Sie sind hier
E-Book

Eine Analyse der neuesten Diem-Debatte: Über den Streit um einen der bedeutendsten deutschen Sportfunktionäre und die aus diesem resultierenden politischen Konsequenzen

AutorEike Lohde
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl42 Seiten
ISBN9783956845468
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Die vorliegende Studie Arbeit beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der neuesten Debatte um die wohl meist diskutierte Person der deutschen Sportgeschichte: Carl Diem. Zunächst wird ein Blick auf die Wellen der Auseinandersetzung mit der Person Carl Diems im 20. Jahrhunderts geworfen. In einem weiteren Schritt wird die neueste Diem-Debatte im 21. Jahrhunderts analysiert, wobei Position, Gegenstände und Hintergründe beleuchtet werden. Schließlich erhalten die daraus resultierenden politischen Konsequenzen ihre Bedeutung. Diese Arbeit liefert eine Analyse des Streits um die Deutung und die daraus entstehenden Entscheidungen zum Umgang mit Namen und Werk Carl Diems - ein Streit der nicht nur auf die Benennungen von Straßen Auswirkungen hat, sondern auch repräsentativ für eine inhaltliche Spaltung der Deutungen von Sportgeschichte unter den deutschen Sporthistorikern gesehen werden kann.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe
Textprobe: 2, Die zweite Diem-Debatte im Vorfeld der Olympischen Spiele 1972: Die zweite Diem-Debatte ließ knapp zwanzig Jahre auf sich warten. Im zeitlichen Vorfeld der XX. Olympischen Sommerspiele in München 1972 wurde im September 1971 im Münchener Stadtrat darüber entschieden, welche Namensträger für Straßen, Plätze und Brücken im Olympischen Dorf aufzunehmen seien. Im Laufe der Entscheidungsfindung wurde beschlossen, den Namen Carl Diem nicht zu berücksichtigen, um !politischen Komplikationen aus dem Wege zu gehen!. Auf diesen Beschluss folgte am 4. Oktober des gleichen Jahres ein SPIEGEL-Artikel von Walter Goelde. Dieser befasste sich auf kritische Weise mit der Auseinandersetzung um die Sportvergangenheit der NS-Zeit und deren Funktionären. Einige dieser Funktionäre füllten über diese Zeit hinaus verantwortliche Positionen in der deutschen Sportorganisation aus - so auch Carl Diem. Im Artikel wurden die Diem-Zitate: !Die sportlichen Erfolge in Friedenszeiten haben sich in militärische Siege verwandelt! sowie !Der Krieg ist der vornehmste, ursprünglichste Sport! verwendet, wobei vor allem letzteres zu heftigem Streit führte. Die Witwe Carl Diems, Liselott Diem, reagierte mit einem Leserbrief an den SPIEGEL auf Goeldes Artikel und bezeichnete diesen als !systematischen Rufmord!. Etwas später veröffentlichte der Mitarbeiter des Carl-Diem-Instituts der DSHS und Bearbeiter der 1974 herausgegebenen Autobiographie Carl Diems, Bernd Wirkus, einen Artikel in der sportwissenschaftlichen Zeitschrift Leibeserziehung, der gewissermaßen eine Richtigstellung des Diem-Zitats darzustellen versuchte. Demnach zitiere Diem selbst nur den belgischen Schriftsteller und Dramatiker Maurice Maeterlinck aus dessen Buch Gedanken über Sport und Krieg. Somit ist Diem, der den Satz !Der Krieg ist der vornehmste, ursprünglichste Sport! bei einem Vortrag vor der Heeresschule für Leibesübungen in Wünsdorf im Jahre 1931 verwendete, nicht der Urheber dieses Zitates, sondern Maeterlinck - er habe dieses allerdings nicht als solches vermerkt. Weiterhin argumentiert Wirkus, dass Diem ebenso wie Maeterlinck versuche, keine positive Assoziation von Sport und Krieg herzustellen, denn Diem fuhr im nächsten Satz des Vortrags fort, dass Sport und Krieg Gegensätze seien: !Das eine ist Ernst, blutiger Ernst, das andere ist Spiel, heiteres Spiel.! Mit dieser Argumentation intendierte Wirkus wohl eine Richtigstellung des Diem-Bildes, welches seiner Ansicht nach, durch Goeldes Artikel verfälscht wurde und unterstellte diesem die !Ignoranz der Herkunft des Diem-Ausspruches!. Wiederum als Reaktion auf Wirkus´ Artikel folgte ein Aufsatz in der gleichen Zeitschrift nur vier Hefte später. Die Bonner Studenten Ulrich Obieray und Werner Sonnenschein sowie der Kölner Student der DSHS Jens Hinrichsen bezeichneten in ihrem Artikel, der den gleichen Namen trägt wie der von Wirkus, nur mit der Beifügung (2.Teil) am Ende, Wirkus´ Artikel als !offiziösen Teil einer Aktion zur Vergangenheitsbewältigung (..., der) für die Situation der Zeitgeschichte im bundesdeutschen Sport bezeichnend ist! und holten zum Rundumschlag aus. Hierbei kritisieren sie nicht allein den Wirkus-Aufsatz. Auch anderen Autoren, die vornehmlich in ihren angehörigen Sportfachverbandszeitschriften publizierten und !am (Liselott-)Diem-Brief orientierte Schützenhilfe leiste(te)n!, wurde eine fehlende kritische Haltung gegenüber Diems Arbeit im Dritten Reich vorgehalten. Ansatzpunkte der Kritik waren Fehlinterpretationen und Auslassungen von Zitaten, historischen Fakten und deren Zusammenhängen. Sie unterstellten zum Beispiel, dass Diem die von Wirkus ausgeführte positive Assoziation von Krieg und Sport eben nicht versuchte abzuwehren, da er !zeit seines Lebens die Auffassung (vertrat), daß der Sport zum Krieg gehört oder ihm dient!. Letztlich sah sich Bernd Wirkus daraufhin erneut veranlasst, eine Reaktion auf den Aufsatz des Verfasserkollektivs der drei Bonner und Kölner Studenten zu leisten. Diese wurde direkt im Anschluss an deren Artikel in der Leibeserziehung abgedruckt. Wirkus antwortete auf die Kritik des Weglassens historischer Zusammenhänge mit dem Verweis auf den wissenschaftlichen Anspruch des Carl-Diem-Instituts: Ziel sei eine !objektive Erforschung! und nicht !die Erzeugung einer 'Legende' um eine Person!. Hinzu kamen weitere Erklärungen zu den jeweils gewählten Diem-Zitaten und deren Deutungen. Was sich aus dieser zweiten Diem-Debatte schlussfolgern lässt, ist einerseits die Schwierigkeit, mittels Sprache und dem Belegen mit Zitaten, das Denken und Handeln von historischen Personen postum zu rekonstruieren. Schließlich kann die Person, um die es geht, ebenso wenig ein Veto einlegen wie Außenstehende ein objektives Urteil abgeben können. Zweitens ist festzustellen, dass erste Zweifel an der Arbeit des Carl-Diem-Instituts aufkamen - geschehen durch Hinrichsen et al. sowie Goelde. Schließlich gab das Carl-Diem-Institut vornehmlich Schriften aus Diems Nachlass heraus, welche ein positives Bild zu erzeugen suchten. Diese Zweifel wurden von der damaligen Prorektorin Liselott Diem (zwischen 1969-1971) und dem Diem-Instituts-Mitarbeiter Bernd Wirkus versucht, als falsch darzustellen. Wissenschaftliche Untersuchungen zur Organisation des Sports im Dritten Reich wurden nur marginal durchgeführt, was an der sich erst entwickelnden Sportwissenschaft sowie an der mangelhaften Quellenlage lag. Lediglich Hajo Bernett unternahm einen ersten Versuch, eine umfassendere Darstellung der Sportpolitik im Dritten Reich durchzuführen, indem er Akten der Reichskanzlei sezierte. Der Name Carl Diem fand (zunächst) jedoch keine besondere Bedeutung. Dies sollte sich in der Folgezeit ändern.
Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Sport - Sporttheorie - Sportpsychologie

Sportwetten strategisch gewinnen

E-Book Sportwetten strategisch gewinnen
Ideal für Wetten auf Fussball, Tennis, Baseball, Basketball, Boxen, Golf, Formel 1, Spezialwetten & Co. Format: PDF

Allein durch Sportwissen kann man mit Sportwetten wohl kaum hohe Gewinne erzielen. Wer einige Regeln beachtet, kann jedoch gerade von den vielen ereignisreichen Überraschungen profitieren. Einen…

Hennings kleines rotes Sportwetten Systembuch

E-Book Hennings kleines rotes Sportwetten Systembuch
Mit Sportwetten systematisch Geld verdienen (Band 1) Format: PDF

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, Sportwetten sind heute beliebter denn je. Das Angebot geht längst über Großereignisse, wie die Fußball-WM hinaus. Schließlich kann man neben den klassischen…

Hennings' Online Poker Guide

E-Book Hennings' Online Poker Guide
Texas Hold'em erfolgreich im Internet spielen Format: PDF

Vor etwa 150 Jahren pokerten die Amerikaner noch auf alten Flussschiffen oder in verrauchten Saloons. Heute dagegen bietet sich das Internet als ideale Plattform für Poker an. In den letzten Jahren…

Von 100 auf 90 (Golfratgeber)

E-Book Von 100 auf 90 (Golfratgeber)
Format: PDF

Lieber Golffreund! Mein Name ist John J. Roethling. Ich leite die „GOLFeinfachMARBELLA" Golfschule, die erste deutsche Konzept Golfschule (im Sommer in Deutschland, in den Wintermonaten in…

Nordic Blading

E-Book Nordic Blading
Inlineskaten mit Speed Format: PDF

Speed und Fun garantiertFür Nordic Blading benötigt man nur ganz normale Roller Blades und Langlaufstöcke und schon kann man richtig Gas geben. Adrenalinstöße und Action werden garantiert. Das Motto…

Weitere Zeitschriften

Ärzte Zeitung

Ärzte Zeitung

Zielgruppe:  Niedergelassene Allgemeinmediziner, Praktiker und Internisten. Charakteristik:  Die Ärzte Zeitung liefert 3 x pro Woche bundesweit an niedergelassene Mediziner ...

Burgen und Schlösser

Burgen und Schlösser

aktuelle Berichte zum Thema Burgen, Schlösser, Wehrbauten, Forschungsergebnisse zur Bau- und Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Denkmalschutz Seit ihrer Gründung 1899 gibt die Deutsche ...

crescendo

crescendo

Die Zeitschrift für Blas- und Spielleutemusik in NRW - Informationen aus dem Volksmusikerbund NRW - Berichte aus 23 Kreisverbänden mit über 1000 Blasorchestern, Spielmanns- und Fanfarenzügen - ...

dental:spiegel

dental:spiegel

dental:spiegel - Das Magazin für das erfolgreiche Praxisteam. Der dental:spiegel gehört zu den Top 5 der reichweitenstärksten Fachzeitschriften für Zahnärzte in Deutschland (laut LA-DENT 2011 ...

die horen

die horen

Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik."...weil sie mit großer Aufmerksamkeit die internationale Literatur beobachtet und vorstellt; weil sie in der deutschen Literatur nicht nur das Neueste ...

FileMaker Magazin

FileMaker Magazin

Das unabhängige Magazin für Anwender und Entwickler, die mit dem Datenbankprogramm Claris FileMaker Pro arbeiten. In jeder Ausgabe finden Sie von kompletten Lösungsschritten bis zu ...