auch übergewichtige Kinder).
08. Genetische Faktoren
(Die „Erbanlagen“)
Da Adipositas bzw. Übergewicht in bestimmten Familien häufiger
vorkommen als in anderen, scheinen genetische Ursachen Rolle bei ihrer
Entstehung zu spielen. So mutmaßt man, dass der individuelle Grund-
Umsatz im Stoffwechsel eines Menschen genetisch festgelegt ist.
Dabei handelt es sich um die Anzahl an Energie, die der Körper im
Ruhezustand verbraucht. Manche Menschen verbrauchen in Ruhe viele
Kalorien, so dass sie entsprechend viel essen können, ohne zuzunehmen –
laienhaft: „Gute & schlechte Futterverwerter“ –. Andere dagegen haben
nur einen geringen Grundumsatz und nehmen schnell an Körpergewicht
zu. Hinsichtlich der Häufung von Adipositas und Übergewicht in
bestimmten Familien diskutiert man neben genetischen Ursachen jedoch
vor allem auch die Weitergabe von Ernährungs-Gewohnheiten.
Inzwischen ist wissenschaftlich gesichert:
Übergewicht liegt auch in den Genen!
Zu ca. 60 Prozent wird durch das Erbgut bestimmt, ob eine Person
Übergewicht oder gar eine Adipositas entwickelt.
Einige Gene, die das Gewicht regulieren, sind schon bekannt. „Die Rolle
der Lebensumstände darf dabei natürlich auch nicht unterschätzt werden.
Die Gen-Variante rs1121980 allein macht nicht dick“, stellte Prof. Dr.
Johannes Hebebrand (Facharzt für Kinder-/Jugendpsychiatrie und -
psychotherapie Uni Duisburg-Essen) klar. „Erst durch die Kombination mit
weiteren Gen-Varianten beziehungsweise Umwelt-Faktoren, wie
geringer Bewegung und kalorienreicher Ernährung, kommt es zu
einer starken Gewichts-Zunahme.“
Vor rund zehn Jahren schon haben die Wissenschaftler um Prof. Dr. Ulrich
Rüther (Uni Düsseldorf) auf Chromosom 16 die Gen-Sequenz (das Gen-
Fragment) FTO (steht für vermehrte Fettmasse und Korpulenz / korrekt: „fat mass
and obesity associated / d.h. die Veränderungen in diesem Fettmasse- &
Übergewichts-Gen bedingt direkt + unmittelbar die Fettmasse & das Übergewicht
eines Menschen) entdeckt. Nun konnten sie nachweisen, dass dieses Gen
entscheidend für die Entstehung von Fettleibigkeit (Adipositas) ist.
Im menschlichen Erbgut sind alle Gene doppelt vorhanden. Es zeigte sich
in der Studie, dass Personen, die nur eine Kopie des FTO Gens besitzen,
ein 30% höheres Risiko für die Entwicklung von Übergewicht aufwiesen.
Bei Personen mit zwei FTO-Kopien stieg das Risiko sogar auf 70% an.
Laut den Autoren besitzt ca. ein Sechstel der europäischen Bevölkerung
zwei FTO-Kopien in ihrem Erbgut!
Wichtige Erkenntnis:
Erhöhte Werte des sogen. „Hunger-Hormons Ghrelin“ (s.u.) erklären,
warum Träger des „Adipositas-Gens FTO“ mehr essen, als notwendig ist
mit der Folge: Übergewicht/Adipositas! (Quel e: Journal of Clinical Investigation
/ 10/2013)
Hungerhormon Ghrelin
[Growth Hormone Release Inducing = die Wachstumshormon-Freisetzung
einleitend] D.i. ein zu den Peptidhormonen gehöriges Signalhormon.
Es produziert (als Pro-Hormon) in der Schleimhaut von Magen & Darm und
in Zel en der Pankreas sowie außerdem in einer Vorstufe im Hypothalamus
und der Hypophyse. Die Hauptbedeutung ist die Mitbeteiligung an der
Steuerung von Hunger- & Sättigungsgefühl. Ghrelin erhöht die Nahrungs-
Aufnahme. Im Hungerzustand ist die Ghrelin-Ausschüttung erhöht, nach
dem Essen sinkt sie ab. Ghrelin stimuliert die Bildung von Neuropeptid Y
(s. später). [Nebenbei: auch Cortisol und Leptin steuern das Hunger- bzw.
Sättigungs-Gefühl]
Weitere Wirkungen sind u.a.: Angstlösende und antidepressive Wirkung
[das kann möglicherweise eine Mitursache dafür sein, dass chronischer Stress und
Depressionen zu Übergewicht führen können] ist wissenschaftlich bestätigt; im
Tierversuch ließ sich eine Mitverantwortung bei der Entstehung der
Alkoholkrankheit nachweisen; gesichert ist die Wirkung von Ghrelin im
Hypophysenvorderlappen: dort regt es die Freisetzung von Wachstums-
Hormonen an.
Zurück zum Thema:
Auf Chromosom 7 wurde ein Gen-Fragment gefunden, bezeichnet als „ob-
Gen“ (Obesitas-Gen). Es handelt sich dabei um einen DNA-Abschnitt, der
die Synthese des „ Sättigungshormons Leptin“ im Bauchfettgewebe
veranlasst, wenn bereits der Hunger gestillt ist! Bei Übergewicht/Adipositas
ist die Leptin-Konzentration im Blut erhöht. Beim Menschen besteht bei
Adipositas eine Resistenz gegenüber der zentralen Wirkung...