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E-Book

No need for meat

Oder: Vegan ist, wenn man trotzdem lacht

AutorAndreas Bär Läsker
VerlagTrias
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl216 Seiten
ISBN9783830482338
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Vegan essen hat den Nimbus von Langeweile, Extremismus, Komplexität, Anstrengung, Verbissenheit, Spaßfreiheit und sozialer Ausgrenzung. Nichts davon ist wahr. Das ist alles ein ganz, ganz furchtbarer, unfassbar gigantischer, Wahnsinns-Mega-Irrtum!!! Wir alle wurden in dem Glauben erzogen, oder von der Agrar-, Lebensmittel- und Werbeindustrie dahingehend konditioniert, dass unsere Mahlzeiten um das Zentrum herum gebaut werden müssen, und das Zentrum ist nun mal ein Stück Fleisch. Das Schnitzel, der Braten, das Steak, die Bratwurst, die Frikadelle oder der Schaschlik-Spieß sind quasi das, worum sich der Rest der Ernährung zu drehen hat. Die riesige Mauer aus Fleisch, Wurst und Käse ist jedoch nur ein armseliger, kleiner Bruchteil dessen, was man als Ernährungsuniversum betrachten kann. Als Fleischesser erreichen Sie nicht einmal den Orbit, als Veganer hingegen reisen Sie durch eine intergalaktische, neue, interessante und unfassbar vielfältige Welt der Ernährung, die nicht nur um vieles größer ist als die der anderen Seite, sondern sich über Jahre hinweg selbst immer weiter potenziert. Hört sich übertrieben an? Isses aber nich'. Ich verspreche Ihnen, dass Sie exakt das erleben werden. Andreas Bär Läsker ist weder Schriftsteller noch Koch, aber vielen bekannt als Manager der Fantastischen 4. 2007 steigerte er seine Bekanntheit als DSDS-Juror. Seit Bär Läsker vegan lebt, hat er sich als kreativer Rezeptentwickler entpuppt. Jetzt können seine bislang nur im Freundeskreis beliebten Rote-Bete-Küchle endlich nachgekocht werden...

Andreas Bär Läsker ist weder Schriftsteller noch Koch, aber vielen bekannt als Manager der Fantastischen 4. 2007 steigerte er seine Bekanntheit als DSDS-Juror. Seit Bär Läsker vegan lebt, hat er sich als kreativer Rezeptentwickler entpuppt. Jetzt können seine bislang nur im Freundeskreis beliebten Rote-Bete-Küchle endlich nachgekocht werden...

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Leseprobe

2 Und sie konnten alles außer Hochdeutsch….


oder der mit der Sprache tanzt (autobiografisch)

Ich wurde im September 1963 in Ludwigsburg am Neckar geboren. John F. Kennedy behauptete kurz davor, er sei ein Berliner und wurde kurze Zeit später erschossen. Ein Liter Normalbenzin kostete 65 Pfennig und eine Schachtel Zigaretten kaum zwei Mark. Mein Vater war Baujahr 1916 und meine Mutter 1925. Somit war meine Geburt wohl gleichzeitig mein Erstkontakt mit dem Satz „Scheiße, es funktioniert!“ (….noch?), den ich heute noch gerne ab und an, zugegebenermaßen in einem komplett anderen Kontext, benutze. Schließlich kann es durchaus auch sehr unangenehm sein, wenn man vom Erfolg vollkommen überrascht wird.

Meine Eltern hätten sicherlich mit allem gerechnet, aber nicht damit, noch mal Nachwuchs zu bekommen. Schon gar nicht männlichen Nachwuchs von initialen neun Pfund Lebendgewicht. Das Gejammer, wie anstrengend und schmerzhaft diese Geburt war, musste ich mir über Jahrzehnte anhören, gerade so, als hätte ich im Mutterleib absichtlich zu viel gegessen.

Zur Info: Meine Eltern kamen beide aus Thüringen („mior haddn ja nüschd“) aus dem wunderschönen kleinen vogtländischen Luftkurörtchen Ziegenrück an der Saale, und waren direkt 1945 aus der noch taufrischen „Ostzone“ rüberjemacht, allerdings zunächst nur bis nach Oberfranken. Ihre extreme Abneigung gegenüber Fernreisen war offensichtlich auch damals schon in Ansätzen vorhanden. In Oberfranken kamen dann auch meine beiden Schwestern zur Welt, die in meinen ersten Lebensjahren oft mehr zu meiner Sozialisierung im Schwabenland beigetragen haben als meine Erzeuger, die sich bis zu ihrem Tod nicht wirklich in Baden-Württemberg eingelebt haben, weder geografisch noch sprachlich.

Als mein Vater einen Job bei der legendären GdF Wüstenrot (für Nicht-Bausparer: „Gemeinschaft der Freunde“) angeboten bekam, nahm er ihn an, wohl eher nicht ahnend, sein restliches Leben im Ländle zu verbringen. Als er dann meine Mutter und meine Schwestern irgendwann nachgeholt hatte, kam dann ich zur Welt. Meine große Schwester (damals 17 Jahre) war aus irgendeinem Grund wahnsinnig stolz darauf, ihren kleinen Bruder im Third-Hand-Kinderwagen durchs triste Ludwigsburg der 60er Jahre zu schieben, meine kleine Schwester war damals eher im früheren Teenager-Alter und durfte dann mit mir ihr Kinderzimmer teilen, was in der extrem „geräumigen“ 63-qm-Neubauwohnung nun mal nicht anders möglich war. Inwieweit sie das gut fand, lässt sich heute nicht mehr so richtig verifizieren. Ihr jeden Abend abgespieltes Tonband auf einem Gerät der Firma Grundig hat jedenfalls meine musikalische Prägung nicht unmaßgeblich beeinflusst, und dafür bin ich ihr durchaus dankbar….zumindest im Nachhinein.

So viel zu meinen wirklichen „Roots“….obwohl, bleibt noch eines zu sagen: Ein Dialekt ist eben ein Dialekt. Und meine Eltern sprachen, ja, wie mag man es nennen….sicherlich würde heute jeder „sächsisch“ dazu sagen. Ich als Kind zweier Thüringer bzw. Vogtländer habe dazu natürlich eine etwas dezidiertere Meinung, aber ja….es ist am Ende schon so was in der Art oder klingt zumindest sehr, sehr ähnlich.

Das Problem war, dass man als Kind ja auch irgendwann auf die Straße rausgeht zum Spielen, und dort wurde selbstverständlich breitestes Schwäbisch gesprochen. Ich verstand schlichtweg genau nichts. Begriffe wie „a Guck“ (eine Tüte) waren mir vollkommen fremd, und ich assoziierte freestylemäßig natürlich vollkommen andere Dinge mit den mir entgegengerufenen Begriffen, was mich in gewisser Weise zu so ’ner Art Fremden machte. Ich teilte also in gewisser Hinsicht ein klitzekleines bisschen das sprachliche Schicksal der ersten in Deutschland geborenen Gastarbeiterkinder, die in der Schule oft hart mit der Sprachbarriere zu kämpfen hatten. Ich hatte den Vorteil, mich schneller an die hochdeutsche Sprache, quasi als notwendige Flucht aus dem elterlichen, nicht sonderlich beliebten Dialekt, gewöhnen zu müssen, die Gastarbeiterkinder hatten dagegen den Vorteil, parallel noch die griechische, spanische oder türkische Schule besuchen zu können.

Als Konsequenz habe ich mich, sobald ich des Lesens mächtig war, auf für mein Alter passende Literatur aller Art gestürzt und monatelang das Haus nur noch unter Zwang verlassen. Alles von „Lederstrumpf“ bis „Winnetou“ wurde verschlungen, und über Enid Blyton und Astrid Lindgren landete ich irgendwann bei Sachbüchern und Technikstories. Und bald darauf konnte ich dann auch Schwäbisch, aber das hat bis zur annähernden Perfektion echt gedauert. Ich lerne heute noch manchmal von meinem Freund Uwe Sontheimer Worte, die er immer von seiner Oma oder seiner Mutter anschleppt….,die ich noch nie gehört habe und die ich auch nicht ohne Erklärung verstehen würde.

Als ich dann mit acht oder neun Jahren irgendwann stolz wie Bolle mit meinem Straßen-Schwäbisch zuhause angeben wollte, stand meine Mutter sofort ermahnend vor mir und hat mir mit dem „glasklaren“ Satz „Abor hiar schbrischsd du mior nisch so….hior wird nisch rumgeschwäbld“ sofort die Anwendung meiner neu erworbenen Sprach-Skills verboten. Na super. Gefangen in der Twilight-Zone zwischen Sächsisch und Schwäbisch. Fast schon ein Fall für Amnesty International.

Aus dieser Zeit stammt meine Angewohnheit, die ich heute fast schon eher als Talent ansehe, nämlich dass ich mit jedem Menschen instinktiv so zu sprechen versuche, wie er es tut. Ich wechsle in Diskussionen wie eine Art Sprachchamäleon die Dialekte, die Stimmfarbe oder sogar das Vokabular, ganz automatisch. Das klappt manchmal, manchmal ist es eher peinlich und ganz selten fühlen sich die Leute direkt verarscht. Trotzdem….danke, Mutti. Wenn wir uns irgendwann da oben wiedersehen, „bring isch dior ooch widor n Schbrudl ausn Gellor mid höch.“

Ich war also sozusagen ein Deutscher mit innerdeutschem Migrationshintergrund.

1 Bauchlage mit 1 Jahr

2 Im 70er-Nicki am DDR-Grenzpfahl

3 Ein Bild aus dicken Jamaika-Tagen

Irgendwann, Anfang der 80er Jahre, zog es mich dann endgültig nach draußen. Ich konnte die Enge der elterlichen Wohnung schon längst nicht mehr ertragen, ich wollte schon mit 15 das erste Mal ausziehen, was meine Eltern mir glücklicherweise verboten haben, denn ich wäre an diesem Projekt wohl ziemlich kläglich gescheitert. Trotzdem….es hatte Gründe, warum ich raus wollte und warum ich auch schon sehr früh mehr Zeit auf der Straße, auf meinem geliebten Fahrrad (Staiger Trento, Torpedo Dreigang) und vor allem bei Freunden verbracht habe, als zuhause.

Ich hatte einfach sehr, sehr alte Eltern, und das nicht nur biologisch oder auf dem Papier, sondern auch von ihrer gesamten Art her. Sie lebten das Leben von alten Menschen, von sehr altmodischen Menschen, verschlossen sich fast allem Neuen ganz unwillkürlich, waren kein bisschen mutig, alles wurde ewig lange überlegt, hin- und hergewälzt, um es am Ende doch nicht zu tun oder zu einem Zeitpunkt, der oft keine Relevanz mehr hatte. Ich erinnere mich an Urlaubsreisen, die mir fast den letzten Nerv geraubt haben, und das, obwohl ich erst zehn Jahre alt war, ein Alter, in dem man eigentlich seine Eltern noch bedingungslos toll findet und ihnen hinterherläuft wie ein kleines Hündchen.

Wenn ich mir überlege, was es für eine Sensation für mich war, mit ihnen nach Gran Canaria zu fliegen, zwei Premieren auf einen Streich, das erste Mal fliegen, und das erste Mal das Meer sehen….Wahnsinn! Der Flug war schon der Horror, irgendeine Seelenverkäufer-Chartermaschine der „Spantax“….Der Pilot hatte sich gefühlt einen Sport daraus gemacht, möglichst viele Luftlöcher zu finden….,aber damit nicht genug….kaum angekommen, bezogen wir ein viel zu kleines Billig-Appartement zu dritt, ich neben den Eltern in einer Art Klappbett….egal….Hauptsache jetzt sofort ans Meer! Aber nein, wir mussten uns jetzt erst mal „akklimatisieren“ und uns „orientieren“, was bedeutete, dass wir auf Geheiß meines Vaters ohne Sinn und Plan durch dieses Retorten-Urlaubsörtchen „San...

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