilddrüsenhormonspiegels im Blut. Die Schilddrüse reagiert darauf mit vermehrtem Wachstum und vergrößert sich. Sie versucht, durch eine höhere Produktion den Mangel an Schilddrüsenhormonen auszugleichen. Sichtbares Zeichen ist der Kropf am Hals, auch Struma genannt.
Latente Symptome vorhanden – bisher allerdings ohne klinische Relevanz
Nach Ergebnissen unserer Untersuchungen zeigt mehr als die Hälfte der Führungskräfte und Leistungssportler, die von uns untersucht worden sind, eine latente Unterfunktion (Hypothyreose) der Schilddrüse. Die Betroffenen fühlen sich anfangs ein bisschen müde, kälteempfindlich und schwitzen regelmäßig nachts ein wenig. Nach einiger Zeit wirken sie antriebslos und regenerieren nach intensiven Belastungen nur sehr langsam. Selbst bei jungen Sportlern können wir diese Beschwerden häufig feststellen. Bei sportlichen Heranwachsenden äußert sich Jodmangel durch Lern- und Konzentrationsstörungen und häufige Infekte. Wer diese Symptome zeigt, sollte seine Jodversorgung überprüfen lassen.
Laborwerte der Schilddrüsenhormone (Referenzbereiche) kritisch hinterfragen
Unsere Erfahrungen aus den letzten Jahren und neueste Ergebnisse aus den USA zeigen, dass die bisherigen Referenzbereiche kritisch hinterfragt werden sollten. In „Was die Seele essen will“ (Ross, 2010) beschreiben die Mediziner eine wesentlich differenziertere Betrachtung der bisherigen Schilddrüsenhormone und deren Einfluss auf viele Befindlichkeitsstörungen.
Aus Abb. 25 können wir die Problematik bei der Interpretation des zunächst gemessenen TSH-Wertes erkennen. Eine latente Unterfunktion liegt nach unseren Erfahrungen bei einem TSH-Wert von > 2,5 µIU/ml vor. Für Führungskräfte und Leistungssportler kann dies nach unseren Erfahrungen schon erste leistungsmindernde Faktoren bedeuten. Die Entwicklung der jeweiligen Werte über einen längeren Zeitraum ist hier von ausschlaggebender Bedeutung. Diese sollten dann auch mit dem subjektiven Empfinden der Einzelnen verglichen werden.
Wichtiger Hinweis
Die Schilddrüsenhormone sind belastungsbedingt nach intensiven Trainings- und/oder Spielbelastungen häufig am anderen Morgen deutlich erhöht. Aus diesem Grunde sind Schilddrüsenhormonanalysen nur sinnvoll, wenn keine direkte, intensive sportliche Belastung am Vortag erfolgt ist.
Die umfangreichen Ergebnisse der Untersuchungen von 21.420 Führungskräften und Sportlern lassen erkennen, dass sich vielfältige Befindlichkeitsstörungen durch eine gezielte Gabe von Jod oder eine Medikation zur Normalisierung der Schilddrüsenhormone beheben lassen. Die TSH-Basalwerte, die bei den untersuchten Personen zwischen 1,6 µIU/ml und 2,2 µIU/ml (s. Abb. 26) lagen, geben keinen Hinweis auf die aufgeführten Befindlichkeitsstörungen. Mit der Bestimmung entsprechender Antikörper der Schilddrüsenhormone konnte eine Autoimmunerkrankung ausgeschlossen werden.
Das Institut SALUTO und unsere Partner werden zukünftig weitere Forschungsprojekte bei Führungskräften und Leistungssportlern mit grenzwertigem Schildrüsenhormonstatus initiieren und die bisher gemachten Erfahrungen wissenschaftlich weiter kritisch hinterfragen.
„HB-Männchen-Mentalität“ oder Dauerspannung wie ein „Flitzebogen“
Von den 11.150 Führungskräften und 10.270 Leistungssportlern weisen 15 % Schilddrüsenhormonwerte mit der Tendenz in Richtung Überfunktion (Hyperthyreose) auf, allerdings nach einem anderen wissenschaftlichen Verständnis: Die Mediziner sprechen von einer latenten Überfunktion (Hyperthyerose) bei TSH-Basalwerten von < 0,5 µIU/l. Wir haben allerdings feststellen können, dass bei TSH-Basalwerten von < 1,3 µIU/ml schon eine deutliche Sympathikotonie (starke Aktivierung des vegetativen Nervensystems) mit einzelnen Aspekten der folgenden Befindlichkeitsstörungen vorliegt (s. Abb. 27):
Einfacher Lösungsansatz
Die gezielte Gabe von Magnesium über den Tag verteilt (morgens, mittags, abends), je nach den Ergebnissen der zellulären Analyse, kann nachweislich das vegetative Nervensystem deutlich „herunterfahren“ (s. auch „Case Reports“, Kap. 7.2 und 7.3). Hat die Messung erniedrigte Werte der Aminosäure Tryptophan ergeben, erfolgt eine entsprechende Zufuhr, die abhängig von der Ausgangssituation ist. Nach 4-5 Tagen konnten wir bei unseren Führungskräften und Spitzensportlern eine deutlich verbesserte Schlafqualität erkennen.
„Schlaftablettenmentalität“
Die von uns untersuchten Führungskräfte und Leistungssportler weisen häufig schon eine latente Unterfunktion der Schilddrüse bei TSH-Basalwerten > 2,5 µIU/ml auf, die einige der folgenden Befindlichkeitsstörungen (s. Abb. 28) bei dieser Personengruppe hervorgerufen haben:
Diese lassen sich durch eine gezielte Zufuhr von Jod (Dosierung richtet sich nach der Höhe der Schilddrüsenhormone) oder aber durch eine passende Medikation (z. B. Thyroxin in entsprechender Dosierung) beheben.
Ein TSH-Basalwert > 2,8 µIU/ml kann nach unseren Erfahrungen langfristig zu einer deutlichen Beeinträchtigung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit führen. Gelingt es uns rechtzeitig und durch regelmäßige Analysen, dies zu erkennen, so lassen sich viele Befindlichkeitsstörungen vermeiden.
Ein Fallbeispiel: Der Autor selbst
Beispiel einer schon seit Langen bestehenden, latenten Hypothyreose (Unterfunktion) beim Autor:
Jeden Morgen um ca. 5.30 Uhr beginne ich meinen Tag mit Kräftigungsgymnastik und anschließendem 45-50-minütigen Ausdauertraining. Im Alter von 47 Jahren nahm eine gewisse Müdigkeit und Antriebslosigkeit drastisch zu. Nachts schwitzte ich plötzlich ungewöhnlich. Außerdem empfand ich sehr schnell „Engegefühle“ im Aufzug und verspürte eine vermehrt depressive Stimmungslage. Sofort ließ ich meine Schilddrüsenhormone untersuchen. Nach den Vorgaben der Labormediziner wurde ein akzeptabler Wert von 3,3 µIU/ml gemessen. Diesen Wert zeigte ich einem befreundeten Internisten und bat ihn um Hilfe. Dieser entgegnete mir, dass in meinem Alter erste hormonelle Veränderungen eintreten, die typische Wechseljahresbeschwerden sein könnten. Der TSH-Basalwert in Verbindung mit den T3- und T4-Werten war in einem akzeptablen Bereich. Während der langjährigen Betreuung von Sportlern habe ich häufiger von diesen Beschwerden hören können. Deshalb entschloss ich mich, genau das zu praktizieren, was wir schon erfolgreich bei den Sportlern getan haben. Jeden Morgen nahm ich nun 10 min vor dem Frühstück 3 x Jodid 100. Nach drei Wochen waren alle Symptome verschwunden, und nach sechs Wochen ließ sich eine Normalisierung des TSH-Basalwerts auf 1,8 µIU/ml erkennen.
Wichtig – eine ausreichende Selenkonzentration
Neben Jod ist Selen essenziell für die Schilddrüsenhormonsynthese. Bei einem Jodmangel in der Schilddrüse werden vermehrt giftige Hydroperoxide gebildet, die durch die selenhaltige Glutathionperoxidase unschädlich gemacht werden. Störungen im Bereich der Schilddrüse können immer auch in Zusammenhang mit einem Selenmangel stehen. Fehlt Selen, so kann das aktive Schilddrüsenhormon Triiodthyronin (T3) nicht gebildet werden. Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann folglich nicht nur durch einen Jod-, sondern auch durch einen Selenmangel verursacht werden.
Selen kommt in allen Körperzellen und Körperflüssigkeiten vor. Die höchsten Konzentrationen finden sich in der Schilddrüse, Niere, Leber, Milz, Herz und Prostata. Selen...