Die Gründe dafür, warum es heutzutage gar nicht einfach ist, schlank wie ein Buddha zu sein und zu bleiben, sind vielfältig.
Einige Gründe dafür sind:
das Erleben von chronischer Überlastung, sogenannter negativer Stress (wissenschaftlich Distress),
der Verlust von Gelassenheit,
das schleichend schwindende Gefühl für den eigenen Körper,
die eigenen (negativen) Gefühle,
nicht wissen, was einem guttut und was nicht,
gekoppelt an ein vielleicht daraus resultierendes (Stress-)Essverhalten.
Der Verlust der eigenen Mitte
Die eigene Mitte finden oder in der eigenen Mitte bleiben, zentriert sein oder den eigenen Standpunkt im Leben finden – das sind Formulierungen, die im Zusammenhang mit einem besseren Stress-Management oft zu hören oder zu lesen sind und unzählige Kursangebote übertiteln. Sie alle sind ein Hinweis darauf, dass es für viele von uns eine echte Herausforderung darstellt, „in unserer Mitte zu bleiben“. Durch die Schnelligkeit, Reizüberflutung sowie – absurderweise – auch die Monotonie unseres Lebens mit gleichzeitigem Zeit- und Leistungsdruck verlieren viele Männer und Frauen und auch bereits viele Kinder ihre Mitte. Der Eindruck, fremdgesteuert durch das Leben zu gehen, den Kontakt zu sich selbst, zu den eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Gefühlen verloren zu haben, ist heutzutage leider keine Seltenheit. Das Leben fordert sehr viel vom Einzelnen und wird häufig als purer Stress erlebt.
Diese dauerhafte Entfremdung und Überbelastung lösen Müdigkeit bis hin zu Erschöpfungszuständen aus, fördern Nervosität und psychische Unruhe, Schlaflosigkeit und in der Folge sowohl körperliche als auch emotionale Spannungszustände. Auf Dauer können ernsthafte Krankheiten und das Gefühl der Sinnlosigkeit weitreichende Beeinträchtigungen auslösen.
Haben Sie Ihr Leben in der Hand?
Dabei sind wir keineswegs so fremdbestimmt, wie wir vielleicht meinen. Denn wenn wir genau und ehrlich hinsehen, dann ist es unsere eigene und selbst gewählte Lebensgestaltung, durch die wir Stress erleben. Auch wenn uns der Gedanke im ersten Moment kränkend oder auch ärgerlich vorkommen mag: Unsere Lebensgestaltung und auch eine gefühlte Ohnmacht hinsichtlich dieser ist selbst gewählt. Wir – und niemand sonst – haben heute Morgen und im Laufe des Tages entschieden, wie unser Tag aussieht, haben bis ins kleinste Detail seinen Verlauf beeinflusst, selbst wenn wir dies nicht bewusst getan haben, sondern irgendeiner Routine folgen. Doch auch diese ist selbst gewählt.
Jeder von uns hat in jedem Moment des Tages immer wieder die Wahl, ob ihn etwas nervt oder zum Staunen bringt, ob er etwas als belastend oder interessant erlebt, als unnötig und unangenehm oder als freudig, ob er sich mehr aufhalsen lässt oder ob er etwas ablehnt, ob er neue Aufgaben mit Freude annimmt und als Herausforderung sieht oder Lästiges frustriert erledigt.
Unser Umfeld und viele Umstände können wir in der Regel nicht verändern, wir haben aber hundertprozentig in der Hand, wie wir darauf reagieren und welche Gefühle wir dabei erleben. Sie sehen schon, wohin diese Überlegungen führen: Selbst Gewähltes lässt sich zu jedem Zeitpunkt verändern!
Schärfen Sie Ihre Wahrnehmung für „Essensfallen“ und lernen Sie, was Ihnen guttut.
Aber welche Rolle spielt hier die Achtsamkeit? Häufig genug sind wir so daran gewöhnt, mit Stress zu leben und Kompromisse einzugehen, die uns nicht guttun, dass wir die innere Aufregung, die dadurch verursacht wird, gar nicht mehr wahrnehmen. Wir sind so an die stetige Dosis Stress gewöhnt und in gewisser Hinsicht abgestumpft und passiv, dass wir die damit verbundenen Gefühle und die Auswirkungen auf Körper, Geist und Seele nicht mehr spüren und uns auf diese Weise weit von uns selbst entfernt haben.
Es gibt jedoch Möglichkeiten und Methoden, die uns helfen, wieder zurückzufinden in „unsere Mitte“ und gelassen zu werden, und die uns letzten Endes auch wieder Energie verleihen. Sich selbst als kraftvoll und als handlungskompetent zu erfahren ist wichtig, um das eigene Leben gestalten zu können. Jenseits aller Programme, die gerade dafür in Mode sind, kommt es im Kern immer darauf an, auf sich zu achten, die Achtsamkeit für sich selbst zu stärken, in sich hineinzuhorchen und hineinzuspüren:
Was ist mir wichtig, was und wer tut mir gut?
Wie nähre ich mich körperlich, seelisch und geistig so, dass es mir auch wirklich guttut?
Wie kann ich meine Einstellungen verändern, damit ich weniger Energie vergeude?
Wie erhole ich mich am besten?
Sind meine Ruhe- und Schlafzeiten ausreichend und von guter Qualität?
Gönne ich mir auch kleine Auszeiten zwischendurch, in denen ich Kraft schöpfe?
Welche Dinge machen mir Freude und wie schaffe ich es, die Glücksmomente in meinem Leben zu mehren?
Während Sie diese Zeilen lesen, geschieht bereits etwas Wunderbares. Sie schärfen Ihre Wahrnehmung dafür, was Ihnen guttut. Alles, was nicht gut für Sie ist, gilt es von diesem Moment an auf ein Mindestmaß zu reduzieren oder ganz aus dem eigenen Lebensprogramm zu streichen. Natürlich gibt es immer wieder Dinge und Aufgaben, die uns Kraft kosten und die trotzdem getan oder erledigt werden müssen.
Auch lässt sich Stress nicht vollständig aus dem Leben streichen.
Aber überprüfen Sie immer wieder, was es notwendig macht, bestimmte berufliche oder private stressreiche Aktivitäten, Kontakte zu anderen Menschen etc. beizubehalten – und konzentrieren Sie sich auf die positive Seite dabei. Das ist möglich, denn alle Menschen und Dinge lassen sich von mindestens zwei Seiten her betrachten.
Jedes Ding hat drei Seiten: eine positive, eine negative und eine komische.
Karl Valentin
Und ganz wichtig: Ziehen Sie sich zwischendurch immer wieder zurück, um sich auf sich zu besinnen und sich eine kleine Auszeit zu nehmen. Sie werden in diesem Buch zahlreiche einfache Übungen aus der japanischen Zen-Tradition finden, die Sie ganz einfach wieder ins Hier und Jetzt bringen und damit einen Schritt aus jeder Stresssituation hinaus machen lassen.
Der Stress und die Figur
Stress hat vielfältige Auswirkungen auch auf unsere Figur. Wir sind „Stress-Esser“, „Frust-Esser“, „Convenience-Esser“, „Bequemlichkeits-Esser“, „Emotions-Esser“ und so weiter. Doch worin bestehen die Zusammenhänge zwischen Stress-Essen und Körpergewicht wirklich?
Warum Stress hungrig macht
Jeder kennt den Begriff Nervennahrung. Studenten, die sich vor einer Prüfung besonders fokussieren müssen, Manager am Ende eines langen Tages, Mütter mit kleinen Kindern, die sie um den Schlaf bringen. Essen oder Trinken – meist in Form von Schokolade, Latte macchiato, Eiscreme, Gebäck, Gummibärchen, schnellen Snacks, die reich an Eiweiß und Fetten sind (Burger, Wurstsemmeln & Co.), Bier und Wein, Limo und Cola – helfen dann dabei, Leib und Seele wieder zusammenzubringen, mit leider oft verheerenden Folgen für die Figur. Doch warum macht Stress eigentlich hungrig? Jedes Mal, wenn wir eine anstrengende Situation erleben, tritt unser Stresshormon-System auf den Plan.
Eines der ersten Anzeichen ist die erhöhte Produktion von CRH (Corticotropin-freisetzendes Hormon) im limbischen System unseres Gehirns. Dieses Areal ist einer der evolutionsgeschichtlich ältesten Hirnteile überhaupt und steuert unsere Gefühle – und damit einen Großteil unserer Entscheidungen, die wir ständig treffen.
Das Alarmhormon wird durch positive wie durch negative Gefühle angeregt. Der Unterschied: Bei negativen Emotionen, die entstehen, weil wir beispielsweise Angst haben oder unter Druck stehen, löst CRH die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol aus. Gelangt dieses ins Blut, ist unser Körper in Sekundenschnelle darauf gepolt, hellwach zu sein. Zusätzlich wird Acetylcholin freigesetzt, das wiederum die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin auslöst. Acetylcholin ist ein Neurotransmitter, der zwischen Nerven und Muskeln für die Erregungsübertragung sorgt. Durch die Notfallhormone, die er auslöst, wird der Körper in Situationen, die uns belasten – Termindruck, eine schlaflose Nacht, ein aggressiver Chef, mobbende Kollegen, ein gereizter Partner etc. – in Alarmbereitschaft versetzt. Der Grund: ein urzeitliches Programm, das tief in unseren Genen verankert ist. In früheren Zeiten kam es in lebensgefährlichen Situationen zu einer von Stressforschern sogenannten „Kampfoder-Flucht-Reaktion“ (engl. fight or flight). Das heißt, der Körper...