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Können 'Remittances' aufgrund von Migration zur Maximierung der positiven Einflüsse in Herkunfts- und Aufnahmegesellschaft beitragen? Mit Fokus auf den Hilfsverein Baileke (HIBA) in Linz

AutorEddy Bruno Esien
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl58 Seiten
ISBN9783955495077
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Migration beziehungsweise Wanderung war und ist ein globales Phänomen. Einzelne Menschen, Gruppen von Menschen oder ganze Stämme (Völkerwanderung) haben zu allen Zeiten - jahrtausendelang zu Fuß - ihre Herkunftsregionen verlassen und sich in anderen Gebieten angesiedelt. Seit Menschen auf diesem Planeten leben, zeigen sie Tendenzen zu Wanderbewegungen aus den unterschiedlichsten Gründen: Chinesische Familien wandern ins kanadische Vancouver aus, ägyptische Intellektuelle suchen Arbeit in Frankreich, US-Amerikaner afrikanischer Herkunft suchen Arbeit in Südafrika, deutsche Männer suchen in Thailand oder auf den Philippinen nach einer Ehefrau, Mosambikaner kehren nach Ende des Bürgerkriegs in ihr Land zurück, Kameruner fliegen nach Österreich, um weiter zu studieren und so weiter (Vgl. Treibel 2011: 11). Laut Weltbank lebten im Jahr 2010 mehr als 215,8 Millionen MigrantInnen weltweit und belegen damit circa 3,2% der Weltbevölkerung (Vgl. Dalip/Ratha et al 2011). Allein 73 Millionen MigrantInnen aus Entwicklungsländern leben in Industrieländern. Das vorliegende Buch setzt sich kritisch mit dieser Thematik auseinander und gibt einen umfassenden Überblick über die Situation der MigrantInnen.

Eddy Bruno Esien wurde 1974 in Kumba, Kamerun, geboren. Sein BA Studium der Soziologie an der Johaness Kepler Universität schloss der Autor erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte er umfassende praktische Erfahrungen in der sozialen Branche.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 6.,Auswirkungen und nachhaltige Entwicklungen: Es ist zu beobachten, dass migrantische Geldüberweisungen eine wesentliche Rolle sowohl in der Herkunfts- als auch in der Aufnahmegesellschaft spielen. Die Auswirkungen sind in verschiedenen unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft erkennbar. Remittances ermöglichen den MigrantInnen eine Möglichkeit der Sozialisation und des Integrationsprozesses. Einflüsse aufgrund von migrantischen Überweisungen passieren sowohl in wirtschaftlicher als auch in kultureller Hinsicht. 6.1., Wirtschaftliche Aspekte: 6.1.1., Einkommensverteilung: Durch migrantische Überweisungen fließen Gelder von Staaten mit höherem Einkommen in Staaten oder Regionen mit geringerem Einkommen. Die von den ausgewanderten Familienmitgliedern überwiesenen Geldbeträge tragen in wirtschaftlich schwachen Familien in der Regel zum Haushaltseinkommen bei. Daher kommt es durch migrantische Geldüberweisungen zu einer Aufteilung von Einkommen in globaler Hinsicht. Insbesondere Familien aus ärmeren Regionen der Erde haben dadurch die Möglichkeit zu Geld zu kommen, was ihnen durch eigene Anstrengung nicht möglich sein würde. Das Geld, das von ausgewanderten Familienmitgliedern zurückgeschickt wird, kommt der Familie in vollem Umfang zugute. Gewisse Ungerechtigkeiten können sich dabei aber in den Herkunftsgesellschaften abermals ergeben. Gerade reichere Familien können es sich eher leisten, einen oder eine ihrer Sprösslinge in ein reicheres Land reisen zu lassen, um zu Geld zu kommen. Dennoch ist aber zu beobachten, dass sich innerhalb der Familien, die Geldüberweisungen von Familienmitgliedern erhalten, die Lebensumstände bessern. Auch nach Ahlburg (1966), Taylor und Wyatt (1996) und Taylor (1999) zeigen migrantische Überweisungen einen positiven Effekt in der Einkommensverteilung. Studien aus Tonga und Mexiko haben dieses Phänomen ebenfalls belegt. Die überwiesenen Gelder werden verwendet, um die Kinder in die Schule zu schicken oder Investitionen in anderen Bereichen zu tätigen, die der gesamten Herkunftsgesellschaft zugute kommen. 6.1.2., Wirtschaftswachstum: Die Empfängerfamilien nutzen migrantische Geldüberweisungen im privaten Bereich insbesondere für Bildung aber auch für Konsum. Dieser Umstand kann in der Herkunftsgesellschaft wiederum vermehrt zu wirtschaftlichem Wachstum führen. Vermehrte finanzielle Mittel für Bildung führen in weiterer Folge zu großflächiger Bildung innerhalb einer Gesellschaft. Migrantische Geldüberweisungen sind daher in der Lage in einem unterentwickelten Land quasi eine Aufwärtsspirale herbeiführen, indem Sinn, dass mehr Geld, bessere Bildung wiederum dazu führt, dass gut gebildete Menschen entweder im Inland etwas bewirken oder als MigrantInnen das Land verlassen usw. Migrantische Geldüberweisungen können somit zu einem Wirtschaftswachstum in der Herkunftsgesellschaft beitragen. Auch nach Ratha 2003, Taylor 1999 und Quibria 1997 bringen migrantische Geldtransfers als eine Art Katalysator zusätzliche Investitionen im Land und somit Wirtschaftswachstum. Migrantische Geldüberweisungen dienen als Multiplikator für Wachstum, wenn dieses Geld in längerfristige Projekte oder in Bildung investiert wird. Dieses Wachstum stellt auch für die Aufnahmegesellschaft einen Benefit dar. 6.1.3., Stabilisierung der Zahlungsbilanzen: Remittances tragen demnach nicht nur einen Beitrag zum Haushaltseinkommen der Empfängerfamilien bei, sondern auch zum gesamten Staatseinkommen in den Empfängerstaaten und wirken sich damit positiv auf die Haushaltsbilanzen der Empfängerstaaten aus. Laut Ambrosius et al. (2008: 3) tragen Remittances auf der Makroebene dazu bei, Probleme in Form von Devisenknappheit zu mildern, ohne dass die Länder ein Verschuldungsrisiko eingehen müssen. Auf diese Weise können die transnationalen Geldströme das Handels- sowie das Leistungsbilanzdefizit verringern sowie es den Empfängerstaaten ermöglichen, dauerhaft mehr zu importieren als exportieren. Remittances sind dabei - im Vergleich zu anderen Kapitalflüssen - in der Lage, sich sowohl positiv als auch stabilisierend auf die Zahlungsbilanzen auszuwirken. Die Stabilität dieser Einkommen ist dadurch begründet, dass Remittances im Gegensatz zu anderen Investitionsgeldern nicht zurückzuzahlen sind. Im Gegensatz zu anderen Direktinvestitionen fallen bei Remittances auch keine Zinsen an, weshalb sich für die Empfängerstaaten aufgrund von Remittances kein Zwang ergibt (Vgl. Buch et al., 2002; Buch /Kuckulenz 2004; Nayyar 1994); Straubhaar 1988). 6.1.4., Wirtschaftlicher Impact auf die Aufnahmegesellschaft: Auch für die Aufnahmegesellschaft können diese Überweisungen ein Vorteil sein, da sie dadurch eine effektivere und effizientere Entwicklungshilfe leisten, als wenn Regierungsorganisationen mit Entwicklungshilfeprojekten unterstützt werden, deren Verwaltungsapparate großen Mengen an Entwicklungshilfe-Geldern verschlingen und diese Gelder am wenigsten jenen Menschen zugute kommen, die es am dringendsten brauchen. Überweisungen von MigrantInnen kommen jedenfalls den einfachen Menschen in ärmeren Regionen zugute ohne wie auch immer geartete unüberschaubare Abzüge und Spesen. Durch die Verwendung der Gelder für Bildung oder Gesundheit wird damit ein Beitrag geleistet, der als Ersatz für fehlende staatliche Hilfen dient. Für arbeitende MigrantInnen ist diese Form der Entwicklungshilfe eine große Genugtuung und vielen macht es Freude und ein gutes Gefühl, zu wissen, dass sie damit ihre Familie unterstützen können. Dieser Antrieb, den MigrantInnen dadurch haben, nützt der Aufnahmegesellschaft in positiver Weise. In der Aufnahmegesellschaft der MigrantInnen spielen Remittances auch eine stabilisierende Rolle, weil es durch die Remittances zu einem höheren Verbrauch an Gütern in den Empfängerstaaten kommt. Diese Güter wiederum steigern den Export aus Staaten, aus denen die migrantischen Rücküberweisungen stammen. Durch dieses Wechselspiel fließt ein Teil des überwiesenen Geldes wieder in die Aufnahmegesellschaft zurück. Dabei werden in den Aufnahmegesellschaften zusätzliche Vorteile in nachhaltiger Weise erzielt. Auf die primären Vorteile anlässlich des Geldtransfers wurde ja oben schon eingegangen. 6.1.5., (effektiverer) Ersatz für staatliche Entwicklungshilfe?: Migrantische Remittances fließen nicht - im Gegensatz zu staatlicher Entwicklungshilfe - von einem Staat zu einem anderen Staat sondern vielmehr von Privatpersonen (-initiativen) zu Privatpersonen. Darin liegt wohl der gravierendste Unterschied zur staatlich organisierten Entwicklungshilfe. Dass migrantische Überweisungen möglicherweise bis zu das Dreifache der offiziellen Entwicklungshilfen ausmachen, wurde oben bereits erwähnt. In der Form der Überweisung von privat zu privat liegt sowohl der größte Vorteil der migrantischen Remittances aber es ist darin auch ein Nachteil zu sehen. Durch die Überweisung direkt an Familien oder Privatpersonen ist die Gefahr nicht gegeben, dass das Geld in undurchsichtigen Kanälen, durch mafiöse Organisationen oder durch korrupte Staatsapparate verschwindet. Der Nachteil ist darin zu sehen, dass die Überweisungen in keinster Weise anhand sozialer Kriterien vorgenommen werden, sondern lediglich von Familie zu Familie gehen. Insbesondere Familien in Krisengebieten, die keine Angehörigen im Ausland haben, werden dabei nicht berücksichtigt. Andere Familien, denen es aus irgendwelchen Gründen nicht möglich ist, Mitglieder in das Ausland zu schicken, erhalten auf diese Art und Weise ebenfalls keine Unterstützung. Organisierte Hilfen könnten diese Ungleichheiten möglicherweise ausgleichen. Der größte Vorteil und die damit einhergehende Effekivität der migrantischen Remittances ist aber in der Informalität und in der Direktheit sowie in der Unabhängikeit von Regimes, Staaten oder von sonstigen Verwaltungsstrukturen zu sehen.
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