Phase B:
Mit Baby im Bauch
So früh wie nie gedacht erreichte ich eine Reiseetappe, die ich mir schon lange ausgemalt hatte. Auch wenn ich ihr nicht nur über Höhen, sondern auch über Tiefen folgte, warf mich so gar nichts mehr aus der Bahn.
Denn in mir zu ruhen brachte eine neue Art von innerer Mitte mit sich.
Eine, die mich noch glücklicher machte als alles andere vorher. Und dieses Glück gilt es festzuhalten – auf den nächsten Seiten.
3. Schritt: Dem Happy Me und dem (Voll-)Treffer nur noch Gutes tun
Und plötzlich ändert sich das Bauchgefühl gewaltig
Mein Mr. Traum und ich matchten im wahrsten Sinne von Anfang an. Noch mitten in unserer Verliebtheitsphase und nach unserem ersten gemeinsamen Urlaub war beiden klar: Wir können uns eine gemeinsame Zukunft mit Kind und Kegel vorstellen! Gut, dass es am Ende dann doch so schnell ging, damit hatten wir nun auch nicht gerechnet.
Besagter Urlaub war kaum vorbei und ich tatsächlich SCHWANGER.
Die Kaugummiphase
OMG, da ist was im Busch! Ich war gerade mal einen Tag überfällig, aber ich spürte es sofort, so gut kannte ich meinen Körper definitiv. Und der Schwangerschaftstest bestätigte mein Bauchgefühl auch prompt: positiv! Vielleicht hätte ich ein bisschen geschockt sein sollen, schließlich ging diese Mr.-Traum-bis-Baby-Geschichte so wahnsinnig schnell, aber ich war schier aus dem Häuschen vor Glück. Ich rief natürlich direkt meinen Frauenarzt an, doch der schubste mich gleich wieder von meiner Euphoriewolke runter. Ganz unaufgeregt und anscheinend völlig unbeeindruckt davon, dass meine Periode doch schon einen ganzen Tag (hallo!) auf sich warten ließ, sagte er nur: „Sie sind aber früh dran. Vereinbaren Sie mal einen Termin in fünf Wochen und dann schauen wir, wie es aussieht.“ Na toll. Gut, ich hatte keine Beschwerden und keine Vorerkrankungen, also kein Grund für panische Arztbesuche. Aber ich wäre am liebsten direkt hingefahren, frau will schließlich Fakten und Bilder – sofort! Die versprach mir mein Arzt natürlich zum Termin, erklärte aber schon, dass bis zur 12. Woche immer noch viel passieren kann. Da war es ein schwacher Trost, dass ich wenigstens schon ein bisschen früher vorbeischauen durfte.
Jetzt hieß es also warten: 5 Wochen, 35 Tage oder 840 Stunden warten auf das zweifellos aufregendste Shooting meines Lebens. Was für eine Zerreißprobe für Ms. Ungeduld! Dieses 35-Tage-Warten war schlimmer als das Ausharren auf Weihnachten, die Sommerferien und den 18. Geburtstag zusammen. Es waren ganz sicher die längsten fünf Wochen meines Lebens – schrecklich, wie sich die Stunden in die Länge zogen. Natürlich hatte ich meinen Mr. Traum sofort eingeweiht. Leider musste ich es telefonisch tun, aber seine Reaktion war einfach wunderbar! Er hat sich so gefreut und kam sofort zu mir nach Köln geflogen. Wir lebten damals in getrennten Städten, er in München und ich eben im Rheinland. Das war wohl auch einer der innigsten und romantischsten Tage, die wir nach dieser wunderbaren Nachricht verbrachten. Trotz aller Romantik hatte ich nach wie vor ein Kommunikationsproblem. Ich hätte am liebsten in die Welt herausgebrüllt: „Hey Leute, ich bekomme ein Baby, mein erstes Baby!“
Zwei Striche, die das Leben komplett auf den Kopf stellen ...
Ablenkungsmanöver
Eine willkommene Abwechslung war da der Junggesellinnenabschied einer Freundin. Der Termin fiel quasi mit dem rosa Punkt auf meinem Schwangerschaftstest zusammen. Vier Tage mit einer lustigen Weibertruppe nach St. Tropez – eigentlich voll toll. Aber was für eine Vorstellung: Vier Tage mit meinen Mädels und ich durfte nichts verraten! Jeder, der mich kennt, weiß, dass mein Motto „Reden ist immer gut, schweigen kann ich auch im Schlaf“ lautet. Mir war jedoch klar, dass ich zumindest eine Ausnahme machen musste, und ich weihte meine beste Freundin Judith ein. Sie war mit von der Partie und sie ins Boot zu holen, war auch absolut nötig. Wie sollte ich sonst so einen feuchtfröhlichen Ausflug überstehen? Meine Mission lautete: konsequent nüchtern bleiben und dennoch immer schön den Schein einer Nicht-Schwangeren wahren. Judith hatte wirklich einen harten Job, sie tauschte heimlich meine Gläser aus. Oder sie trank einfach für mich mit und ich tat nur so als ob. Unglaublich, ich sah aus wie das blühende Leben, obwohl bereits diverse Prosecco- und Schampus-Flaschen geköpft wurden. Die anderen wunderten sich mehr und mehr, was ich alles vertragen konnte.
So trinkfest kannten mich die Ladys gar nicht. Heikler waren hingegen die Schnapsrunden. Ich stellte fest: Das Zeug über die Schulter zu kippen klappt offensichtlich nur im Film. Gut, ich bin ja um keine Ausrede verlegen und zog von Kopfschmerzen bis Magenprobleme alle Register. Wenn das die Damen auch nicht durchgehen ließen, hielt meine beste Freundin eben wieder her und kippte die Kurzen kurzerhand für mich mit. An der Stelle noch mal ein DICKES DANKESCHÖN an Judith! Sie hatte ständig einen ziemlichen Kater, das muss wahre Freundschaft sein! Doch der Alkohol war nicht das einzige Problem: Es galt, vier Tage im Bikini auszuhalten. Ich zog sogar schon meinen Bauch ein, weil ich dachte, jeder sieht, dass ich schwanger bin. Aus heutiger Sicht totaler Quatsch! Natürlich sprach mich niemand auf ein mögliches Mamawerden an. Doch es ist fast unvorstellbar, wie die Gedanken mit einem Karussell fahren können.
Alkohol ist für Mamis tabu – damit sie sich nicht verraten, muss die beste Freundin eben häufiger tief ins Glas schauen.
Mission MI6
Zurück von der Mädelstour wurde das Es-nicht-erzählen-Dürfen immer mehr zur Qual. Immerhin, ich hatte Verbündete: Mr. Traum wusste es, meine Freundin Judith wusste es und mein Handy wusste es. Wie das? Na ja, ich hatte alle Apps heruntergeladen, die ich nur irgendwie zu dem Thema finden konnte. Und dabei hätte ich es um ein Haar meiner gesamten Facebook-Gemeinde erzählt. Ich kam nämlich bei einer App namens Mommy to be fast auf den Facebook-Share-Button. Autsch, das wäre echt der Super-GAU gewesen! Allerdings kann ich sagen, dass sich die 3,59 Euro für die App echt gelohnt haben, denn sie liefert jede Woche neue Infos, was gerade mit dem Baby und auch mit der Mami passiert.
Auch Baby-Center fand ich gut, die ist sogar gratis – einfach den errechneten Geburtstermin eingeben und Tipps für jeden Tag abrufen.
Aber zurück zum Topsecret Service. Diese Zeit war eindeutig mein persönlicher James Bond-Film. Ich hatte ein Geheimnis, das ich vor der ganzen Welt schützen musste. Ach, ich war zweifellos besser als der MI6!
Bei der ganzen Geheimniskrämerei waren weitere Ablenkungen mehr als willkommen. Mr. Traum und ich machten spontane Kurztrips, um die Zeit gemeinsam noch intensiver zu genießen. Schon allein die ganzen Reisen vorbereiten und planen zu können tat mir unheimlich gut. Über Ausflugspläne konnte ich schließlich auch mit anderen Menschen reden.
Berufliche Herausforderung
Um ehrlich zu sein: Die Arbeit war für mich die größte Herausforderung. Sobald ich in der Öffentlichkeit stehe, werde ich halt besonders beäugt. Da ich mir einbildete, dass ich trotz 3. Woche bereits ein kleines Bäuchlein vor mir herschob, das dringendst versteckt werden musste, wurde meine Klamottenwahl zunehmend lässiger. Damit ich ganz sichergehen konnte, atmete ich auch kaum noch, sobald ich vor der Tür war. Letztendlich war ich den ganzen Tag damit beschäftigt, den Bauch einzuziehen. Besonders eine Veranstaltung in München kann ich nicht vergessen. Der Galaabend im Bayerischen Hof stand bevor, mit viel Presse am Start und mit mir … kurz vor der 12. Woche oder anders gesagt: vor meinem ersten Etappenziel. Als ich da so mit meinem eng geschnittenen Kleid auf dem roten Teppich stand, wäre ich fast gestorben. Ich starrte nur die Fotografen und Pressevertreter an und dachte, jetzt gleich kommt die Frage: „Frau Ivancan, sind Sie schwanger?“
Was hätte ich geantwortet? Ich wollte da nur weg! Sobald ich den roten Teppich geschafft hatte, schnappte ich mir ein Alibi-Glas Champagner und war froh, als die Veranstaltung endlich anfing. Ich beruhigte mich die ganze Zeit mit einem Gedanken in der Dauerschleife: „Ein paar Tage musst du noch durchhalten, Moni, nur noch ein paar Tage.“
Erste allgemeine Verunsicherung
So groß die Freude über meine Schwangerschaft auch war – ich würde sagen bis zum Mond und wieder zurück –, folgenden Gedanken konnte ich dennoch nicht ganz ausblenden: Wie zum Teufel bekomme ich meinen Körper ohne sichtbaren Schaden aus dieser Nummer wieder raus? Ich wollte doch bitte schön und attraktiv bleiben – für mich sowie für meinen Mr. Traum. Und mich vor allem weiterhin in meinem Körper und mit mir selbst wohlfühlen. Plötzlich hatte ich nur noch diesen Satz einer Nachbarin im Kopf, die mir mit traurigem Blick sagte: „Ach Mädchen, früher war ich auch so schlank wie du und dann habe ich Kinder bekommen ...“ Oh nein, solche Sätze wollte Moni nicht hören, geschweige denn in Kürze selbst im Treppenhaus zum Besten geben müssen! Ich sah schon diese Bilder vor mir: ich mit selbstgestricktem Pulli in Kleidergröße XXL und Birkenstock-Schuhen, pädagogisch unglaublich wertvoll und sooo bequem. Genau wie die fettigen Haare, die strähnig zu einem verwahrlosten Zopf zusammengebunden werden.
In Nullkommanix war ich gar nicht mehr ausgeglichen und wohl fühlte ich mich präventiv auch nicht mehr. Wie konnte das sein? Ich schob die Unzufriedenheit erst einmal auf die Hormone. Aber wehe, jemand anderes behauptete das Gleiche! Ich kann...