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Verhaltensmedizin bei der Katze

Leitsymptome, Diagnostik, Therapie und Prävention

AutorJoel Dehasse, Sabine Schroll
VerlagEnke
Erscheinungsjahr2015
ReiheKleintier konkret 
Seitenanzahl248 Seiten
ISBN9783830412953
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis59,99 EUR
Mit Katzen gelassen bleiben Hunde haben Herrchen - Katzen haben Diener. In diesem weit verbreiteten Scherz steckt viel Wahrheit und so muss die Katze von uns als spezieller Patient wahrgenommen und behandelt werden. Dieses kleintier.konkret-Praxisbuch nimmt sich daher der besonderen Bedürfnisse von Katzen an. - Reduzieren Sie den Stress Ihrer Patienten in den Praxisräumen und gehen Sie auch mit schwierigen Katzen souverän um. - Mit der speziellen Propädeutik und den detaillierten Leitsymptombeschreibungen finden Sie schon bald die Verbindung zwischen körperlichen Beschwerden und Verhaltensstörungen. - Die beschriebenen Verhaltenstherapien und die aufgeführte Psychopharmakologie bieten umfassende Lösungswege. NEU: Ein ganz eigenes Kapitel widmet sich der Ausstattung und den Arbeitsweisen in einer Katzenpraxis! Entspannen Sie sich und Ihre Patienten!

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Leseprobe

1 Verhaltensmedizinische Konsultation


1.1 Allgemeines


Eine verhaltensmedizinische Konsultation kann den praktischen Tierarzt anfänglich vor einige Schwierigkeiten stellen:

  • Der Tierbesitzer fragt nach Abschluss einer allgemeinmedizinischen Untersuchung und nach deren Bezahlung noch im Hinausgehen nach einem ganz schnellen Rat für seine unsaubere Katze.

  • Eine verhaltensmedizinische Konsultation ist zeitaufwendig.

  • Es gibt praktisch keine manuellen Tätigkeiten, die der Tierbesitzer (und eventuell auch der Tierarzt) als Leistung erkennt, da die tierärztliche Leistung während der Konsultation hauptsächlich aus Kommunikation und intellektueller Analyse besteht – Eigentlich haben wir ja nur geredet ...

  • Es gibt nur wenig Literatur darüber, wie aus einer Unterhaltung über ein Verhaltensproblem eine strukturierte veterinärmedizinische Leistung wird, die als solche anerkannt und auch entsprechend honoriert wird.

Mit definierten Rahmenbedingungen für die Konsultation und einem strukturierten verhaltensmedizinischen Untersuchungsgang sind diese Schwierigkeiten relativ leicht zu überwinden.

Es ist im Allgemeinen günstiger, verhaltensmedizinische Konsultationen außerhalb der üblichen Sprechzeiten durchzuführen. Für Tierbesitzer ist es schon selbstverständlich, einen gesonderten OP-Termin für chirurgische Eingriffe an ihrem Tier zu erhalten. Dieser Vergleich kann ohne Weiteres auf die spezielle Leistung „Verhaltensmedizinische Konsultation“ angewendet werden.

1.2 Rahmenbedingungen


Da sowohl Zeit und Energie des Tierarztes wie auch die Auffassungsgabe des Besitzers limitiert sind, ist es sinnvoll, die Konsultation nach festen Regeln, auf die wesentlichen Informationen konzentriert und kurz zu gestalten.

Praxis

Rahmenbedingungen der Konsultation:

  • Ort

  • Zeit

  • Dauer

  • Honorar

  • Abstände und Frequenz von Evaluationsterminen

  • Ende der Behandlung

Ort, Zeitpunkt und vor allem Dauer sowie der finanzielle Rahmen sollten dem Besitzer bereits bei der Terminvereinbarung und vor der eigentlichen Konsultation bekannt sein.
Weitere Rahmenbedingungen sind die voraussichtliche Dauer der Behandlung, Möglichkeiten der Kontaktaufnahme mit dem Tierarzt, die Anzahl beziehungsweise Frequenz von Evaluationsterminen und ein Übereinkommen, wann und wie die Behandlung endet.
Diese Rahmenbedingungen gibt der Tierarzt nach seinen persönlichen Erfahrungen, Vorlieben und Möglichkeiten vor.
In der Praxis der Autoren haben sich verhaltensmedizinische Erstkonsultationen von maximal 1 Stunde bewährt. Folgekonsultationen im monatlichen Abstand dauern eine halbe ½ Stunde bis 1 Stunde. Honorare werden nach Zeitaufwand berechnet und betragen in der jeweiligen Praxis der Autoren derzeit 100 beziehungsweise 110 Euro pro Stunde.

Können Sie mir vielleicht einen kleinen Rat geben ...
Mit dem Angebot eines Termins für eine Konsultation und der Information zum Honorar hat sich diese Anfrage zwischen Tür und Angel in der Regel bereits erledigt. Um Enttäuschungen vorzubeugen: Nur rund 10 % der Tierbesitzer werden dieses Angebot annehmen. Bereits vereinbarte Termine werden oft wieder abgesagt oder nicht eingehalten.
Mit zunehmender Erfahrung können einfache und kurze Verhaltenskonsultationen auch an eine allgemeinmedizinische Untersuchung angehängt werden. Es empfiehlt sich aber, diese dem Tierbesitzer, am besten direkt, als neue und weitere Leistung – verhaltensmedizinische Beratung – erkennbar zu machen.

Und wissen Sie, meine vorige Katze, der Leo, hatte da auch immer so eine Angewohnheit – das muss ich Ihnen noch erzählen ...
Mit dem Hinweis auf die zur Verfügung stehende begrenzte Konsultationszeit von einer halben Stunde oder Stunde und, wenn nötig, das Honorar dafür kann auch dieser Redefluss eingedämmt und zielführende Arbeit möglich werden.

Merke

Zeit- und energieraubende, frustrierende und desorganisierte Konsultationen werden mit klaren Rahmenbedingungen verhindert.

1.3 Wohnungsplan oder Hausbesuch


Hausbesuche werden manchmal als unverzichtbarer Bestandteil der verhaltensmedizinischen Konsultation für Katzen angesehen. Dem stehen allerdings der Zeitaufwand für den Tierarzt und der für den Besitzer damit verbundene finanzielle Aufwand gegenüber. Es stellt sich auch die Frage, ob der erwartete Informationsgewinn diesen erhöhten Aufwand wert ist.

Bei Hausbesuchen kann man zwar die Lebensverhältnisse der Katze aus eigener Anschauung beurteilen, aber es fehlt im Grunde die richtige Übersicht und Struktur. Der Mensch ist zudem ein Augentier und die automatische optische Ablenkung in fremden Wohnungen auf für die Konsultation völlig unwesentliche Dinge wie die Reader’s Digest Auswahlbände im Wohnzimmerverbau, die unansehnliche Farbe des Teppichbodens oder das Lametta vom letzten Weihnachtsfest hinter dem Sofa ist groß. Das Risiko, dass der Besitzer bei einem Hausbesuch die Gesprächsführung übernimmt oder die Konsultation zu einem gemütlichen Plausch bei Kaffee umgestaltet, ist gegeben.

Das Wohlbefinden des Tierarztes hat für eine gute Konsultation oberste Priorität, und in den eigenen vertrauten Räumen ist das viel sicherer gewährleistet.

Ein freundlich eingerichteter Raum in der Praxis (z.B. kann ein Wartezimmer außerhalb der Praxiszeiten als Konsultationsraum dienen) schafft eine gemütliche Atmosphäre für Tier und Besitzer, der Tierarzt bleibt in seiner vertrauten und fachlichen Umgebung (▶ Abb. 1.1).

Abb. 1.1 Konsultationsraum.

Die Arbeit mit dem Wohnungsplan (▶ Abb. 1.2) hat sich in der Praxis als sehr gute Alternative erwiesen und kann den Hausbesuch durchaus ersetzen. In diesen Plan können während der Konsultation laufend alle Informationen in verschiedenen Farben, mit Zahlen auch hierarchisiert, eingezeichnet werden.

Abb. 1.2 Wohnungsplan nach Konsultation. K = Katzenklo, K offen = offenes Katzenklo, K Textil = Katzenklo mit textilem Substrat, K gestrichelt = Vorschlag für einen neuen Platz des Katzenklos, 1 2 3 4 = Stellen mit Harnabsatz in der Reihenfolge des Auftretens, orangefarbiger Kreis = Unsauberkeit unter dem Tisch, B = Kratzbaum, braunes Viereck = Futter, blauer Kreis = Wasser, lilafarbiges + = Ruheplätze.

Die Informationen sind auf die für die Katze wesentlichen Strukturen reduziert und es ist ganz leicht, die Übersicht zu behalten. Die fehlenden Informationen zur dritten Dimension sind nur selten ein wirkliches Problem, dem mit Fotos oder Videos begegnet werden kann. Auch Verhaltensweisen, bei denen es unwahrscheinlich ist, dass sie die Katze(n) während der begrenzten Konsultationszeit zeigen werden, können sehr gut mit Videoaufnahmen dokumentiert werden.

Praxis

Wesentliche Strukturen im Wohnungsplan:

...
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Sabine Schroll, Joël Dehasse: Verhaltensmedizin bei der Katze – Leitsymptome, Diagnostik, Therapie und Prävention1
Innentitel4
Anschriften5
Impressum5
Vorwort zur 3. Auflage6
Vorwort zur 1. Auflage7
Abkürzungsverzeichnis8
Inhaltsverzeichnis9
1 Konsultation16
Allgemeines16
Rahmenbedingungen17
Wohnungsplan oder Hausbesuch18
Handling von Katzen in der Praxis20
Geduld und Zeit22
Fixation von Katzen22
Medikation schwieriger Katzen24
Struktur der Konsultation25
Motiv, Auslöser, Auftrag und Erwartung25
Ressourcen, Lösungsansätze und Motivation26
Therapeutische Strategie28
2 Verhaltensmedizin30
Allgemeines30
Wann ist ein Verhalten pathologisch?30
Psychobiologische Elemente31
Bewertung von Symptomen32
Verhaltenssequenz33
Körperhaltung und Mimik34
Kontext und Umstände, Konsequenzen34
Frequenz, Dauer und Intensität35
Evolution und Dynamik des Symptoms36
3 Spezielle Propädeutik38
Allgemeines38
Entwicklung38
Fressverhalten41
Trinkverhalten43
Jagdverhalten44
Aggression45
Definitionen45
Spielaggression45
Kompetitiv-soziale Aggression46
Defensive Aggression47
Elimination51
Schlaf- und Ruheverhalten53
Putzverhalten54
Kommunikation56
Körpersprache56
Vokalisieren59
Markierverhalten60
Harnmarkieren60
Kratzmarkieren62
Gesichtsmarkieren63
Allomarkieren64
Exploration64
Stimmung68
Kognition68
Emotionen70
Neurovegetative Symptome72
Soziale Beziehungen73
Ökosoziales System76
4 Untersuchungsgang78
Allgemeines78
5 Leitsymptome, Vorgehensweise86
Allgemeines86
Diagnostisches Grundgerüst86
Harn und/oder Kot außerhalb des Katzenklos87
Unsauberkeit89
Harnmarkieren94
Angst97
Phobie oder Angstzustand?97
Phobie98
Angstzustand101
Psychogene Alopezie103
Organische Differenzialdiagnosen abklären104
Genaue Beschreibung des Symptoms105
Ökosoziales System verändert?106
Respekt für die ethologischen Bedürfnisse der Katze?106
Weitere Verhaltenssymptome?107
Mögliche Diagnosen107
Therapeutische Strategien107
Kratzmarkieren108
Genaue Beschreibung des Symptoms108
Ökosoziales System verändert?109
Respekt für die ethologischen Bedürfnisse der Katze?109
Welche bisherigen Maßnahmen?109
Weitere Verhaltenssymptome?109
Mögliche Diagnosen110
Therapeutische Strategien110
Vokalisieren111
Organische Differenzialdiagnosen abklären111
Genaue Beschreibung des Symptoms111
Reaktionen des Besitzers und Konsequenzen?112
Welche bisherigen Maßnahmen?112
Weitere Verhaltenssymptome?112
Mögliche Diagnosen113
Therapeutische Strategien113
Textilien und andere unverdauliche Substanzen fressen (Pica)114
Welches Material wird gefressen?114
Genaue Beschreibung des Symptoms115
Welche bisherigen Maßnahmen?116
Entwicklung und Genetik der Katze116
Weitere Verhaltenssymptome?116
Mögliche Diagnosen116
Therapeutische Strategien117
Schwanzjagen oder -beißen, Kreislaufen117
Organische Differenzialdiagnosen abklären118
Sofortmaßnahmen118
Genaue Beschreibung des Symptoms119
Weitere Verhaltenssymptome?119
Mögliche Diagnosen120
Therapeutische Strategien120
Aggression120
Aggressives Verhalten gegen Menschen121
Aggressives Verhalten gegen Katzen127
Probleme im Mehrkatzen-Haushalt133
Wie lange besteht das Problem?133
Genaue Beschreibung der Symptome134
Verhalten in der Konsultation136
Respekt für die ethologischen Bedürfnisse der Katzen?137
Soziale Beziehungen der Katzen analysieren137
Ökosoziales System137
Organische Differenzialdiagnosen138
Mögliche Diagnosen138
Therapeutische Strategien139
Hyperaktivität140
Alter der Katze?140
Organische Differenzialdiagnosen abklären141
Genaue Beschreibung des Symptoms141
Schlafverhalten141
Reaktion der Katze auf Fixation?141
Respekt für die ethologischen Bedürfnisse der Katze?142
Entwicklung der Katze142
Weitere Verhaltenssymptome?142
Mögliche Diagnosen142
Therapeutische Strategien143
Depression143
Organische Differenzialdiagnosen abklären143
Genaue Beschreibung des Symptoms144
Ökosoziales System verändert?144
Weitere Verhaltenssymptome144
Mögliche Diagnosen145
Therapeutische Strategien145
6 Psychopharmakologie146
Allgemeines146
Psychopharmaka – ja oder nein?146
Neurotransmission148
Auswahl von Psychopharmaka149
Einteilung von Psychopharmaka150
Beschreibung der wichtigsten Gruppen150
Benzodiazepine150
Azapirone152
Trizyklische Antidepressiva152
Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer154
Tetrazyklische Antidepressiva156
Monoaminooxidase-Hemmer156
Weitere psychotrope Medikamente157
Dauer und Ende der medikamentösen Therapie158
Transdermale Applikation158
Entscheidungshilfen159
7 Therapeutische Toolbox164
Allgemeines164
Pheromontherapie165
Allgemeines165
Therapeutischer Einsatz165
Grenzen der Pheromontherapie166
F3-Analog Feliway®166
F4-Analog Felifriend®167
Ökoethologische Therapien168
Elimination und Harnmarkieren169
Fütterungsmanagement172
Kratzmarkieren174
Weitere ökoethologische Therapien176
Raumrestriktion178
Kognitive Therapie und ethologisches Reframing179
Kognitive Therapien für den Besitzer180
Kognitive Therapie für die Katze181
Verhaltenstherapien183
Allgemeines183
Gezielte Habituation185
Kontrollierte Reizüberflutung186
Systematische Desensibilisierung186
Gegenkonditionierung187
Clickertraining189
Extinktion190
Strafe190
Lernen durch Beobachtung193
Spieltherapie193
Individuelles, Objekt- oder Jagdspiel193
Futterspiele194
Soziales Spiel195
Spezielle Situationen zur Anwendung von Spieltherapie196
Chirurgische Maßnahmen197
Komplementäre und sonstige Therapien197
Homöopathie198
Bachblüten198
Traditionelle Chinesische Medizin198
TellingtonTTouch® und Massage199
Weitere Methoden199
Sonstige Maßnahmen199
Soft Paws®199
Ausschneiden der Haare an den Pfoten199
Spröde Pfotenballen einschmieren199
Glöckchen oder Klangkugeln200
Nahrungszusätze200
Platzwechsel200
Euthanasie201
8 Diagnosekriterien202
Allgemeines202
Entwicklungsbedingte Störungen202
Hyperaktivitätsstörung202
Deprivationssyndrom204
Angststörungen204
Einfache Phobie205
Multiple Phobien206
Generalisierte Angststörung206
Angststörung aufgrund von Deritualisation (Katze)207
Angststörung aufgrund restriktiver Lebensbedingungen208
Angststörung bei zusammenlebenden Katzen208
Affektive Störungen210
Akutes posttraumatisches Stress-Syndrom210
Depressive Störung211
Unipolare Störung212
Feline Hyperästhesie213
Repetitive Verhaltensweisen213
Diagnostische Kriterien214
Ätiologie215
Evolution215
Kognitive Störungen215
Kognitive Dysfunktion215
Persönlichkeitsstörungen217
Abhängige Persönlichkeitsstörung217
Dyssoziale Persönlichkeitsstörung217
Impulsive Persönlichkeitsstörung218
9 Prävention220
Allgemeines220
Auswahl einer Katze220
Auswahl einer Zweitkatze221
Verlust einer Partnerkatze221
Aneinandergewöhnen von Katzen221
Beschäftigung, Erziehung und Wohnungsgestaltung für Katzen222
Rückkehr nach Tierarztbesuch, Narkose oder Hospitalisierung222
10 Katzenpraxis224
Allgemeines224
Ethologie ist Teil der Propädeutik225
Beobachten des Fressverhaltens225
Beobachten des allgemeinen Verhaltens226
Katzenfreundliche Praxisgestaltung227
Räumliche Gestaltung228
Unterweisung des Besitzers230
Eckpunkte der Katzenpraxis232
Lexikon234
Referenzen237
Sachverzeichnis239

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