Krebsprävention durch gesunde Ernährung
Fette und Öle, Fisch und Fleisch, Gemüse, Früchte und Gewürze – in all diesen Dingen steckt Gutes. Lesen Sie in diesem Kapitel, welche Erkenntnisse bei den diversen Nahrungsmittelgruppen für die Vorbeugung gegen Krebs aktuell sind.
Fette und Öle
Kaum ein Gebiet in der Ernährungswissenschaft hat so viele Änderungen erfahren wie dasjenige der Fette und Öle. Sie sind Geschmacksträger, liefern fettlösliche Vitamine wie A, D oder E und lebensnotwendige Fettsäuren, die der Körper nicht selber herstellen kann. Lesen Sie in diesem Kapitel, worauf es zu achten gilt.
Öl ist nicht gleich Öl. Es gibt gewichtige Unterschiede, was die Qualität, die Zusammensetzung und gar die Auswirkung auf die Gesundheit anbelangt. Aus ernährungsphysiologischer Sicht unterscheiden sich kalt gepresste Öle übrigens nur unwesentlich von solchen, die beim Pressen erhitzt werden. Sie sind aber teurer, anders gefärbt und intensiver im Geschmack.
TIPP Es lohnt sich, einmal einen sensorischen Test durchzuführen, um herauszufinden, welches Öl Ihnen persönlich am meisten zusagt. Kaufen Sie zwei, drei verschiedene Produkte, giessen Sie wenige Tropfen auf einen Kaffeelöffel, beurteilen Sie den Geruch und die Farbe der Öle, und testen Sie, welches Ihnen am besten schmeckt. Der Sieger des Tests muss übrigens keinesfalls zwingend das teuerste Öl sein.
Wie lange ein Öl haltbar ist, ob es rasch ranzig wird, sich zum Braten und Backen eignet und welchen Einfluss es auf die Gesundheit hat, hängt von der Kombination der Fettsäuren ab. Man unterscheidet zwischen kurz-, mittel- und langkettigen Fettsäuren sowie zwischen gesättigten und ungesättigten. Jede Fettsäure hat ihre ganz speziellen Eigenschaften.
Rehabilitiert: gesättigte Fettsäuren
Gesättigte Fettsäuren machen ein Fett fester und unempfindlicher gegenüber Licht, Hitze und Sauerstoff. Fette mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren sind von fester Konsistenz und länger haltbar. Dazu zählen Butter, Margarine, Kokosfett, Palmkernfett und Schweineschmalz. Im Körper dienen diese Fette der Energiegewinnung, aber auch als Baustoff für Zellmembranen und zur Abwehr von Krankheitserregern.
gesättigte Fettäuren | ungesättigte Fettäuren |
| einfach ungesättigte Fettsäuren | mehrfach ungesättigte Fettsäuren | |
Omega-3-Fettsäuren | Omega-6-Fettsäuren |
■Laurinsäure ■Palmitinsäure ■Stearinsäure u.a. | ■Ölsäure ■Palmitoleinsäure u.a. | ■Alpha-Linolensäure ■EPA ■DHA | ■Linolsäure ■Arachidonsäure |
MCTs (mittelkettige gesättigte Fettsäuren) sind ebenfalls hier einzuordnen | CLA (konjugierte Linolsäuren) sind ebenfalls hier einzuordnen | | |
*erwähnt sind nur die Fettsäuren, die in diesem Buch vorkommen
Lange galten gesättigte Fettsäuren als sehr ungesund und als wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies ist mittlerweile widerlegt. Viele Studien ergeben übereinstimmend: Der vermehrte Konsum von gesättigten Fettsäuren ist kein Risiko für Herzinfarkt oder Hirnschlag, sofern sie anstelle von Kohlenhydraten gegessen werden.
INFO Studien zeigen, dass verschiedene gesättigte Fettsäuren das Zellwachstum hemmen und dadurch vor Krebs schützen können. So hemmen etwa die langkettigen gesättigten Fettsäuren Palmitin- und Stearinsäure in Zellkulturen das Wachstum von Krebszellen und bremsen deren Treibstoffversorgung mit vergärtem Zucker.
Bekömmliche MCT-Produkte
Eine besondere Rolle unter den gesättigten Fettsäuren spielen die sogenannten MCTs (Middle Chain Triglycerides). Diese mittelkettigen Fettsäuren sind besonders leicht verdaulich und eignen sich daher vor allem für Menschen mit Fettverdauungsstörungen und Magen-Darm-Problemen. MCTs kommen in grossen Mengen in Kokos- und Palmkernfett vor, in geringen Mengen auch in Milchfett (Butter zum Beispiel enthält 16 % MCT). In Tierversuchen können sie das Tumorwachstum unterdrücken; sie entwickeln ihre tumorhemmende Eigenschaft vorwiegend dann, wenn sie zusammen mit Omega-3-Fettsäuren (siehe Seite 32) gegessen werden.
HINWEIS MCT-Produkte sind im Reformhaus erhältlich. Geben Sie Ihrem Körper Gelegenheit, sich daran zu gewöhnen, sonst könnten Sie mit Übelkeit und Erbrechen reagieren. Beginnen Sie mit kleinen Mengen und steigern Sie diese langsam.
Gesund: ungesättigte Fettsäuren
Ungesättigte Fettsäuren machen ein Fett flüssiger, sie sind mengenmässig ein wichtiger Bestandteil von Ölen. Sie sind im Vergleich zu gesättigten Fettsäuren empfindlicher gegenüber Licht, Wärme und Sauerstoff, verderben daher rascher und werden dabei ranzig.
Ungesättigte Fettsäuren dienen als Energielieferanten und werden bis zu ihrer Verwendung in den Fettdepots zwischengelagert. Sie sind nötig für den Aufbau von Zellmembranen und von vielen verschiedenen hormonähnlichen Botenstoffen. Die ungesättigten Fettsäuren werden in einfach und mehrfach ungesättigte eingeteilt, Letztere nochmals in Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.
Einfach ungesättigte Fettsäuren
Die einfach ungesättigten Fettsäuren sind die stabilsten unter den ungesättigten Fettsäuren. Sie kommen vor allem in Raps- und Olivenöl vor, wirken sich positiv auf den Cholesterinspiegel aus und schützen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die mengenmässig wichtigste ungesättigte Fettsäure, die Ölsäure, dominiert übrigens auch im menschlichen Fettgewebe.
Die einfach ungesättigte Ölsäure scheint bei der Prävention von Krebs eine Rolle zu spielen, was aber noch nicht restlos bewiesen ist. Jedenfalls gilt die Mittelmeerküche, welche reichlich Olivenöl verwendet, das besonders reich an Ölsäure ist, als krebsvorbeugend. Allerdings enthält diese Küche auch sehr viele bioaktive Substanzen (siehe Seite 48), welche ebenfalls krebshemmend wirken.
GUT ZU WISSEN
CLA werden im Pansen von Wiederkäuern gebildet und kommen in Fleisch und Milch vor, wenn die Tiere draussen weiden dürfen (siehe auch Seite 38). Kaufen Sie deshalb wenn immer möglich Fleisch, vollfette Milch und Milchprodukte von glücklichen Tieren, die nach biologisch-dynamischen Richtlinien gehalten werden – oder noch besser von solchen, die auf Alpweiden grasen dürfen.
Ebenfalls zu den einfach ungesättigten Fettsäuren gehören CLA*, sogenannte konjugierte Linolsäuren. CLA wirken hemmend auf das Zellwachstum und fördern den Zelltod von Tumorzellen.
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren
Zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren gehören die Omega-6- und die Omega-3-Fettsäuren. Beide sind wichtig für den Körper. Sie wirken trotz ähnlichen chemischen Aufbaus völlig unterschiedlich.
Jedes Öl enthält sowohl Omega-6- als auch Omega-3-Fettsäuren. Empfehlungen von Ernährungswissenschaftlern gehen dahin, dass man sich eher für Omega-3-Quellen und eher gegen Omega-6-Quellen entscheiden soll. Tier- und Laborversuche legen nahe, dass Omega-6-Fettsäuren (z.B. die Linolsäure) unter bestimmten Bedingungen stimulierend auf das Krebswachstum und das Streuen von Tumoren (Metastasenbildung) wirken und das Auftreten von Entzündungen sowie das Thromboserisiko fördern. Auch schwächen sie das Immunsystem. Allerdings fehlen bis dato Resultate von Studien mit Menschen.
Omega-6-Fettsäuren kommen vorwiegend in Getreide und in den eher preisgünstigen Ölen wie Sonnenblumenöl, Distelöl, Sojaöl, Weizenkeimöl und Maiskeimöl vor. Übrigens liefert auch das teure Arganöl viel mehr Omega-6- als Omega-3-Fettsäuren. Gesünder sind Lebensmittel und Öle, welche reichlich Omega-3-Fettsäuren liefern: Fische wie Lachs, Thon, Sardellen,...