II) Tees zum täglichen Genuß, zur Stärkung und Krankheitsvorbeugung
In diesem Teil des Buches werden ausführlich die gebräuchlichsten Früchte, Blüten und Kräuter beschrieben, die man für Trinktees und Tees zur Vorbeugung und allgemeinen Kräftigung verwenden kann. In den einzelnen Steckbriefen sind neben der Teeverwendung der einzelnen Pflanzen auch viele nützliche Rezepte und Hinweise zur Linderung verschiedener Beschwerden angeführt. Auch einige sehr wichtige Heilpflanzen, die in Haustees und gleichermaßen in Heiltees Anwendung finden, sind hier beschrieben, so die Kamille, Pfefferminze, Melisse, Linden- und Holunderblüten.
Kapitel 1: Beschreibung einzelner Früchte und Heilkräuter
Ananas
Ursprünglich in Mittel- und Südamerika beheimatet, wird die Ananas heute auch in Asien und Afrika kultiviert. Wichtigster Inhaltsstoff ist das Bromelain, ein Enzym, das die Eiweißverdauung fördert und entzündungs- und blutgerinnungshemmend wirkt. Zusammen mit anderen Enzymen ist Bromelain ein Inhaltsstoff verschiedener Präparate gegen Magen- Darmbeschwerden und zur Entzündungshemmung. Die Ananas enthält außerdem Fruchtsäuren, Fruchtzucker, Mineralstoffe, Vitamin-C und geringe Mengen ätherisches Öl. Da das Bromelain wie auch Vitamin-C einen Großteil ihrer Wirksamkeit beim Erhitzen verlieren, sollten Sie zur Linderung von Verdauungsstörungen und für mehrtägige Stoffwechselkuren frische Ananas und frischen Saft bevorzugen. Reife Früchte erkennen Sie an ihren goldbraun-dunklen Schalen ohne grüne Flecken. Sie sind druckfest, aber nicht hart und duften aromatisch. Getrocknete Ananas ist vielen exotischen Früchteteemischungen beigemengt, wobei die Wirkung allerdings nicht mit der der frischen verglichen werden kann. Die Ananas gehört zusammen mit Mango und Papaya zu den enzymreichsten tropischen Früchten.
Apfel
Die bei uns kultivierten Sorten des Apfelbaums stammen ursprünglich aus Asien, sind aber schon lange bei uns eingebürgert. Schon um 800 nach Christus ordnete Karl der Große die Pflanzung von Apfelbäumen an. Man kennt heute weltweit viele tausend Apfelsorten. Die Fruchtreife ist je nach Sorte von Juli bis Oktober. Bei uns schon früher heimisch war der wilde Holzapfelbaum, dessen Frucht aber nicht genießbar ist. Allerdings läßt sich daraus ein Gelee mit einem höheren Gehalt an Vitamin-C und herberem Aroma als das der Edeläpfel bereiten.
Heilkräftige Pflanzenteile des kultivierten Edelapfels sind in erster Linie die Früchte, die als einen wesentlichen Inhaltsstoff bis etwa 30% Pektin enthalten, außerdem die Vitamine B, C sowie Provitamin A, Mineralien wie Phosphor und Kalium sowie Gerbstoff und Fruchtsäuren. Die inhaltliche Zusammensetzung ist sehr unterschiedlich, so kann der Vitamin-C-Gehalt zwischen 3 und 35 Milligramm pro 100 Gramm Apfel schwanken. Äpfel haben zahlreiche Heilwirkungen. Ein alter englischer Spruch besagt: „An apple a day keeps the doctor away (Ein Apfel am Tag, mit dem Arzt keine Plag)“. Sie fördern und regulieren die Verdauung, lindern Durchfall und Entzündungen im Darm, entgiften, senken den Cholesterinspiegel, stabilisieren den Blutzucker, entspannen und beruhigen die Nerven, sind günstig bei Herz- und Gefäßkrankheiten und zudem nahrhaft und sättigend.
Pektine lindern Entzündungen und schützen die Schleimhäute von Magen und Darm, indem sie sie einhüllen. Aus diesem Grund sind geschabte Äpfel auch nützlich bei Durchfallerkrankungen: 1-2 Tage lang nur geschabte Äpfel ohne Kerne und Gehäuse essen, nichts anderes. Diese Behandlung ist auch für Kleinkinder geeignet. Die Pektine im Fruchtfleisch des Apfels saugen dabei wie ein Schwamm Wasser und giftige Darmprodukte auf, die Gerbsäure hemmt das Bakterienwachstum.
Äpfel wirken auch einer Übersäuerung entgegen. Scheinbar paradoxerweise mehr die sauren und halbsauren Äpfel. Das liegt daran, daß sie mehr Fruchtsäuren enthalten, die von unserem Körper nahezu vollständig verbrannt werden können, so daß nur die basisch wirkenden Mineralien übrig bleiben. Saure Äpfel sind auch bei verdorbenem Magen und Durchfall besser geeignet als süße Äpfel. Süßere Äpfel enthalten mehr Fruchtzucker und sind nützlich, wenn es uns um eine schnelle Energiezufuhr geht.
Mit Schale und Gehäuse gegessen, sind Äpfel auch ein mild stuhlregulierendes Mittel: Essen Sie dazu morgens nüchtern 1-2 Äpfel, die sie gut kauen sollten. Sie können die Äpfel auch leicht anbraten, in diesem Fall aber ohne Fett und Zucker.
Gebratene Äpfel mit 2TL Honig, warm gegessen, helfen bei Heiserkeit.
Apfelschalentee schmeckt fruchtig-aromatisch und wird bei rheumatischen Krankheiten empfohlen. Er beruhigt auch die Nerven und lindert Fieber. Bei Erkältungen und Grippe wechseln Sie Apfelschalentee am besten mit einem schweißtreibenden Tee aus Holunder- oder Lindenblüten ab. Gießen Sie 1-2TL getrocknete und zerkleinerte Apfelschalen (am besten von säuerlichen, stark aromatischen Äpfeln) mit ¼ Liter siedendem Wasser auf. 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und täglich 1-3 Tassen trinken. Sie können auch einen Tee aus getrockneten Apfelstücken bereiten. Übergießen Sie dafür 2-3TL getrockneten Apfel mit ¼ Liter Wasser. 15-20 Minuten ziehen lassen, abseihen und bei Bedarf 1 Tasse trinken.
Hinweis: Die perfekt aussehenden Äpfel in den Supermärkten sind fast ausnahmslos reichlich mit Pflanzenschutzmitteln, Düngemitteln, Wachs oder Harz behandelt. Verwenden Sie daher unbedingt Äpfel aus dem biologischen Anbau, auch wenn Sie nicht so gut aussehen. Das gilt für alle Obstsorten.
Aprikose
Der Aprikosenbaum ist eine uralte Kulturpflanze aus Zentralasien und Nordchina, der heute in fast allen Mittelmeerländern gedeiht. Besonders getrocknete Aprikosen enthalten reichlich Fruchtsäuren, einen sehr hohen Gehalt an Karotin (=Provitamin A), Niacin, Kalium und Eisen, außerdem weitere Vitamine der B-Reihe, Kupfer und Kobalt. Die wohlschmeckende und durch ihre Inhaltsstoffe ausgesprochen wertvolle Frucht ist besonders zu empfehlen bei Blutarmut und Erschöpfung. Sie schützt unsere Zellen vor Giften und freien Radikalen und hebt die Stimmung. Aprikosen verderben rasch und sind aus diesem Grund auch stark behandelt. Vollreife unbehandelte Früchte sind auch in Bioläden leider nicht so oft erhältlich und von Konservenaprikosen, die arm an Vitaminen und mit reichlich Zucker versehen, ist, wie von anderen Obstkonserven auch, ohnehin abzusehen.
Ein Tip zum Enthäuten: Geben Sie die Früchte 5 Sekunden lang in kochendes Wasser. Nach dem Erkalten lässt sich die Schale einfach abziehen. Getrocknete Aprikosen sind ein idealer kleiner Snack, aber auch hier sollten Sie auf einwandfreie, unbehandelte und ungeschwefelte Ware achten. Getrocknete Aprikosenstücke sind eine aromatische und gesundheitsfördernde Bereicherung vieler Früchtetees. Sie schmecken gut in Hibiskusblüten-, Hagebutten-, Honigbusch- oder Massaitee. Sie können Aprikose auch mit anderen Früchten kombinieren, besonders mit Pfirsich, Passionsfrucht oder Maracuja. Das Aroma voll getrockneter Früchte ist konzentrierter als das von Dörrobst. Dieses muß gut zerkleinert werden und mindestens 1-2 Stunden lang ziehen.
Birne
Der Birnbaum ist ein naher Verwandter des Apfelbaums. Anscheinend kam er schon vor sehr langer Zeit aus Persien über Kleinasien nach Europa. Heute gibt es weltweit über 1500 Birnensorten. Sie enthalten zwar keine hohen Anteile einzelner Vitamine und Mineralien, dafür aber viele verschiedene in fein abgestimmter Balance, etwa die Gegenspieler Kupfer und Zink und Kalzium und Phosphor. Die Zusammensetzung hat den Vorteil, daß Mineralien und Vitamine in unserem Stoffwechsel gut verwertet werden können. Besonders bei Kindern sind Birnen beliebt, weil sie saftig und süß sind, im Gegensatz zu so manchem Apfel.
Die Zellwände verschiedener Birnen sind von unterschiedlich harter Zusammensetzung und daher auch unterschiedlich bekömmlich. Rohe Birnen können zuweilen Magen und Darm belasten, daher sollten Magen-Darm-Kranke nur gekochte Birnen in Form von Kompott verzehren. Birnenkompott ist dann sogar eine bekömmliche Diätspeise bei Leiden der Verdauungsorgane. Wie das meiste andere Obst auch, sind Birnen bei Kreislauf- und Nierenkrankheiten nützlich, da der hohe Kaliumgehalt zur milden Ausschwemmung von Wasseransammlungen führt. Die meisten Menschen nehmen zuviel Kochsalz (Natriumchlorid) zu sich, entweder über einen allzu großzügig gehandhabten Salzstreuer oder durch Wurstwaren, Käse und Konserven, die alle reichlich Natrium enthalten. Birnen entwässern, entgiften, sind fäulnishemmend und zusammenziehend. Wie Äpfel auch, sollten sie nicht zu kalt gegessen werden. Die Teebereitung ist nicht üblich, sie können aber einige getrocknete Birnenstückchen beispielsweise in Brombeer-, Himbeer-, Erdbeer- oder Johannisbeerblättertee geben.
Brombeere
Die in Europa heimische Brombeere wird schon lange Zeit als Heilpflanze genutzt. Schon in der Zeit um Christi Geburt gab es Rezepte, die das Kauen der Blätter bei Zahnfleischblutungen empfahlen. Die wohlschmeckenden Beeren sind reich an Vitamin-C, Karotin (Provitamin A), Kalium, Kalzium und Phosphor, Pektin und Fruchtsäuren. Genießt man die eingemachten Früchte abends, hat man nicht nur einen genußreichen, sondern auch einen mild beruhigenden und schlaffördernden Tagesabschluss. Der ausgesprochen gesunde Brombeersaft (frischgepresst oder aus dem Reformhaus) hilft auch bei Heiserkeit: Gurgeln Sie dazu mit ein wenig angewärmtem Saft und trinken Sie schluckweise 1 Glas.
Die Blätter finden in vielen Haustees Verwendung, da sie in fermentierter Form einen dem schwarzen Tee ähnlichen Geschmack haben. Sie enthalten...